Vom „Kulturgeschichtlichen Museum“ aus begeben wir uns durch einen Stichweg zur Arndtstraße, durch die wir wiederum zum Arndtplatz gelangen. Ab hier geht es für etwa fünf Minuten wieder mit dem Bus weiter („Osnabrück Arndtplatz“ bis „Osnabrück Hoetgerstraße“). Durch den Tunnel gehen wir unter der Bahnstrecke hindurch zur Feldtstraße und wenden uns nach rechts.

Gegenüber dem Lagerplatz der Deutschen Bahn sind wir nun am Mahnmal „KZ auf Schienen“ angelangt. Es wurde von dem lokalen Künstler Volker-Johannes Trieb geschaffen und weist auf die Vergangenheit des Ortes hin: Hier befand sich in der NS-Zeit das KZ-Außenlager „5. SS-Eisenbahnbaubrigade“. Die Häftlinge waren in Viehwaggons untergebracht und mussten unter Schikanen der Wachleute u.a. Reparaturmaßnahmen an den Bahnstrecken vornehmen. Um einen Überblick über das vor Ort Geschehene zu bekommen, ist es empfehlenswert, nun die sieben Stationen des u.a. auch von Osnabrücker Schüler*innen mitgestalteten Audiowalks mit dem Namen „Der Geisterzug“ abzulaufen und sich dazu online die entsprechenden Tonspuren anzuhören. Unter folgender Adresse sind diese auffindbar: https://audiowalk-geisterzug.gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/#/_/page/393 . Hierin sind besonders eindrücklich die eingesprochenen Augenzeugenberichte. Die Überlebenden, deren Schilderungen wir nun folgen, stammten aus Polen oder Dänemark. Der Audiowalk ist auch in englischer Sprache verfügbar, sodass es Besucher*innen-Gruppen aus dem Ausland möglich ist, die Informationen zu verstehen.

 

 

Mit dem Bus gelangen wir in wenigen Minuten von „Osnabrück Hoetgerstraße“ schließlich wieder ins Stadtzentrum (Arndtplatz) und laufen nach Osten zum Schlossgarten.

Wir, als Europa-Interessierte, sind hier auf den Spuren des französischen Gartenarchitekten Martin Charbonnier (um 1655-1720) unterwegs. Er gestaltete einst den Schlossgarten und probierte sich hier planerisch bereits in Anordnungen, die er zu späterer Zeit dann in wesentlich größerem Stil in den berühmten Herrenhäuser Gärten in Hannover umsetzen konnte. Jene gehören bekanntermaßen zu den bedeutendsten Barockgärten Europas und eifern bis heute etwa den Parkanlagen am Schloss Versailles nach. In den Gärten am Schloss in Osnabrück lässt es sich jedenfalls gut entspannen, wobei auch immer etwas vom dortigen Unibetrieb mitzubekommen ist. Auch finden hier während der wärmeren Jahreszeiten nicht selten Musikveranstaltungen statt.

 

 

Im Innenhof des Schlosses finden wir den Eingang zu einer Gedenkstätte. Im Westflügel war ab April 1938 die Zentrale der Gestapo Osnabrück mit eigenen Gefängniszellen untergebracht, in welchen nun eine Ausstellung besuchbar ist. Sie beleuchtet anschaulich die Organisation und die Arbeitsweise zum Zwecke der Überwachung und Verfolgung von aus der rassistisch definierten „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzten Personen, welche die Polizeieinheit hier praktizierte. Die Ausstellung stellt komplexe Biografien vor, wie die mehrerer Gestapo-Beamter und von ihnen Verfolgter. Die vielen Millionen von Zwangsarbeiter*innen, welche nach Kriegsbeginn, zum Teil verschleppt aus den besetzten Gebieten im Ausland, in das Deutsche Reich verbracht worden waren, betrachtete das NS-Regime als besondere Gefahrenquelle. Versuche einer Organisierung, Verweigern von Anweisungen, Fluchtversuche und von Betrieben beklagtes angeblich zu geringes Arbeitstempo sollten durch die Gestapo auch mittels Praktiken der Erniedrigung, Misshandlung und Tötung unterbunden werden. Teil der Ausstellung in der „Gedenkstätte Gestapokeller“ ist auch die Kartei der Osnabrücker Gestapo, in welcher die Beamten die Erkenntnisse ihrer Überwachung von Personen notierten.

 

Vom Stadtzentrum aus begeben wir uns später am Tag, bereichert durch die vielen Eindrücke, wieder zurück in Richtung des Hauptbahnhofs. In direkter Nähe jedoch machen wir noch ein letztes Mal Halt. Wir stehen vor der „Bremer Brücke“. Die Kulisse des markanten Baus, bei dem es sich bekanntermaßen um das Fußballstadion des VfL Osnabrück handelt, war bei unserer Anreise bereits von der Zugstrecke aus gut sichtbar. Er fungiert als soziokultureller Anlaufpunkt für Menschen aus den unterschiedlichsten Kontexten, die hier regelmäßig auf engem Raum zusammenkommen. Auch wenn es in dieser Saison nicht so gut um die Tabellenregion des Klubs bestellt ist, verspricht der Besuch eines Spiels stets hochklassigen Profi-Fußball und das hautnahe Erleben einer ausdrucksstarken Fanszene. Auf der offiziellen Website und in den übrigen Online-Präsenzen präsentiert sich der hier heimische Verein symbolhaft mit den Umrissen einer weißen Friedenstaube, sowie den Regenbogenfarben. Eine aktuelle Kampagne greift den Stadionnamen und das Image der Stadt miteinander verbunden in dem Slogan „Brücken bauen für den Frieden“ auf. Man bemüht sich Haltung zu zeigen für Respekt und Toleranz, sowie gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – angesichts des vielfältigen Besucher*innenspektrums auch auf europäischer Ebene? Damit kommen wir zurück zum Anfang des Artikels, zur momentan verstärkt unternommenen Bezugnahme auf die historische Rolle Osnabrücks im Prozess des „Westfälischen Friedens“. Die Stadt jedenfalls ist allemal einen Ausflug wert.

Mit vielen Eindrücken im Gepäck machen wir uns auf den Weg zurück nach Bremen.

 

Beim eigenen Erleben unserer Tour wünschen wir euch viele spannende Erkenntnisse!