Zwischen dem Bahnhof und den Messehallen etwas abseits vom ganz großen Trubel steht ein großer steinerner Elefant. Dieser wurde ursprünglich 1931 als „Reichskolonial- Ehrenmal” erbaut und 1990 zum Anti- Kolonial- Denkmal umgewidmet und steht in dem Nelson-Mandela-Park.
Doch wie wurde aus dem „Ehrenmal“ ein Anti- Kolonial- Denkmal?
Im Jahr 1931 hatte Deutschland keine Kolonien mehr, da es diese im Zuge des verlorenen Ersten Weltkrieges abgeben musste. Der damit einhergehende wirtschaftliche Verlust besonders für Hafenstädte wie Bremen führte in den 20er Jahren vermehrt zu der Forderung, den aufgrund der Ausbeutung der kolonialisierten Gebiete lukrativen Handel, wiederaufzunehmen und damit erneut Gebiete als Kolonien zu besetzen. Zur Verdeutlichung dieser Forderung und nach dem Bestreben vieler nationaler Kräfte wurde das „Ehrenmal“ 1932, ein Jahr vor der Machtergreifung der NSDAP, eingeweiht. Auch wenn es wohl zu dieser Zeit vereinzelt Gegenpositionen gegeben haben soll, so zeigt sich die Fortführung der rassistischen Ideologie, auf welcher der Kolonialismus fußte, in der Machtergreifung Hitlers und dem darauffolgenden Holocaust und im Zweiten Weltkrieg mehr als deutlich.
Das „Ehrenmal“ sollte ursprünglich die in den Kolonien im Zuge des Ersten Weltkrieges gestorbenen Soldaten „ehren“ und dementsprechend lag ein Buch mit den Namen dieser 1450 Soldaten im Unterbau des Elefanten, wo sie symbolisch unter „afrikanischem Boden“ liegen sollten. Nachdem der Elefant nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten war, wurde u.a. durch Bemühungen der Anti-Apartheid-Bewegung Deutschland und der europäischen Initiative „Städte gegen Apartheid“ die Umwidmung des Denkmales in der Bürgerschaft 1989 beschlossen und 1990 auch in Folge der in diesem Jahr erlangten Unabhängigkeit von Namibia zum „Anti- Kolonial- Denkmal“ umgesetzt. Zu diesem Anlass äußerte sich der damalige Bürgermeister Klaus Wedemeier folgendermaßen.
„Kein Kontinent unserer Erde ist durch den europäischen Kolonialismus derart zerstückelt, ökonomisch und ökologisch zerstört und in seiner Identität verletzt worden wie Afrika.“
Anfang 2008 gründete sich dann die Initiative „Der Elefant“, die erwirkte, dass der Elefant unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Die Verantwortung für die Aufarbeitung der Kolonialzeit und ihrer bis heute folgenden Probleme liegt bei der weißen Bevölkerung der ehemaligen „Kolonialmächte“. Dass dies ein Prozess ist, der noch lange nicht abgeschlossen ist, zeigt auch die erst kürzlich erfolgte Anerkennung des Völkermordes an den Herero und Nama, durch Deutschland, im heutigen Namibia. Neben dem Anti- Kolonial- Denkmal befindet sich auf der rechten Seite heute ein Mahnmal, das an diesen Völkermord erinnert.
Das Anti- Kolonial- Denkmal mit seiner ziemlich zentralen Lage ist eine stetige Erinnerung an diese Verantwortung. Gleichzeitig kann und sollte es auch stetig den Anlass liefern sich nicht nur allgemein mit Kolonialismus auseinanderzusetzen,
sondern auch aktiv mit der lokalen Kolonialgeschichte, also hier unserer Bremer zu beschäftigen.
U.a. auf der Website von dem Verein „Der Elefant“ sind detaillirtere Informationen zur europäischen, deutschen und bremer Kolonialgeschichte verfügbar.
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