Hintergrund:
Ich studiere English-Speaking Cultures und Geographie im 2-Fächer-Bachelor mit Lehramtsoption für die Oberschule und das Gymnasium an der Universität Bremen. Für die English-Speaking Cultures ist im Studienverlaufsplan ein verpflichtender Auslandsaufenthalt vorgesehen. Nachdem ich zufällig rausfand, dass man auch anstelle eines Auslandssemesters an einer ausländischen Hochschule ein Praktikum absolvieren kann, war für mich klar, dass ich ein solches machen wollte.

Vorbereitung:
Um ein Praktikum im Ausland machen zu können, brauchte ich natürlich erst einmal einen Praktikumslatz. Ich habe im späten Frühjahr 2019 begonnen nach möglichen Schulen zu schauen, um mich dort zu bewerben. Ich habe das große Glück, dass die Patentante meiner Schwester in der Vergangenheit mit vielen Schulen im Englischen County Kent zusammengearbeitet hat und mir einige Kontaktpersonen an verschiedenen Schulen nennen konnte. Nachdem ich an viele verschiedene Schulen eine Bewerbung geschickt habe, hat sich das Kent College Canterbury mit einer positiven Rückmeldung gemeldet.

Bevor ich nach Canterbury gereist bin, habe ich noch ein Skype Interview mit der Head of Department vom International Study Centre der Schule geführt, wo wir uns auf einen Praktikumszeitraum vom 06.01.2020 bis zum 26.03.2020 geeinigt haben.

Da ich eine doppelte Staatsbürgerschaft (deutsch/britisch) besitze, brauchte ich mir keine Sorgen bezüglich des bevorstehenden Brexits machen. Die Reise nach Canterbury war sehr angenehm. Ich habe mich entschieden mit der Bahn dorthin zu reisen. Dafür bin ich mit dem Zug von meiner Heimatstadt Hamburg über Köln und Brüssel gefahren, wo ich in den Eurostar umgestiegen bin, der mich dann auf die andere Seite des Channels brachte.

Unterkunft:
Für meinen dreimonatigen Aufenthalt in Canterbury brauchte ich natürlich auch eine Unterkunft. Hierzu habe ich das Portal „spareroom.co.uk“ genutzt, welches sowohl Zimmer in Wohngemeinschaften als auch ganze Wohnungen und Häuser aufgelistet hat. Nachdem ich einige Vermieter kontaktiert habe, konnte ich mir ein kleines WG-Zimmer im Stadtteil Hales Place sichern. Hales Place ist bei vielen Studierenden der University of Kent sehr beliebt, da sich der Stadtteil in fußläufiger Distanz zur Universität befindet und die Mieten dort verhältnismäßig bezahlbar sind. Ich habe in einer 4er WG gelebt. Zwei meiner Mitbewohner waren Engländer und die dritte Mitbewohnerin stammt aus Mexiko. Wir haben ein klasse Verhältnis zueinander aufgebaut und haben viele Abende gemeinsam im Wohnzimmer verbracht, haben Filme, Fußball oder Nachrichten geschaut und das eine oder andere feingebraute Blonde verzehrt.

Das Praktikum:
Das Kent College Canterbury ist eine Privatschule. Sie ist in Grund- und weiterführende Schule unterteilt, wobei die Grundschule auf einem separaten Gelände liegt. Ich war ausschließlich in der Senior School (Jahrgänge 7-13) tätig. Mein Praktikum am Kent College habe ich zum größten Teil allerdings im International Study Centre (ISC) absolviert. Hier bekommen internationale Schülerinnen und Schüler (folglich SuS) zusätzliche Hilfe, um die englische Sprache zu erlernen. Das ISC besteht aus einem siebenköpfigen Kollegium, welches darauf spezialisiert ist Englisch spielerisch leicht zu fördern. Das finale Ziel hier ist der sogenannte IELTS Abschluss, welcher Zulassungsberechtigung für britische Hochschulen und Universitäten internationaler SuS ist.

Die Lerngruppen sind hier heterogen aufgebaut, jedoch sehr klein. Die größte Gruppe wird von acht Jugendlichen besucht, einige bekommen sogar im Einzelunterricht. Die Durchschnittsgröße der Lerngruppen sind 4 SuS. Dies ermöglicht viel spezielle Förderung von individuellen Schwächen. Diese Englischförderung erhalten die Jugendlichen zusätzlich zum regulären Fachunterricht, den sie in mit SuS besuchen, die nicht das Angebot des ISC in Anspruch nehmen.

Die Schule verfügt über eine Vielzahl von Ressourcen, die helfen den Unterricht abwechslungsreich und interessant zu gestalten. So verfügt jede Lehrkraft sowie alle SuS über einen Laptop, der von der Schule gestellt wird. Darüber hinaus gibt es ein schulinternes Netzwerk, worüber problemlos zwischen Lehrkraft und SuS kommuniziert werden kann. Außerdem nutzt die Schule viele Programme von Google, wie z.B. Google Classroom. Google Classroom eignet sich hervorragend für LehrerInnen, um Arbeitsmaterialien hochzuladen oder auch Tests zu erstellen. Diese Ressource habe ich auch während meines Praktikums viel genutzt, um den SuS viel Abwechslung zu bieten. Diese waren froh, wenn sie am Computer arbeiten konnten und nicht ausschließlich mit Stift und Papier bestimme Aufgaben lösen mussten.

Während ich die ersten vier Wochen meines Praktikums zum größten Teil hospitiert habe, konnte ich mir viele Lehrtechniken von verschiedenen Lehrkräften anschauen. Ab der fünften Woche habe ich selbst auch einige Lerngruppen leiten dürfen, wobei mir viel Freiraum zum gestalten lassen wurde. Die Kollegen aus dem ISC haben mich aber bei der Unterrichtsvorbereitung auch viel unterstützt. Neben dem Unterrichten habe ich auch geholfen Klassenarbeiten zu korrigieren und Arbeitsmaterialien zu gestalten.

Durch den Ausbruch der Covid-19 Pandemie im Frühjahr 2020 wurden die Schulen in England ab dem 23.03. geschlossen und mein Praktikum somit um eine Woche zwangsläufig verkürzt. Ich habe in den letzten Tagen vor der Schließung der Schule mit meinen Kollegen daran gearbeitet einen Online-Lehrplan zu erstellen und viele Materialien hochzuladen, damit die SuS von zu Hause aus Zugriff darauf hatten.

Fazit:
Dieses Praktikum hat mich in meinem Willen Lehrer werden zu wollen weiter gestärkt. Die Arbeit, die ich am Kent College verrichtet habe, hat mir viel Spaß und Freude bereitet und die Zusammenarbeit mit den SuS hat mir wieder einmal gezeigt, dass ich mich in diesem Beruf pudelwohl fühle. An dieser Stelle gilt mein Dank jedem einzelnen am Kent College, besonders aber dem Kollegium des ISC, das mich von Tag eins an wie einen Kollegen behandelt und wertgeschätzt hat.