Wie wir im Hafenseminar an verschiedenen Stellen gesehen haben, sind Welthandel, Schifffahrt und Migration auf vielfältige miteinerander verwoben. Mit der zunehmenden Fluchtbewegung über das Mittermeer und die Einstellung der EU-Seenotrettungsmission Sofia werden Containerschiffe etwa immer häufiger zu Seenotrettern auf dem Mittelmeer, wie das ARD Magazin “Monitor” kürzlich berichtete. Sie sind laut Seerecht zur Rettung Schiffbrüchiger verflichtet und werden regelmäßig von staatlichen Rettungsstellen dazu angewiesen. Vor der libyischen Küsten sind die Kapitäne dabei allerdings in einem rechtlichen Dilemma, wie jüngst der Fall des unter portugiesischer Flagge fahrenden Schiffs “Anna” der deutschen Reederei Jens und Waller zeigt, über den die Journalistin Lucia Heisterkamp in der Wochenzeitung “DIE ZEIT” berichtet. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Migration
Auswandererhaus thematisiert Migrationskonflikte
Das Auswandererhaus in Bremerhaven beabsichtigt mit seinem zweiten Erweiterungs-bau, welcher 12 Mio. € kostet und von Bund und Land finanziert wird, Migrationskonflikte zu thematisieren und in diesem ein Bildungsinstitut zur Museumspädagogik für Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung sowie ein Institut für Migrationsforschung (Academy of Comparative Migration Studies) einzurichten. Die geplante Eröffnung ist im Frühjar 2021.

Erweiterungsbau des Auswandererhauses (Quelle Radio Bremen)
Das Thema der Migration wurde auch schon hier auf dem Blog behandelt: Arbeitsmigration und Wandel in Gröpelingen oder Warum hat Bremen keine Chinatown? Weiterlesen
Zur Lage ausländischer Seeleute im Deutschen Kaiserreich
Heutzutage ist es selbstverständlich, dass auf Handelsschiffen größtenteils Seeleute arbeiten, die nicht die Staatsangehörigkeit der Reederei oder der gehissten Flagge des Schiffes tragen. Das Prinzip der Ausflaggungen mit geringer Regulierung trägt zu dieser Begebenheit bei. Nach Schätzungen der International Chamber of Shipping sind China, die Philippinen, Indonesien, Russland und die Ukraine die 5 größten Seefahrer Nationen, d.h. diese Staaten stellen die meisten Seeleute (Offiziere und sogenannte ratings) für den globalen Seehandel. Genaue Zahlen und Nationalitätsangaben für die Besatzung von Handelsschiffen, sind sehr schwer zu ermitteln. Es kann aber mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass auch auf deutschen Handelsschiffen multinationale Schiffscrews beschäftigt sind. Weiterlesen
Arbeitsmigration und Wandel in Gröpelingen
Gröpelingen hat sich von einem Dorf zu einem Arbeiterviertel entwickelt und hat heute in Bremen den Ruf als Problemviertel. Mit seiner Geschichte steht Gröplingen nicht alleine. Diese historische Entwicklung ist typisch für traditionelle Arbeiterviertel in westdeutschen Großstädten (Liffers 2004: 8-9). Erst durch durch den Umzug der AG Weser 1902 – 1905 nach Gröpelingen isti dieses Teil des urbanen Bremen geworden. Die AG Weser hat Frachter und Kriegsschiffe gebaut. Der Bedarf an Arbeitskräften ist rasant angestiegen und tausende Arbeiterfamilien deutscher und ausländischer Herkunft zogen nach Gröpelingen. Innerhalb weniger Jahre hat sich so ein Zusammenleben aus unterschiedlichen Nationalitäten, Religionen und sozialen Schichten entwickelt. Weiterlesen
Warum hat Bremen keine Chinatown?
Ein Beitrag von Jasper Küster und Jonas Brinkmann
Im Folgenden werden wir vergleichen, inwieweit sich die Arbeitsmigration in Bremen von der vielerorts entstanden chinesischen Arbeitsmigration unterscheidet. Die zentrale These ist dabei, dass wir anhand Bremens keinen “natürlichen” Migrationsprozess beobachten konnten, sondern vielmehr einen durch Regulationen politisch vorangetriebenen, während die Entstehung von Chinatowns aus einer inneren Logik und Notwendigkeit des Außenhandels und der Handelsrouten resultierte. Auf Basis dieser These werden wir betrachten wie die historische, chinesische Arbeitsmigration Einfluss auf die Stadtentwicklung von Hafenvierteln in Städten außerhalb Chinas Einfluss genommen hat und wie sich dies von der Entwicklung der Stadtteile Bremen – Gröpelingen bzw. Walle unterscheidet. Weiterlesen
Lerneinheit 7: Hafen & Stadt(teil)entwicklung
Wie wir bereits gesehen haben, ist die Bremische Siedlungsgeschichte schon seit ihren Anfängen zugleich auch Hafengeschichte. Damit ist die Frage nach den Auswirkungen von Hafenwentwicklung auf das Leben in den benachbarten Stadtteilen im Kern auch keine neue, aber trotzdem eine hochaktuelle Frage. Gerade weil die historische Entwicklung der Bremischen Häfen durch eine kontinuierliche Erweiterung und Verlagerung der Hafenareale im Wettlauf mit den Schiffsgrößen gekennzeichnet ist, hat Bremen auch eine lange Erfahrung mit Fragen der Nachnutzung (Heidbrink 2005: 150f.). Ein Blick über den Tellerrand und in humangeographische und stadtsoziologische Literatur zeigt aber zugleich, dass es seit einigen Jahrzehnten einen neuen globalen Trend zur Waterfront Revitalisierung gibt, mit dem sich Hafenstädte nach der zunehmenden Entflechtung von Hafen- und anderen Stadtfunktionen neu erfinden (Schubert 2008, Warsewa 2017). In dieser Lerneinheit wollen wir daher unsere Aufmerksamkeit sowohl auf diese jüngeren Veränderungen der Beziehung zwischen Stadt und Hafen als auch auf die historischen Auswirkungen der Hafenentwicklung auf das Stadtleben richten.

Wandbild zur leeren A.G. Weser in der Bauhüttenstraße Foto: Archiv der Geschichtswerkstatt Gröpelingen
Die Columbuskaje – Kaje der Tränen
(Beitrag von Dorothee Herdtweck & Seher Sarigül)
Die Geschichte des Wahrzeichen Bremerhavens beginnt im Jahre 1861. Zu dieser Zeit ist die Norddeutsche Lloyd (NDL) für den Auswandererverkehr bekannt. Bereits zwischen 1861 und 1869 wurden neun eiserne Schraubendampfer vom NDL für den Transfer von Menschen nach Nordamerika bestellt. Der Lloyd ließ 1869 für die „Abfertigung“ der Passagiere eine Wartehalle mit Bahnanschluss an der Westkaje des neuen Hafens anfertigen. In den Jahren 1872 bis 1876 folgte dann der Kaiserhafen, welcher durch eine Schleuse mit dem neuen Hafen verbunden wurde. Da die neuen Lloyd Dampfer immer größer wurden und ihre Zahl weiter anstieg, wurde im Jahr 1881 die halbrunde Ostkaje des Kaiserhafens gegenüber der Schleuse zurückgenommen (Focke/Peters 2015: 7). Weiterlesen
Geschichte des Norddeutschen Lloyd
Die Hapag-Lloyd ist bekannt als weltweit führende Linienreederei, das heißt, dass sie insbesondere für den Güterverkehr zuständig ist. Sie ist ein Unternehmen mit mittlerweile 239 modernen Containerschiffen, einem Transportvolumen von 12,0 Millionen 20 Fuß Containern (TEU, Standardcontainer) im Jahr, rund 13.000 MitarbeiterInnen in 392 Büros in 129 Ländern (Hapag-Lloyd 2019). Doch Hapag-Lloyd war nicht immer ein weltweit führender Anbieter. Bis zur Fusion der Reedereien Norddeutscher Lloyd und der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) im Jahr 1970 war es ein langer Weg – ebenso wie die Gründung des Norddeutschen Lloyd selbst. Weiterlesen