Was ist das Holocaust Memorial Camp?
Im Bremer Norden im Stadtteil Blumenthal befindet sich unweit der Weser das Holocaust Memorial Camp Bahrsplate. Dieser Gedächtnisort soll an das ehemalige Lager in Blumenthal erinnern, welches von September 1944 bis April 1945 nicht nur als Ostarbeiter- und Kriegsgefangenenlager diente, sondern auch ein Außenlager des Konzentrationslagers Hamburg Neuengamme war. Die Gefangenen mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit in Rüstungsbetrieben in Bremen leisten. Das Lager wurde am 9. April 1945 nach Anrücken der britischen Armee im Süden Bremens umgehend evakuiert und die KZ-Häftlinge wurden entweder mit der Bahn oder zu Fuß in andere Konzentrationslager gebracht. Auf den Todesmärschen, die von April 45 bis Mai 45 durchgeführt wurden, um die Häftlinge über verschiedene Zwischenstationen wie Farge, Schwanewede und Stubben Richtung Neuengamme zu führen, sind viele Menschen entweder verhungert oder von ihren Bewachern umgebracht worden.
Was gibt es dort heute zu sehen?
Heute befindet sich an diesem Ort ein Mahnmal, welches von Schülerinnen und Schülern der Fachoberschule an der Alwin Lonke Straße errichtet und am 4. November 2009 eingeweiht wurde. Im Eingangsbereich findet man eine dunkle Metalltafel, auf der mit weißer Schrift an die Menschen, die dort gequält und ermordet wurden, erinnert wird. Das wie ich finde Beeindruckendste an dieser Gedenkstätte ist der Stein der Hoffnung, auf dem die Namen von 124 Opfern verewigt sind. Zudem befinden sich auf dem Stein der Hoffnung zwei weitere Metalltafeln. Auf der einen Tafel wird beschrieben, was an diesem Ort geschah und auf der anderen Tafel findet man zwei wertvolle Leitgedanken: Zum Einen aus der Friedensbibliothek Antikriegsmuseum in Berlin und zum Anderen von Henry Miller, einem US-amerikanischen Schriftsteller. Desweiteren findet man im Holocaust Memorial Camp Bahrsplate zwei weitere Steinskulpturen, in die Menschen in verschiedenen Posen reliefartig eingraviert wurden.
Informationstafel „Stein der Hoffnung“
Informationstafel „Den Opfern Gewidmet“
Wie komme Ich am besten dorthin?
Personen, die nicht direkt in Bremen-Nord leben, haben zwei Möglichkeiten um zu dieser Gedenkstätte zu gelangen. Variante eins führt mit der Straßenbahn Richtung Gröpelingen. Wenn ihr in Gröpelingen angekommen seid, müsst ihr in die Buslinie 90 einsteigen und bis zur Haltestelle „Fähre Blumenthal-Bremen“ durchfahren. Die Fahrzeit ab Gröpelingen beträgt in etwa 50 Minuten. Die wesentlich schnellere Option ist mit der Regio S-Bahn. Ab dem Hauptbahnhof müsst ihr die RS1 Richtung Bremen Farge nehmen. Mit dem Zug fahrt ihr dann rund eine halbe Stunde bis zur Haltestelle „Bremen Blumenthal“, dort steigt ihr dann aus und geht zum Busbahnhof, der sich direkt vor Ort befindet und steigt dort in die 90 ein. Ebenso wie bei Variante eins ist auch hier die Haltestelle „Fähre Bremen Blumenthal“ eure Endstation. An der Endhaltestelle angekommen müsst ihr die Weserstrandstraße zurück laufen bis zur Kreuzung Kapitän-Dallmann Straße. Jetzt seht ihr auf der rechten Seite eine Treppe, die euch zum Gedenkort führt.
Was waren meine Erfahrungen dort?
Im Winter 2018/19 hatte ich mich dazu entschieden, diesen Ort selbst einmal zu besuchen. Ich war sehr beeindruckt von dem, was die Schülerinnen und Schüler im Jahr 2009 dort aufgebaut haben. Ich habe rund 10 Minuten damit verbracht, mir jeden der 124 Namen, der auf dem Stein der Hoffnung verewigt wurden, durchzulesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass sehr viele der Opfer vor allem in den kalten Wintermonaten Dezember und Januar ihr Leben ließen. Des Weiteren habe ich meinen Besuch an der Bahrsplate dazu genutzt, mir die Informationstafeln, die Steinskulpturen und die Fläche rund um das Memorial Camp anzuschauen. Der Anlass für meinen Besuch dort war mein Studium. Da es im Studiengang der Integrierten Europastudien sehr viel um die Aufarbeitung des Holocaustes geht, hatte ich gesteigertes Interesse daran gehabt, diesen Ort in Blumenthal zu besuchen. Die Tatsache, dass ich diese Gedenstätte in nicht mal 10 Minuten mit dem Bus erreichen kann, hat dazu geführt, das ich mich eines Tages in Richtung Bahrsplate aufgemacht habe.
Wie relevant ist dieser Ort und welche Bedeutung hat er?
Verglichen mit den Gedenkstätten zu anderen Konzentrationslagern in Deutschland und anderen Ländern Europas hat das Holocaust Memorial Camp Bahrsplate meiner Meinung nach eine eher geringere Relevanz. Dies liegt daran, dass das beschriebene KZ Bahrsplate wie erwähnt lediglich ein Außenlager, also quasi ein „kleiner Teil“ eines großen Hauptlagers war und kein zentraler Ort wie das KZ Hamburg-Neuengamme, Bergen-Belsen oder Ausschwitz.
Kritik am Ort
Was mich an dem Erinnerungsort am meisten gestört hat, ist die Umgebung rund um das Mahnmal. So befindet sich drum herum eine große Grünfläche, auf der eine Frisby-Golf Anlage installiert wurde. Darüber hinaus befindet sich rund 200m weiter ein Fußballplatz. Gerade in Gedenken an das, was in der Zeit zwischen Herbst 1944 und Frühling 1945 an diesem Ort geschen ist, finde ich es nicht wirklich angemessen und angebracht Freizeitangebote vor Ort zu errichten. Abgesehen davon finde ich ist der Ort sehr interessant und ein Besuch ist für IES-Studierende und Menschen, die sich für Erinnerungsorte interessieren wärmstens zu empfehlen.
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