Servus und Grüß’ Gott!
Im Rahmen meines Bachelorstudiums Public Health habe ich im vergangenen halben Jahr mein Pflichtpraktikum im österreichischen St. Pölten absolviert.

St. Pölten ist die Landeshauptstadt des Bundeslandes Niederösterreich. Sie beherbergt einige politische sowie politiknahe Organisationen des größten Bundeslandes der Alpenrepublik. So ist auch die Niederösterreichische Landeskliniken-Holding hier ansässig, die gewissermaßen die Zentrale der 27 Klinikstandorte ist.

Blick vom Klangturm auf St. Pölten

Anfänge
Ursprünglich bin ich durch einen Zufall auf den Praktikumsplatz über die Homepage der Holding aufmerksam geworden. Ich hatte bereits einen Platz bei einem Unternehmen in Köln sicher und hatte auch nicht unbedingt geplant, für das Praktikum ins Ausland zu gehen. Beim Durchstöbern meiner Lesezeichen im Browser, die ich über die Zeit gesammelt hatte, stieß ich auf die Stellenanzeige des Bereichs Onkologie und Forschung, die auf der Suche nach einem Praktikanten waren. Nach der Bewerbung folgte ein erfolgreiches Gespräch via Skype und anschließend die Zusage.

Planung
Nach der Freude stand mit der Planung einer der wichtigsten Punkte auf dem Programm. Zunächst stellte sich die Frage der Unterkunft. Da St. Pölten nur etwa 25 Minuten von Wien entfernt liegt, hätte die Möglichkeiten bestanden, in Wien zu wohnen und täglich mit dem Zug nach St. Pölten zu pendeln.

Ich wollte aber einen kurzen Arbeitsweg, um neben den 40 Wochenstunden auf der Arbeit, auch noch genug vom Tag zu haben. Daher beschränkte sich die weitere Suche auf St. Pölten. Da sich die Angebote von möblierten WG’s/1-Zimmer-Wohnungen zur Zwischenmiete von Privatpersonen doch arg in Grenzen hielten, entschied ich mich für ein Zimmer in einem Studentenwohnheim in der Nähe der Fachhochschule und des Uni-Klinikums, sodass die Arbeit in 20 Minuten zu Fuß zu erreichen war. Die Unterkunft war nicht besonders schön, aufgrund der Lage und vieler Erasmus-Studenten, ließen sich aber schnell die ersten Kontakte knüpfen.

Praktikum in der Niederösterreichischen Landeskliniken-Holding
Die Holding wurde im Jahr 2004 durch ihren Eigentümer, das Land Niederösterreich, gegründet. Die Zentrale liegt im Osten der Stadt St. Pölten in unmittelbarer Nähe zum Landhausviertel, in dem sich auch der Landtag und die Landesregierung befindet. Meine Hauptaufgabe bestand in der Pflege und Qualitätssicherung einer Tumordatenbank, die bis Ende 2018 an allen Klinikstandorten implementiert sein soll.

Bei der täglichen Arbeit konnte ich vor allem auf die Kenntnisse des Moduls „Medizinische Grundlagen“ zurückgreifen, da im Rahmen der Qualitätssicherung jeder Tumorfall samt Diagnostik und Therapie überprüft werden musste. So konnte ich neben dem bereits vorhandenen Wissen viel über das Gebiet der Onkologie dazulernen.

Betriebsausflug: Mit dem Schiff auf der Donau

St. Pölten, Wien und Österreich
St. Pölten ist die Landeshauptstadt von Niederösterreich und nach meinem Verständnis mit ca. 50.000 Einwohnern eine Kleinstadt. Je nach Quelle ist sie eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Stadt Österreichs. Die Altstadt ist zwar sehr klein, aber wirklich schön und beherbergt viele gemütliche Café’s – das Regierungsviertel ist sehr modern und bietet mit dem Klangturm eine gute Aussichtsmöglichkeit. Von dort aus kann man bei klarer Sicht einige Berge erkennen, die an die 2000m heranreichen. Denn anders als man es vielleicht von Österreich erwartet, ist der Osten des Landes eher flach.

Letztlich ist St. Pölten aber schnell entdeckt und Kneipen und Bars sind leider auch nicht sonderlich viele vorhanden, sodass ich relativ schnell das meiste gesehen hatte.

Hat man von St. Pölten genug, kann man Wien in unter einer halben Stunde mit dem Zug erreichen! Mir war vorher gar nicht bewusst, dass Wien die zweitgrößte deutschsprachige Stadt ist. Auch nach 6 Monaten habe ich das Gefühl – im Gegensatz zu St. Pölten – mit jedem Besuch immer mehr schöne Orte in Wien entdecken zu können.

Die Hofburg, die Altstadt, den Stephansdom und das berühmte Schloss Schönbrunn sollte man auf einem Trip unbedingt besuchen – meiner Meinung nach kann man auf einen Besuch des Praters verzichten, es sei denn man ist ein Karussell-Fan und möchte viel Geld ausgeben.

Wiener Hofburg

Bei all’ den Sehenswürdigkeiten, die die Stadt zu bieten hat, verwundert es auch nicht, dass Wien von Touristen übersäht ist – vor allem im Schlossgarten in Schönbrunn oder in der Altstadt tümmeln sich an Wochenenden Menschen aus aller Welt – wie so vieles heutzutage ist auch Wien vom Massentourismus nicht verschont geblieben. Nach den 6 Monaten würde ich aber behaupten, auch schöne Plätze in der Stadt zu kennen, an denen man seine Ruhe haben kann.

Schloss Schönbrunn mit Blick über Wien

Außerdem kann ich allen Österreich-Besuchern Salzburg sehr empfehlen! Wer nicht auf das Großstadt-Gedränge steht, aber trotzdem eine wunderschöne Altstadt sehen möchte, dem sei die „Mozart-Stadt“ ans Herz gelegt. Salzburg ist entspannt an einem Wochenende zu erkunden und verfügt mit der Festung Hohensalzburg, die hoch über der Stadt thront, über die größte erhaltene Burg Europas, die noch aus dem Mittelalter stammt.

Blick auf die Salzburger Altstadt von der Festung Hohensalzburg

Von Salzburg aus, habe ich mir auch einen Kindheitstraum erfüllt: Mit dem Zug ging es zum Abschlussspringen der 4-Schanzen-Tournee nach Bischofshofen im Pongau. Als Norddeutscher ist man natürlich solche Wintersportereignisse nicht gewohnt: Es war der Wahnsinn, wie aus einem kleinen Ort eine Skisprungparty mit über 20.000 Fans aus aller Welt wurde. Auch die Enttäuschung der Österreicher über das Abschneiden ihrer Springer, tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

“Dreikönigs-Springen”: 4-Schanzen-Tournee in Bischofshofen

Das Leben in Österreich
Grundsätzlich ist das Leben etwas teurer als in Deutschland – das macht sich bei einem kurzen Aufenthalt vielleicht nicht direkt bemerkbar, bei einem Praktikum oder Studium sollte man das aber einplanen. Bei Discountern wie Lidl oder Hofer (wie Aldi in Deutschland) kann man aber gut einkaufen. Durch die Förderung durch Erasmus und eine Praktikumsvergütung musste ich aber nicht jeden Cent umdrehen, sondern konnte mir auch einige Aktivitäten in der Freizeit gönnen.

Besonders günstig habe ich die Handytarife empfunden, die fast das doppelte Volumen für den gleichen Preis wie in Deutschland beinhalten.

Bei den vielen schönen Café’s muss man allerdings berücksichtigen, dass der Nichtraucherschutz in Österreich nicht besonders groß geschrieben wird. Es ist also keine Seltenheit, dass im Hauptraum eines Lokals geraucht werden darf und sich irgendwo in einer abgetrennten Ecke dann der Nichtraucherbereich befindet. Ursprünglich hatte die alte Regierung bereits Pläne zu rauchfreien Lokalen geschmiedet, nach den Nationalratswahlen im Oktober wurde das von der neuen Regierung um ÖVP und FPÖ aber direkt gestrichen.

Fazit: Insgesamt bin ich zufrieden und froh über die gemachten Erfahrungen. Wer glaubt, sich sprachlich in Österreich nicht weiterentwickeln zu können, der sollte sich lieber ein eigenes Bild davon machen (Der österreichische Dialekt ist echt “leiwand”!) Außerdem hat der Kontakt zu anderen Erasmus-Studierenden auch die Englisch-Kenntnisse gestärkt.

Bereut habe ich den Schritt nicht, beim nächsten Mal würde ich mich zum Leben aber für eine größere Stadt entscheiden. Solltet Ihr Euch für ein Studium oder Praktikum in Österreich interessieren und Ihr seid eher der Stadt-Mensch, lege ich Euch Wien, Graz, Salzburg oder Linz ans Herz.

Insgesamt kann ich Österreich und die NÖ Landeskliniken-Holding für ein Erasmus-Praktikum nur empfehlen und danke an dieser Stelle allen Menschen, die diese Erfahrung möglich gemacht und mich begleitet haben. Ich komme gerne wieder und werde sicher auf das ein oder andere Erlebnis gerne zurückblicken.

Pfiat Eich! M.