Vor einigen Monaten bemerkte ich, dass viele Personen in meinem Bekanntenkreis auf Instagram Profilbilder von sich posteten, die von einer KI bzw. künstlichen Intelligenz erstellt worden sind. Unterhalb dieser Posts wird neben einer Reihe von Hashtags auch der Name der App, #lensa bzw. #lensa-app aufgelistet, mit der das KI generierten Bilder hergestellt wurden. Als Hobbykünstlerin und Besitzerin eines Grafiktabletts, weiß ich, wie schwer es sein kann, reelle Personen in einem digitalen Format realitätsgetreu abzubilden und das Bild gleichzeitig mit fantastischen Elementen und unterschiedlichen Farben aufzuwerten. Daher musste ich bei dem Anblick der Profilbilder an die Künstler: innen denken, die ihre digitale Kunst, für die sie mehrere Stunden, Tage, Wochen und/oder Monate brauchen, verkaufen, um am Ende mithilfe ihrer Einnahmen ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können. Da ich die „Lensa-App“ noch nicht selbst ausprobiert habe, beschloss ich, mich im Internet eingehend über diese App zu informieren. Bei meiner Recherche bin ich auf zwei Kritikpunkte gestoßen, die mir besonders auf dem Herzen liegen und welche ich in diesem Artikel erläutern möchte.

  1. Datenschutz

Damit ein Avatar erstellt werden kann, laden die Benutzer mehrere persönliche Bilder von sich auf dem Cloudserver des Unternehmens hoch (WDR, 2022). Die privaten Bilder sollen dabei nur für einen kurzen Moment auf dem Cloudspeicher weilen. Denn sobald das Fantasiebild fertiggestellt wird, sollen die privaten Bilder aus dem Cloudspeicher des Unternehmens wieder gelöscht werden. Weiterhin behauptet das Unternehmen zwar, dass die generierten Profilbilder nicht für Werbezwecke missbraucht werden, jedoch haben sie sich in ihren AGBs, laut den Angaben des Westdeutschen Rundfunks, diese Option für zukünftige Werbemöglichkeiten offengehalten. In der Theorie bedeutet dies, dass es sein kann, dass eure hochgeladenen Bilder für die Vermarktung dieser App eingesetzt werden, ohne, dass ihr davon etwas bemerken würdet. Da ich sehr vorsichtig mit meinen Daten umgehe, habe ich für mich an dieser Stelle entschlossen, diese App nicht selbst zu verwenden.

  1. Der Vorwurf des Kunstdiebstahls und die Sexualisierung des Bildmaterials

Ein zweiter wichtiger Kritikpunkt beschäftigt sich mit dem Vorwurf, dass die KI die Muster von Kunstwerken kopiert und diese mit dem hochgeladenen Profilbild verbindet. Während der Erstellung der Bilder greift die KI auf alle im Internet veröffentlichten digitalen Medien zu, um das gewünschte Fantasiebild für den App-Nutzer zu erzeugen. Dabei kann es vorkommen, dass einige der generierten Bilder sehr starke Ähnlichkeiten zu den Originalen aufweisen, sodass diese einer Kopie des Originalbildes gleichkommen. Jedoch ist es in der Kunstwelt nicht unüblich, dass Künstler*innen, auf der Suche nach Inspirationen und Zeichenvorlagen zu nah an anderen Kunstwerken arbeiten. Meiner Meinung nach besteht das Hauptproblem darin, dass die Nutzung dieser App monatlich Geld kostet, wenn alle Funktionen genutzt werden möchten. Wenn beispielsweise ein generiertes Profilbild eine offensichtliche Kopie eines freiberuflichen Künstlers oder einer Künstlerin darstellt, werden diese nicht für die erbrachte Leistung entlohnt. Auch für die Benutzer dieser App stellt dies eine Enttäuschung dar, weil sie sich durch die Verwendung der App, ein eigens für sie entwickeltes Bild, erhofft hatten. In manchen Bildern sind sogar die Signaturen des Originalbildes verpixelt abgebildet.

Des Weiteren stellen auch die übersexualisierten Bilder, besonders von Frauen, ein Problem dar. Insbesondere, wenn junge Personen die App benutzen wollen, um Fantasiebilder von sich posten zu können. Aber in der Kunstwelt und im Internet wird der weibliche Körper oftmals auf eine sexuelle Weise in Szene gesetzt. Vielleicht sollten wir uns an dieser Stelle als Gesellschaft Gedanken darüber machen, ob wir nicht daran arbeiten könnten, den weiblichen Körper weniger sexualisierend darzustellen. Denn die KI sucht sich nur die Inspirationen, Muster bzw. Kunstwerke aus, die im Internet frei verfügbar sind.

Auch auf der politischen Ebene wird zunehmend darüber diskutiert, wie man sicherstellen kann, dass Verbraucher*innen bei der Verwendung von Künstlicher Intelligenz geschützt werden. Aus diesem Grund haben sich die EU-Länder darauf verständigt, gemeinsame Regeln für die Anwendung von KI-Programmen auszuarbeiten, um sowohl die Sicherheit als auch die Einhaltung der Grundrechte aller Bürger*innen sicherzustellen.

Alles in allem wäre ich als Künstlerin vorsichtig damit, welche Kunstwerke ich auf meinen Social-Media-Kanälen kostenlos zur Verfügung. Denn ich gehe davon aus, dass künstlich generierte Bilder auch in der Zukunft eine weitaus größere Rolle spielen werden, vor allem wenn sie über einen längeren Zeitraum mit ausreichend Daten gefüttert wurden.