Wenn man aus Bremen kommt, ist man schonmal an ihm vorbeigelaufen. An dem riesigen Elefanten an der Bürgerweide. Denn diese 10 Meter hohe Backsteinstatur Nähe des Hauptbahnhofs, kann man gar nicht übersehen. Wirklich drüber nachgedacht, wofür diese Statur steht, haben wahrscheinlich eher die Wenigsten. Ich persönlich bin zwar ständig an ihr vorbeigelaufen, habe mich aber nie damit auseinandergesetzt. An einem Abend musste ich länger an der Bushaltestelle warten und beschäftigte mich, ehrlich gesagt aus Langeweile, mit der Inschrift der Statur. Herausgestellt hat sich, dass hinter diesem Elefanten eine bedeutende Geschichte steckt, die zu einem Mahnmal der deutschen Vergangenheit geworden ist und viel mehr Präsenz in unseren Köpfen verdient hat.
Nachdem das Deutsche Kaiserreich den Ersten Weltkrieg verlor, mussten alle deutschen Kolonien abgegeben werden. Dieses war für die Bremer Wirtschaft ein nur schwer hinzunehmender Verlust. Da Bremen zu einer der Hafenstädte gehört, profitierte es vor allem durch den Überseehandel, der zu dieser Zeit durch die Kolonien möglich gemacht wurde. Viele Bremer Kaufleute sorgten sich um gesicherte Handelsplätze und trauerten dem Kolonialismus hinterher. Daraus entwickelte sich eine kleine „deutsche Kolonialgesellschaft“ die sich in den 1920-30er Jahren für den Wiedergewinn der deutschen Kolonien einsetzte.
Um mehr Aufmerksamkeit für diese „Idee“ zu generieren, wurde die Planung eines Reichskolonialdenkmals in Gang gesetzt. Dieses wurde schlussendlich nach heftigen Debatten 1931 verwirklicht. Diskutiert wurde über den Nutzen des Denkmals, welches wohl nicht als Propaganda für den Kolonialismus, sondern ausschließlich für das Gedenken an die Opfer dienen sollte.
Das auffällige an dem Denkmal war seine Höhe, da sich der Elefant inklusive des Podests 10 Meter von der Erde erhob. Der Elefant damals als Symbolik für Afrika dienend, sollte an die gefallenen Soldaten in den afrikanischen und pazifischen Kolonien gedenken. Aufgeführt waren die Namen der gefallen Soldaten auf Terrakottatafeln, die sich im ausgeleuchteten Unterbau, einer Art Gewölbe unter dem Elefanten befanden. Vor 1945 konnte man eine „in Erinnerung an die deutschen Kolonien“ gravierte Inschrift in einer Terrakottatafel vor der Tür des Unterbaus entdecken. Auf der Rückseite des Monuments befanden sich zwei eingelassene Portraits eines Bremer Kaufmannes und eines Generals, die in Bremen eine tragende Rolle für den Kolonialismus gespielt hatten. Am 06.07.1932 wurde das Denkmal erstmalig eingeweiht, Reden wurden gehalten und Blumenkränze zur Trauer Bekundung niedergelegt.
Nach vielen Jahren, in denen nichts passierte, kommt jetzt die Wendung in der Geschichte des Bremer Elefanten. Nachdem sich Bremen der Aktion „Städte gegen Apartheid“ anschloss, wurde das Reichskolonialdenkmal am 19.09.1989 zum Antikolonialdenkmal umgetauft. Als Namibia im März 1990 die Unabhängigkeit erlangte, feierte Bremen mit. Am Fuße des Elefanten wurde eine neue Bronzetafel niedergelegt die das Denkmal offiziell zu einem Mahnmal umernannte. Aus dem ehemaligen Reichskolonialdenkmal wurde ein Symbol für die schwer tragende Mitverantwortung Deutschlands an dem Kolonialismus und dass sich dies niemals wiederholen darf.
1996 besuchte der namibische Präsident Sam Nujoma das Denkmal und legte zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Henning Scherf eine neue Gedenktafel nieder. Diese neue Tafel gilt dem Gedenken an die Opfer der deutschen Kolonialgesellschaft. Heute ist das Denkmal ein Symbol für die Solidarität zwischen Deutschland und Namibia, die sich durch Ergebnisse auszeichnet. Dafür steht beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen der Uni-Bremen und dem UN-Institut für Namibia in Lusaka. Bis heute gibt es den: „Der Elefant!“ e.V., ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Erhaltung des Mahnmals einsetzt, um auf dessen Geschichte zu verweisen. Denn durch diesen Elefanten soll ein Zeichen für die Unabhängig und Freiheit der Länder gesetzt werden, die dem Kolonialismus und der Apartheid zum Opfer fielen.
Zusätzliche Infos und Bildmaterial: http://www.der-elefant-bremen.de/pdf/AntiKolonialDenkmal.pdf