Überfüllte Stationen, überfordertes Personal und kein Ausweg in Sicht. Das deutsche Krankenhaus scheint überlastet und überarbeitet. Aber was sind Gründe für die Überlastung?
Grundsätzlich gilt es in Deutschland zwischen staatlichen (kommunal oder länderfinanziert), freigemeinnützigen (kirchlich oder stiftungsfinanziert) und privaten Krankenhäusern zu unterscheiden. Dabei liegt der Unterschied beim Betreiber des Krankenhauses. Differenzen bilden sich hierbei vor allem bei der Art der Finanzierung. Während der Gewinn bzw. Überschuss bei der Behandlung der Patienten in staatlichen und gemeinnützigen Krankenhäusern wieder zurück ins Gesundheitssystem gelangt, erwirtschaften die Unternehmen der privaten Krankenhäuser durch maximale Effizienz eine Rendite von bis zu 15%. Die zunehmende Privatisierung der Krankenhäuser ist als Trend erkennbar: Von 21% im Jahr 1999 auf eine derzeitige Mehrheit von ungefähr 37%.
Das größte Problem ist der finanzielle Leistungsdruck auf mehreren Ebenen. Das deutsche Vergütungssystem seitens der Krankenkassen fasst sämtliche Patienten und deren Leiden in Fallgruppen zusammen, wodurch ein pauschaler Vergütungsbetrag zustande kommt. Somit sind mehrere aufwendige Operationen, wie z.B. Hüft- oder Knieeingriffe lukrativer als andere Fälle, wie z.B. eine Blinddarmentfernung. Das intensive Pflegen der Patienten oder längere Diagnosegespräche sind somit wirtschaftlich gesehen nicht rentabel und erschweren den Erhalt des Spitals am Markt erheblich.
Man kennt sicherlich die langen Wartezeiten und die gestressten Mienen des medizinischen Personals in der Notaufnahme. Das liegt ganz einfach daran, dass sich der Betrieb einer Notaufnahme finanziell eher weniger lohnt und somit das Personal routinemäßig unterbesetzt ist, um Gelder einzusparen. Das scheint von Außen betrachtet moralisch und ethisch falsch, ist allerdings bittere Realität.
Es wird versucht der Ökonomisierung der Krankenhäuser mittlerweile schon entgegenzutreten, indem man teilweise die Pflege der Patienten und die Anzahl des benötigten Personals aus den Fallpauschalen ausklammert. Jedoch ist das grundsätzliche System nach wie vor am Bröckeln:
Das Vermeiden von Kosten, die über die Fallpauschale hinausgehen, zwingt die Krankenhäuser dazu an anderen Stellen weiter abzubauen und fördert den Trend der zunehmenden Privatisierung. Dadurch ist nicht nur das Wohl der Patienten gefährdet, sondern auch das der Mitarbeiter. Die bereits erwähnte Unterbesetzung führt nicht nur zu einer überforderten Belegschaft, sondern auch zu steigenden Krankmeldungen und Kündigungen des Personals. Dieser Teufelskreis aus Einsparungen und der massiven Belastung des übrig gebliebenen Personals führt früher oder später zu einer noch immenseren Unterbesetzung und weiteren Vernachlässigungen der Patienten.
Die Privatisierung der Krankenhäuser mag die sinkende Anzahl der öffentlichen Einrichtungen auffangen, weisen jedoch durch den zu erzielenden Profit und die damit verbundene „Effizienz“ in all ihren Formen generelle Zweifel auf. Das System bröckelt und die ergriffenen Maßnahmen sind leider zu gering. Es sollte nach wie vor der Mensch im Mittelpunkt stehen und nicht der ökonomische Hintergedanke.
Die „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ plant seit Mai 2022 umfassende Veränderungen und Verbesserungen für das bisherige System. „Künftig sollen Qualität und Angemessenheit allein die Kriterien für gute Versorgung sein“, so Prof. Karl Lauterbach, Gesundheitsminister BRD. Ich freue mich persönlich auf die weiteren Fortschritte und Veränderungen an unserem derzeitigen System. Weitere Informationen zu den geplanten Änderungen finden Sie hier:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/regierungskommission-legt-krankenhauskonzept-vor.html
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