Von Februar bis April 2017 habe ich ein Praktikum im International Relations Office der Universität Sassari auf Sardinien gemacht. Die Stelle war im Rahmen des „Erasmus Traineeship in Sardinia“-Projekts ausgeschrieben, ein Angebot, speziell vom International Relations Office der Uni Sassari. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit der Universität Sassari und Institutionen, Agenturen, Firmen und Unternehmen in und um Sassari, die Praktikumsplätze für Studierende aller Fachrichtungen im Rahmen des Erasmus+ Programms anbieten. Sich zu bewerben ist ganz einfach. Man sucht sich ein passendes Praktikumsangebot aus und schickt eine E-Mail mit „Traineeship-ID“, Wunschzeitraum und Lebenslauf an das International Relations Office. Von dort wird die Bewerbung an die verantwortliche Person weitergeleitet und innerhalb weniger Tage erhält man eine Antwort. In meinem Fall hat dies nicht einmal 24 Stunden gedauert, da die Verantwortliche des Projekts auch gleichzeitig die Hauptverantwortliche für das Praktikum im IRO ist.

Sassari
Wo ist das überhaupt? Sassari ist nach der Hauptstadt Cagliari, die zweitgrößte Stadt in Italiens Inselregion Sardinien. Sie hat etwa 130.000 Einwohner und liegt im Nordwesten der Insel. Der nächstgelegene Flughafen ist Alghero-Fertilia, der zwar auch von Ryanair angeflogen wird, allerdings nicht vom Norden Deutschlands aus. Die schnellstmögliche Route war von Hamburg über Rom nach Alghero. Mit Zugfahrt von Bremen, Wartezeit an den Flughäfen und Autofahrt vom Flughafen nach Sassari, war ich ca. 12 Stunden unterwegs. Für ankommende internationale Studierende wird vom International Relations Office die erste Nacht im Hotel bezahlt, wenn noch keine Unterkunft gefunden wurde oder man, so wie ich, erst sehr spät abends ankommt. Zudem wird jeder (der möchte) von einem Mitglied des Erasmus Student Network am Flughafen/Bahnhof/Busbahnhof in Empfang genommen und zum Hotel oder seiner Unterkunft gebracht. So hat man direkt eine erste Ansprechperson und ist weder auf öffentliche Verkehrsmittel, deren Fahrpläne oder Google Maps angewiesen.
Im Nachhinein, wäre es sicher nicht schwer gewesen, sich selbst zu orientieren, da Sassari nicht besonders groß ist und alle (wichtigen) Ecken fußläufig zu erreichen sind. Sich in der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln (diversen Bussen oder einer Metro) fortzubewegen, ist mir allerdings ein Rätsel geblieben, da die Fahrpläne weder an den einzelnen Haltestellen aushängen noch detailliert im Internet zu finden sind. Dort steht gerade mal, wann der Bus startet und wann er an der Endhaltestelle ankommt. Wann er an den Zwischenstationen ist, muss man sich wohl selbst ausrechnen oder durch jahrelange Erfahrung im Blut haben …

Die Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu verlassen, war hingegen einfacher und hat entgegen aller Vorurteile bezüglich Pünktlichkeit, einwandfrei geklappt. Das Problem hieran war nur, dass die Häufigkeit am Wochenende stark nachgelassen hat, wenn man eigentlich die Zeit hätte, die Stadt zu verlassen. Kein Wunder also, dass so gut wieder jeder in Sassari, sowohl jung als auch alt, ein Auto besitzt.

Die Arbeit
Meine Hauptaufgabe im Büro, war es die eingehenden Bewerbungen des „Erasmus Traineeship in Sardinia“- Projekts zu sichten und zu beantworten. Dies bedeutete eine erste Entscheidung darüber zu treffen, ob die eingegangene Bewerbung weitergeleitet wird oder nicht. Dafür habe ich Lebenslauf mit Anforderungsprofil des Praktikumsangebotes verglichen und gegebenenfalls Rücksprache mit den Bewerbern bezüglich Zeitraum, Sprachkenntnissen oder Studienrichtung gehalten. Anfangs wurde ich dabei natürlich von meiner Kollegin unterstützt, da einige Angebote flexibler bei den Auswahlkriterien sind als andere, doch nach einiger Zeit habe ich ein Gefühl dafür entwickelt und konnte eigenhändig entscheiden, welche Bewerbungen weitergeleitet werden sollten. Des Weiteren gehörte zu meinen Aufgaben auch die Pflege des Online Portals erasmusintern.org, auf dem ebenfalls die Praktikumsangebote des Projektes zu finden sind und Bewerbungen eingehen.

Das Büro habe ich mir mit zwei festangestellten Kollegen und einer studentischen Hilfskraft geteilt. Eine Kollegin war eben für das „Erasmus Traineeship in Sardinia“-Projekt zuständig und somit für die ankommenden Praktikanten sowie für die Studierenden der Universität Sassari, die ein Erasmus-Praktikum im Ausland machen wollen. Der andere Kollege hat sich um diejenigen Studierenden gekümmert, die ein Praktikum im außereuropäischen Ausland machen wollen sowie für die Abwicklung der Staff Mobility (incoming und outgoing). Die studentische Hilfskraft und ich waren deshalb auch zur Unterstützung der täglich anfallenden administrativen Aufgaben da. Dazu gehörten zum einen die Erstberatung der italienischen Studierenden sowie das Annehmen ihrer Bewerbungsunterlagen und das digitalisieren der Daten und Verträge und zum anderen Übersetzungen, Unterstützung des Help Desk für ankommende internationale Studierende und die Vorbereitung von Dokumenten für ankommende internationale Praktikanten.

Die Atmosphäre im Büro war sehr offen, sehr vertraut und freundlich. Die Kollegen haben mich sehr nett empfangen und gut in ihr Team aufgenommen. Alle waren sehr hilfsbereit und interessiert daran, mir einen guten Aufenthalt zu bieten. Ich habe Einblicke in verschiedene Aufgabenbereiche des Büros bekommen und wurde in verschiedenste Projekte mit eingebunden: Orientierungstage für Oberstufenschüler, Führungen für Gastdozenten, ein nationaler Fernsehbeitrag über die Internationalisierungsstrategie der Uni, Rekrutierung internationaler Studierender für ein kulturelles Projekt der Stadt etc.

Fazit
Das Praktikum im International Relations Office und die drei Monte in Sassari haben mir sehr gut gefallen. Obwohl Sassari im Vergleich zu anderen Städten auf Sardinien nicht der schönste Ort ist und auch das Freizeitangebot eher wenig zu bieten hat, kann man auch hier das italienische „dolce vita“ genießen. Für mich hat das hauptsächlich mit kulinarischen Köstlichkeiten wie Kaffee, Pasta, Antipasti, Pizza etc. zu tun, wenn auch die Pizza Patatine (Pizza mit Pommes) zunächst etwas gewöhnungsbedürftig erscheint. Um meine Sprachkenntnisse sowohl mündlich als auch schriftlich zu verbessern, haben mir das Praktikum und die tägliche Kommunikation mit meinen Kollegen enorm weitergeholfen. Zudem konnte ich Einblicke und Erfahrungen in einem möglichen zukünftigen Arbeitsumfeld sammeln, habe neue Programme und andere Arbeitsweisen kennengelernt. Auch die Kontakte zu anderen internationalen Studierenden und den Mitgliedern des Erasmus Student Network haben mich sprachlich und persönlich weitergebracht. In diesen drei Monaten hatte ich zudem Gelegenheit die Vielfalt und Schönheit dieser italienischen Region kennenzulernen und kann den Stolz der Sarden auf ihre Heimat sehr gut nachvollziehen. Sardinien ist kulturell, landschaftlich, kulinarisch und sprachlich sehr divers – es gibt viel mehr zu entdecken, als in drei Monaten möglich ist.