Offshore-Windenergie in Bremerhaven

Ein Beitrag von Milan Boje und Thorben Sander

Bremen und Bremerhaven sind wichtige Träger für die deutsche Windkraftindustrie. Bereits in den 90er Jahren wurden die ersten Anlagen im Stadtstaat in Betrieb genommen. Mit den Plänen der Bundesregierung über die Energiewende nahm auch der Ausbau der Windindustrie in Bremen große Schritte an. Mittlerweile gibt es etwa 120 in Bremen ansässige Firmen aus dem Bereich Windenergie. Über die Hälfte davon alleine im Offshore Segment. Damit hat sich die Windindustrie in Bremen und vor allem die Offshore Windindustrie in Bremerhaven als eine der wichtigsten Standbeine der Wirtschaft entwickelt und erwartet in den folgenden Jahren im Zuge des Anlagenausbaus noch weiteres Wachstum.

Abb 1: Konstruktion einer Windkraftanlage im Windpark Alpha Ventus

Siehe auch:

Offshore Windindustrie

Bremerhaven bietet durch seinen großen Hafen eine gute Möglichkeit der für den Bau und die Unterhaltung neuer und bestehender Infrastrukturen im Bereich der Offshore-Windindustrie. Die in Bremerhaven ansässigen Firmen bauen dort die Anlagen und diese werden mithilfe von Schwerlastschiffen zu ihren Fixen Standorten in der Nordsee gebracht. Neben dem Bau dieser Anlagen ist vor allem die Instandhaltung eine wichtige Aufgabe um die kontinuierliche und verlässliche grüne Energie sicherzustellen.

Mittlerweile hat sich in Bremen ein großes Netzwerk an Institutionen rund um Forschung, Entwicklung, Produktion, Service und Wartung gebildet. Dadurch ist Bremen und besonders Bremerhaven eine Anlaufstelle für Windenergie in der gesamten Republik aber auch über diese hinaus. Neben dem Teststand für Rotorblätter ist vor allem das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) ein zentraler Akteur in dieser Lobby. Ein wichtiges Projekt dieses Instituts ist vor allem das Projekt „Grüner Wasserstoff“.

Projekt „Grüner Wasserstoff“

Da sowohl die Sonne nicht immer scheint als auch der Wind nicht immer weht ergibt sich die Herausforderungen diese natürlichen Schwankungen in der Stromproduktion auf eine Art und Weise auszugleichen, indem man Speichermöglichkeiten für überschüssigen Strom schafft, um diesen bei hohem Verbrauch abrufen zu können. Ein zentraler Gedanke hierbei ist die Elektrolyse. Hierbei wird mithilfe von Strom, Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Dieser Wasserstoff kann nun bequem gelagert werden und bei Bedarf sauber verbrannt werden. Die Elektrolyse bietet also die Möglichkeit der sauberen Energie bei nicht vorhandenen natürlichen Bedingungen wie z.B. Wind. Der für die Elektrolyse benötigte Rohstoff Wasser ist natürlich in sehr großen Mengen vorhanden grade im Bereich der Offshore Windindustrie. „Ziel der Forschung ist es, für insgesamt vier Anwendungsfelder eine CO2 neutrale Versorgung mittels Wasserstoffs zu erreichen. „Wir wollen beispielsweise durch die Kopplung von Windstrom und Wasserstoff alternative Kraftstoffe für die maritime Wirtschaft und Schifffahrt nutzbar machen“, erklärt Prof. Dr. Carsten Fichter, Professor der Hochschule Bremerhaven.

Durch die vielen wie bereits oben genannten Akteure soll in Bremerhaven das gemeinschaftliche Kompetenzzentrum Wasserstoff entstehen um die mögliche, aktive Nutzung von Wasserstoff zu erproben und wettbewerbsfähig zu machen. Hierbei soll vor allem ein Testgelände auf dem ehemaligen Flugplatz „Luneort“ errichtet werden. Mithilfe von 16 Millionen Euro nationaler und europäischer Fördermittel soll ein Elektrolysegenerator entstehen, welcher die umliegende Netzschwankung untersuchen soll und somit ein Untersuchungsraum für späteren Ausgleich mit „Grünem Wasserstoff“ schafft. Mit der Speicherbarkeit des Wasserstoffs können diese Schwankungen in der Leistungsförderung von Erneuerbaren Energien im Besonderen von Windenergie aufgefangen und bei Bedarf abgerufen werden. Bis 2021 sollen noch weitere Anwendungsbereiche erforscht werden, wie Beispielsweise eine Verwendung von Grünem Wasserstoff in der Lebensmittelmittelindustrie. (IWES,2020)

Schwerlastterminal OTB

Ein aktuelles Projekt ist die Erweiterung des Offshore Terminals Bremerhaven (OTB) hierbei sollen viele weitere Entwicklungsflächen erschlossen und das gesamte Hafenareal entlang der Weser vergrößert werden. Hierfür ist ein neues Schwerlastterminal für den OTB geplant. Dabei handelt es sich um ein Hafenterminal, welches ermöglichen soll, 1000 Tonnen schwere Fundamente für die Offshore Windkraftanlagen am Hafenkai zusammenzubauen und für die Verladung auf Schwerlastschiffe vorzubereiten. Insgesamt soll hierbei ein neues Hafenareal von 25 Hektar entstehen. Da eine Finanzierung durch eine Ausschreibung von vielen privaten Windkraftfirmen scheiterte, wurde die Finanzierung an das Land Bremen übergeben, welches die Hoffnung nun darauf setzt, die Kosten durch die Hafennutzungsgebühren der dort ansässigen Windenergiefirmen zu refinanzieren. Ein weiterer Kritikpunkt an der Erschließung weiterer Hafenflächen für das geplante Schwerlastterminal kommt vom Naturschutzbund NABU. So müssen für den Bau ökologisch wertvolle Binnenwattflächen und Brackwasserzonen überbaut werden, wodurch vor allem der Artenschutz der Wattvögel aber auch der Wanderzyklus einiger Fische und Schweinswale gestört wird. Der Naturschutzbund hat eine Klage eingereicht um einen Baustopp zu verhängen der bis dato anhält.

Durch die Schwierigkeiten im Bau- und Finanzierungsprozess haben viele potentielle Investoren, wie Beispielsweise die Siemens Windenergie mittlerweile Ihre Windkraftanlagenproduktion in das bereits fertig gestellte Schwerlastterminal nach Cuxhaven verlegt, wodurch sich die Hoffnungen auf eine baldige Beruhigung der Finanzierungssituation in naher Zukunft weiter entfernen.

Grundsätzliche Unsicherheit bremst Investoren

Neben den oben genannten Ungereimtheiten bezüglich der Baumaßnahmen am Ausbau des OTB zieht vor allem eine generelle Unsicherheit der Investoren in die Windkraft ein negatives Bild auf die weiteren Planungen der Windkraftenergie in Bremerhaven.

Dies kommt vor allem durch die Änderung des Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) der Bundesregierung. Durch Senkungen der Ausbauziele und anderweitiger Überproduktionen, entsteht vor allem Unsicherheit für zukünftige Investitionen. Um Bremerhaven mit seinen eigentlich sehr guten Vorrausetzungen für den Wirtschaftsstandort-Windenergie weiterhin Konkurrenzfähig zu machen, müssten die Planungen für das geplante Schwerlastterminal am OTB abgeschlossen werden und eine konstruktive Lösung für Ausgleichsflächen im Bereich Naturschutz geschaffen werden. Des Weiteren müssten zukünftige Investitionen durch eine gewisse Langfristige Planung im Erneuerbare-Energien-Gesetz der Bundesregierung erleichtert werden, in dem die Ausbauziele im Bereich Windkraft wieder erhöht werden.

Die eigentlich großartigen Vorrausetzungen Bremerhavens den Bereich Offshore-Windenergie weiter auszubauen werden durch viele Hemmnisse zurzeit gebremst. Durch seinen als Know-How-Standort zu bezeichnenden Windenergie Cluster und seine gute Lage, wäre ein Ausbau der Branche im Standort durch sichere Planung und langfristige Investitionssicherheit eigentlich sehr gut möglich.

Literatur:

  • 10 Jahre Alpha Ventus: So geht es der Windkraft-Branche in Bremerhaven (online)https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/offshore-windenergie-nordsee-bremerhaven-100.html

  • IWES (2020): Projekt „Grüner Wasserstoff für Bremerhaven“ startet (online) https://www.iwes.fraunhofer.de/de/presse_medien/projekt–gruener-wasserstoff-fuer-bremerhaven–startet.html

  • Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (2019): 10 Windenergieunternehmen in Bremen – von hier weht der Wind! (online)                                              https://www.wfb-bremen.de/de/page/stories/windenergie-bremen/windenergie-unternehmen-in-bremen-und-bremerhaven#:~:text=120%20Windkraft%2DFirmen%20haben%20sich,Seit%20199 0%20entstehen%20hier%20Windenergieanlagen.

 

  • Färber (2014): Vom ABC-Hafen zum ACO-Hafen
    Aktuelle Hafenentwicklungen in Bremerhaven

Abbildungsverzeichnis:

  • Abb 1: https://www.offshore-stiftung.de/alpha-ventus

 

 

8 Gedanken zu „Offshore-Windenergie in Bremerhaven

    • Meiner Meinung nach müsste man einen konkreten Plan für Ausgleichsflächen und Finanzierungen für das neue Schwerlastterminal finden. Dadurch entsteht eine große neue Fläche die genutzt werden kann. Langfristig sollte die Bundesregierung mit einer Erneuerung des EEG mehr Investitionen nach Bremen locken können. Im Moment ist die Situation für Anleger zu Unsicher.

  1. Bezüglich der Rolle Bremerhavens in der Windindustrie ist es meiner Meinung nach auch erwähnenswert, dass mit dem Verein WAB, das größte Branchennetzwerk dort vertreten ist. Außerdem richtet dieser jährlich die internationale Windforce-Konferenz aus, auf welcher aktuelle Themen und Herausforderungen der Branche besprochen werden.

    Die WAB wird zudem von der Bremer Politik, durch die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa gefördert.

    Relevante Links bei weiteren Interesse:
    https://www.wab.net/

    Startseite

  2. Die aktuellen Diskussionen um die Reform des EEG sind auch interessant, da bei diesen Solarenergie eine größere Rolle spielen könnte und da in Zukunft Kommunen an den Erträgen von Windenergieanlagen beteiligt werden könnten. Das Ziel ist hierbei eine erhöhte Akzeptanz der Onshore-Windenergie. Jedoch gibt es innerhalb der Bundesregierung noch Abstimmungdsbedarf bezüglich naturschutzrechtlichen Fragen.

    Eventuell wisst ihr ja bei der Reform über das Thema Offshore etwas mehr.

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/eeg-novelle-kommunen-sollen-von-windraedern-laut-entwurf-profitieren-a-468db312-81d1-42ac-9ea0-3605053bc3eb#ref=rss

  3. Ein Zusammenschluss von mehreren Fischern ist gegen den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie. Sie befürchten, dass die Windmühlen die Meeresumwelt und der Fischerei auf Dauer schaden könnten.

    Hinter der Initiative stehen die niederländische Aktionsgruppe EMK, der sich weitere Fischer aus insgesamt sieben Anrainer-Ländern der Nordsee und der angrenzenden Meere angeschlossen haben. Sie vertreten nach eigenen Angaben knapp 2000 Fischkutter. In den Briefen an alle Abgeordneten weisen die Fischer auf die enormen Geräusche hin, die beim Einbau der Windkraftanlagen entstehen und bei Fischen und Meeressäugern die Hörorgane schädigen. Die Unterseestromkabel störten die Wanderbewegungen von Fischen, Krebstieren und Schalentieren, die gegenüber elektromagnetischer Strahlung empfindlich sind.

    https://www.zeit.de/news/2020-10/06/fischer-gegen-windkraftanlagen-auf-see

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