Der mit der Gründung des ersten italienischen Nationalstaates entstandene Irredentismo stellte sich fortan zwischen Italien und seine benachbarten Nationen, erschwerte die internationale Diplomatie. Das Habsburgerreich entschloss sich gegenüber dem Königreich Italien zu einer militärischen Defensive mit der Ambition, die südlich der Alpenkette beibehaltenen Gebiete langfristig zu sichern. Damit bahnte sich inmitten des heutigen Norditaliens ein politischer Konflikt an, der in der kargen Gebirgslandschaft des Trentino und Südtirols mehr und mehr zum Vorschein trat. Ab den 1880er Jahren begann man beiderseits mit dem Ausbau militärischer Gebirgsfestungen. Italiener wie Österreicher gruben sich in die Gebirgskämme, legten mancherorts kilometerlange Stollensysteme an; errichteten mit weiß-gräulichem Stahlbeton in die Höhe ragende Befestigungsanlagen und Geschützstellungen – einer sah dem anderen bei dieser Arbeit zu. Über dreißig Jahre, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Hinzugekommen ist nur die elektrische Beleuchtung: Die unterirdischen Stollengänge haben die Kriegsjahre unbeschadet überdauert – und lassen den heutigen Besucher die Absurdität des „Grande Guerra“ wahrnehmen.
Nicht jeder der im Werk Gschwent stationierten Tiroler Kaiserjäger glaubte zu diesem Zeitpunkt noch an die Uneinnehmbarkeit der Festungskomplexe, schwelgte weiter in radikal-patriotischen Tagträumereien wie zu Beginn des Krieges. Auch Robert Musil, der sich zum Ausbruch der Kampfhandlungen im Werk Gschwent befand, gehörte zu denjenigen, die den stagnierenden, nicht minder brutalen Grabenkrieg zunehmend kritisch wahrnahmen. In seinem Tagebuch hielt er Momente emotionaler Fassungslosigkeit und tiefster Resignation fest.