Sie existieren vielfach: Medial populär gewordene, heute als ikonisch geltende Foto- und Videoaufnahmen von symbolhaftem Status. Einige von ihnen tragen eine internationale Dimension und Relevanz in sich. Und einige sind noch sehr jung, versprechen aber Ausdrücke eines zukünftigen kollektiven Gedächtnisses werden zu können. Welche aber drängen sich bezogen auf das vergangene Jahr, das Jahr 2023, so wirklich auf? Welche Ereignisse bilden sie ab und welchen gesellschaftlichen Hintergrund und Kontext haben sie? Eben solche Aufnahmen von enormer Tragweite entstanden tatsächlich schon gleich zu Beginn des Jahres. Und wo? Die Rede ist von Lützerath. „Lützerath“ – Ein Ortsname der zu Beginn des Jahres um die Welt ging.

 

Worum ging’s?:
Der Abriss des Dorfes Lützerath (NRW) ist beschlossen worden, damit der Braunkohleabbau durch den Energiekonzern RWE dort ausgeweitet werden kann. Die einstigen Einwohner*innen sind umgesiedelt worden, ihre Grundstücke wurden enteignet. Das Gebiet wird abgebaggert und somit Stück für Stück Teil des Tagebaus. Anfang/Mitte Januar 2023 stellten sich dem Abriss Lützeraths Tausende entgegen, Klimamaaktivist*innen hatten die verbliebenen Häuser und Bäume der Umgebung besetzt. Es kam zum öffentlichen Streit auf Grundlage von sich widersprechenden Gutachten bezüglich der Energie durch die Kohle. Gerade auch die Rolle der Partei Die Grünen geriet in den Blickpunkt der Diskussionen. Die Räumung wurde von einer Großdemonstration mit Teilnehmenden aus ganz Deutschland und darüber hinaus kritisch geframed. Nicht ohne Grund erhielten diese Proteste weltweit große Aufmerksamkeit: Das Rheinische Braunkohlerevier gilt als eine der größten CO2-Quellen Europas.

 

 

Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist international stark vernetzt. Camps und Workshops finden häufig mit geladenen Gäst*innen aus dem Ausland statt. Der Konzern RWE ist selbstverständlich mit seinen Geschäftsfeldern auch international aktiv. Social Media Accounts aus dem Umfeld der vor Ort Protestierenden teilten vielfach Bilder und Videos, die das internationale Interesse an den Vorgängen in NRW verdeutlichen sollten. So soll ein gepostetes Foto beispielsweise Menschen zeigen, die in den Gebieten der Zapatistas in Chiapas (Mexiko) ein Transparent für den Erhalt Lützeraths präsentieren. Klima-Aktivist*innen in Uganda sollen derweil eine Pressekonferenz eigens für die Thematik der Räumung Lützeraths abgehalten haben. In Kisumu (Kenia) soll eine Foto-Aktion stattgefunden haben und in Freetown (Sierra Leone) eine Demonstration – jeweils um Solidarität mit den Protesten in Lützerath zu signalisieren. Ganz sicher die überregionale, aber offenbar eben auch die bedingte globale Aufmerksamkeit lag für einen kurzen Moment auf den Geschehnissen in NRW. 

 

In Teil II des Artikels nehmen wir die Relevanz dieser gehaltvollen Symbolbilder genauer in den Blick.