Ich studiere „International Studies of Aquatic Tropical Ecology” an der Universität Bremen und hatte die Möglichkeit für drei Monate mit einer marinen Naturschutz NGO über das Mittelmeer zu segeln.

Über die NGO
Project Manaia ist eine NGO, die sich für den Schutz des Mittelmeers einsetzt. Mit ihrem Segelboot der SY Independence sind sie von der Küste Griechenlands im Ionischen Meer bis hoch nach Kroatien im Adriatischen Meer aktiv. Zu ihren Hauptthemengebieten zählen Seegras, invasive Arten und marine Abfälle. Das Besondere an Project Manaia ist, dass sie zwar ihre Themenschwerpunkte haben aber ihr Hauptziel nicht die eigene Forschung per se ist, sondern vielmehr anderen Menschen die Möglichkeit zu geben ihre eigenen Forschungsprojekte durchzuführen. Mit einem Ort zum Wohnen, Equipment und den nötigen Ressourcen, welche von der NGO zur Verfügung gestellt werden, können sich junge Wissenschaftler vollständig auf die eigene Forschung konzentrieren. Die feste Crew an Bord besteht aus Manuel, dem Gründer des Projektes und seiner Frau Pinar, welche sich um Pressearbeit und Social Media Management kümmert.

Vorbereitung
Über eine Freundin hatte ich von der NGO erfahren. Die Aussicht auf einem Segelboot unterwegs sein zu können, marine Forschung zu betreiben und sich dabei noch für den Schutz des Mittelmeers einzusetzen fand ich sehr verlockend und aufregend. Ich hatte vorher in meinem Studium nie wirklich Zeit gehabt, um ins Ausland zu fahren und war sehr froh, dass ich in meinen Semesterferien nun endlich die Zeit hatte dies zu ändern.

Die Kommunikation mit Project Manaia verlief sehr unkompliziert und schon bald hatte ich einen Platz an Bord für September bis November. Zu diesem Zeitpunkt würden sie sich im Adriatischen Meer aufhalten, sodass ich nach Kroatien reisen musste, wo sie mich dann einsammeln würden.  Da ich mich um keine Unterkunft oder Formalitäten wie ein Visum kümmern musste, war die Vorbereitung sehr entspannt und ich musste mir nur darüber Gedanken machen, was man alles auf einem Segelboot benötigen würde. Dafür wurde mir aber zum Glück eine Packliste zur Verfügung gestellt und eine kurze Einleitung gegeben, was vom Leben auf einem Boot zu erwarten war.

Ankunft und die ersten Tage
In Zadar (Kroatien) angekommen wurde ich vom Hafen mit einem kleinen Beiboot abgeholt und zum Segelboot gebracht. Dort wurde ich sehr herzlich von allen begrüßt, mir wurde das Boot gezeigt und ich habe eine kurze Sicherheitseinweisung zusammen mit einer Einweisung in das Alltagsleben auf dem Boot bekommen.

Der Bootsalltag bestand hauptsächlich darin schnorchelnd Spezies- und Seegras-Transekte aufzunehmen, um einen Überblick über die marine Flora und Fauna und das räumliche Ausmaß der Seegraswiesen zu bekommen. Fotos und Videos, die wir während des Schnorchelns aufgenommen haben, wurden nachmittags zusammen ausgewertet und besprochen. Anfangs kannte ich so gut wie keine mediterranen Arten aber schon nach ein paar Tagen habe ich viele Fische wiedererkannt und konnte sie gut bestimmen.

Zusammenarbeit mit anderen NGOs
Nach ein paar Wochen sind wir nach Silba gefahren, einer kleinen kroatischen Insel, um dort zusammen mit einer dort ansässigen NGO zu arbeiten.

Dort wurde uns die Methodik der Aufnahme von Seegras-Transekten beim Tauchen beigebracht, da die kommenden Tage eine große Posidonia oceanica-Monitoring Aktion anstand. Die folgenden Tage bestanden somit aus vielen Tauchgängen und dem Zählen von Seegras-Trieben, sowie dem Erfassen der Flächenausdehnung der Seegraswiesen.

Zusätzlich zu dem Seegras-Survey durfte ich auch bei dem Pinna nobilis Survey helfen. Diese Art ist endemisch für das Mittelmeer und ist leider sehr stark gefährdet, da ein Parasit seit ein paar Jahren dafür sorgt, dass gesamte Populationen sterben.

Neben diesen Surveys haben wir auch Tauchgänge zum Bergen von verlorenen Fischernetzen und -käfigen gemacht und mehrere Unterwasser- Müllsammelaktionen. Es war erschreckend, wie viele alte Netze, Seile und Plastikmüll auf dem Meeresboden liegen und eine Gefahr für viele Organismen darstellen.

Mein eigenes Projekt
Neben der Arbeit mit der NGO auf Silba hatte ich auch noch mein eigenes Projekt im Hintergrund laufen. Ich war interessiert daran, ob die lokale Bevölkerung von marinen Umweltveränderungen betroffen ist und wenn ja, in welcher Weise. Da dies meine erste Arbeit im Feld der Sozialwissenschaften war, wusste ich anfangs nicht wirklich wo ich anfangen soll. Manuel stand mir mit Rat und Tat beiseite und schnell wurde ich sicherer in meinem Auftreten fremde Menschen anzusprechen und Interviews durchzuführen.

Fazit
Alles in allem war meine Zeit mit Project Manaia sehr viel ereignisreicher und lehrreicher als ich es mir hätte erträumen können. Ich habe viele neue Methoden gelernt, die mir in meiner späteren Laufbahn als Meeresbiologin nutzen können, konnte bei Surveys mithelfen und habe viel über die Beziehung der kroatischen Bevölkerung zum Meer erfahren. Nicht nur konnte ich mein Wissen in meinem Feld vertiefen und erweitern, sondern ich habe auch grundlegende Kompetenzen des Segelns erwerben können; vom Knüpfen verschiedener Knoten bis hin zum Wissen über Winde, Strömungen und alles was dazu gehört.

Meine Zeit an Bord war eine tolle Erfahrung und sehr wegweisend. Durch die Vernetzung von Project Manaia mit anderen NGOs habe ich viele neue Menschen und Wissenschaftler kennengelernt und gesehen in was für verschiedene Richtungen man mit einem Meeresbiologie Studium überall gehen kann.