In diesem Bericht möchte ich meine persönlichen Erfahrungen, Eindrücke und Empfehlungen bezüglich meines Auslandsaufenthaltes in London und meines Auslandpraktikums bei dem Unternehmen „ChapmanBlack“ wiedergeben. Anders als in vielen anderen Studiengängen ist ein Auslandsaufenthalt bzw. Auslandspraktikum im Studiengang der BWL an der Universität Bremen nicht vorgeschrieben. So gilt es zu Beginn erst einmal zu überlegen, wann der beste Zeitpunkt ist, einen solchen  Auslandsaufenthalt zu realisieren.

Für mich schien der Moment kurz vor Abschluss meines Studiums gar nicht verkehrt, weil man so die sprachlich-, wie auch praktischen Erfahrungen aus den Tätigkeiten während des Praktikums direkt in die Arbeitswelt mitnehmen und sinnvoll integrieren kann. Ein Master kommt für mich persönlich momentan nämlich nicht in Frage. Da ich schon einmal in der Zeit zwischen dem 4. und 5. Semester ein Praktikum absolviert habe, blieben so auch nicht mehr viele Zeitspannen übrig.

Zu Beginn ist es denke ich sinnvoll, sich erst einmal bewusst zu  machen, welches Land für den Auslandsaufenthalt in Frage kommt. Für mich persönlich war es immer klar, dass wenn ich den Schritt eines Praktikums außerhalb Deutschlands wagen werde, mein Ziel definitiv England sein wird. London war dabei die reizvollste Stadt. So habe ich mich anfangs zu allererst einmal grob auf der Internetseite der Uni Bremen nach Auslandspraktika umgeschaut.

Relativ schnell sprang mir dabei dann das ERASMUS + Förderprogramm ins Auge. Ich hatte auch zuvor schon oft von der Organisation und ihren Förderungsmöglichkeiten gehört und mir war klar, dass ein Auslandsaufenthalt in einer Stadt wie London finanziell für mich auch anders nicht zu stemmen wäre. Dank der guten Übersicht auf der Homepage, kam ich auch relativ schnell auf die aktuellen Stellenangebote. Diese sind nach Land und Fachbereich gegliedert.

Nach einiger Zeit stieß ich dann auf die Firma ChapmanBlack- einem Recruitment Unternehmen mit Hauptsitz in London. Die Stellenbeschreibung war dabei ebenso überzeugend wie auch reizvoll und schien quasi wie für mich gemacht. So war relativ schnell klar – das ist es!

Ich habe mir dann die Internetpräsenz angeschaut und die Seite durchforstet. Die Eindrücke und Informationen, welche ich dort sammeln konnte, haben mich in meiner Entscheidung gestärkt. Daraufhin habe ich mich bei dem Unternehmen per E-Mail und unter Angabe eines für mich zu realisierenden Zeitraumes gemeldet. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und so vereinbarte ich ein erstes Skype-Interview mit einem Mitarbeiter, dem auch direkt ein Gespräch mit dem Personalchef folgte. Beide Gespräche liefen sehr positiv und stärkten mich nochmals in der Entscheidung, dass ich die passende Praktikumsstätte gefunden habe. Daraufhin folgte direkt die Zusage.

Der erste, große Schritt war also getan.

Nun galt es, eine passende und vor allem finanzierbare Unterkunft zu erlangen. Das Preisniveau in London ist allgemein sehr hoch. Lebensmittel aber vor allem auch Unterkünfte sind oft wesentlich teurer als gleichwertige Angebote in Deutschland. Bei der Wohnungssuche ergeben sich in London, aufgrund der Größe der Stadt, zwar einige Möglichkeiten, bei denen man dann aber meistens die Wahl zwischen zwei alternativen hat: Einem zentrumsnahen, teuren und meist aber qualitativ minderwertigem Zimmer oder einem Zimmer außerhalb des Stadtkerns, welches entsprechend günstiger ist- wobei immer noch teilweise unverschämte Mietpreise zu zahlen sind. Dabei sind auch die Fahrtkosten zur Praktikumsstelle zu beachten. Wenn man keine Kontakte zu Einzelpersonen hat, kann ich die Plattform „Airbnb“ empfehlen. Dort gibt es viele Mietangebote rund um London herum. So konnte ich mir nach längerer Beobachtung einen guten Überblick verschaffen, wie teuer die Zimmer in unterschiedlichen Stadtlagen sind.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man viele Menschen unterschiedlichster Länder und Kulturen während seines Aufenthaltes trifft und somit auch interkulturell eine Menge lernen kann. Meine Unterkunft befand sich in Leyton, East London. Das Londoner Verkehrsnetz ist in unterschiedliche Zonen aufgeteilt. Leyton befindet sich dabei in Zone 3, was für mich völlig okay war, da ich das Monatsticket (Zone 1-3) von der Praktikumsstelle vergütet bekam.

Das Praktikum absolvierte ich als Recruitment Consultant bei dem Unternehmen „ChapmanBlack“, in London.

ChapmanBlack ist ein international agierendes Recruitment-Unternehmen, das sich auf die Vermittlung von Fach-und Führungspersonal in unterschiedlichen Bereichen spezialisiert hat. Dort werden sowohl große Konzerne als auch Mittelständler von der Erstehung ihrer Vakanz bis hin zur erfolgreichen Stellenbesetzung begleitet. Dabei arbeitete ich für das Consumer Team, welches in den Bereichen Luxury, Retail und Consumer Goods tätig ist.

Meine Hauptaufgabe bestand darin, potentielle Kandidaten für spezielle Kundenbedürfnisse, mittels Online-Plattformen und intensiver Befragung per Telefon, zu identifizieren und rekrutieren. Sie also für unsere Kunden zu gewinnen und dann erfolgreich zu vermitteln.

Innerhalb meines Teams war es mir möglich, mein strukturelles Vorgehen im Arbeitsalltag selbst zu planen. So konnte ich mir meine Termine mit den Kunden, die Gespräche mit ihnen und die weitere Vorgehensweise, nach einer ebenso guten Einarbeitung und Betreuung, größtenteils selbst festlegen. Bei Fragen hatte ich jederzeit einen Ansprechpartner, der mir zur Seite stand.

Da man bei dieser Tätigkeit ständig im Kontakt mit anderen Menschen ist, lernt man nicht nur sprachlich schnell dazu, sondern kann auch im Bereich der Soft Skills einiges mitnehmen.

Auch außerhalb des Teams war die Zusammenarbeit mit den Kollegen äußerst positiv. Ich hatte vom ersten Tag an nie das Gefühl, „lediglich“ ein Praktikant zu sein bzw. so behandelt zu werden. Der Umgang miteinander war sehr respektvoll und gleichzeitig locker, was sicherlich auch daran lag, dass das Durchschnittsalter der Kollegen bei ca. 25 Jahren liegt. Dabei ist der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern besonders hervorzuheben. Dies ist nicht nur für einen erfolgreichen Arbeitsalltag im Bereich des Recruitments von großer Bedeutung, da ein sehr hoher Druck auf die Mitarbeitern liegt, sondern schafft außerdem ein sehr angenehmes Arbeitsklima, welches der Selbstmotivation eines jeden Mitarbeiters einen großen Beitrag leistet. Aussicht aus dem Büro auf das Londoner Zentrum.

Neben dem bereits angesprochenen Monatsticket zahlte meine Praktikumsstelle auch die täglich anfallenden Lunchkosten in den Mittagspausen. Dies stellte sich als große finanzielle Unterstützung heraus, da wie zu Beginn des Berichts erwähnt, die Lebensunterhaltungskosten nicht gerade niedrig sind.

Ganz simpel ausgedrückt konnte ich feststellen, dass man in London anfangs alles einmal falsch macht. Sei es das man in die falsche Tube steigt oder sein Essen im falschen Supermarkt viel zu teuer einkauft. So brauchte ich, logisch erweise, auch erst einmal eine gewisse Eingewöhnungszeit. Man lernt aber sehr schnell dazu und so ist es auch in London durchaus möglich, einigermaßen kostengünstig über die Runden zu kommen. Zumindest die Lebensmittel sind in den örtlichen Supermärkten (wie z.B. bei Sainsburrys oder Tesco) nicht wirklich teurer als in Deutschland, wenn man darauf achtet, was man wo kauft.

Was teuer ist, sind die Wochenenden. Ich persönlich habe 50 Stunden die Woche gearbeitet und somit waren die beiden Tage am Wochenende die einzige Möglichkeit für mich, ohne Zeitdruck Stadt und Nachtleben etwas näher kennenzulernen. London hat eine riesige Auswahl an Essenmärkten, welche oft mit Verkaufsständen erweitert sind und eine super Abwechslung zum Arbeitsalltag bieten. Des Weiteren ist England auch für seine Pubs bekannt. Die Trinkkultur dort ist wirklich eine andere als die in Deutschland. Fast jeder geht nach der Arbeit noch mit seinen Kollegen ein Bier trinken und am Wochenende sind viele Pubs bereits ab mittags voll. Generell sind die Menschen recht früh unterwegs, um einerseits viel vom Tag mitnehmen zu können und andererseits, da die Pubs in der Regel gegen 23 Uhr schließen und es danach nur noch in Clubs (welche sehr teuer sind) möglich ist, weiter zu feiern. Für Bierliebhaber wie mich ist London sehr zu empfehlen. Aber auch für kulturinteressierte Menschen hat London natürlich unglaublich viel zu bieten. Der Eintritt in verschiedenste Museen zum Beispiel ist so gut wie überall gratis.

Alternativ zur Großstadt können auch Ausflüge in die Umgebung unternommen werden. So ist zum Beispiel Brighton bei gutem Wetter mehr als eine Reise wert, da es direkt am Meer liegt und eine super Alternative zum täglichen Großstadtstress bietet.

Auch wenn die Vorbereitungen (wie die Wohnungssuche) und finanziellen Sorgen mich zu Beginn noch erheblich bedrückten, kann ich abschließend mit voller Überzeugung behaupten, das Richtige getan zu haben.

London ist eine wunderbare, schöne Stadt mit unendlich vielen Möglichkeiten und Alternativen. Man lernt unterschiedliche Kulturen und Menschen kennen und besser zu verstehen. Man kann sich Kontakte aufbauen und lernt sich in einer Großstadt zurechtzufinden. Dies hat mir persönlich gezeigt, dass ich dazu in der Lage bin, im Ausland zu leben, mich selbst zu organisieren, abseits vom gewohnten Umfeld und der Familie.

Darüber hinaus habe ich sehr viel von meinem Praktikum mitnehmen können. Sei es im Bereich der Soft-Skills, die ich durch den ständigen Kontakt mit Kunden weiter ausbauen konnte oder auch die Arbeit mit den Kollegen und meinem Team, welche mich in vielen Dingen inspiriert hat und hilfreich war, sich im Arbeitsalltag zu integrieren. Und natürlich habe ich auch sprachlich viel dazu gelernt und meine Englischkenntnisse ausgebaut. Dies und all die anderen positiven Erfahrungen haben mein Selbstbewusstsein erheblich gesteigert und einen großen Beitrag dazu geleistet, positiv und zuversichtlich in die Zukunft zu schauen.