27.08.2022 – Münster.
Es ist CSD oder genauer gesagt Christopher Street Day. Ein Tag, an dem für Gleichstellung, Akzeptanz und gegen Diskriminierung lesbischer, schwuler, Transgender- und queerer Menschen demonstriert aber auch ausgelassen gefeiert wird.
Eigentlich ein sehr schöner Tag – ich persönlich finde CSDs, im englischen auch „Pride“ genannt immer sehr eindrucksvoll. Man fühlt sich akzeptiert und willkommen, genau so wie man ist und wird für keine Lebensformen oder Vorlieben verurteilt. Für mich waren CSDs demnach immer unglaublich schöne und harmonische Erfahrungen.
Jetzt ist Malte tot.
Diese Zivilcourage kostete ihn sein Leben.
Der Täter beleidigte ihn noch mit den Worten „Du bist kein richtiger Mann“, bevor er zuschlug und Malte auf den Boden prallen ließ. Dieser wurde daraufhin ins Koma versetzt, verstarb jedoch kurze Zeit später an den Folgen des Aufschlages.
Wie ist der Christopher Street Day eigentlich entstanden?
Um diesen Aufständen zu gedenken, wurde das Christopher Street Liberation Day Committee gegründet. Seit dem wird in New York am letzten Samstag des Juni, dem Christopher Street Liberation Day, mit einem Straßenumzug an dieses Ereignis erinnert. Mittlerweile werden die damaligen Ereignisse in der Christopher Street auf der ganzen Welt zum Anlass genommen, um Gleichberechtigung in Staat, Recht und Gesellschaft einzufordern.
Ist es das tatsächlich?
Diese Frau hatte also Glück im Unglück. Malte C. und viele andere queere Menschen jedoch nicht.
Sind wir denn also wirklich so weit gekommen, wie wir immer denken? Jeder und Jede kann doch heutzutage so leben wie er oder sie möchte. Wir brauchen doch gar keine CSD – „Paraden“ mehr, oder?
Die Dunkelziffer bei Straftaten gegen die LGBTQ*-Community in Deutschland ist sehr hoch und allein bei den gemeldeten Vorfällen im vergangenen Jahr ist ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Der Bundesregierung zufolge gab es demnach im Jahr 2021 eine Steigerung von rund Fünfzig Prozent auf 870 Delikte aufgrund der sexuellen Orientierung einer Person.
Ich wiederhole – Eine Steigerung von Fünfzig Prozent!!
Von wegen, die Straftaten werden immer weniger.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußerte sich einige Tage nach den Angriffen öffentlich dazu. Sie erwähnte, dass queerfeindliche Kriminalität präzise erfasst und beurteilt werden müsse. Aus diesem Grund wären Polizeistatistiken in diesem Bereich verfeinert worden. Zudem mahnte sie, dass das Bewusstsein gegenüber diesen Taten überall in der Gesellschaft geschärft werden müsse und dazu sehr intensiv mit Expert*innen der LGBTQ*-Gemeinschaft zusammengearbeitet werde.
Auch der Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptant sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, Sven Lehmann, meldete sich zu Wort. Er erklärte, dass die Bundesregierung aktuell an einem Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit arbeite, der noch dieses Jahr beschlossen werden solle. Zudem betonte Lehmann, dass er von den Strafverfolgungsbehörden eine schnellere und lückenlose Aufklärung fordere.
Des Weiteren sollen in Zukunft queerfeindliche Beweggründe explizit in der Gesetzgebung zu Hasskriminalität aufgenommen werden und zudem wurden endlich Eckpunkte für ein Selbstbestimmungsgesetz vorgestellt, mit dem das bisher menschenunwürdige Transsexuellengesetz ersetzt werden soll. Demnach soll es transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen künftig den Weg zur Änderung des Geschlechtseintrags im Personenstandsregister durch eine einfache Erklärung beim Standesamt erleichtern.
Mehr dazu kann hier gefunden werden:https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2022/09/queerfeindleiche-hasskriminalitaet-bekaempfen.html
Doch auch wir alle gemeinsam und jeder und jede für sich selbst können dafür sorgen, diese Welt zu einem sichereren Ort für queere Menschen zu machen. Nicht wegsehen und in kritischen Situationen laut zu werden, andere Menschen zur Hilfe zu holen und einfach zu zeigen, dass wir stärker sind als der Hass, könnte schon einiges bewirken.
Sehr gut geschrieben – klare Worte 👍💪