Trigger Warnung: Ich spreche teilweise explizit über Gewalttaten an Hunden.

„Wenn die Tiere sich bei der Jagd verletzen, sind sie wertlos. Sie werden nicht versorgt oder behandelt. Die kleineren Kuschelhunde bringt man zum Tierarzt, die Hunde, die eigentlich ‚Nutzvieh‘ sind, verstößt man.“

Jährlich werden tausende Galgos und Podencos Opfer der spanischen Jagdindustrie. Unter harten Bedingungen müssen sie Leistungen erbringen. Wenn sie nicht mithalten können, werden sie aussortiert. Das passiert oftmals auf brutale Art und Weise.

Schon im Welpenalter werden die Hunde mit Hilfe von harten Methoden auf ihr späteres Leben in der Jagd vorbereitet. Dabei steht ihnen oftmals kaum Futter zur Verfügung. Häufig werden die Hunde in Hinterhöfen vermehrt oder in kleinen Betonbunkern auf zu engem Raum gehalten. Diese sind oft fernab von der Öffentlichkeit. Tierschützer*innen sprechen von schlimmen Zuständen. Teilweise sterben die Hunde vor Ort und die übrigen Hunde fressen die toten Körper.

In der Jagdsaison müssen die Hunde Leistungen erbringen. Im Zuge dessen werden die Tiere oft misshandelt. Knochenbrüche und offene Wunden stehen auf der Tagesordnung. Wer die Erwartungen nicht erfüllen kann, wer nicht schnell genug ist oder sich verletzt hat, wird aussortiert. Die Hunde werden ausgesetzt und verhungern auf der Straße oder werden umgebracht.

Eine besonders schlimme Tradition ist das „Klavierspielen“. Dabei werden die Tiere mit einem Strick oder Kabel an einem Baum aufgehängt und langsam erhängt. Wenn die Hunde gute Leistungen erbracht haben, werden sie weit oben am Baum aufgehängt. Haben die Tiere jedoch schlechte Leistungen in den Augen der Halter*innen erbracht, werden sie so aufgehängt, dass die Pfoten gerade noch so den Boden berühren und die Tiere einen qualvollen Tod erleiden. Immer wieder fanden verdeckte Ermittlungen zu dieser grausamen Tradition statt. Eine Ermittlerin schilderte so ihre Erlebnisse: „„Das waren fast schon Familientreffen“, sagte Findlay über die Orte, an denen die Hunde erhängt werden. „Die Galgobesitzer nehmen Essen und Getränke mit und dann findet man dort die leeren Verpackungen und Weinflaschen mit den Kadavern.“ 

Die betroffenen Rassen

Der Galgo ist eine sehr alte Hunderasse, die früher ausschließlich von Adeligen gezüchtet wurde. Sie werden bereits seit Jahrhunderten züchterisch auf ihre jagdlichen Qualitäten selektiert. Die Galgos ähneln Greyhounds, sie sind jedoch kleiner und leichter gebaut. Sie haben glattes oder raues Fell. Galgos werden oft als loyal, freundlich und verschmust bezeichnet.

Schon während des 16. bis 18. Jahrhunderts wurden viele Galgo Espanol in Länder wie Irland oder England exportiert, da in dieser Zeit Windhunderennen zunehmend beliebter wurden. Somit gibt es eine lange Windhundetradition in Spanien.

Im privaten Rahmen werden die Hunde oft zur Hasenjagd eingesetzt. Dabei hetzen sie auf freiem oder eingezäuntem Gelände Hasen hinterher. Dies machen sie bis zur völligen Erschöpfung. Meistens hetzen zwei Galgos zusammen. Bis zu zehn Galgos haben die Hundeführer*innen zum Wechseln dabei. Die Hunde werden an der Leine gehalten und durchqueren zusammen das Gelände. Wenn ein Hase hochschreckt, werden zwei Hunde von der Leine gelassen und hetzen.

Heutzutage sind Galgos jedoch auch sehr beliebt in der Sportindustrie. In vielen Ländern ist die Hasenhatz mit Windhunden verboten. In Spanien sind Coursings jedoch offiziell erlaubt. Diese Coursings sind oftmals verbunden mit Wetteinsätzen und der Hatz auf lebende Hasen. Nur teilweise wird der Hase durch einen Köder ersetzt. Das Coursing ist ein Prestige-Wettkampf und eine Form von Windhunderennen. Diese Wettbewerbe finden jedes Jahr zwischen September und Februar statt. Der Preis dafür wird vom spanischen König Felipe VI. persönlich gesponsert. Die Hunde müssen bei diesen Wettbewerben Höchstleistungen erbringen. Um sie darauf vorzubereiten, werden 12 bis 15 Hunde genommen und an ein fahrendes Auto oder Motorrad gebunden. Wenn ein Hund stürzt oder sich verletzt, hat er Pech gehabt. Die Galgos werden dabei leider als Wegwerfprodukt angesehen. Es ist eine krankhafte Suche nach dem nächsten Champion. Dafür werden die Hunde massenhaft gezüchtet und wer keine Aussicht auf Gewinn hat, wird getötet. Das passiert teilweise auf brutalste Art und Weise: Sie werden ertränkt, in Flüsse geworfen, mit Säure übergossen oder lebendig verbrannt. Es wird geschätzt, dass mindestens 50.000 Jagdhunde pro Jahr dieses Schicksal in Spanien erleiden müssen.

Podencos werden oft bei der Jagd auf Kaninchen, Hasen und Rebhühner eingesetzt. Auch sie werden seit Jahrhunderten für die Jagd gezüchtet. Podencos töten die Beute nicht, sie packen sie am Nacken und apportieren sie zum Menschen. Dabei verletzen sie die Beute nicht. In den sogenannten Monteria-Jagden treiben sie in großen Rudeln Wildtiere durch das Gelände. Dies tun sie, bis ihre Körper aufgeben. Außerhalb der Jagd werden die Podencos oft auf engem Raum gehalten. Sie sind häufig ausgehungert, verletzt oder krank.

Einmal pro Woche werden die Hunde auf einem kleinen Anhänger zum Jagdort gebracht. Auch hier gilt, wenn die Hunde nicht rechtzeitig wieder im Auto sind, wird ohne sie losgefahren. Der Beschnitt der Ohren ist üblich. Dies soll Verletzungen im Dickicht verhindern und auch starke blutende Ohrenwunden, die bei Beißereien untereinander entstehen.

Spaniens Tierschutzgesetz

Seit 2023 gibt es in Spanien ein erstes nationales Tierschutzgesetz. Vorher waren die Tierschutzregelungen je nach Region unterschiedlich. Anlass des Gesetzes war, dass nur ein Bruchteil der in spanischen Haushalten lebenden Hunde registriert sind. Dadurch sind die Besitzer*innen der Tiere schlecht nachweisbar und können bei Verstößen und Straftaten nicht verfolgt werden. Tierschützer*innen hatten gehofft, dass dieses Gesetz die Lage der ausgebeuteten Hunde der Sportindustrie verbessert. Traurigerweise bezieht sich dieses Gesetz aber nur auf Haustiere. Jagdhunde und Gebrauchshunde, wie Rettungshunde und Herdenschutzhunde, sind nicht Teil dieses Gesetzes.

„Zu den wichtigsten Änderungen und Vorschriften zählen:

• Tiere sind als fühlende Wesen zu behandeln. Methoden zur Erziehung oder im Umgang mit Tieren dürfen weder Leid und Misshandlung noch Angst hervorrufen.

• Es ist verboten, Tiere auszusetzen, zu misshandeln oder körperlich anzugreifen sowie sie einer fahrlässigen Behandlung oder einer Praxis auszusetzen, die ihnen Leid, seelischen oder körperlichen Schaden zufügt oder ihren Tod verursachen könnte.

• Tierhalterinnen und Tierhalter sind verpflichtet, die Gesundheit ihres Tieres zu gewährleisten und ihm die erforderliche medizinische Versorgung zukommen zu lassen und diese zu dokumentieren.“

Ich freue mich für die vielen Haustiere, die durch dieses Gesetz besser geschützt sind. Jedoch haben auch Jagdhunde ein Leben ohne Leid verdient. Die spanische Regierung hätte einen Schritt in die richtige Richtung machen können und auch Jagdhunde und Gebrauchshunde in dieses Gesetz mit aufnehmen sollen. Die Situation der Jagdhunde hat sich durch dieses Gesetz teilweise sogar verschlechtert. Vor dem Gesetz hatten einige Regionen schon fortschrittlichere Gesetze. Viele Regionen haben nun aber das nationale Gesetz übernommen.

„Die Situation ist schlechter geworden – die Zahl der verletzten Hunde ist größer geworden. Sehr viele angefahrene Hunde mit schweren Verletzungen. Andalusien ist eine reine Jagdgegend mit sehr vielen armen Menschen und die Hunde sind einerseits Statussymbole und andererseits überflüssiger Müll. Mitleid gibt es nicht.“

Wenn die Jagdsaison jedes Jahr am 01. Februar endet, werden besonders viele Hunde ausgesetzt. Die Tierschutzvereine nehmen täglich neue Tiere auf, die von der Jagdindustrie aussortiert wurden. Es gibt jedoch zu viele Tiere für die Tierschutzvereine. Die Tierschützer*innen arbeiten auf Hochtouren. Es wird versucht Aufklärungsarbeit zu leisten, und die Jäger*innen davon zu überzeugen, die Tiere in Tierheimen abzugeben, anstatt sie auszusetzen oder zu töten.

Es werden auch schon erste Fortschritte erreicht. Die Medien berichten immer häufiger über das Thema und so verändert sich auch nach und nach die Meinung der Öffentlichkeit. Das Leid der Hunde darf nicht weiter ignoriert werden. Traditionen müssen hinterfragt werden und die Regierung muss handeln.

Falls ihr unterstützen wollt:

VETO

Hilfe für Spaniens Jagdhunde. Gemeinsam gegen die Ausbeutung von Galgos und Podencos. Im Rahmen unserer Kampagne sammeln wir Spenden, um Tierschutzvereine bei der Versorgung der Tiere zu unterstützen und ihnen die Last von den Schultern zu nehmen.

Hier könnt ihr spenden

Stoppt das Leid von Galgos, Podencos & Co.Wir fordern Konsequenzen für die Misshandlung von Hunden. Und wir fordern gesetzliche Regelungen, die Jagdhunde einschließen und vor Ausbeutung und Tierquälerei schützen. Unterzeichne jetzt unsere Petition. Jede Stimme zählt!

Hier geht es zur Petition

Der Galgo-Marsch: Um auf den Missbrauch und das Leid der Hunde aufmerksam zu machen, protestieren in vielen Städten Europas Menschen für den Schutz der sanften Vierbeiner. Auf dieser Seite findest du alle Termine der Galgo-Märsche. Weitere Märsche sind bereits angekündigt.

Hier geht es zu den Informationen