Was ist Lidice? Was geschah dort?

Lidice ist eine Stadt in Tschechien. Sie liegt rund 20 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Prag bei Kladno. Heute leben in Lidice rund 570 Menschen (Stand: 1. Januar 2021). Während des zweiten Weltkrieg fiel die Stadt einem Vergeltungsangriff durch die NS-Deutschen zum Opfer. Dieser Vergeltungsangriff galt als Rache dafür, dass der Leiter des Hauptsicherheitsamtes Reynhardt Heinrich am 27. Mai 1942 durch einen Angriff von tschechoslowakischen Widerstandskämpfern zunächst schwer verletzt wurde und am 4. Juni 1942 an den Folgen starb.

Was gibt es an diesem Ort heute zu sehen?

Betritt man die Gedenkstätte, so fällt einem direkt ein Pavillon mit einem Kreuz an der Spitze auf. Links und rechts von diesem Pavilion befinden sich Galerien, in die Reliefs eingearbeitet wurden, die für die Opfer des Vergeltungsangriffs stehen. Direkt neben dem Pavillon befindet sich ein Museum, in dem die Besucher*innen mit detaillierten und sehr umfangreichen Informationstexten und Videos an die schrecklichen Szenen von 1942 erinnert werden. Rund um das Museum und den Pavillon befindet sich eine große Fläche, die mit Gras bewachsen ist. Durch diese Wiesenfläche führen Wege zu einem hohen Kreuz, an dem ein Ring aus Stacheldraht befestigt ist. Des Weiteren findet man dort auf dem Gelände eine von der Bildhauerin Marie Uchytilová erschaffene Bronzegruppe, die aus 82 Personen besteht. Diese Bronzegruppe soll an die Kinder erinnern, die aus Lidice deportiert und im Anschluss an ihre Deportation ermordet wurden. Wie man auf einer Metalltafel lesen kann, ruhen heute noch 172 Menschen, die am 10. Juni 1942 von den NS-Deutschen umgebracht wurden.

Die Bronzegruppe bestehend aus 82 Personen

Holzkreuz mit Dornenkranz

Warum war ich dort zu Besuch und was waren meine Erfahrungen dort?

Im Rahmen einer Klassenfahrt im Mai 2016 in die tschechische Landeshauptstadt Prag stand auch der Besuch der Gedenkstätte in Lidice auf dem Programmplan. In Lidice angekommen haben wir erstmal den Pavillon und die angesprochenen Galerien besichtigt. Zudem sind wir die Wege entlang gegangen, die zu den weiteren Gedenksymbolen (dem Kreuz und die Bronzegruppe) führen. Der abschließende Besuch im Museum war allerdings der Tiefpunkt was die Stimmung anbetraf. Die Bilder, die wir im Museum sahen, sorgten dafür, dass jeder von uns damals arg schockiert und mitgenommen aus dem Museum rausging. Diesen Besuch in Lidice werde ich wohl nie vergessen.

Wie relevant ist dieser Ort und welche Bedeutung hat er?

Lidice hat bis heute weltweit eine große Relevanz in der Erinnerungsgeschichte. An vielen Orten auf der Erde wurden mehrere Städte in verschiedenen Ländern umbenannt um an die schlimmen Vorfälle 1942 zu erinnern. So existiert zum Beispiel seit 1944 in Brasilien eine Ortschaft mit dem Namen Lidice. Die Stadt, die damals noch den Namen „Vila Parado“ trug, wurde 1944 anlässlich des zweiten Jahrestags in Anwesenheit von Honoratioren aus Brasilien und Vertretern der tschechisch-slowakischen Delegation in Lidice umbenannt. In Bremen befindet sich zudem das LidiceHaus, eine Jugendbildungsstätte. Zu Lidice gibt es auch verschiedene Filme. So erschien 1999 im ZDF unter anderem ein Dokumentarfilm, der von dem Schicksal der Kinder aus Lidice erzählt.

Kritik am Ort

Verglichen mit der Gedenkstätte „Holocaust Memorial Camp Bahrsplate, von der ich in meinem anderen Blog geschrieben habe, finde ich, wird hier angemessen an die grausamen Geschehnisse der Vergangenheit erinnert. Man kann sich ein sehr gutes Bild davon machen, was 1942 vor Ort passierte. Das Museum mit den Bewegtbildern spielt dabei meiner Meinung nach eine entscheidende Rolle, da man durch die Visualisierung gefühlt viel näher am Geschehen dran ist, als wenn man sich die Taten nur vorstellt. Einen Besuch dort kann ich jedem, der sich für Geschichte und Erinnerungsorte interessiert, nur wärmstens empfehlen.