Alle Jahre wieder: „Es ist finster […] die Nacht [ist] hereingebrochen. Doch statt Ruhe erklingen lautes Glockenläuten und zischende Peitschenhiebe.“ Diese Worte stehen in einem Artikel über das Klausentreiben aus der deutschen Alpenregion. Doch was genau ist dieses Event wofür auch jedes Jahr viele Touristen anreisen?
Die Geschichte hinter dem Klausentreiben
Das Klausentreiben gibt es so nur in der deutschen Alpenregion, im Allgäu. Jedoch gibt es ähnliche Veranstaltungen in den österreichischen und italienischen Alpen. Dort ist es allerdings unter den Krampussen bekannt.
Die Klausentradition gibt es schon seit ca. 2000 Jahren. Damals wollten die Menschen in furchterregenden Kostümen, welche bis heute fellig sind, große Hörner am Kopf tragen und den gesamten Körper einschließlich des Gesichts bedecken, die bösen Wintergeister vertreiben. Dies gilt als ein keltischer Brauch.
1642 wurde dieses Treiben in Memmingen einer dortigen Stadt verboten. Es wurde als „grober Unfug“ angesehen, durch die beinhaltete Gewalt der Tradition. Die restlichen Dörfer und Städte ließen sich dies aber nicht nehmen und so besteht das Klausentreiben auch heute noch. Bewohner von Memmingen können so in die Dörfer gehen, um das Spektakel mitzuerleben.
Heutige Veranstaltungen
Das Treiben findet in fast jedem Dorf im Allgäu statt, um die Zeit des 06.12ten. Die zahlreichen Zuschauer müssen sich in jeglicher Hinsicht also warm anziehen.
Der größte Unterschied zwischen der heutigen Feier und der Tradition ist wohl, dass heute keine Geister mehr vertrieben werden, sondern die zahlreichen „vorwitzigen Zuschauer“. So gibt es entweder Marktplätze mit einem Absperrband oder ganze Dörfer wo die Klausen ihr „Unwesen“ treiben. Wer einen Klausen provoziert und durch vorgesehene Flächen rennt, kann auch den einen oder anderen Hieb mit der Rute bekommen. Hierbei darf aber nur auf die Beine der Teilnehmer gezielt werden. Wer sich nicht mit den Klausen anlegen möchte kann auch einen Glühwein am Rande des Geschehens trinken.
16- bis 26-jährige unverheiratet Männer sind die Klausen. Um ein Klause zu sein muss man ein Vereinsmitglied werden. Die Kostüme, welche „Klausen-Häs“ genannt werden, werden von den Männern selber angefertigt. So sind die Kuhhörner beispielsweise an einem Skihelm oder Motorradhelm befestigt. Das ganze Kostüm kann bis zu 25kg wiegen. Außerdem trägt jeder eine große oder viele kleine Kuhschellen um die Taille.
Die Bärbele
Auch die Frauen im Allgäu lassen sich das Treiben nicht nehmen. Das Bärbeletreiben entstammt nicht der ursprünglichen Tradition, sondern wurde später noch dazu genommen.
Frauen ziehen sich am 05.12ten alte Dirndl an, ein Kopftuch und haben verzehrte Hexenmasken an. Das ein oder andere Mal ziehen sie aber auch mit den Klausen durch die Dörfer.
Das Prinzip ist genau dasselbe wie bei den Klausen. Jedoch haben die Bärbele auch oft kleine Gaben für Kinder. Dies kann ein Apfel, Nüsse oder auch Plätzchen sein.
Die Vereine müssen sich um ihren Nachwuchs nicht sorgen. Vielleicht würde man sich denken die Begeisterung für diese alte Tradition geht zurück, doch das Gegenteil ist der Fall. Immer mehr junge Männer und Frauen nehmen Teil an den Vereinen.
Die Einheimischen haben selber keine Angst vor den Klausen und Bärbele, jedoch Respekt. Wer damit aufwächst lernt den Brauch zu verstehen. Für sie ist es nicht wegzudenken.
Zum Schluss ist es auch noch wichtig zu erwähnen, dass es nicht mit Borkum verwechselt werden darf und den dortigen Traditionen. Im Allgäu ist stets jeder sicher und keiner muss an der Tradition teilnehmen. Nur zuschauen ist hier ein Problem.