Praktische Hinweise

1. Bewerbungsschritte
▪ Suche nach einem gemeinwohlorientierten Praktikum in Wien, gewünschter Fokus: Sozialer Zusammenhalt auf kommunaler Ebene
▪ Neben einer simplen Google-Suche habe ich auf www.ngojobs.at viele interessante Organisationen gefunden
▪ Diese habe ich per Mail bezüglich eines Praktikums für meinen gewünschten Zeitraum angefragt und einen Lebenslauf an die Mail angehängt
▪ Daraufhin hat sich unter anderen die Act.Now GmbH zurückgemeldet und wir haben ein Skype-Gespräch vereinbart
▪ Nach der Einigung mussten insbesondere die Formulare für die Erasmus+-Förderung ausgefüllt werden, weshalb die frühzeitige Kontaktaufnahme (fünf Monate vor Praktikumsstart) hilfreich war

2. Informationen zur Praktikumsstelle
Act.Now ist ein Unternehmen, hervorgegangen aus einer privaten Initiative, das überparteilich und international tätig ist. Der Sitz ist in Wien. Act.Now vernetzt neue zivilgesellschaftliche Initiativen, NGOs, Institutionen, öffentliche Einrichtungen und Expert/innen auf nationaler und internationaler Ebene. Dafür werden internationale Konferenzen, Netzwerktreffen und Working-Group-Workshops organisiert mit dem Ziel gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern sowie grenzüberschreitende und interdisziplinäre Initiativen zu entwickeln.

3. Reiseorganisation
Mit dem Zug bin ich aus Ravensburg, meinem Heimatort, hin- und wieder zurückgefahren. Der Zug ist nicht nur am umweltfreundlichsten, er empfiehlt sich auch wegen der “unbegrenzten” Gepäckmitnahme. Außerdem ist die ÖBB sehr komfortabel und die Natur, die sich entlang der Strecke entfaltet, ist beeindruckend.

4. Unterkunft
Ich habe ein möbliertes Zimmer zur Zwischenmiete für die Praktikumsdauer gesucht und gefunden. Hilfreich dafür waren entsprechende Facebook-Gruppen, sowie wie folgende Seiten: www.wunderwohnen.at, www.willhaben.at und www.wg-gesucht.de. Finanzen Das Praktikum war vergütet (800 Euro für 40 Stunden im Monat). Hinzu kam die Förderung von Villigst und dem Erasmus+-Programm.

6. Sprache
Anforderungen gab es keine, im Büro wird deutsch gesprochen. Auf den Konferenzen und im täglichen Kontakt mit den Teilnehmenden wird auf Englisch kommuniziert.

7. Gesundheit
Für die Erasmus+-Förderung muss man eine internationale Unfall- und Krankenversicherung vorweisen.

8./ 9. Sicherheit und Verkehr
Wien ist sehr sicher und hat ein herausragendes ÖPNV-System. Es fahren sehr vielen Bahnen und die Tickets sind zudem sehr günstig (eine Monatskarte kostet 51 Euro, eine Jahreskarte 365 Euro). Wer länger bleibt, dem ist ein Fahrrad zu empfehlen

Bericht und Reflexion
Auf der Suche nach einem Praktikum im europäischen Ausland bin ich auf Act.Now in Wien gestoßen. Diese Kombination erfüllte eine Reihe von Wünschen. Zum einen wollte ich gerne für eine Zeit in Wien wohnen. Ich hatte viel Gutes von der Stadt gehört und habe zudem Freunde vor Ort, so dass ich für die Zeit “sozial abgesichert” war. Zum anderen hat sich Act.Now ein Ziel gesetzt, welches auch mich antreibt: “Zusammenarbeit fördern, grenzüberschreitend denken, entwickeln und engagiert handeln – zur Sicherung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.”

Bei Act.Now habe ich als Praktikant schließlich etwas mehr als drei Monate gearbeitet. Act.Now organisiert internationale Konferenzen, Workshops von thematischen Working Groups (“Gender Equality”, “Children’s Rights”, “Exploitation”, “Diversity & Social Cohesion” und “Trauma Surviving”) und Treffen eines Bürgermeister-Netzwerks. Zu meinen Aufgaben zählte es insbesondere bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung dieser Veranstaltungen mitzuarbeiten. Dabei habe ich unter anderem geeignete Räumlichkeiten für eine Konferenz recherchiert, bei der Programmplanung mitgeholfen, Protokolle und Schlussberichte verfasst, im Vorfeld mit Teilnehmenden kommuniziert, deren Unterbringung sowie An- und Abreise organisiert und weitere logistische Aufgaben übernommen.

Die Arbeitsatmosphäre bei Act.Now hat mir sehr gut gefallen. Ich bin jeden Morgen gerne zum Büro gefahren. Ich finde, es besteht eine gute Balance zwischen Lockerheit und dynamischer Arbeitsweise. Es wird mittags auch zusammen gekocht und gegessen, was sowohl dem Miteinander als auch dem Praktikantengeldbeutel dient. Zudem wurden mir relativ früh verantwortungsvolle Aufgaben übertragen und ich hatte jederzeit die Möglichkeit Fragen zu stellen.

Insbesondere die Arbeit mit Akteuren der kommunalen Ebene fand ich spannend. Am meisten dazu gelernt habe ich im Bereich Projektmanagement und Veranstaltungsplanung. Durch die Mitarbeit an der Organisation von Konferenzen habe ich viele Facetten eines solchen Events kennengelernt. Dazu zählen Transfers, Unterbringung, Programmgestaltung, Moderation, Verpflegung, Namensschilder, Räumlichkeiten und vieles mehr.

Bei den Workshops der Working-Groups habe ich die Dynamik von interkulturellen und interdisziplinären Expertendiskursen miterlebt. Dabei ist mir aufgefallen, dass solche Treffen häufig ergebnislos verlaufen, da die unterschiedlichen Kontexte es verhindern zielgerichtet gemeinsame Projekte zu identifizieren. Die Expert/innen berichten jeweils vor dem Hintergrund der eigenen Situation bei ihnen vor Ort oder in ihrem Arbeitsbereich. Sie beharren also in ihrem Kontext, anstatt sich an der Suche nach einem gemeinsamen Nenner zu orientieren. Bürgermeister/innen und auch Akademiker/innen neigen zudem zu langen Korreferate und verlieren dabei das Ziel ein gemeinsames Projekt zu identifizieren, aus den Augen. Die augenscheinliche Kontextdifferenz innerhalb der Arbeitsgruppen und Netzwerke verhindert die Konzentration auf gemeinsame, wirksame Projekte und Initiativen. Deshalb gilt ein besonderes Augenmerk der Moderation, die die unterschiedlichen Kontexte für die Gruppe produktiv machen muss. Sie darf weder zu sehr eingreifen, weil dies die Expert/innen vergrault. Andererseits darf sie nicht allzu viel laufen lassen, weil es sonst zäh, unfokussiert und langatmig wird. Deshalb bedarf es der richtigen Mischung der Intervention und Methodenwahl – und bei sensiblen Teilnehmenden, wieetwa Bürgermeister/innen und Professor/innen, ist auch Fingerspitzengefühl essentiell. Eine weitere, grundsätzliche Herausforderung ist zudem die Gestaltung eines kontinuierlichen und nachhaltigen Arbeitsprozesses bei Gruppen, die sich lediglich ein- bis dreimal im Jahr treffen. Dafür bedarf es einer guten Betreuung seitens des Act.Now-Büros.