Nach meiner Reise durch Europa und den unzähligen Begegnungen mit Straßenhunden beschäftigten mich viele Fragen. Warum gibt es so viele Straßenhunde? Wie sieht die Situation in anderen Ländern aus? Was versuchen die Länder dagegen zu unternehmen? Und wie kann man diesen Tieren helfen? So viele Fragen in meinem Kopf und noch immer sind nicht alle geklärt. Hier möchte ich nun versuchen meine neuen Erkenntnisse zusammenzufassen. Eins muss ganz klar festgehalten werden: Die Not dieser Tiere in Europa wurde durch den Menschen verursacht.

Straßenhunde sind oft ehemalige Haustiere und deren Nachfahren. Sie wurden aus den unterschiedlichsten Gründen ausgesetzt. Manche haben den Arbeits- und Zeitaufwand, den so ein Tier mit sich bringt, unterschätzt. Andere haben plötzlich ein Muttertier mit Nachwuchs und wissen nicht wohin damit. So landen Tiere auf der Straße. Da sie oft nicht kastriert sind, beginnt nun die Kette des Leids. Aber nicht immer paaren sich nur Straßenhunde untereinander. In anderen Ländern ist es oft normal, dass sich die eigenen Hunde frei bewegen, ohne Aufsicht der Besitzer*Innen. So paaren sich auch Straßenhunde mit Besitzertieren. Oft haben die Menschen nicht das Geld, ihre unbeaufsichtigten Hunde zu kastrieren. Andere halten es für unnatürlich oder sind nicht ausreichend informiert. Das führt zu einer stetigen Vermehrung der Hunde.

Die Hunde leben oft unter schlechten Bedingungen. Sie haben Krankheiten, Parasiten oder Verletzungen. Nur ein Bruchteil dieser Hunde führt ein unbeschwertes Leben, da sie sich tagtäglich auf der Suche nach Nahrung befinden.  Die Situation ist vor allem in den Ländern in Südeuropa verheerend. Besonders entsetzlich sieht die Lage in der Türkei und Rumänien aus, denn hier leben die meisten Straßenhunde in Europa.  Aber auch Griechenland und Italien zeigen eine hohe Population auf. Dabei sieht die Bewältigungsstrategie der einzelnen Länder sehr unterschiedlich aus.

Während die Türkei laut Tierschutzgesetz das vom Staat finanzierte Einfangen, Kastrieren und wieder Aussetzen der Tiere vorschreibt, werden in Spanien die Hunde von staatlichen Hundefänger*Innen in Tötungsstationen gebracht. Auch Ungarn tötet seine Straßenhunde. In Rumänien sind es oft auch die Einwohner, die die Hunde vergiften oder misshandeln. So auch in Griechenland. In Italien hingegen erhalten Hundefänger vom Staat Geld, um die Tiere in Heime zu bringen. Da diese Heime aber Geld pro Hund bekommen, sind nicht alle an der Vermittlung der Hunde interessiert.

Meiner Meinung nach sind Kastrationsprojekte eine gute Strategie. Die kastrierten Tiere werden mit einer Marke versehen, um sie zu kennzeichnen. Oft werden die Tiere dann auch noch gleich entwurmt, entfloht und geimpft. Dann werden sie wieder ausgesetzt. So kann man die Vermehrung der Hunde schrittweise reduzieren, ohne dabei zu töten oder zu misshandeln. Natürlich ist dieser Weg schwierig und aufwendig, aber dennoch besser als Hunde in Tötungsstationen ermorden zu lassen.

Da die Europäische Kommission nicht für den Schutz von Straßenhunden zuständig ist, bleibt es eine Angelegenheit der Staaten.  Um die derzeitige Situation jedoch nachhaltig verbessern zu können, müssen einheitliche und europaweite Regelungen und staatlich finanzierte Kastrationskampagnen implementiert werden, anstatt weitere Fang- und Tötungsstationen mit finanziellen Mitteln auszustatten. Nicht nur das Töten der Tiere ist komplett furchtbar, sondern auch der Umgang und die Situation in den Tötungsstationen. Die Hunde bekommen oft weder Futter noch Wasser und die Zwinger sind meistens total überfüllt. Von der fehlenden medizinischen Versorgung der Hunde ganz zu schweigen. Die Tierschutzorganisation „Hunderettung Europa e.V“ befreit regelmäßig Hunde aus diesen Tötungsstationen und vermittelt diese dann. Daher will ich sie euch im nächsten Artikel genauer vorstellen.