Newsletter „Welthafen aktuell“

Unser Hafenseminar ist zwar beendet, aber die Bremischen Häfen arbeiten natürlchh weiter und produzieren regelmäßig neue Nachrichten. Wer auch über das Seminar hinaus auf dem Laufenden bleiben will, kann sich neben den zahlreichen Forschungsdaten auch den regelmäßig erscheinenden bremenports Newsletter „Welthafen aktuell“ ansehen. In der neuen Ausgabe vom 27.08. gibt es u.a. aktuelle Zahlen zur Bremischen Hafenwirtschaft, ein Interview mit dem Vorsitzenden der Bundesvereinigung Logistik und ein Portrait der ersten weiblichen Präses der Bremer Handelkammer, Janina Marahrens-Hashagen. Bei den Umschalgszahlen ist das Bild differenziert: Durch die Corona Pandemie ist zwar der Automibilumschalg in Bremerhaven stark eingebrochen 8-36,3%), der Containerumschlag ist aber im 1. Halbjahr 2020 weniger zurückgegangen als befürchtet (-4,8%).

LMd-Artikel: Raue See

Quelle: Le Monde diplomatique (08/2020, S. 9), Adolf Buitenhuis

In der August-Augabe der Zeitung Le Monde diplomatique ist ein für unseren Seminarkontext sehr spannender und ausführlicher Artikel von Tom Stevenson mit dem Titel „Raue See. Die Geopolitik des maritimen Welthandels“ abgedruckt. Darin geht es vor allem um die Politische Ökonomie der Handelsschifffahrt als zentraler Infrastruktur des gloablen Kapitalismus. Angesprochen wird u.a. das widersprüchliche Verhältnis von Staat und Markt bei den großen Reederein, das auch schon im letzten Podcast vom MdB Uwe Schmidt thematisiert wurde. Nicht nur die chinesische Container-Reederei COSCO ist, wie von Schmidt mehrfach betont, eng mit dem Staat verbunden, auch Maersk, CMA CGM und MSC erhalten viel Unterstützung von ihren jeweiligen europäischen Mutterländern. Diese 4 Unternehmen bilden im Grunde ein Oligopol im globalen Containerhandel. Der Autor arbeitet auch sehr gut die geopolitische Dimension der Handelsschiffahrt heraus. Zudem geht es auch um die Arbeitsbeziehungen in der Schiffahrt, die auch auf diesem Blog immer wieder Thema waren. Steveson schreibt von einer „Klassengesellschaft an Bord“ und thematisiert die besonderen Probleme beim Crew Change während der Corona Pandemie.

Podcast #8: Kooperation ist der neue Wettbewerb

von links nach rechts: Jannes Schulz, Jonas Pagels, Uwe Schmidt und ein netter älterer Herr, der unbedingt mit aufs Foto wollte.

Aufbauend auf unserem Blogbeitrag „Wilhelmshaven – Das neue Hamburg?“ haben wir das Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Uwe Schmidt (SPD) gesucht. Uwe ist gelernter Hafenfacharbeiter und zog 2017 über das Direktmandat im Wahlkreis Bremen II – Bremerhaven in den Deutschen Bundestag ein. Hinsichtlich seiner Biographie, in der Häfen immer eine Rolle gespielt haben, setzt er sich dort natürlich stark für Hafenpolitik ein – unter anderem im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur.

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Prekarisierung der Hafenarbeit

In diesem Blogbeitrag soll versucht werden Hafenarbeit und die Veränderungen der Arbeitsbeziehungen in Bremischen Häfen zu beleuchten. Er soll als Zusammenfassung bisheriger Erkenntnisse dieser Themen aus dem Seminar über die Bremischen Häfen dienen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf Entwicklungen gelegt, die das Leben der Arbeiter*innen veränderten und auch verschlechterten.

Das Verhältnis zwischen Arbeit und Kapital verschob sich in den letzten einhundert Jahren deutlich. Während Anfang des 20. Jahrhunderts die Inbetriebnahme der Roland Mühle am Fabrikhafen in Bremen, die Mehlproduktion im gesamten Bremischen Umland veränderte, sorgte beispielsweise auch die Containerisierung für eine extreme Veränderung der Lebensrealitäten der Hafenarbeiter*innen. Zwar entstanden viele neue Berufe rund um die Verviereckung des Stückguts zu ermöglichen, jedoch verschwand im Gegenzug dazu die Vielschichtigkeit der Hafenarbeit. Weiterlesen

Podcast #7: Der Bremer Vulkan, ein besonderer Arbeitgeber?

In meinem Podcast thematisiere ich den Bremer Vulkan und die Frage, inwiefern er einen besonderen Arbeitgeber für den Bremer Norden darstellte. Genau dieses Bild eines einmaligen, familiären und stadtteilprägenden Arbeitgebers bestimmt auch heute noch oftmals die Sicht vieler Vegesackerinnen und Vegesacker. Ein Einblick in eine solche Sichtweise liefert das Buten und Binnen Interview „Die Vulkanesen“ von Kudir Özkol und Hasso Kulla – dieses diente als Grundlage für meinen Podcast und lohnt sich daher, vor dem Anhören einmal anzuschauen. Den Link findet ihr in der Literaturangabe. Während des Podcasts hört ihr nicht nur verschiedene Interviewsequenzen, sondern auch Sebastian Möller, welcher mit mir gemeinsam die Leitfrage diskutierte.

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Beiruter Hafen wird zum Ground Zero

Quelle: derstandard.at, APA/EPA

Die schwere Explosion in Beirut vor einer Woche, bei der viele Menschen ums Leben kamen, hat nicht nur die Stadt, die Menschen und die politische Elite Libanons erschüttert, sie wirft auch Fragen nach der Sicherheit von Hafenbetrieb und Schifffahrt auf. Schließlich ereognete sich die Explosion im Hafen von Beirut, der durch sie weitgehend zerstört wurde. Ausgangspunkt der Katastrophe war vermutlich das Schiff „Rhosus“, das 2013 beladen mit 2750t Ammoniumnitrat beladen Berirut erreichte. Die New York Times berichtet über die Geschichte dieses Schiffes, das im November 2013 auf der Route von Georgien nach Mozambik in Beirut festmachte, um zusätzliche Ladung aufzunehmen. Mit den Einnahmen aus diesem Extra-Transport von Beirut nach Jordanien sollten offenbar die Gebühren für den Transit durch den Suez Kanal bezahlt werden. In Beiraut ist die „Rhosus“ dann aber mit ihrer gefährlichen Ladung gestrandet, vermutlich weil die Hafenbehörde die Weiterfahrt wegen zahlreicher technischer Mängel untersagte und die Reederei offenbar zahlungsunfähig war. Weiterlesen

Segelt das Schulschiff von Vegesack nach Bremerhaven?

Im Vegesacker Hafen in Bremen-Nord sind in den letzen Jahren schon viele Projekte der Stadtentwicklung grandios gescheitert, von Haven Höövt, über die Gläserne Werft bis zum Spicarium. Nun plant der Investor Max Zeitz ein neues Stadtquartier am ehemaligen Bremer Vorhafen mit einem umstrittenen Hochhaus für hochpreisiges Wohnen. Das ist aber nicht der einzige Grund für Kritik: Offenbar spielt auch das „Schulschiff Deutschland“ in seinen Planungen keine Rolle mehr. Die taz nord berichtet in diesem Zusammenhang über Bremerhavener Begehrlichkeiten, das Schiff in die Seestadt zu holen, wo es 1927 gebaut wurde. Ob aber die Entwicklung des Quartiers in unmittelbarer Nähe zum Vegesacker Bahnhof und zur Groher Düne ein Erfolg wird, dürfte kaum von der Zukunft des Schulschiffs abhängen.

„Waller Sand“ ausgezeichnet

„Waller Sand“ in der Überseestadt (Quelle: WFB)

Der „Waller Sand“, ein neuer Strandpark in der Überseestadt (genauer an der ehemaligen Einfahrt des Überseehafens), an dem wir auch bei unser Hafen-radtour vorbeigekommen sind, wurde vom Bundesinnenminis-terium im Rahmen des Bundes-preis Stadtgrün als zukunfts-weisender Ort ausgezeichnet. In der Begründung wird darauf verwiesen, dass es bei diesem Projekt gelungen ist, durch den Klimawandel notwendige Anpas-sungen des Hochwasserschutzes mit einer Aufwertung des Stadtteils zu verbinden und die Trennung von Stadt und Wasser zu überwinden. Hervorgehoben wird auch das Potential die Stadtteile Walle und Gröpelingen zu verbinden. Wie findet ihr den „Waller Sand“?

Die Rolle Bremer Kaufleute bei der kolonialen Expansion

Das Wahlmotto der Bremer Kaufmannschaft: „Buten un binnen, wagen un winnen“ ziert den Schütting

Die Geschichte Bremens und seiner Kaufleute ist eng mit der des Kolonialismus verwoben. So haben Bremer Kaufleute sowohl aktiv am Sklavenhandel teilgenommen (Rössler 2016, 83), sind als Pflanzer in Erscheinung getreten (Rössler 2016, 102–5), waren reichlich am Handel mit Kolonialwaren wie Kaffee, Kakao und Tabak beteiligt (Rössler 2016: 75) und mit Hilfe von Alfred Lüderitz wurde die erste deutsche Kolonie von einem Bremer Kaufmann gegründet (Conrad 2008: 26). Somit stand Bremen mit im Herzen des deutschen Kolonialhandels und war ein Ankerpunkt beim Aufbau der deutschen Kolonien, Schutzgebiete genannt. Gleichzeitig tut sich Bremen mit seinem kolonialen Erbe schwer, wie in diesem Beitrag nachgelesen werden kann. Weiterlesen