Das Hermannsdenkmal ist das Wahrzeichen von Ostwestfalen-Lippe und vor allem dem Kreis Lippe selbst. Aus der Gegend stammend, habe ich das Denkmal als Kind oft mit meiner Familie besucht und die Landschaft und das Denkmal bestaunt. Früher habe ich vor allem die Aussicht und den Kletterpark in unmittelbarer Nähe genossen. Nach meinem letzten Besuch jedoch habe ich mich gefragt, welche Geschichte hinter dem Hermannsdenkmal steckt.
Der Namensgeber ist der Cheruskerfürst Arminius, der im Jahr 9 n.Chr. die drei Legionen des römischen Feldherrn Varus besiegt hatte und in der Neuzeit so zum Befreier Germaniens stilisiert wurde.
Der Ursprung der Idee eines solchen Denkmals lässt sich in der politischen Situation Deutschlands zu Beginn des 19. Jahrhunderts finden. Auf dem Gebiet der damals als deutsche Staaten geltenden Länder gab es seit Jahrhunderten eine Vielzahl von mal größeren, mal kleineren Königreichen, Fürstentümern und Stadtstaaten. Während und nach dem Ende der napoleonischen Kriege verstärkte sich das Nationalgefühl der Völker Europas, so auch in diesen Staaten. Schon während dieser Kriege suchten geistige Eliten Hinweise für eine nationale Identität. In Arminius bzw. Hermann fand man eine solche Figur.
Ab 1838 wurde die Statue nach den Plänen von Ernst von Bandel auf dem Berg Grotenburg in Detmold gebaut. 1875 wurde sie fertiggestellt und von Kaiser Wilhelm I eingeweiht. Ein interessantes Detail des Hermannsdenkmals ist die Ausrichtung der Statue. Durch ihren Blick nach Westen sollte sie in die Richtung, aus der die Römer kamen, gucken. Aufgrund der Feindschaft zwischen dem neuen deutschen Kaiserreich und Frankreich hatte die Blickrichtung den Nebeneffekt, dass sie auch Richtung Frankreich schaute. Je nach Standpunkt kann es als Zeichen des Angriffs oder der Verteidigung gesehen werden.
Bereits zu dieser Zeit und im Ersten Weltkrieg wurde das Hermannsdenkmal zu einem beliebten Motiv der Propaganda um gegen die katholische Kirche, Juden, Frankreich und Italien zu hetzen.
Wie viele andere Denkmäler der deutschen Geschichte wurde auch diese Statue in der Weimarer Republik von rechtsextremen Parteien vereinnahmt. Sie wurde zum Treffpunkt von Bewegungen wie der Völkischen Bewegung und der DNVP. Das Hermannsdenkmal wurde zwar zu einem beliebten Wahlkampfmotiv der NSDAP während der Wahlen in Lippe, spielte nach dem 30. Januar 1933 aber eine untergeordnete Rolle.
Nach dem Zweiten Weltkrieg löste man sich weitestgehend von der politischen Vergangenheit. So traf sich die FDP zwar noch bis in die 60er, um an den Volksaufstand in der DDR zu erinnern. Seitdem spielt das Hermannsdenkmal jedoch nur bei kleinen rechtsradikalen Parteien eine Rolle.
Nachdem es bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts langsam zu einem Touristenziel wurde, besuchten ab da jedes Jahr Hunderttausende Menschen Hiddesen, um sich das Denkmal und die Landschaft anzugucken. Von der Aussichtsplattform aus kann man weit in alle Himmelsrichtungen blicken. Zudem ist die Statue Teil der Straße der Monumente, zu der auch Denkmäler wie das Kyffhäuserdenkmal und die Siegessäule gehören. Nicht weit entfernt stehen die Externsteine, eine Sandstein-Felsformation, die als Natursehenswürdigkeit zählt. Sowohl das Hermannsdenkmal als auch die Externsteine haben schöne Wanderwege in ihrer Umgebung und lassen sich gut miteinander verbinden. Für Freunde des Laufsports könnte auch der 1972 ins Leben gerufene Hermannslauf von Interesse sein. Dieser startet an dem Denkmal selbst und endet 31,1 Kilometer später an der Sparrenburg in Bielefeld.
Allen, die einen Gefallen am Wandern haben, die Architektur von Denkmälern bewundern wollen oder einen Einblick in einen kleinen Teil deutscher Nationalgeschichte haben wollen, kann ich das Hermannsdenkmal und seine Umgebung nur weiterempfehlen.