Jeder von uns ist wahrscheinlich schon einmal an einem blauen Schild mit der Europaflagge vorbeigelaufen. Mit diesen Schildern weisen Städte und Gemeinden auf ihre Partnerstädte hin. Partnerschaften zwischen Städten/Gemeinden auf internationaler Ebene berufen sich auf eine jahrhundertealte Tradition und fördern die überstaatliche Verbundenheit. Dabei können die Inhalte der Partnerschaften ziemlich unterschiedlich sein, von wirtschaftlichen Bestrebungen bis hin zum kulturellen Austausch.

In Deutschland pflegen mehrere tausend Städte bzw. Gemeinden Partnerschaften zu internationalen Orten. Darunter auch die Stadt Bremen, die derzeit acht Städtepartnerschaften unterhält. Welche die Partnerstädte Bremens sind und wie die jeweiligen Kollaborationen genau aussehen, soll im Folgenden beschrieben werden.

1. Danzig

Die am längsten bestehende Städtepartnerschaft Bremens wurde 1976 beschlossen und feiert demnach im nächsten Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Dabei handelt es sich um Danzig, die mit etwa 700.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Polens. Wie Bremen, besitzt auch Danzig einen Hafen und ist ein wichtiger Standort für die heimische Schiffbauindustrie. Dazu kooperieren Danzig und Bremen auch im Bereich der Bildung. 1980 unterzeichneten die beiden Universitäten einen Kooperationsvertrag und führten seit dem einige forschungsorientierte Projekte in den verschiedensten Bereichen durch. Seit 2022 bieten die Hochschulen beider Städte sogar einen gemeinsamen Masterstudiengang an, welcher sich mit dem Thema Raumfahrt auseinandersetzt.

Des Weiteren wird die Verbindung beider Städte im Rahmen des Christopher-Street-Day sichtbar, wozu sich die beiden organisierenden Vereine seit 2018 wechselseitig einladen.

Der Beschluss der Partnerschaft 1976 hatte zudem ein starkes politisches Signal, da es die erste Städtepartnerschaft zwischen einer westdeutschen und einer polnischen Stadt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war.

2. Riga

Riga ist die einzige Hauptstadt unter den Partnerstädten Bremens, wobei sie das in den ersten Jahren der Partnerschaft gar nicht war. Denn 1985, als die Partnerschaft eingeweiht wurde, war Riga noch ein Teil der Sowjetunion, die sich im Kalten Krieg mit den westlichen Mächten befand.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit Lettlands 1991 entwickelte sich Riga zu einem modernen weltoffenen Ort voller kultureller Vielfalt. Mit knapp 620.000 Einwohnern ist die Stadt die zweitgrößte des Baltikums und etwas größer als Bremen.

Die Verbindungen zwischen Bremen und Riga reichen bis zur Gründung der osteuropäischen Stadt zurück, als im Jahr 1201 der Bremer Bischof Albert von Buxthoeven eine entscheidende Rolle spielte. Nachdem Riga 1282 Mitglied der Hanse wurde, entstand eine starke Handelsbeziehung zwischen beiden Städten, die dazu führte, dass Bremen während des 19. Jahrhundert mit einem eigenen Konsulat in Riga vertreten war.

In diesem Jahr machte sowohl eine Sonderausstellung der Staats- und Universitätsbibliothek als auch eine Präsentation von lettischem Liedgut im Sendesaal auf das 40-jährige Jubiläum der Partnerschaft aufmerksam.

3. Odessa

Die jüngste Städtepartnerschaft Bremens resultierte aus der Bremer Solidarität mit der Ukraine seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs 2022. Schon am ersten Tag nachdem Einmarsch russischer Truppen, wurde die Hafenstadt Odessa von russischen Marschflugkörpern schwer getroffen und im weiteren Verlaufe des Krieges zerstörten russische Streitkräfte neben kritischer Infrastruktur auch Teile der historischen Altstadt Odessas, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Seit Unterzeichnung der Partnerschaft 2023 unterstützt die Stadt Bremen gemeinsam mit der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) mit Hilfsprojekten für Schulen, Kliniken und sozialen Einrichtungen. Im vergangenen August besuchte eine Delegation rund um Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) die Stadt am Schwarzen Meer, nachdem er einige Tage zuvor eine 18-köpfige Jugendgruppe aus Odessa im Rathaus in Empfang genommen hatte.

4. Haifa

Auch die Partnerschaft Bremens mit der israelischen Hafenstadt Haifa wird seit dem Terrorangriff der Hamas gegen Israel vom 7. Oktober 2023 vom Krieg überschattet. Dabei kann die Kooperation beider Städte auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Bereits 1978 schlossen Bremen und Haifa ein Freundschaftsabkommen ab, ehe zehn Jahre später die Städtepartnerschaft offiziell eingeweiht wurde.

Diese wurde bis 2023 in Form von regelmäßigen Austauschen in verschiedenen sozialen Bereichen aktiv ausgeübt. So veranstaltete die Deutsch-Israelische Gesellschaft Bremen/Unterweser e.V. von 2005 bis 2023 Jahr für Jahr eine Bürgerreise von Bremen nach Haifa und entwickelte Projekte und Workshops für Menschen aus beiden Städten. Dazu fanden Schüler*innenaustausche zwischen Bremer und Haifaer Gymnasien in regelmäßigen Abständen statt.

Die aktuelle Situation in Israel macht diese Formen des Austausches unmöglich und stellt die Partnerschaft vor Herausforderungen, dennoch sind beide Seiten um eine weiterhin enge Zusammenarbeit bemüht.

5. Izmir

Ein rundes Jubiläum feierte in diesem Jahr die Städtepartnerschaft Bremens zu Izmir, der drittgrößten Stadt in der Türkei. Seit 30 Jahren besteht die enge Verbindung zur 4,4 Millionen Einwohner zählenden Metropole am Ägäischem Meer, die vor allem in Bereichen wie Schulpartnerschaften, Hochschulkooperationen, Zivilgesellschaft, Verwaltung, Erasmus und Jugendaustausch gelebt wird.

Zusätzlich gilt Izmir als die Heimatstadt vieler in Bremen lebenden Türk*innen, weshalb auch eine direkte Flugverbindung zwischen beiden Städten besteht. Um die wirtschaftlichen Beziehungen zu fördern, ist die Wirtschaftsförderung Bremen seit 2011 mit einem Bremeninvest-Büro in Izmir vertreten.

6. Dalian

Noch etwas größer als Izmir und damit die einwohnerreichste der Partnerstädte Bremens ist Dalian in China. 5,5 Millionen Einwohner leben in der Hafenstadt im Nordosten des Landes, die aufgrund ihrer Häfen und Industrien zu den wichtigsten Städten in wirtschaftlicher Hinsicht im Norden Chinas gehört.

Die Städtepartnerschaft zwischen Bremen und Dalian besteht seit 1985 und wurde damals vor allem aufgrund der zu erwartenden wachsenden Bedeutung der chinesischen Wirtschaft für deutsche Standorte initiiert. Bis heute ist der wirtschaftliche Austausch das prägendste Element in der Kooperation beider Städte. So wurden gemeinsame Projekte und Kooperationen in den Bereichen E-Mobilität, Raumfahrt und maritime Logistik durchgeführt.

7. Durban

Nachdem die bisherigen Partnerstädte Bremens sich allesamt auf die Kontinente Europa und Asien verteilt haben, liegt die letzte verbleibende Stadt auf einem anderen Erdteil, nämlich in Afrika. An der Ostküste Südafrikas befindet sich Durban, die mit 3,9 Millionen Einwohnern drittgrößte Stadt des Landes. Die Partnerschaft zu Durban ist noch vergleichsweise jung und besteht seit 2011, der Anlass dazu reicht jedoch bis in die 1980er-Jahre zurück. 1999 gründete die Bremische Evangelische Kirche mit der „Partnerschaft Bremen-Durban e.V.“ einen gemeinnützigen Verein, nachdem diese sich bereits nach dem Ende der Apartheid für demokratische Reformen in Südafrika eingesetzt hatte.

Heutzutage besteht die bedeutendste Kooperation der beiden Städte im Bereich der Klimapolitik und befasst sich mit Aspekten wie Nachhaltigkeit in der Wasserwirtschaft sowie Ressourcenschutz. Dazu betreibt die Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) einen Standort in Durban und seit 2009 kooperiert der Bremer Sportgarten mit dem Isithumba Sportgarten, um insbesondere Kinder und Jugendlichen, durch den Sport, neue Perspektiven aufzuzeigen.

Fazit:

Die Stadt Bremen setzt mit der Pflegung von aktuell acht Städtepartnerschaften ein Zeichen für Völkerverständigung und internationalen Austausch. Mit den Partnerstädten, die bis auf Lateinamerika und Australien, alle Kontinente der Welt abdecken, findet ein regelmäßiger Austausch auf vielen verschiedenen Ebenen statt. Schüleraustausche, Bürgerreisen und Delegationsbesuche sind nur einige Beispiele die verdeutlichen, wie die kulturelle Begegnung mit den Partnerstädten gelebt wird.

Bei einem Blick auf die Partnerstädte Bremens fällt zudem eine interessante Parallele auf: Sie sind genauso wie Bremen alle Hafenstädte, was eine effektive Kooperation auch auf wirtschaftlicher Ebene erleichtert.

Hinweis: Die achte Partnerstadt Bremens, Windhoek, die Hauptstadt Namibias, wurde aufgrund mangelnder Quellen über die genauen Inhalte nicht eigens erwähnt. Die Städtepartnerschaft besteht offiziell erst seit 2024 und war vorher eine reine Klimapartnerschaft.