von Svea Vollstedt

Buntes Treiben im Korallenriff. Aufnahme aus dem Roten Meer. Foto Heinz Krimmer.

„Nach fast zwei Jahren Pandemie ist nun endlich wieder wissenschaftlicher Austausch in Präsenz möglich“, freut sich Prof. Dr. Christian Wild. Anfang Juli sind viele internationale Wissenschaftler*innen auf der internationalen Korallenriffkonferenz in Bremen zu Gast, um über den Zustand und die Zukunft unserer Korallenriffe zu diskutieren und die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse auszutauschen. Doch was ist eigentlich eine wissenschaftliche Konferenz? Und wie steht es um die Zukunft der weltweiten Korallenriffe?

Die Universität Bremen ist in diesem Jahr vom 03. bis 08. Juli Gastgeberin des „15th International Coral ReefSymposium“ (15. ICRS) in Bremen. Dieses Symposium ist die weltweit größte Korallenriffkonferenz, zu der mehr als 1000 Teilnehmende aus 90 verschiedenen Ländern erwartet werden. Pandemiebedingt wurde das 14. ICRS ausschließlich online durchgeführt. In diesem Jahr kann die Konferenz in Präsenz stattfinden, wird aber dennoch von digitalen Elementen begleitet. Das 15. ICRS bietet Korallenforschenden aus der ganzen Welt die Möglichkeit sich über den Zustand und die Zukunft der weltweiten Korallenriffe auszutauschen.

Doch was ist ein Symposium bzw. eine wissenschaftliche Konferenz? Im Duden findet man die Synonyme „Beratung“, „Konferenz“, „Kongress“ und „Kolloquium“. Bei einer wissenschaftlichen Konferenz kommen Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt zusammen, um sich über ein bestimmtes Thema auszutauschen, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu präsentieren und zu diskutieren. Dafür werden Vorträge gehaltenund Workshops angeboten. Wissenschaftliche Konferenzen sind vor allem für Nachwuchswissenschaftler*innen von großer Bedeutung, da sie neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftler*innen fördern. Sie sind aber auch für den Austausch zwischen verschiedenen Universitäten und Arbeitsgruppen unabdingbar, um den aktuellen Stand der Wissenschaft zu diskutieren. Diese Art des Zusammentreffens von Wissenschaftler*innen ist ergebnisoffen.

Zusammengefasst ist ein Symposium ein Austausch innerhalb der wissenschaftlichen Community. Doch auch der Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ist elementar, um wissenschaftlich basierte Handlungsempfehlungen herauszuarbeiten, welche eine fachgerechte Orientierung für politische Entscheidungsträger*innen darstellen können. Daher versuchen immer mehr Veranstalter*innen wissenschaftlicher Konferenzen eine Möglichkeit des Austauschs zu bieten. Im Rahmen des 14. ICRS ist zum Beispiel eine Veröffentlichung mit politischen Handlungsempfehlungen für den Wiederaufbau und Erhalt von Korallenriffen entstanden (LINK Rebuilding Coral Reefs: A Decadal Grand Challenge). Bei der diesjährigen 15. Weltkorallenriffkonferenz wird es einen „Science-to-Policy Dialog“ geben, bei dem eingeladende Entscheidungsträger*innen und hochrangige Wissenschaftler*innen über Möglichkeiten einer besseren Zusammenarbeit sprechen.

Wissenschaftskommunikation in Politik und Gesellschaft ist zwingend notwendig, um den Herausforderungen dieses Jahrhunderts zu begegnen. Besonders für den Schutz unserer Korallenriffe ist verständliche Kommunikation erforderlich, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Daher ist das Ziel des Symposiums, neben dem wissenschaftlichen Austausch und dem internationalen Netzwerken, auch, Aufmerksamkeit für die dramatische Lage der Korallenriffe außerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu wecken.

Korallenriffkrise

Wir stehen vor einer harten Realität: Zum ersten Mal könnte ein weltweit vorkommender Lebensraum, derMillionen von Arten und Menschen ernährt, durch die Hand des Menschen komplett zerstört werden. Der Handlungsspielraum schwindet täglich: 10 – 30 % der Korallenriffe bleiben erhalten, wenn der globale Temperaturanstieg auf 1,5 °C begrenzt wird. Bei einem Anstieg um 2 Grad bis zum Ende diesen Jahrhunderts, bleiben nur noch 1% 1.

Das bunte Treiben ist verschwunden, nur noch alte Korallenskelette bedecken den Riffboden. In der Karibik sind in den letzten 40 Jahren 80% der Korallenbestände verloren gegangen. Foto: Lisa Zimmermann.

Korallenriffe

Korallen sind keine Pflanzen, sondern Tiere. Sie bestehen aus winzigen, einzelnen Polypen und gehören, so wie Quallen, zu der Familie der Nesseltiere (Cnidaria). Es kommen viele unterschiedliche Korallenarten, zB. mit oder ohne Kalkskelett, in einem Korallenriff vor. Vor allem Hartkorallen bilden mit ihren Kalkskeletten eine dreidimensionale Struktur, die Riffstruktur, die vielen anderen Lebewesen einen Lebensraum bietet. Korallenriffe bedecken nur weniger als 0,1 % des Meeresbodens und beheimaten gleichzeitig ein Drittel der bisher bekannten Meerestierarten. Außerdem sind Korallenriffe wichtig für den Küstenschutz, die Fischerei, den Tourismus und das Gesundheitswesen.

Copyright @ 2021, International Coral Reef Society, Future Earth Coasts.

Korallenriffforschung in Bremen?

Eine Weichkoralle (Lateinischer Name: Xenia umbellata) fotografiert im Labor der Arbeitsgruppe „Marine Ökologie“. Foto: Lisa Zimmermann.

An der Uni Bremen gibt es die Arbeitsgruppe „Marine Ökologie“ von Prof. Dr. Christian Wild, die sich hauptsächlich mit Korallen und den Auswirkungen von veränderbaren Umwelteinflüssen (wie z.B. der Ozeanerwärmung) beschäftigt. Bremen ist ein Hotspot der Meeresforschung in Deutschland. Neben der Universität und ihren unterschiedlichen Arbeitsgruppen gibt es auch Institute wie das Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen (MARUM) (mehr über das MARUM in unserem Artikel über die MS Wissenschaft LINK), Leibniz Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPI) in Bremen und das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, die die Hansestadt besonders interessant für eine internationale Konferenz machen.

Noch gibt es Hoffnung die Zerstörung der weltweiten Korallenriffe zu begrenzen. Dafür brauchen wir eine Verringerung lokaler und globaler Stressfaktoren und innovative Lösungsansätze zur Wiederaufforstung und zum Schutz noch vorhandener Korallenriffe. Mit der Weltkorallenriff Konferenz hier in Bremen, nimmt sowohl die Universität, als auch die Stadt Bremen eine besonders wegweisende Rolle für die Korallenriffforschung und damit auch den Korallenriffschutz der nächsten Jahre ein.

Wenn euch interessiert was noch alles unter der Wasseroberfläche vor sich geht, dann lest unseren Artikel über die Sinnenswahrnehmung von Fischen oder die flachmarinen Hydrothermal-Systeme. Foto: Heinz Krimmer.

Quellen

[1] Knowlton N, Grottoli AG, Kleypas J, Obura D, Corcoran E, de Goeij J, Felis T, Harding S, Mayfield A, Miller M, Osuka K, Peixoto R, Randall CJ, Voolstra CR, Wells S, Wild C, Ferse S. 2021. Rebuilding Coral Reefs: A Decadal Grand Challenge. International Coral ReefSociety and Future Earth Coasts, 56 pp. https://doi.org/10.53642/NRKY9386