„Klima – ich wandle mich!“- Starke Klimabildung an Bremer Schulen

von Hanna Knahl

Die Klimakrise ist längst in Bremen angekommen, deswegen will das Projekt “Klima – ich wandle mich!” Klimabildung in den Schulen stärken. Bild: MARUM/”Klima-ich wandle mich!”

Viele Schüler*innen haben längst mitbekommen, dass mit unserer Erde und unserer Gesellschaft gerade etwas passiert und dass sie längst da ist – die Klimakrise. Doch stehen Kinder und Jugendliche oft sehr allein da mit ihren vielen Fragen und Sorgen. Was passiert gerade und warum? Was bedeutet das für mich heute und in Zukunft? Und wie kann ich damit umgehen? Es wird Zeit, dass Klima- und Nachhaltigkeitsbildung fest in den Schulen verankert werden. Dazu geht das Projekt „Klima – ich wandle mich!“ am MARUM in Bremen systematische Schritte.

Die Klimakrise ist längst da!

Die menschengemachte Klimakrise ist bereits deutlich zu spüren und noch immer wird zu wenig getan, um sie einzudämmen und den gesellschaftlichen Folgen zu begegnen. [1]

Die Klimakrise ist längst auch in Bremen angekommen. Hier zu sehen sind die "Warming stripes" für Bremen und umzu. Jeder Streifen steht für ein Jahr. Blau sind die Jahre, die kälter waren als der Durchschnitt. Rot bedeutet wärmer als der Durchschnitt. Es ist eindeutig, es wird wärmer.Bild: Deutsches Klima Konsortium

Die Klimakrise ist längst auch in Bremen angekommen. Hier zu sehen sind die “Warming stripes” für Bremen und umzu. Jeder Streifen steht für ein Jahr. Blau sind die Jahre, die kälter waren als der Durchschnitt. Rot bedeutet wärmer als der Durchschnitt. Es ist eindeutig, es wird wärmer. Bild: Deutsches Klima Konsortium

Die Kinder und Jugendlichen von heute wurden in die Klimakrise hineingeboren und nicht nur für sie ist es schwer zu begreifen, wie es so weit kommen konnte. Es gibt keine Entschuldigung für diese vorhergesehene Krise. Trotzdem müssen junge Menschen die Situation so nehmen wie sie ist. Sie haben alle ein Recht darauf, zu verstehen, was passiert und müssen die Möglichkeit bekommen, für sich zu lernen, wie sie damit umgehen können.

“Die Klimakrise geht uns alle an!”

– Das Projektteam von “Klima-ich wandle mich!”

Die Tafeln in Bremen sollen mit Inhalten zum Thema Klimakrise gefüllt werden. Bild: Pixabay

Die Tafeln in Bremen sollen mit Inhalten zum Thema Klimakrise gefüllt werden. Bild: Pixabay

Bisher geschieht das noch zu wenig in Bremen und in allen anderen Bundesländern. Umfangreiche Klimabildung ist oft dem Eigenengagement der Jugendlichen und dem ihrer Eltern überlassen. Viele Schulen und Lehrer*innen sehen bereits die Notwendigkeit von Klimabildung und bringen diese innerhalb ihres Fachunterrichts oder im Schulalltag ein – aber auch hier eben wieder durch Eigenengagement. [2]

Das Pilotprojekt „Klima – ich wandle mich!“ sieht deswegen dringenden Handlungsbedarf: „So kann es nicht bleiben. Das Thema geht uns schließlich alle an. Mitten in der Klimakrise gehört handlungsorientierte Klimabildung als fester und fächerübergreifender Bestandteil in die Bildungspläne und die Ausbildung von Lehrkräften.“

Das Projekt „Klima-ich wandle mich!“

Die vier teilnehmenden Schulen des Projekts "Klima-ich wandle mich!" sind im ganzen Land Bremen verteilt. Grafik: MARUM/"Klima-ich wandle mich!"

Die teilnehmenden Schulen des Projekts “Klima-ich wandle mich!” sind im ganzen Land Bremen verteilt. Grafik: MARUM/”Klima-ich wandle mich!”

Dieser Meinung bin ich auch, deswegen bin ich neugierig geworden auf das Projekt „Klima-ich wandle mich!“. Es ist angesiedelt am MARUM, dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen.

Anzutreffen ist das kleine Projektteam bestehend aus Sylvie und Sophia (und zwischenzeitlich mir als studentische Hilfskraft) im MARUM UNISchullabor. Gemeinsam mit vier Oberschulen im Land Bremen erarbeitet und gestaltet es systematischen Klimaunterricht, der langfristig in das Schulcurriculum verankert wird. Die Stärke dieses Netzwerks ist, dass die Schulen sehr unterschiedliche strukturelle Voraussetzungen mitbringen und Klimabildung dort bisher sehr unterschiedlich eingebracht wurde. So können die erarbeiteten Kurse auf ein breites Spektrum von Anforderungen getestet und auf vielseitige Erfahrungen zurückgegriffen werden.

Die Entwicklung im Dialog

Nach einem Jahr für die Entwicklung des Konzepts wurden die Kurse für zwei Schuljahre an den Kooperationsschulen erprobt. Nun sind die Evaluation und Anpassung der Materialien im Gange, bevor die Pilotphase im Frühjahr 2023 zu Ende geht.

chüler*innen unterwegs auf dem Campus der Uni Bremen zur Klima-Rallye. Bei diesem Kurs erfahren 9. und 10. Klässler*innen an verschiedenen Stationen etwas über Möglichkeiten, klimaschützend zu Handeln. Foto: MARUM/"Klima-ich wandle mich!"

Schüler*innen unterwegs auf dem Campus der Uni Bremen zur Klima-Rallye. Bei diesem Kurs erfahren 9. und 10. Klässler*innen an verschiedenen Stationen etwas über Möglichkeiten, klimaschützend zu Handeln. Foto: MARUM/”Klima-ich wandle mich!”

Zum Erfolg des Projekts meint das MARUM Projektteam: „Das Projekt startete vor drei Jahren direkt mit dem pandemiebedingten Lockdown. Trotz dieser erschwerten und herausfordernden Umstände haben wir es mit dem großen Engagement der Kooperationsschulen geschafft, ein Kurskonzept für die Sekundarstufe 1 zu gestalten und dieses in zwei Schuljahren durchzuführen. Wir haben viele Rückmeldungen von den Lehrkräften, aber auch von den Schüler*innen bekommen. Der Dialog mit den Schulen ist uns da sehr wichtig.  Wir sehen eine wesentliche Aufgabe des Schulprojektes darin, die Rückmeldungen stets aufzugreifen und unsere Formate und Inhalte anzupassen, damit eine erfolgreiche Einbindung des vielschichtigen Themenkomplexes „Klimakrise“ in den Schulen gelingen kann. Ziel dieses gemeinsamen Gestaltungsprozesses ist, Klimabildung für den Schulalltag anwendbar zu machen!“

Die Kurse

Die verschiedenen Kurse, die im Projekt entwickelt wurden. Kursmaterialien können über die Website ausgeliehen werden. Foto: MARUM/"Klima-ich wandle mich!"

Die verschiedenen Kurse, die im Projekt entwickelt wurden. Kursmaterialien können über die Website ausgeliehen werden. Foto: MARUM/”Klima-ich wandle mich!”

Es wurden vier verschiedene Kurse entwickelt, die in den Klassenstufen 7 bis 10 eingesetzt werden können. Die Themen reichen von Fragen wie „Was ist die Klimakrise überhaupt?“ bis „Wie kann ich in meinem Alltag dazu beitragen, das Klima und unseren Lebensraum zu schützen?“.

Die erarbeiteten Kurse und Unterrichtseinheiten können flexibel an den Schulen eingesetzt werden. Sie können in naturwissenschaftlichen Fächern genauso eingesetzt werden wie in Deutsch oder Politik und Gesellschaft – die Klimakrise ist schließlich auch nicht rein naturwissenschaftlich. Sie betrifft eben alle Lebensbereiche.

Beim Kurs "Unser Nachhaltigkeitshaus" experimentieren die Schüler*innen mit verschiedenen Baumaterialien und bauen ihr Modell eines nachhaltigen Hauses.

Beim Kurs “Unser Nachhaltigkeitshaus” experimentieren die Schüler*innen mit verschiedenen Baumaterialien und bauen ihr Modell eines nachhaltigen Hauses. Foto: MARUM/”Klima-ich wandle mich!”

Zugang für alle Bremer Schulen

Vier Bremer Schulen arbeiten also bereits mit den Kursen des Projekts. Und wann ist damit zu rechnen, dass die Kurse und Materialien an allen Bremer Schulen ankommen?

Sylvia Stegmann sagt dazu: „Langfristig werden die Kurse und das Material allen Schulen frei zugänglich zur Verfügung stehen. Die wissenschaftsbasierten Materialien sollen fächerübergreifend und inklusiv einsetzbar sein. Die Schwerpunkte sind danach ausgerichtet, dass Schüler*innen die Folgen des Klimawandels bewusst und für die aktuelle Klimakrise sensibilisiert werden. Darüber hinaus sollen sie die Möglichkeiten der Partizipation für den Klimaschutz zu erkennen und bewerten können. Mit dieser Grundlage möchten wir sie zum konkreten und aktiven klimaschützenden Handeln in ihrem eigenen Lebensraum (Schule, Familie, Stadtteil…) befähigen und ermutigen.“

"Meine Handlung zählt!" diese Botschaft wird den Schüler*innen im gleichnamigen Kurs vermittelt. Bild: MARUM/"Klima-ich wandle mich!"

“Meine Handlung zählt!” diese Botschaft wird den Schüler*innen im gleichnamigen Kurs vermittelt. Bild: MARUM/”Klima-ich wandle mich!”

Das MARUM UNISchullabor ist mitten auf dem Campus zu finden. Dort arbeitet das "Klima - ich wandle mich!" Team und es werden Experimentierkurse zu verschiedenen Themen angeboten. Bild: Universität Bremen, MARUM

Das MARUM UNISchullabor ist mitten auf dem Campus zu finden. Dort arbeitet das “Klima – ich wandle mich!” Team und es werden Experimentierkurse zu verschiedenen Themen angeboten. Bild: Universität Bremen, MARUM

„Durch pandemiebedingte Verzögerungen dauert die Anpassung jedoch leider noch etwas länger. Bis wir die Unterlagen allen Schulen anbieten wollen, steht jetzt schon ein Teil der Kursmaterialien auf Anfrage kostenlos beim Projekt als Leihgabe zur Verfügung. Auch bieten wir Schulen die Teilnahme an Experimentierkursen im MARUM UNISchullabor auf dem Campus der Universität Bremen an.“

Informationen zum Projekt, den Kursen und den Kontaktdaten gibt es hier auf der Website des Projekts.

„Klima – ich wandle mich!“, der Name ist Programm. Es ist ein vielversprechendes Projekt und bringt Wandel (der Klimabildung) bald auch an alle Bremer Schulen!

Quellen

[1] IPCC, 2022, Climate Change 2022: Impacts, Adaption and Vulnerability

[2] SIEGMUND und Pädagogische Hochschule Heidelberg, 2022, Klimabildung zukunftsfähig gestalten: 20-Punkte-Plan für Schulen, Hochschulen und die berufliche Bildung, https://www.siegmund-se.de/fileadmin//user_upload/abschlussbericht_kurzversion.pdf

1 Kommentar

  1. Lena-Sophie

    Gute Klimabildung ist unheimlich wichtig. Man muss nur einmal in die aktuellen Talkshows und Nachrichtensendungen hereinschauen, um zu sehen, was sonst passiert. Viele Pseudo-“Experten” mit ganz wenig tatsächlicher Expertise, dafür aber gaaaanz viel Meinung.
    Alleine für einen angenehmeren und besseren Diskurs wäre es super, wenn die (Klima-)Bildung besser werden würde.

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