Viele Menschen, die sich einen Hund zulegen möchten, schauen in Online-Portalen wie Quoka, deineTierwelt oder Kleinanzeigen. Die Europäische Kommission schätzt, dass zu jedem Zeitpunkt 438.000 Hunde auf den Haupt-Internetportalen in Europa zum Verkauf angeboten werden. Süße Bilder von kleinen Hunden locken die Menschen an. Mit nur einer Nachricht kann der Kauf beschlossen werden. Hinter vielen dieser Anzeigen verstecken sich jedoch kriminelle Hundevermehrer*innen, die die Welpen unter grausamen Bedingungen halten und transportieren. Das große Problem dabei: die Anzeigen sind mittlerweile kaum mehr voneinander zu unterscheiden. Sie tarnen sich als liebe Hobbyzüchter*innen und auch die Preise sind ähnlich wie die von seriösen Züchter*innen.
In Deutschland gab es 2020 registrierte Beschlagnahmungen von 771 Tieren aus 86 Fällen. 2021 waren es 1839 Tiere in 211 Fällen und 2022 1017 Tiere in 119 Fällen. Das bezieht sich aber nur auf die überhaupt aufgedeckten Fälle und auch nur auf Deutschland. Die Dunkelziffer des illegalen Welpenhandels ist riesig. Oft wurden die Tiere in Transportern auf Autobahnen entdeckt oder in den Wohnungen, in denen sie zum Verkauf angeboten wurden.
Es ist eine ununterbrochen hohe Nachfrage in den Online-Portalen zu verzeichnen – der Handel boomt. Vor allem betroffen vom illegalen Welpenhandel sind Trend-Hunderassen. Dazu gehören zum Beispiel Labrador, französische Bulldogge, Chihuahua, Pomeranian, Malteser und Zwergspitz.
Was steckt hinter diesem Netzwerk?
Es ist ein kriminelles Netzwerk aus Vermehrer*innen, Fahrer*innen und Händler*innen. Sie bieten die Welpen anonym oder unter falschem Namen zum Verkauf an. Richtige Informationen findet man nur selten. „Bei genügend Anfragen für einen Welpen gibt der unseriöse Verkäufer eine Bestellung bei einer oder mehreren Welpen Fabriken auf. Zwischenhändler sammeln die Hunde ein und bringen sie über die Grenze nach Deutschland, wo sie an einem Übergabeort verkauft werden. Laut Angaben der EU werden so jeden Monat schätzungsweise 50.000 Welpen zwischen den europäischen Ländern gehandelt.“
Viele der Welpenfabriken befinden sich in Rumänien, Tschechien, Bulgarien, Polen, der Slowakei oder Ungarn. Die Welpen sind oft in einem schlechten Zustand, schwach, dehydriert und hungrig. Häufig haben sie Flöhe, Würmer oder Parasiten. In den Welpenfabriken leben die Hunde unter furchtbaren Zuständen und werden unzureichend versorgt. Sie leben ohne Tageslicht oder menschliche Zuneigung. Die Welpen werden dann viel zu jung und ohne Impfungen in Kofferräumen oder unter Autositzen versteckt und über die Grenzen transportiert. Die Muttertiere werden als Gebärmaschinen benutzt und bei jeder Läufigkeit gedeckt. Wenn sie nicht mehr Leistung erbringen, werden sie getötet. Die Welpen werden viel zu früh von ihrer Mutter getrennt. Das liegt daran, dass sie besonders niedlich sind, wenn sie so jung sind. Jedoch hatte die Mutter so auch keine Chance, die Welpen auf ihr Leben vorzubereiten. Die Welpen werden in der wichtigsten Entwicklungsphase von ihrer Mutter getrennt, zudem müssen sie einen langen Transport und einen wiederholten Wechsel der Umgebung durchstehen. Viele der Hunde entwickeln so Verhaltensauffälligkeiten.
Wieso ist das möglich?
In Deutschland müssen nur gewerbliche Händler auf Online-Plattformen Informationen zu ihrem Unternehmen angeben. Und selbst das ist leicht zu fälschen, denn die Angaben werden nur stichprobenartig kontrolliert. Die kriminellen Händler*innen geben sich oft einfach als Privatperson aus. Nach dem Kauf tauchen dann viele der Händler*innen ab. Eine Strafverfolgung ist nur selten möglich. Es gibt kaum Auflagen, kaum Kontrollen und kaum Strafen. So ist das Vermehren ohne viel Aufwand möglich und die Gewinnspanne ist groß.
Was dagegen tun?
Viele der Käufer*innen ahnen nicht, was hinter der Anzeige steckt. Es ist wichtig, genau hinzusehen. Man sollte misstrauisch werden, wenn die Übergabe nicht beim Muttertier, sondern auf öffentlichen Plätzen stattfinden soll. Ein Warnsignal ist auch, wenn die Welpen sehr jung, ängstlich oder krank wirken. Weiterhin sollten keine Hunde ohne Impfnachweise, Papiere oder Informationen über das Muttertier gekauft werden. Die Anzeigen sollten genauestens überprüft werden. Es sollte geschaut werden, ob die Texte oder Kontaktdaten auch schon in anderen Anzeigen genutzt wurden und ob die Bilder vielleicht von anderen Plattformen kopiert wurden. Seriöse Züchter*innen werden sich auch einen Eindruck von den Käufer*innen machen wollen, da ihnen das Wohl der Tiere wichtig ist. Außerdem ist es üblich, den Hund bis zum Kauf mehrfach zu besuchen und sich ein genaues Bild von der Situation zu machen. Am besten ist es jedoch, gar keine Tiere über Online-Plattformen zu kaufen. Es gibt nicht ausreichend Regelungen, die dies sicher machen.
Es gibt außerdem schon Modelllösungen von Tierschutzorganisationen zur Lösung des Problems. So auch eine von VIER PFOTEN. Dort steht die EU-weite Rückverfolgbarkeit der Händler*innen und Tiere im Mittelpunkt. So wäre eine Bestrafung von illegalem Handel besser möglich. Sie schlagen ein System von lebenslanger Nachverfolgbarkeit vor. Jeder Hund wird mit einem Mikrochip versehen und in einer Datenbank registriert. Zu der Chipnummer werden dann alle Besitzer*innen erfasst, sowie auch alle anderen Menschen, die im Leben des Tieres eine Rolle gespielt haben. Dazu gehören auch Züchter*innen, Verkäufer*innen oder Tierärzt*innen. Weiterhin ist es wichtig, dass die Kleinanzeigenportale, die von den Verkäufer*innen angegebenen Informationen mit den automatisierten Datenbanken abgleichen. So sollten sämtliche Tieranzeigen auf Online-Portalen, auch von Privatpersonen, kontrolliert werden. Zudem ist es wichtig, dass weiterhin keine Tiere auf Social Media zum Verkauf angeboten werden dürfen. Mit Ausnahme natürlich von registrierten Tierheimen und Tierschutzorganisationen.
By VIER PFOTEN (Inhouse) – https://www.vier-pfoten.at/, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79091429
Der Online-Handel mit Welpen wird weitergehen, solange die Nachfrage der Menschen besteht. Daher ist es wichtig, die Menschen in eurem Umfeld über dieses Thema aufzuklären. Es sollten am besten keine Tiere im Internet gekauft werden und verdächtige Verkäufe sollten gemeldet werden. In Tierheimen warten zudem auch viele Hunde, die auf ihre neue Familie warten.
Hier ein paar Vorschläge zur Unterstützung:
PETA
Wir von PETA Deutschland haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Welpenhandel zu stoppen. Helfen Sie jetzt, die unmoralischen Machenschaften von Händler:innen zu beenden. Unterstützen Sie jetzt unsere Petition zum Eindämmen des Onlinehandels von Hunden. Wenn Sie selbst kriminelle Geschäfte rund um den Welpenhandel beobachten, melden Sie uns dies über unser PETA-Meldeformular.
Deutscher Tierschutzbund e.V.
Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, die Tierheime zu unterstützen, die oftmals viele illegal gehandelte und beschlagnahmte Welpen aufnehmen. In solchen Notsituationen springt der Deutsche Tierschutzbund schnell und unbürokratisch mit einem Zuschuss aus der Tierheim-Nothilfe (Feuerwehrfonds) ein. Denn anders könnten viele Tierheime die finanzielle Belastung nicht stemmen. Mit Ihrer Spende sorgen Sie dafür, dass jedes Opfer des illegalen Welpenhandels Futter, Pflege und medizinische Versorgung erhält.
Quellen:
Welpenhandel: PETA deckt Hintergründe bei Zucht und Handel von Hunden auf (PETA)
So funktioniert der illegale Welpenhandel im Internet (Deutscher Tierschutzbund)
Report: VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz ILLEGALER WELPENHANDEL IN ZAHLEN 2022