Die Prager Zeitung (PZ)
Seit 1991 erschien die PZ wöchentlich jeden Donnerstag. Im Dezember letzten Jahres feierte sie ihr 25-jähriges Jubiläum. Die PZ gehörte zu den meistgelesenen deutschsprachigen Zeitung im Ausland und in Tschechien. Vertrieben wurde sie nicht nur in der Tschechischen Republik sondern auch in Deutschland, Österreich, in der Schweiz sowie in der Slowakei. (Alle hier aufgelisteten Informationen habe ich von einer PZ-Broschüre, die die Marketing-Abteilung der PZ erarbeitet hatte. Davon ist Vieles deckungsgleich mit den Fakten auf der eigenen Website: http://www.pragerzeitung.cz/index.php/ueber-uns/daten-fakten und dem Wikipedia-Artikel über die PZ.)

Die PZ ist ein Produkt der politischen Wende in der Tschechoslowakei Anfang der 1990er Jahre. Man (u.A. ein deutscher Historiker und einige deutschsprachige Tschechen) wollte die deutschsprachige Pressetradition, die in Böhmen und Mähren schon seit mehreren Jahrhunderten bestand, fortführen. Trotzdem war und ist die PZ nicht die Zeitung der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik gewesen. Das ist nämlich das sog. „Landesecho“. Mit dieser Begründung wird sie auch weder von der Bundesrepublik Deutschland noch von Tschechiens Regierung gefördert.

Die 16-Seitige Zeitung (aktueller Stand) hatte eine Ungefähre Auflage von 15.000 Zeitungen pro Woche. Da sich meist mehrere Leser eine Zeitung teilten, ging man von einer Leserschaft von ca. 50.000 Menschen aus. Davon lebten die meisten in Tschechien. Deutschland und Österreich gehörten ebenfalls zu den größten Absatzmärkten.

Die Berichterstattung konzentrierte sich dabei „auf aktuelle Informationen und Hintergrundberichte aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und der Hauptstadt Prag“. Ebenfalls Thema ist oft die wechselseitigen Beziehungen zwischen Tschechien und deren Nachbarländer. Man schrieb vor allem für all jene, die sich zwar für Tschechien interessieren, jedoch über keine ausreichenden tschechisch Sprachkenntnisse verfügen. Über die wöchentliche Ausgabe hinaus gab es jedes Quartal eine regelmäßige Beilage in Form eines Magazins, beispielsweise das „Magazin Wirtschaft“ und „Plus“.

Zusammen mit Redakteur*innen, Buchhalter*innen usw. beschäftigte die PZ ca. 15 feste Mitarbeiter*innen. Mittlerweile gibt es die PZ nicht mehr, am 22. Dezember 2016 erschien sie das letzte Mal. (Dazu später mehr.)

Im Mai 2012 wurde sie im Rahmen der Verleihung des erstmals vergebenen Medienpreises Dialog für Deutschland mit dem Ehrenpreis der Jury ausgezeichnet. Die Jury begründete die Wahl mit dem innovativen Konzept, als erste deutschsprachige Zeitung in Zentral/Osteuropa besonders für Touristen und Geschäftsleute zu schreiben. Diese Vorbildfunktion veranlasste viele Zeitungen später mit einem ähnlichen Konzept zu starten und die PZ nachzuahmen.

Aufgaben
Zunächst bekam ich nur ein Praktikum im Bereich „Vertrieb“ angeboten. Im Laufe meiner Zeit bei der PZ durfte ich aber in die Redaktion wechseln. Laut meines Arbeitszeugnis/Learning Agreement bestand mein Aufgabenfeld deshalb aus vielen verschiedenen Tätigkeiten:

• Verfassen von Beiträgen (Darstellungsformen: Bericht, Reportage, Kritik, Service)
• Verfassen des Kulturprogrammes für den Internetauftritt
• eigenverantwortliche Recherchen
• Teilnahme an den Redaktionssitzungen
• Verfassen und Redigieren von PR- und Anzeigentexten
• Verfassen von Beiträgen für Instagram
• Gestaltung von Gewinnspielen
• Anwerben neuer Leser und Abonnenten
• Mitarbeit bei öffentlichen Veranstaltungen und Präsentationen
• Beteiligung an Werbemaßnahmen
• Marktanalyse

Wie schon erwähnt begann ich in der Vertriebs- und Anzeigenabteilung. Ich bekam einen eigenen Arbeitsplatz in einem großen Büroraum zugeteilt. Mir Gegenüber saß mein Praktikumskoordinator. Entweder von ihm oder von einer anderen Mitarbeiterin erhielt ich direkt die zu erledigenden Aufgabenstellungen.

Zum alltäglichen Geschäft in der Anzeigenabteilung gehörte das Redigieren von Werbe-/Anzeigentexten. Diese wurden meist auf tschechisch an meinen Praktikumskoordinator geschickt, der sie dann übersetze und an mich weiterreichte, da er nicht muttersprachlich Deutsch spricht und ich deshalb diese ein letztes Mal prüfen sollte und gegebenenfalls nach eigenem Ermessen verändern sollte. Danach wurde der Text an den Grafiker weitergeleitet, der die Texte dann von ihrer Erscheinung her in eine angemessene Form brachte. Ich musste mindestens einen Text pro Tag kontrollieren und manchmal mehr oder weniger verbessernoder umschreiben. Dabei variierte die Länge stark, von nur ein paar Zeilen oder einer kleinen Anzeige bis hin zu drei DIN-A4 Seiten und mehr. Ebenso die Auftraggeber: Von der Bäckerei aus der Nachbarschaft bis hin zu international agierenden Konzernen wie VW oder dem in Prag ansäßigen National Theater.

Ebenfalls zu alltäglichen Aufgaben gehörte es Adresslisten anzulegen. Da ich ja in der Vertriebsabteilung tätig war, musste ich Kontakte von möglichen neue Kunden sowie von schon bestehenden Geschäftsbeziehungen in Excel-Tabellen erfassen (Name, Adresse, EMail, Telefonnummer, usw.). Dafür musste ich die Adressen von sämtlichen Hotels, Pensionen oder Hostels zusammensuchen und in eine Reihenfolge und bestimmte Ordnung bringen – hauptsächlich von denen mit mehrheitlich deutschsprachiger Kundschaft, weil dies ja auch potenzielle Kunden für die PZ waren. Im Grunde hieß das: zuerst allgemein nach Hotels oder Ähnlichem suchen und dann auf deren Internetseiten die genauen Adressdaten finden und kopieren und in eine Excell-Tabelle einfügen – keine sehr anspruchsvolle aber sehr zeitraubende Arbeit.

Hatte Herr Hlavac keine Aufgabe für mich, fragte ich bei einer Mitarbeiterin nach. Diese gab mir meist Aufträge administrativer Art, wie das eben genannte Adresslisten anlegen genauso wie das erstellen von einem Kalender für das Jahr 2017 mit allen möglichen wichtigen Terminen für die PZ. Wichtige Termine sind beispielsweise die Deutsch-Tschechischen Kulturtage in Dresden und Freiburg oder die Büchermesse in Leipzig aber auch in Prag. Solche Termine musste ich dann im Kalender vermerken, der im Flur der PZ Redaktion, für alle sichtbar, hing.

Ebenfalls für das kommende Jahr 2017 musste ich für die PZ wichtige Messeveranstaltungen in verschiedenen Städten in einer Excel-Tabelle zusammenfassen. Buchmessen oder Veranstaltungen zur Deutsch-Tschechischen-Freundschaft waren natürlich ein wichtiger Termin für die PZ. Doch auch Wirtschaftsmessen in Tschechien, Deutschland oder in der Schweiz mit Themen zu Automobil-, Elektro- oder Pharmaindustrie waren für die PZ maßgeblich. Einerseits versuchte die PZ je nach Themen Schwerpunkt der internationalen Ausstellungstermine ihren eigenen passend dazu zu setzen, also wenn gerade eine große Automobilmesse in Brno abgehalten wird, versuchte die PZ ebenfalls zur Automobilindustrie in Tschechien zu schreiben. Andererseits zeigte die PZ auf solchen Veranstaltungen auch gerne Präsenz, da dies neue Kunden, vor allem aus der Wirtschaft, generierte.

Aufgaben und Aufträge bekam ich aber nicht nur gestellt. Wenn ich eine Idee hatte durfte ich diese bei der allwöchentlichen Besprechung am Montag Mittag vortragen und einbringen und diese dann auch fast jedes Mal ausführen. Eigenen Ideen hatte ich beispielsweise zumInternetauftritt, für Gewinnspiele oder zur Organisation des Kalenders – dazu später mehr.

Neben den typischen Schreibtisch-Aufgaben, wozu ich die oben genannten zähle, bekam ich aber auch durchaus solche, bei denen ich „raus“ musste. Die PZ versuchte immer wieder Kunden neu zu generieren und schon langfristige Leser und Abonnenten bei Laune zu halten. Hauptsächlich setzte die PZ dabei auf das Mittel „Gewinnspiele“. Dies beinhaltete Konzertkarten für das Nationaltheater in Prag, verschiedene Zeitungs-Abbonnenments oder aber auch verschiedene Merchandise-Produkte wie Stifte, Jutebeutel oder manchmal sogar eine Torte mit PZ-Schriftzug. Bei einer Verleihung einer solchen Torte war ich Teil des Komitees, die die Torte an eine Schulklasse übergab. Neben Touristen und Lesern aus der Wirtschaft wurde die Zeitung oft auch als Lernmittel in Schulen eingesetzt. Somit gab es von Zeit zu Zeit auch ein paar wenige Aktionen speziell für Schulen zugeschnitten. Bei diesem Wettbewerb mussten die Schüler*innen Fragen zu Deutschland beantworten, z.B. wie viele Bundesländer hat Deutschland? Wie heißt der deutsche Botschafter in Prag? Usw. Die Klasse mit den meisten Punkten bekam die eben erwähnte Torte mitsamt PZ-Kugelschreibern, Jutebeuteln und PZ-Postkarten. Meine Aufgabe war es dabei die Torte von der Bäckerei abzuholen, Fotos bei der Übergabe zu schießen und die Merchandise-Artikel für jede*n Schüler*in bereit zu stellen.

Weitere „Außeneinsätze“ folgten. Die frühere tschechoslowakische Republik, die erste also zwischen 1918-1938, erwarb einen Teil des Hamburger Hafens und etablierte darauf den tschechoslowakischen Hafen in Hamburg. Dieser blieb selbst während der kommunistischen Zeit bestehen und hat bald 100-jähriges Jubiläum. (Sarah Lemmen forscht gerade zu diesem Thema.) Nach der Wende und der Teilung der zwei Staaten wurde das Areal an die Tschechische Republik übergeben. Ebenso wie die Tschechoslowakei/ Tschechien hatte und hat der Hamburger Hafen eine Vertretung in Prag, wie auch übrigens in anderen Städten und Ländern. Aufgabe dieser Vertretungen ist, ähnlich wie bei staatlichen Botschaften, die Interessen des Hamburger Hafens zu vertreten und (Handels-) Beziehungen zu knüpfen und aufrecht zu erhalten. Der bisherige Leiter Bohumil Prusa geht altersbedingt bald in Rente. Anlässlich dieses Ereignis’, da die Hamburger Hafen Repräsentanz Prag immer ein guter Medienpartner der PZ war, sollte ein Porträt über eben erwähnten Herrn Prusa erscheinen. Um dieses Porträt anzufertigen sollte ich ganz selbstständig ein Interview auf einer Logistik-Tagung im Břevnovský klášter, einem Kloster am Rande Prags, mit Bohumil Prusa führen. Die Fragen oder Themen durfte ich dabei selbst aussuchen.

Nachdem ich nun Prusa mit meinem Handy eine halbe Stunde interviewt hatte und, wie mir mein Praktikumsbeauftragter riet, da dies zum Journalismus-Alltag gehöre, noch die Vorzüge genossen hatte, die es auf einer solchen Veranstaltung gibt (kostenloses Mittagsbuffet, Kaffee usw.) musste ich dann wieder in die Redaktionsräume zurückkehren und den Text, ungefähr eine Seite, verfassen.

Ein weiterer Außeneinsatz beinhaltete eine Werbemaßnahme für die PZ. Wie oben schon erwähnt musste ich Adresslisten anlegen mit Hotels oder Pensionen in Prag, hauptsächlich von denen mit mehrheitlich deutschsprachiger Kundschaft. Die auf dieser Liste stehenden Hotels musste ich mithilfe einer weiteren Schülerpraktikantin, die mir 2 Wochen an meinen Schreibtisch gesetzt wurde, aufsuchen und dort nun Vorsprechen, ob jene nicht eine paar Probezeitungen in ihren Lobbys auslegen wollen würden und/oder auch ein paar PZ-Postkarten und/oder ob ein Interesse an einem Abonnement bestehe. Bei gut 20 Hotels gut verteilt in Prag konnte dies einen ganzen Tag füllen.

Große Freiräume für meine eigene Kreativität bekam ich beim erstellen von Gewinnspielen. Und das nicht nur beim Erstellen von Fragen, sondern auch bei der Konzeption, bei den Preisen oder dem Rahmen in dem diese statt finden sollten. So entwickelte ich beispielsweise ein Instagramm-Advents-Kalender, der jeden Tag ein Foto, Spruch, Rezept etc. zeigen sollte und/oder eben eine Frage über Prag, Tschechien oder die deutsch-tschechischen Beziehungen, die so schnell wie möglich beantwortet werden sollte. Nach dem Prinzip „first come, first served“ sollte dann der/die Gewinner*in ermittelt werden. Die finanzielle Konstitution der Zeitung machte aber meine Pläne vollkommen zu Nichte, da die Zeitung für den 01. Jahnuar 2017 Insolvenz anmeldete und ab diesem Zeitpunkt die Liquidation der Zeitung eingeleitet wurde. Zunächst befand man aber meine Idee für ausgesprochen gut, aber wollte, da man gerade im Dezember wenig Zeit hatte, sie nicht in die Tat umzusetzen.

Ungefähr in der Mitte meiner Praktikumszeit wurde mir das Angebot gestellt in der Redaktion zu arbeiten, welches ich sehr gerne annahm. Konkret bedeutete dies einen Arbeitsplatzwechsel, ich bekam nun einen Schreibtisch in den Redaktionsräumen zugewiesen und ein völlig neues Aufgabenfeld und einen völlig neuen Arbeitsalltag. Manches blieb bestehen, so musste ich ab und zu immer noch Anzeigen-/ Werbetexte redigieren oder der Vertriebsabteilung, wenn ich einen Zeitüberschuss und sie viel Arbeit hatten, aushelfen. Ich nahm aber nun an den Redaktionssitzungen Teil, die einmal wöchentlich am Tag nach Redaktionsschluss (Dienstag Nachmittag), also am Mittwoch morgen stattfanden.

Auch hier gab es alltägliche, anspruchslose und zeitraubende Praktikantenaufgaben, wie das Eingeben von Konzertterminen auf einer vorgefertigten Internetmaske, damit diese auf der Website aber auch in der Zeitung im Kulturbereich erschienen – das waren gut 10 – 20 Konzerte oder Veranstaltungen pro Tag, von Jazz bis Theater. Ebenfalls zu den alltäglichen Aufgaben der Praktikanten, also mir und einer 31-jährigen Mitpraktikantin aus Berlin, zählte das Korrektur lesen von fertigen Zeitungsseiten und/oder Artikeln.

Als Praktikant in der Redaktion wurde ich direkt in das Erstellen der Zeitung eingebunden. Ohne große Einführung oder Anleitung sollte ich einfach drauflos schreiben. Die Themen durfte ich mir dabei meist komplett selber aussuchen. Mein erster Text, der auch später in der Zeitung erscheinen sollte, war ein sog. „Gastrotip“. In meiner Zeit in Prag fiel mir schon sehr früh auf, dass es so gut wie überall bodenständige Restaurants/Kantinen mit der Aufschrift „Jídelna“ gibt. Diese Kantinen sind ungefähr vergleichbar mit dem Metzger-Imbiss in Deutschland. Es herrscht Selbstbedienung, zu essen gibt es Hausmannskost und die Preise sind mehr als angemessen. Geöffnet haben sie zumeist zur Mittagszeit. Hier findet sich ein Querschnitt der tschechischen Gesellschaft ein: vom Handwerker in Blaumann über SchlipsTräger, betagte Frauen oder junge Studierende. Fragt man eine*n alteingesessene*n Prager*in nach einer guten Jídelna, so kann jede*r mit Sicherheit zumindest eine, seine Lieblingsjídelna, nennen. Mein allererster Text befasste sich nun mit eben diesen Kantinen und so streifte ich durch Prag und teste nach und nach etwa 5 Jídelnas. Das Ergebnis nach einer Woche Knödel, Gulasch und Sauerkraut hielt ich in einer halben Zeitungsseite mit Bildern fest. Ich war überrascht, dass ich gleich so viel Platz für mein Text eingeräumt bekam.

Es war mir aber nicht immer erlaubt die großen, langen Reportagen oder Gastrotips zu schreiben. Kurze Beiträge, die Ausstellungen ankündigten (U.a. schrieb ich einen Beitrag, der die Bremer Ausstellung in Prag über die Jazz-Sektion in der CSSR von Rüdiger Ritter ankündigte.), kurz eine Band und ihren Stil charakterisierten sowie über weitere kulturelle Ereignisse informierten, wurden mir auch häufig aufgetragen.

Sofern ich aber eine eigene gute Idee hatte durfte ich diese auch umsetzen. In meiner Zeit in der Redaktion musste ich einige Gastrotips schreiben, das war eigentlich meine Hauptaufgabe. Dazu kam noch eine Sportreportage über HC Slavia Prag.

Ice Hockey ist in Tschechien der Nationalsport schlecht hin. Ähnlich wie wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft spielt, herrscht in Tschechien Ausnahmezustand, wenn das nationale Hockeyteam auf dem Eis steht. Das ist einerseits historisch so gewachsen. Denn auch die Tschechen hatten ihr Wunder, zwar nicht in Bern, aber dafür in Nagano, Japan, wo sie 1998 ausgerechnet gegen die russische Auswahl gewannen und olympisches Gold holten. Kurz nach dem gewaltsamen Ende des Prager Frühlings gewann die tschechoslowakische Hockeymannschaft gegen die sowjetische. Die Leute riefen damals: „Ihr schickt uns Panzer, wir euch Tore!“ Aber auch heutzutage gewinnen die Tschechen immer noch die Weltmeisterschaft, Olympia und sind eines der besten Eishockey-Teams der Welt.

Deshalb gibt es in Tschechien und auch in Prag einige Eishockey-Clubs. Lokalmatador ist in Prag ganz eindeutig HC Sparta Prag. Früher, also vor ein paar Jahren, spielte aber auch HC Slavia Prag ganz oben mit. Slavia wurde einst vom Nationaltrainern gecoacht und hat schon einige Meisterschaften gewonnen. Doch der Trainer Vladimír Růžička wurde in einen Veruntreuungs-Skandal verwickelt. Er legte seine Ämter bei Slavia und der Nationalmannschaft nieder. Von da an ging es abwärts mit Slavia. Erst verließen einige Stammspieler den Verein, dann kamen finanzielle Probleme hinzu und zu guter Letzt noch der Abstieg in die zweite Liga.
Warum die Menschen immer noch zu Spielen von den „Löwen“ gehen und was es bedeutet ein Fan von Slavia Prag zu sein, das sollte ich nun herausfinden? Die Halle war längst nicht so gut besucht wie zu Hochzeiten Slavias, aber immer noch gab es einen festen Fankreis, der selbst an einem Mittwoch Abend keine Kosten und Mühen gescheut hatte, in die südlichen Vororte Prags zu fahren und sich ein Topspiel der zweiten tschechischen Hockeyliga anzuschauen. Der Tabellen erste (Motor Budweis) gegen den Tabellen dritten (Slavia Prag) trafen aufeinander. Nach anfänglicher Führung der Gastgeber stand es am Ende doch 5:2 für die Gäste.

Ich war Zuschauer bei dem Spiel, führte aber auch ein schriftliches Interview mit der offiziellen Fanvereinigung von HC Slavia. Aus beiden Teilen entstand eine Reportage, die einen kleinen Einblick in die aktuelle Lage des tschechischen Zweitliga-Hockeys gab. Durch meine Tätigkeit bei der PZ kam ich auch viel in Kontakt mit der hiesigen Museumslandschaft. Genauer gesagt, durfte oder musste ich einige Museen besuchen.

Das Tanzende Haus in Prag ist ein sehr berühmter Bau des noch viel berühmteren Frank Gehry, der auch das Guggenheim-Museum in Bilbao baute und damit die Stadt weltberühmt machte. Für viele stellt es das Paar Ginger und Fred aus dem gleichnamigen Film dar, deshalb auch der Name „Tanzendes Haus“. In eben diesem Haus gibt es neben einer für Besucher zugänglichen Dachterrasse mit anschließendem Restaurant auch ein Hotel und eine Galerie für Kunstausstellungen. Während meiner Zeit bei der PZ zeigte diese Galerie eine Ausstellung über einen weltberühmten tschechischen Architekten, Jan Kaplický, dem es nicht vergönnt ist und war in seinem Heimatland ein Gebäude zu planen und auch zu bauen.

Jan Kaplický floh nach 1968, also nach dem Scheitern des Prager Frühlings, ins VereinigteKönigreich. Dort und in Paris, Frankreich verwirklichte er die meisten seiner architektonischen Vorhaben. Berühmt wurde er für das Einkaufszentrum Selfridges in Birmingham, das Medienzentrum auf dem Lord’s Cricket Ground in London oder das FerrariMuseum in Modena, Italien.

Als er 2007 den Wettbewerb um den Neubau der tschechischen Nationalbibliothek in Prag gewann, war die Freude groß bei ihm. Nicht nur deshalb, dass international anerkannte Architektur-Stars wie Zaha Hadid in der Jury saßen und sich für seinen Vorschlag entschieden, nein, auch dass er endlich die Möglichkeit bekam in seinem Heimatland und in seiner Heimatstadt ein Gebäude zu bauen, war für ihn von besonderer Bedeutung.

Letztendlich blieb es jedoch nur ein Traum. Die Prager Bürger*innen waren aufgebracht, nachdem man den Entwurf der Öffentlichkeit vorstellte. Kaplický war schon immer ein Freund von schrillen Farben und Farbmischungen ebenso von extravaganten Formen. Das Gebäude, dass er für die Nationalbibliothek entworfen hatte, ähnelte von seiner Form stark der eines Oktopus’ – ein Spitzname war schnell gefunden. Dazu verpasste Jan Kaplický dem Oktopus noch einen Farbanstrich aus Neon-Gelb außen und lila innen. Auch die großzügigen Fenster, die eine fantastische Aussicht auf den Prager Burgberg samt Schloss und Veitsdom ermöglichen sollten, konnte die Prager*innen nicht überzeugen. Zu sehr würde es das Stadtbild ruinieren und passe nicht hier her. Am Ende wurde das Projekt, auch durch Intervention aus höchsten politischen Kreisen (der damalige Staatschef der Tschechischen Republik Václav Klaus sprach sich höchst persönlich gegen das Projekt aus) gestoppt und nicht weiter verfolgt. Spätestens nach Kaplickýs tragischem Tod 2009 geriet es in vollkommene Vergessenheit. Bis nun zur Ausstellung des Tanzenden Hauses zum kompletten Lebenswerk Kaplickýs, das so in seiner Gänze noch nie gezeigt wurde.

Die Arbeit für die PZ brachte mich an Orte, zu denen ich selbstständig wahrscheinlich nie gegangen wäre. Beispiel dafür ist das Nationale Technik Museum in Prag. Denn meine Begeisterung für Technik hält sich in Grenzen. Mir wurde aber die Aufgabe gestellt, dass ich eine Kritik über eine Ausstellung über das Telefon schreiben soll. Diese Wanderausstellung, die außerdem hauptsächlich von der tschechischen Telekom gesponsert wurde, was man der Farbgebung deutlich ansah, beschäftigte sich von den Anfängen, also von der Erfindung des Telefons, bis zur heutigen Zeit -Internet und Smartphones – mit Kommunikationstechnik. Das erste Telefon und die neuesten Stand der Entwicklung in puncto Internet in einem Raum zu sehen, war eine wirklich einmalige Erfahrung. Auch fühlte es sich an, als ob man durch seine eigene Vergangenheit reisen würde, denn manche Exponate, sei es Handys oder MP3- Player besaß man einst selbst.

Fazit und Zusammenfassung
Wie schon oben angekündigt gibt es die PZ mittlerweile nicht mehr. Als ich Ende September 2016 mein Praktikum bei der PZ begann, wurde dies noch nicht so offen kommuniziert. Es hieß zwar manchmal, dass es gerade eine schwierige Situation sei. Jedoch angesichts des generellen Zeitungssterben habe ich daraus kein Szenario vorhergesehen, was letztendlich eintrat. Ende November 2016 verkündete man den Praktikanten, dass die PZ zum 1. Januar 2017 aufgelöst wird. Zu diesem Zeitpunkt erschien mir einiges klarer.

Ich habe mich oft sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen gefühlt. Ich denke, dass es wahrscheinlich fast jede*m Praktikant*in im ersten Moment so geht, denn oft unterscheidet sich der Berufsalltag zu dem Studienalltag. Trotzdem hatte ich manchmal das Gefühl, dass man mir ruhig ein bisschen mehr erklären könnte. Wie schreibt man ein journalistisches Portrait, eine journalistische Reportage oder eine Marketing-Text? Natürlich findet man im Internet allerhand Informationen zu den jeweiligen Textsorten und man kann damit letztendlich auch die Aufgabe erfüllen. Die besonderen Kniffe und Tipps und Tricks, die man als erfahrene*r Journalist*in in der beruflichen Laufbahn gesammelt hat, wurden mir meist, wenn überhaupt, erst danach verraten. Oft hatten die Angestellten und Redakteure wenig Zeit. Das hing zum einen mit der finanziellen Konstitution der PZ zusammen, die schon seit mehreren Jahren einen harten Sparkurs fuhr und deshalb wenig Personal für viel zu große Aufgabe hatte. Zum anderen standen gerade größere Probleme im Raum: das Ende der Zeitung. Deshalb waren viele der PZ-Mitarbeiter*innen ständig damit beschäftigt neue Finanziers zu finden, die den Fortbestand der PZ ermöglichen würden.

Ich hätte mir zwar persönlich gewünscht, dass sich ein bisschen mehr um ich gekümmert würde, doch verstand ich und brachte Verständnis für das Verhalten auf in dem Moment, in dem mir klar wurde, wie ernst die Lage ist.

Insgesamt war es eine sehr abwechslungsreiches Praktikum. Ich durfte in Bereichen wie Marketing, Administration und Journalismus Erfahrungen sammeln. Ich vertrat die PZ auf offiziellen Veranstaltungen, merkte was es heißt in einem „Großraumbüro“ zu arbeiten und lernte die Vorteile schätzen, die ein Presse-Ausweis mit sich brachte. Auch vermeintlich banale Sachen waren für mich neu: wie fühlt sich ein klassischer 8-Stundenarbeitstag an? Natürlich bin ich zur Schule gegangen und hatte auch Nachmittagsunterricht und auch an der Uni gibt es Tage, an denen man von morgens bis abends nur arbeitet. Doch kann man hier entscheiden wo, wann man Pause macht, ob man lieber morgens oder abends arbeitet und vor allem stehen die Ergebnisse meist nicht in der nächsten Woche in der Zeitung.

Ob ich in den Journalismus gehe oder vielleicht doch einen Beruf im Bereich Marketing anstrebe hat sich durch das Praktikum nicht herausgestellt. Für mich war es einfach sehr bereichernd etwas zu tun, das wenig bis gar nichts mit meinem Studienalltag zusammenhängt. Logischerweise konnte ich auf mein Wissen über Tschechien aus den Vorlesungen von Frau Dr. Lemmen und Frau Prof. Winkler zurückgreifen, doch hat die journalistische oder gewerbliche Darstellung mit der wissenschaftlichen meist wenig zu tun. Wenn es die PZ noch geben würde, würde ich auf jeden Fall sie als Praktikumsstelle weiterempfehlen, da man schnell eigenständig arbeiten darf und nicht nur typische und langweilige Aufgaben wie Scannen, Kopieren und Kaffee kochen übernehmen muss. Insgesamt bin ich sehr froh, dass ich mich für die PZ entschieden habe.