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Bis heute diskutieren Fußball-Experten darüber, ob es ein Elfmeter hätte sein sollen oder nicht. Die meisten neigen zur ersten Option. Einige Experten sagen sogar, dass der britische Schiedsrichter überhaupt nicht als Video-Schiedsrichter hätte eingesetzt werden dürfen. Bereits im Spiel Deutschland gegen Dänemark traf er als Video-Schiedsrichter eine umstrittene Entscheidung, indem er einen Elfmeter für Deutschland gab, der zur Niederlage Dänemarks führte.
Die 15 Minuten nach der Entscheidung des Schiedsrichters, im Spiel Spanien-Deutschland keinen Elfmeter zu geben, führten zu einem Streaming-Rekord in Deutschland. 175 Terabyte Daten wurden transportiert, mehr als jemals zuvor innerhalb von 15 Minuten. Die Fans können diese Entscheidung bis heute nicht verstehen oder akzeptieren. Aus diesem Grund wurde eine Petition gestartet, das Viertelfinale zu wiederholen. Doch das ist nicht geschehen, und die Wahrscheinlichkeit, dass es passieren könnte, war gering. Denn das ist Fußball – leider werden auch fatale Entscheidungen getroffen, die das ganze Land und die Fans enttäuschen können. Es wurde vermutet, dass der Video-Schiedsrichter durch sein Nicht-Eingreifen nicht erneut der Kritik ausgesetzt werden wollte, Deutschland zum Sieg verholfen zu haben.
Wie die Deutsche Bahn wirklich funktioniert, erfuhr die niederländische Nationalmannschaft vor dem Halbfinale. Sie entschied sich, die Reise vom Teamquartier nach Dortmund mit dem Zug anzutreten. Die Fahrt dauert normalerweise 2 Stunden und 15 Minuten für fast 300 Kilometer. Doch der Zug hatte Verspätung, verursacht durch einen Unfall mit einem Tier. Das Ergebnis: Das EM-Team der Niederlande musste wegen der Bahn-Verspätung die Pressekonferenz mit Trainer Ronald Koeman und Verteidiger Nathan Aké absagen. Statt die Fahrt mit der Bahn fortzusetzen, mussten die Niederländer nun das Flugzeug nehmen, um rechtzeitig zum Spiel gegen England anzukommen.
Die ganze Situation mit der DB war für Deutschland so peinlich, dass Felix Dachsel, ein Kolumnist des Spiegels, das Bedürfnis verspürte, sich in allen 21 Sprachen des Turniers“ für den Zustand des Zugverkehrs zu entschuldigen. (Er nimmt es zumindest mit Humor: Denn was könnte umweltfreundlicher sein als ein Zug, der nicht fährt?)
Im Gegensatz zu den Holländern, die umweltfreundlich reisen wollten, was leider nicht klappte, entschieden sich die anderen Nationalmannschaften bereits zuvor für das Flugzeug. Viel Kritik erhielt die spanische Nationalmannschaft, die plante, 190 Kilometer von Stuttgart nach München mit dem Flugzeug zurückzulegen. Die Reise mit dem Flugzeug dauerte 45 Minuten, die Fahrzeit mit dem Bus bei ruhigem Verkehr etwas mehr als zwei Stunden. Auch Frankreich war bereits von Düsseldorf nach Paderborn geflogen. Somit könnten die Mannschaften den Umständen entsprechend möglicherweise recht behalten haben.
Nach der Niederlage gegen Spanien richteten sich alle Kameras auf einen Spieler, der vor einem Jahr angekündigt hatte, sich aus der Nationalmannschaft und der großen Fußballwelt zurückzuziehen. Tatsächlich hatte Toni Kroos bereits vor drei Jahren seinen Rücktritt verkündet, kehrte jedoch für die Heim-Europameisterschaft in den Kader zurück. Weltmeister 2014, sechs Champions-League-Siege, Pokalsiege, Meisterschaften, Supercups in Deutschland und Spanien. Es fehlt nur noch eins in dieser langen Liste: Europameister. Und es bleibt auch dabei. Kroos gilt als eine deutsche Legende und einer der besten Mittelfeldspielern in der Geschichte des DFB-Teams. Sein Trikot war das meistverkaufte, seinen Namen riefen die Fans vor Ecken, er wurde sogar in die Planungen der Mannschaft eng eingebunden. Er war quasi der Kern der Mannschaft. Spielte er schlecht, spielten alle schlecht. In einem emotionalen Post wendete Kroos sich an die deutschen Fußball-Fans: „Und zum Schluss eine Bitte: Jetzt wo Deutschland sein liebstes Kind zurück gewonnen hat: lasst es nicht mehr los! Der Weg dieser Mannschaft geht weiter. Und es hilft brutal wenn ihr auch in schlechten Phasen zu ihr steht! Denn eins kann ich euch versichern: das ist eine Gruppe von tollen Menschen, die alles dafür geben erfolgreich zu sein! Deutschland ist wieder wer!!!“.
Die deutsche Nationalmannschaft hat jedoch noch einen Spieler verloren, nämlich Thomas Müller kündigte nach dem Ausscheiden im Viertel-Finale seinen Rücktritt. Bereits nach dem Spiel hat er das dem Bundestrainer mitgeteilt, was später auch offiziell in den Medien bestätigt wurde. Rudi Völler, Direktor der Nationalmannschaft, sagt über ihn: „Keiner ist wie Thomas Müller. Seinen Wert für den deutschen Fußball kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Egal, ob in all den Jahren beim FC Bayern oder bei der Nationalmannschaft – mit Thomas hat jedes Team neben einem Topstürmer immer auch ein Gesicht bekommen, einen vorbildlichen Charakter. Sein Spiel ist unorthodox, intuitiv, unberechenbar und genau deswegen erfolgreich.“
Gleich zwei Spieler der portugiesischen Nationalmannschaft verabschiedeten sich vom Team: der älteste Spieler des Turniers, Pepe (41), und einer der größten Spieler der Fußballgeschichte, Cristiano Ronaldo (39). Pepe debütierte vor 17 Jahren in der Nationalmannschaft, Ronaldo vor 20 Jahren. Beide gewannen zusammen mit ihrer Mannschaft die EM 2016, doch der WM-Titel blieb ein Traum. Pepe hat sein Karriereende bekannt gegeben. Ronaldo hat jedoch offiziell nicht bestätigt, dass das Viertelfinalspiel gegen Frankreich sein letztes war. In zwei Jahren wird er 41. Es erscheint daher unwahrscheinlich, dass er an der WM 2026 teilnehmen wird – aber man weiß ja nie…
Noch eine Legende des Fußballs und von Real Madrid, wie Toni Kroos, verabschiedete sich möglicherweise mit der Nationalmannschaft: Luka Modric (38), einer der besten Spieler der kroatischen Nationalmannschaft, durch den sich viele Fans in die Spielweise Kroatiens verliebt haben. Er war nicht nur ein zentraler Bestandteil der „Königlichen“, sondern auch der kroatischen Nationalmannschaft, für die er seit seinem Debüt am 1. März 2006 spielt – auch damals in Deutschland. Es wäre daher allzu passend und aufgrund seines Alters völlig logisch, dass er nach der EM 2024 seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Als Italien am 24. Juni 2024 in den letzten Minuten ausglich, war klar, dass Kroatien die Gruppenphase nicht überstehen würde. Modric hat seine Entscheidung, die Nationalkarriere zu beenden, noch nicht offiziell bekannt gegeben, aber die Tränen nach dem Ausscheiden ließen vermuten, dass es sein letztes Spiel mit dem Team war.
Jesús Navas war der einzige, der seine Karriere bei der spanischen Nationalmannschaft mit einem Sieg beendete. Was könnte besser sein, als als Sieger die geliebte Mannschaft zu verlassen, einen letzten Pokal zu gewinnen und das Finale als krönenden Abschluss zu markieren? Der aus der Jugend des FC Sevilla stammende Allrounder gab 2009 sein Debüt in der spanischen Nationalmannschaft. Seitdem bestritt er 50 Länderspiele für die „Furia Roja“. Weltmeister, zweifacher Europameister – Navas spielte mit den besten spanischen Fußballern, darunter Iker Casillas, Carles Puyol, Sergio Ramos, Andrés Iniesta, Xavi und Fernando Torres.
Während wir uns von diesen Spielern auf der Nationalbühne verabschieden, bleiben die Erinnerungen an die unzähligen Momente, die sie den Fans ihrer Länder geschenkt haben. Die Freude, die sie bereitet haben, und die Art und Weise, wie sie das Trikot und die Ehre ihrer Nationen getragen haben, werden unvergessen bleiben.