Am 28.01.2021 findet an der Uni Bremer der digitale Vortrag “Tanz mit dem Vulkan – die ostdeutschen Werften und der Bremer Vulkan” statt. Der Vortrag des ehemligen Bremer Hafen-Staatsrats Heiner Heseler findet im Rahmen des Verbund-Projektes „Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR“ (Mod-Block-DDR), dessen Bremer Team von der Ökonomie-Professorin Jutta Günther geleitet wird. Auch im Rahmen unseres Hafenseminars haben wir ausführlich mit der Geschichte des Bremer Vulkans (z. B. im Podcast #7 und dem Beitrag zum Werftensterben) und seinem Engagement bei den Werften in Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt.
Archiv der Kategorie: Hafengeschichte
Bremer Hafenarbeiterstreiks 1977/78
Streiks der Hafenarbeiter weltweit gab es schon vielzählige, angefangen mit dem Streik der Kohleträgerinnen und Seeleute 1768 in London, woher auch der Name kommt. Damals wollten die Seeleute herausfinden, auf welchem Schiff man die beste Heuer (Lohn) bekommen kann und fanden heraus, dass es enorme Unterschiede in der Bezahlung zwischen den einzelnen Schiffsbesitzern und Kapitänen gab. Daraufhin haben sie die „Segel gestrichen“ („striking“), das heißt, sie haben die Toppsegel der Schiffe entfernt, um diese bewegungsunfähig zu machen. Sie wollten die Angleichung der Löhne und unterließen daher ihre Arbeit und streikten (Feenan 2020).In der Lerneinheit 9 wurde auch schon kurz auf die Namensgebung eingegangen. Weiterlesen
Koloniales Erbe Bremens: Baumwolle

Abb 1: Bremen, Schiff mit Baumwolle wird gelöscht
von Milan Boje & Thorben Sander
Bremens Koloniales Erbe hat wie das, der gesamten Bundesrepublik Deutschland seinen Ursprung in dem Bestreben des deutschen Kaisers nach einem “Platz an der Sonne”. In den Deutschen Kolonien im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden sog. Kolonialwaren für die aufstrebende Wirtschaftsnation im Zuge der indus-triellen Revolution für das Kaiserreich vor allem durch Landwirtschaft angebaut und exportiert. Kolonialwaren bezeichnen hierbei Luxusgüter wie Tabak, Kaffee, Kakao aber auch die kostbare Baumwolle, welche durch die im 19. Jahrhundert gegründete Baumwollbörse in Bremen eine besondere Bedeutung einnimmt. Weiterlesen
ZDF-Zoom thematisiert die Arbeits- und Lebensbedingungen von Seeleuten
In dem neuen Beitrag “Die Sklaven der Weltmeere – Wie Seeleute schikaniert werden” widmet sich ZDF-Zoom dem Thema der Arbeits- und Lebensbedingungen von Seeleuten. In Interviews wird unter anderem über Trinkwassermangel oder die schlechte Verpflegung geklagt. Ein zentraler Aspekt ist dabei auch das Ausflaggen in Flag of Convenience Staaten, das u.a. im Beitrag von Franzi (Die Geschichte des Ausflaggens) oder in Lerneinheit 4 thematisiert wird.
ZDF-Zoom: Die Sklaven der Weltmeere Wie Seeleute schikaniert werden
Prekarisierung der Hafenarbeit
In diesem Blogbeitrag soll versucht werden Hafenarbeit und die Veränderungen der Arbeitsbeziehungen in Bremischen Häfen zu beleuchten. Er soll als Zusammenfassung bisheriger Erkenntnisse dieser Themen aus dem Seminar über die Bremischen Häfen dienen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf Entwicklungen gelegt, die das Leben der Arbeiter*innen veränderten und auch verschlechterten.
Das Verhältnis zwischen Arbeit und Kapital verschob sich in den letzten einhundert Jahren deutlich. Während Anfang des 20. Jahrhunderts die Inbetriebnahme der Roland Mühle am Fabrikhafen in Bremen, die Mehlproduktion im gesamten Bremischen Umland veränderte, sorgte beispielsweise auch die Containerisierung für eine extreme Veränderung der Lebensrealitäten der Hafenarbeiter*innen. Zwar entstanden viele neue Berufe rund um die Verviereckung des Stückguts zu ermöglichen, jedoch verschwand im Gegenzug dazu die Vielschichtigkeit der Hafenarbeit. Weiterlesen
Die Rolle Bremer Kaufleute bei der kolonialen Expansion

Das Wahlmotto der Bremer Kaufmannschaft: “Buten un binnen, wagen un winnen” ziert den Schütting
Die Geschichte Bremens und seiner Kaufleute ist eng mit der des Kolonialismus verwoben. So haben Bremer Kaufleute sowohl aktiv am Sklavenhandel teilgenommen (Rössler 2016, 83), sind als Pflanzer in Erscheinung getreten (Rössler 2016, 102–5), waren reichlich am Handel mit Kolonialwaren wie Kaffee, Kakao und Tabak beteiligt (Rössler 2016: 75) und mit Hilfe von Alfred Lüderitz wurde die erste deutsche Kolonie von einem Bremer Kaufmann gegründet (Conrad 2008: 26). Somit stand Bremen mit im Herzen des deutschen Kolonialhandels und war ein Ankerpunkt beim Aufbau der deutschen Kolonien, Schutzgebiete genannt. Gleichzeitig tut sich Bremen mit seinem kolonialen Erbe schwer, wie in diesem Beitrag nachgelesen werden kann. Weiterlesen
Postkoloniale Hafenrundgänge
Seit 2015 bietet der AK Hafen postkoloniale Stadtrundgänge durch die Bremer Überseestadt an. Die nächsten finden am heutigen Samstag (11Uhr) und am 10.8. (17Uhr) statt. In der heutigen taz wird die Politikwissenschafts-Studentin Selma Hornbacher-Schönleber dazu interviewt.
Podcast #6: Kolonialware Kakao
In unserem Podcast geht es um die “Kolonialware Kakao” und insbesondere um neokoloniale Kontinuitäten im Kakaohandel. Auch viel Spaß beim Hören! Und falls ihr noch anschauliche Grafiken haben möchtet, meldet euch bei uns.
Hafen(pod)cast #5: Kolonialismus

Das Brinkmann-Mosaik im Bremer Hauptbahnhof
In unserem Podcast zum Thema “Kolonialismus und postkoloniale Perspektiven”, wollen wir Euch heute einen Einblick in die Darstellung des Globalen Südens in lokalen Publikationen bieten. Viel Spaß beim Hören! Im Beitrag findet ihr noch die angesprochenen Darstellungen und Quellen.
Kaffee – Vom Monopol Mokkas zum kolonialen Exportschlager
Beginnend mit dem 17. Jahrhundert wurde Kaffee von Seiten der Handelskompanien Aufmerksamkeit geschenkt und als Handelsgut in den Europäischen Raum transportiert. Schnell entwickelte sich die Stadt Mokka im Jemen zum zentralen Anlaufpunkt für den Kaffeeexport nach Europa (Chaudhuri 2010: 359), war doch Ihre Lage vorzüglich und sie seit jeher ein Knotenpunkt für den Indien-Handel (Chaudhuri 2010: 374). Problematisch für die europäischen Länder war hingegen, dass die eigenen Produkte kaum auf Resonanz gestoßen sind. So musste der Kaffee im Jemen mit Silber bezahlt werden, was zu großer Missgunst der Herrschenden führte (Krieger 2011: 190). Weiterlesen
Werftstandort Bremerhaven: Die Rickmers Werft
Ein Beitrag von Denise Wächter und Paul-Theodor Pricop

Abbildung 1: Das Rickmers-Tor heute (Radio Bremen 2016)
Schauplatz Bremerhaven – Wir befinden uns auf der Grimsbystraße in Richtung Autobahnzubringer Bremerhaven-Mitte. Inmitten des dichten Verkehrs können wir auf der rechten Seite auf einer unscheinbaren Wiese ein riesiges weißes Tor entdecken. Es befindet sich ein großer Durchgang aus schwarzen schmiedeeisernen Gittern in der Mitte sowie rechts und links zwei kleinere. Diese scheinen aber zu keinem Ziel zu führen. Oberhalb dieser kleineren Eingänge ist eine grün-rot-weiße Flagge zu erkennen, auf der der Buchstabe „R“ abgebildet ist. Zwischen den beiden Flaggen sind zwei Jahreszahlen eingraviert: 1834 und 1857. Über ihnen thront die Inschrift „R.C. Rickmers“. Es wird deutlich: dieses Tor steht an diesem Ort schon eine ganze Weile und hat eine interessante Geschichte zu erzählen. In diesem Blogbeitrag erzählen wir euch mehr über die Familie Rickmers und ihrer Unternehmensgeschichte. Dabei wird auch die Frage beantwortet, was die verschiedenen Symbole auf dem Tor zu bedeuten haben. Weiterlesen
Häfen als außerschulische Lernorte
Ein Beitrag von Jule Rump, Maike Bockwoldt und Jonas Brinkmann
Der Regelfall des Schulunterrichts findet in Klassenräumen statt. Dort präsentieren Lehrkräfte mit Hilfe einer Vielzahl didaktischer Methoden unterschiedliche Themeninhalte. Was dabei jedoch oftmals auf der Strecke bleibt, ist der authentische Charakter der behandelten Unterrichtsgegenstände (Blaseio 2016: 267). Um den authentischen Charakter ausgewählter Themen den Schüler*Innen erfahrbar zu machen, suchen Lehrkräfte mit ihren Schulklassen außerschulische Lernorte auf. Aber was sind außerschulische Lernorte überhaupt und welche Orte eignen sich hierfür besonders? Weiterlesen
Entstehung der Havenwelten & Reise durch das Klimahaus
Ein Beitrag von Denise Wächter & Franziska Jung

Abbildung 1: Die Havenwelten Bremerhaven (Bremerhaven.de)
Seit seinem 10 jährigen Bestehen im vergangenen Jahr konnte das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost – Hauptattraktion der Havenwelten – über 4 Millionen Besucher*innen (Presseinformation Klimahaus 2019) begrüßen. Das Erlebnis des Klimahauses scheint den Gästen viel wert zu sein. So nahmen 80 % der Besucher*innen eine Anfahrt von 4 Stunden für den Besuch in Kauf (Presseinformation Klimahaus 2019). Das Klimahaus ist ein Ort des maritim geprägten Stadtteils der Havenwelten Bremerhaven, der im Bereich des Alten und des Neuen Hafens liegt. Die an der Schwelle zum neuen Jahrtausend von Bremen und Bremerhaven beschlossenen Havenwelten folgen dem globalen Trend des waterfront-redevelopment (Berking/Schwank 2011: 72), also der Revitalisierung von brachgefallenen bzw. mindergenutzten Häfen- und Uferzonen. Weiterlesen
Podcast #4: Hochseefischerei
In der heutigen Podcast-Folge geht es um die Hochseefischerei – ebenfalls mit kurzem Blick auf die Piratenfischerei und auf das illegale Fischen. Außerdem thematisieren wir die enorm hohen Fischfangzahlen, wie diese seit gut 60 Jahren stetig steigen und wie diese Thematik mit Aquakulturen zusammenhängt. Viel Spaß beim Zuhören!
Wie steht ihr zur Massenfischerei und zu Aquakulturen? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare. Weiterlesen
Die Bremer Hafeneisenbahn

Eine Hafenbahn durchquert den Industriehafen (Quelle: Mausolf 2010)
Als Bremische Hafeneisenbahn wird das Schienennetz bzw. die Eisenbahninfrastruktur in den bremischen Häfen bezeichnet. Für die Hafeneisenbahn ist die Senatorin für Wissenschaft und Häfen Claudia Schilling (SPD) verantwortlich, für die Planung, Neubauten oder Instandsetzungen ist die bremenports GmbH & Co. KG verantwortlich. Das gesamte Schienennetz der bremischen Hafeneisenbahn beträgt momentan 193 Kilometer, in denen mehr als 500 Weichen verbaut sind (Täglicher Hafenbericht 2020). In dem Netz eingeschlossen sind die Standorte Industriehafen, Überseestadt, Neustädter Hafen, das Güterverkehrszentrum (GVZ) und das Industriestammgleis Hemelingen in Bremen, sowie der Überseehafen in Bremerhaven (Wissenschaft & Häfen Bremen 2020). Insgesamt sind im Schienennetz sieben Bahnhöfe integriert. Das Schienennetz der Hafeneisenbahn ist mit dem Schienennetz der Deutschen Bahn verbunden, sodass die Waren und Güter problemlos außerhalb Bremens transportiert werden können. Weiterlesen
Wer sind die Betreiber der Container-Terminals in Bremerhaven?
Bremerhaven ist für seinen Automobil- und Containerhafen bekannt, ebenso wie für die Passagierschifffahrt und teilweise auch für den Umschlag von Früchten. Der Anblick der Hafenanlage ist bei jeden Besuch immer wieder faszinierend, dennoch gibt es eine wichtige Frage mit der es sich zu beschäftigen lohnt. Wer sind die Betreiber der Terminals, ohne die der Hafenbetrieb nicht möglich wäre? Über die Bedeutung des Containers für die Schifffahrt haben wir bereits in Lerneinheit 3 „Die Container-Revolution“, sowie in dem dazu passendem Blogbeitrag, mehr erfahren. In diesem Fall soll es eben wegen dieser Bedeutung, die auch für die bremischen Häfen enorm war, um die Betreiber der Container-Terminals in Bremerhaven gehen. Weiterlesen
Zur Lage ausländischer Seeleute im Deutschen Kaiserreich
Heutzutage ist es selbstverständlich, dass auf Handelsschiffen größtenteils Seeleute arbeiten, die nicht die Staatsangehörigkeit der Reederei oder der gehissten Flagge des Schiffes tragen. Das Prinzip der Ausflaggungen mit geringer Regulierung trägt zu dieser Begebenheit bei. Nach Schätzungen der International Chamber of Shipping sind China, die Philippinen, Indonesien, Russland und die Ukraine die 5 größten Seefahrer Nationen, d.h. diese Staaten stellen die meisten Seeleute (Offiziere und sogenannte ratings) für den globalen Seehandel. Genaue Zahlen und Nationalitätsangaben für die Besatzung von Handelsschiffen, sind sehr schwer zu ermitteln. Es kann aber mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass auch auf deutschen Handelsschiffen multinationale Schiffscrews beschäftigt sind. Weiterlesen
Lerneinheit 11: Kolonialismus & postkoloniale Perspektiven
Wer sinnvoll über den Hafen nachdenken will, kommt kurz über lang nicht am Thema Kolonialismus vorbei. Koloniale Produkte wie Baumwolle, Tabak, Rohkaffee und Reis spielen in der Bremischen Hafengeschichte eine große Rolle und ein nicht unerheblicher Anteil der historischen Profite der hiesigen Hafenwirtschaft basieren auf kolonialer Ausbeutung und Sklavenarbeit (Beckert 2014, Rössler 2016). Bremen war eine Hochburg der kolonialen Bewegung (Mamzer et al. 2016). Auch heute kann man gerade an Häfen und ihren Verbindungen neokoloniale Abhängigkeitsverhältnisse ablesen. Beides, das koloniale Erbe und die neokoloniale Gegenwart, erfahren in jüngster Zeit immer mehr Aufmerksamkeit und Politisierung (Chigudu 2020, Beckert/Pepijn 2020, Jessen 2020). Es könnte also kaum einen besseren Zeitpunkt geben, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

Lernvideo 11
Fotorätsel #11
Neue Woche, neues Fotorätsel! Wir entfernen uns zwar räumlich etwas vom aufgelösten Fotorätsel #10 bleiben ihm aber thematisch treu. Dieses Foto wurde in der Nähe von Fotorätsel #2 & Fotorätsel #8 aufgenommen und passt inhaltlich ganz gut zur Lerneinheit 11, die wir in dieser Woche beginnen. Was ist hier abgebildet? In welchem Gebäude ist es zu bewundern? Was hat es mit den Häfen zu tun? Hinweise gerne wieder in den Kommentare!

Fotorätsel #11
Warum hat Bremen keine Chinatown?
Ein Beitrag von Jasper Küster und Jonas Brinkmann
Im Folgenden werden wir vergleichen, inwieweit sich die Arbeitsmigration in Bremen von der vielerorts entstanden chinesischen Arbeitsmigration unterscheidet. Die zentrale These ist dabei, dass wir anhand Bremens keinen “natürlichen” Migrationsprozess beobachten konnten, sondern vielmehr einen durch Regulationen politisch vorangetriebenen, während die Entstehung von Chinatowns aus einer inneren Logik und Notwendigkeit des Außenhandels und der Handelsrouten resultierte. Auf Basis dieser These werden wir betrachten wie die historische, chinesische Arbeitsmigration Einfluss auf die Stadtentwicklung von Hafenvierteln in Städten außerhalb Chinas Einfluss genommen hat und wie sich dies von der Entwicklung der Stadtteile Bremen – Gröpelingen bzw. Walle unterscheidet. Weiterlesen
Aufstieg & Untergang der AG Weser
Die Actien-Gesellschaft „Weser“ (A. G. Weser) war Anfang der 1970er Jahre die größte bremische Werft. Insgesamt rund 8.000 Menschen waren hier zu jener Zeit beschäftigt. Etwa 5.000 arbeiteten am Standort Bremen und rund 3.000 in der Seebeckwerft in Bremerhaven (Heseler/Kröger 1983: 36). Die Großwerft hatte in Deutschland einen Marktanteil von fast 30 Prozent, was einem Weltmarktanteil von 2,3 Prozent entsprach (Thiel 2007: 172). Gerade mal zehn Jahre später wurde die A. G. Weser geschlossen. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie es zum Aufstieg und zum Untergang der Werft kam. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf den politischen Rahmenbedingungen und Konfliktlinien.

Werksgelände der A. G. Weser in Gröpelingen (Quelle: Weser Kurier)
HafenCity vs. Überseestadt – Stadtplanerische Veränderungen von Hafenstädten

(Quelle: Elbphilharmonie Hamburg 2020)

(Quelle: Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (2020): Foto Stadtteil Überseestadt Bremen.
In dem Blogeintrag zu den ewigen Konkurrenten Bremen und Hamburg haben wir bereits einiges über die Häfen Hamburgs und Bremens erfahren, ihre Konkurrenzsituation, sowie über die jeweiligen Containerumschläge der Häfen.
Spannend sind in Bezug zu beiden Städten auch ihre Häfen und ihre Bedeutung für die jeweilige Stadtentwicklung. In diesem Beitrag soll es daher um die unterschiedlichen Ansätze der Entwicklung von Hafenstädten gehen. Der Schwerpunkt liegt auf der Betrachtung und dem Vergleich der Hamburger HafenCity und der Bremer Überseestadt.
Stadtentwicklung in Bremen-Nord in Folge der Werftenkrise
Die Stadtentwicklung in Bremen-Nord steht aufgrund der tiefgreifenden wirtschaftlichen Veränderungen in Folge der Werftenkrise vor großen Herausforderungen. So geht mit den zahlreichen Betriebsschließungen in Folge der Krise ein erheblicher wirtschaftlicher Bedeutungsverlust für den einst industriell geprägten Bremer Norden einher. Am deutlichsten ist es am Verlust der Arbeitsplätze zu erkennen, so kommen auf 100 Einwohner in Bremen-Nord nur noch 19 Arbeitsplätze, während es in der Gesamtstadt Bremen zum Vergleich 54 sind (Andreas et al. 2016). Aufgrund des starken Rückgangs der Arbeitsplätze in Bremen-Nord kam es infolgedessen zu erhöhter Arbeitslosigkeit, Abwanderungen und Kaufkraftverlusten, welche sich wiederum zu wirtschaftlichen und sozialen Problemen formierten (Andreas et al. 2016). Weiterlesen
Unter welcher Flagge fährt es sich am günstigsten? – Die Geschichte des Ausflaggens
Im Oktober 2018 machte das Schiff „Aquarius“ der Bremer Reederei Jasmund Shipping Schlagzeilen. Nachdem erst Gibraltar das Schiff der Seenotrettungsorganisation SOS Mediterranee aus seinem Schiffsregister gestrichen hatte, entzog auch der neue Flaggenstaat Panama dem Schiff das Recht unter seiner Flagge zu fahren. Die „Aquarius“ verkehrte zuvor zwischen Libyen und Italien und rettete über 30.000 Menschen das Leben. Italien, das sich mit der Aufnahme der geretteten Menschen der „Aquarius“ konfrontiert sah, drohte Panama (dem Flaggenstaat) damit, dass Schiffe unter panamaischer Flagge keine europäischen Häfen mehr anlaufen dürften.

Rettungsschiff “Aquarius”. Quelle: SOS Mediterranee.
Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht und das mittelamerikanische Land handelte und entzog der „Aquarius“ die Flagge. Der Schritt von Panama war ungewöhnlich, ebenso die vorherige Ausflaggung durch Gibraltar meint Christoph Hempel, bei dessen Reederei die Seenotrettungsorganisation das Schiff im Jahr 2016 gechartert hatte. Im Dezember 2018 beendete die SOS Mediterranee schließlich den Einsatz des Schiffes, da das Flaggenproblem nicht gelöst werden konnte. Weiterlesen
Der Container – Eine Box begibt sich auf große Fahrt
Am 3. Mai 1966 steuerte die Fairland, eines der ersten Containerschiffe, die in den 1950er einen europäischen Hafen anliefen, die Weser an. Geladen hatten es große Versandbehälter, die Container, von denen 100 im Neustädter Hafen mit dem bordeigene Geschirr der Fairland gelöscht (entladen) wurden (Heidbrink 2005). Somit wurde Bremen zum ersten deutschen Containerhafen und es sollte nicht das letzte Containerschiff sein, welches seine Container in den Bremischen Häfen löscht oder umschlägt. Doch wie kam es dazu, dass sich dieser große Versandbehälter zu einem der wichtigsten und unentbehrlichsten Transportbehälter entwickeln sollte? Weiterlesen
Staatskonzern Bremer Vulkan
Als um 12.05 Uhr am 15. August 1997 die Arbeit auf dem Werftgelände des Bremer Vulkans niedergelegt wurde, bedeutete das nicht nur das Aus für einen der renommiertesten Schiffproduzenten, welcher die Arbeits- und Heimatstätte vieler „Vulkanesen“ war, zugleich bestimmte es auch das Ende der Schiffsbauära an der Unterweser. Diverse Straßennamen und die Überreste von Bahnschienen erinnern noch heute an die einst rege Schiffbautätigkeit im Bremer Norden. Tausende, viele davon angeworben und zugewandert, ließen sich im Umfeld der Werft nieder und lebten direkt oder indirekt vom Schiffsbau. Über viele Generationen hinweg war der Vulkan einer der wichtigsten Arbeitgeber im Bremer Norden und die Abhängigkeit der Vegesacker*innen von ihm war omnipräsent. Umso verheerender war der Untergang der Werft nicht nur für die „Vulkanesen“, sondern für die ganze Region (Behling/Thiel 1997: 5). Weiterlesen
Die Bremische „Container Story“
Über Jahrhunderte wurde in den Bremischen Häfen vorwiegend konventionelles Stückgut umgeschlagen. Waren wurden einzeln, in Säcken oder zusammengefasst auf Paletten transportiert. Dies änderte sich mit der Einführung und Verbreitung des Containers ab den 1960er Jahren. Heute dominiert der Container. Jährlich werden insgesamt rund 5 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit; Zwanzig-Fuß-Standardcontainer) in Bremen und Bremerhaven umgeschlagen (Hafenspiegel 2019: 20). Die Bremischen Häfen bilden damit den viertgrößten Containerhafen in Europa und liegen auf Platz 27 weltweit (Lloyd’s List 2019). Die rasante Ausbreitung des Containers revolutionierte den Warenverkehr und brachte diverse strukturelle Veränderungen mit sich. Ziel dieses Blogbeitrages ist es die Veränderung der Bremischen Hafenwelt durch den Container aufzuzeigen und hierbei auch negative Auswirkungen zu berücksichtigen. Weiterlesen
Die Columbuskaje – Kaje der Tränen
(Beitrag von Dorothee Herdtweck & Seher Sarigül)
Die Geschichte des Wahrzeichen Bremerhavens beginnt im Jahre 1861. Zu dieser Zeit ist die Norddeutsche Lloyd (NDL) für den Auswandererverkehr bekannt. Bereits zwischen 1861 und 1869 wurden neun eiserne Schraubendampfer vom NDL für den Transfer von Menschen nach Nordamerika bestellt. Der Lloyd ließ 1869 für die „Abfertigung“ der Passagiere eine Wartehalle mit Bahnanschluss an der Westkaje des neuen Hafens anfertigen. In den Jahren 1872 bis 1876 folgte dann der Kaiserhafen, welcher durch eine Schleuse mit dem neuen Hafen verbunden wurde. Da die neuen Lloyd Dampfer immer größer wurden und ihre Zahl weiter anstieg, wurde im Jahr 1881 die halbrunde Ostkaje des Kaiserhafens gegenüber der Schleuse zurückgenommen (Focke/Peters 2015: 7). Weiterlesen
Der Industriehafen – Feuer fängt mit Funken an

Der Industriehafen von oben. Quelle: Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Europa (2018: 22).
Zuletzt stand der Industriehafen aufgrund des entfachten Feuers auf dem Gelände eines Holzhandels an der Louis-Krages-Straße im medialen Interesse in Bremen und umzu. Wie das Feuer am Hafen, dass klein begann und sich zwischenzeitlich auf bis zu 300 Quadratmeter ausbreitete (Buten und binnen 2020), so verlief die Geschichte des Industriehafen – mit der Idee die Wirtschaft anzukurbeln. Mittlerweile, zehn Jahre nach dessen 100-jährigem Jubiläum (Die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa 2010), konzentriert sich die Hälfte des stadtbremischen Seegüterumschlags im Industriehafen (Andryszak 2018: 2). Weiterlesen
Geschichte des Norddeutschen Lloyd
Die Hapag-Lloyd ist bekannt als weltweit führende Linienreederei, das heißt, dass sie insbesondere für den Güterverkehr zuständig ist. Sie ist ein Unternehmen mit mittlerweile 239 modernen Containerschiffen, einem Transportvolumen von 12,0 Millionen 20 Fuß Containern (TEU, Standardcontainer) im Jahr, rund 13.000 MitarbeiterInnen in 392 Büros in 129 Ländern (Hapag-Lloyd 2019). Doch Hapag-Lloyd war nicht immer ein weltweit führender Anbieter. Bis zur Fusion der Reedereien Norddeutscher Lloyd und der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) im Jahr 1970 war es ein langer Weg – ebenso wie die Gründung des Norddeutschen Lloyd selbst. Weiterlesen