Retten, Vermitteln, Kastrieren und Aufklären, das ist die Mission von Hunderettung Europa e.V.. Der Tierschutzverein ist ein gemeinnütziger Verein, der Tierschutzprojekte in Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Kuba unterstützt. Ihr Ziel ist es, nachhaltig, transparent und langfristig das Leid der Hunde zu beenden. Das Team fasst über 200 ehrenamtliche Mitarbeiter*Innen. Das Hauptprojekt ist die Unterstützung eines rumänischen Tierheims, welches rund 450 Hunde und 100 Katzen beherbergt. Ich habe meine Fragen an die Mitarbeiter*Innen des Tierschutzvereins gestellt und habe die Antworten hier nun aufgeführt.

Wie sieht der Weg eines Hundes von Rettung bis zur Vermittlung aus?

Wir retten die Hunde entweder direkt aus den Tötungsstationen oder von der Straße. Manchmal hatten die Hunde vorher einen Besitzer. Es gibt aber auch Hunde, die schon auf der Straße geboren wurden. Nach der Rettung bringen wir die Hunde ins Tierheim und dort werden diese dann erstmal aufgepäppelt. Neben der allgemeinen Versorgung und Untersuchung gehören dazu auch Impfungen, Kastrationen und verschiedenste Tests. Wenn der Hund zur Vermittlung bereit ist, meistens nach zwei bis drei Wochen, wird er auf Social Media und der Website vorgestellt. Wenn sich dann ein Mensch für einen Hund interessiert, muss dieser eine Selbstauskunft ausfüllen. Dann wird geschaut, ob die Merkmale und Eigenschaften des Hundes zu dem Menschen und seiner Lebenssituation passen. Falls ja, wird ein Beratungsgespräch geführt, wobei der Vermittlungsablauf ausführlich erklärt wird. Wenn dann alles passt, wird ein Hausbesuch durchgeführt und der Hund kann für die Ausreise fertig gemacht werden und in sein neues Zuhause ziehen.

Wie wird ausgewählt, welche Hunde aus den Tötungsstationen gerettet werden?

Da spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Entscheidend ist, wie viel Platz momentan im Tierheim ist. Die Verträglichkeit der Hunde untereinander ist auch sehr wichtig. Man kann entweder einen Zwinger für einen unverträglichen Hund nutzen oder einen Zwinger für fünf Hunde die sich gut verstehen. Es ist außerdem bedeutend, wie viel gespendet wird. Pro Hund entstehen im Schnitt 300 Euro Kosten, da die Hunde aus den Tötungsstationen oft krank, abgemagert und verletzt sind. Durch die Behandlungen und Operationen sind die Kosten sehr hoch. Daher sind Spenden und Medizinpaten sehr wichtig. Je mehr gespendet wird, desto mehr Hunde können wir retten.

In den Tötungsstationen machen wir auch Live-Videos und zeigen die Hunde den Menschen, um Unterstützer*Innen zu gewinnen und über die Situation aufzuklären. Wenn ein Mensch sich dann dazu bereit erklärt, für einen bestimmten Hund zu spenden, wird natürlich dieser Hund gerettet. Es ist auf jeden Fall immer eine extrem schwere Entscheidung, die uns jedes Mal das Herz bricht. Man geht mit dem Wissen dorthin, dass man nicht alle Hunde retten kann. Und trotzdem ist es so schlimm zu wissen, dass in wenigen Tagen oder Wochen viele Gesichter in die man blickt nicht mehr da sein werden.

Was sind die größten Herausforderungen?

Es ist eine große Herausforderung, hier in Deutschland Bewusstsein zu schaffen, und aufzuklären um zu zeigen, dass es Tötungsstationen gibt und man einen Hund adoptieren sollte, anstatt einen vom Züchter zu kaufen. Man rettet mit einer Adoption Leben und unterstützt dabei einen Tierschutzverein. Wenn man bei einem nachhaltigen Tierschutzverein einen Hund adoptiert, unterstützt man außerdem nachhaltige Tierschutzarbeit. Das heißt, dass der Verein nicht nur Hunde vermittelt, sondern auch aufklärt und sich für Kastrationen einsetzt, damit die Population der Straßenhunde sinkt und es keine Tötungsstationen mehr gibt. Die größte Herausforderung dabei ist zu zeigen, dass es noch Bedarf gibt und man adoptieren sollte. Aber auch in Rumänien muss das Bewusstsein für den Tierschutz und die Kastration geschärft werden, um dort nachhaltige Veränderungen zu schaffen. Man sieht auf jeden Fall Erfolge, aber es ist noch ein sehr weiter Weg bis in Rumänien ähnliche Tierschutzverhältnisse herrschen wie in Deutschland.

Welche Ziele haben Sie für 2023?

Wir wollen mit einem Kastrationsmobil in ländlichere Gegenden fahren, um dort die Hunde zu kastrieren. Weiterhin wollen wir in Deutschland ein Tierheim mit einem Schulungszentrum und einer Auffangstation bauen, in der Hunde aus Rumänien erstmal eine Zwischenstation haben und von dort aus adoptiert werden können. Außerdem wollen wir in unserem Tierheim in Rumänien ein Heim für alte Hunde bauen. Wir möchten natürlich weiter wachsen und weiter nachhaltigen Tierschutz leisten.

Welche Unterstützung benötigen Sie momentan am meisten?

Am meisten benötigen wir finanzielle Unterstützung durch Spenden. Wir unterstützen über 500 Hunde und Katzen im Tierheim und es sind enorme Kosten, die dort anfallen. Tierarztkosten, Versorgungen und die Tierpfleger*Innen. Allerdings sind Medizinpatenschaften auch unfassbar wichtig. Natürlich suchen wir auch immer Ehrenamtliche, die entweder von Zuhause aus oder vor Ort vier bis acht Wochen im Tierheim arbeiten. Diese können dann kostenlos im Tierheim in einer Wohnung wohnen und unterstützen dafür das Tierheim und die Tierpfleger*Innen bei der Arbeit.

Vielen Dank für das Interview!

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