Bonaire ist eine kleine Insel in der Holländischen Karibik. Umgeben von Wasser wirkt die Insel wie ein Stück Wüste inmitten des Ozeans. Niederschlag gibt es hier nur selten und die Jahrestemperatur schwankt nur gering um die konstanten 28°C mit ständigem Sonnenschein. Während der Großteil der Insel nur mit wenig Vegetation bedeckt ist bieten diese Bedingungen jedoch auch einen optimalen Lebensraum für einen kleinen Mangrovenwald im Südosten der Insel. Lac Bay ist nicht besonders groß aber einer der letzten verbleibenden Mangrovenwäldern in der Holländischen Karibik. Und trotz seiner fehlenden Größe bildet Lac Bay eine grüne Oase mit hoher Biodiversität.
Viele Vögel leben in dem Mangrovenwald, viele Fische nutzen den Schutz der Mangroven und Jung-Haie verstecken sich in den Kanälen. An den Wurzeln der Mangroven leben Schwämme und Austern und im Sediment verstecken sich unzählige Krabben. Vor den Mangroven befindet sich eine kleine Lagune voller Schildkröten welche die Mangroven mit Seegraswiesen und einem Korallenriff verbindet. Die Mangroven beschützen die Seegräser und Korallen vor zu großen terrigenen Sedimentablagerungen welche diese sensiblen Ökosysteme ansonsten beschädigen würden. Darüber hinaus versorgen sie die Lagune mit Nährstoffen. Auch global gesehen spielen die Mangroven eine wichtige Rolle. Durch ihre hohe Produktivität und ihrem Standort zwischen Land und Meer sind sie in der Lage mehr Kohlenstoff zu speichern als tropische Regenwälder. Dadurch sind sie in der Lage den Klimawandel abzuschwächen und ihre Aufforstung sollte in Zukunft von politischem Interesse sein.
Trotz diesem großen ökologischen Wert für ihre Umwelt werden Mangroven weltweit abgeholzt. Und auch die Mangroven in Lac Bay kämpfen um ihr überleben. Im Norden von Lac Bay wurden in den letzten Jahrhunderten alle Bäume abgeholzt um Baumaterial und Feuerholz zu schaffen. Ziegen und Esel wurden auf der Insel eingeführt und freigelassen. Die wilden Tiere sorgen dafür dass die verlorene Vegetation nicht mehr nachwachsen kann.
Durch die fehlende Vegetation wird das Sediment des Hinterlandes leicht erodiert und in den Mangrovenwald hineingetragen. Das kontinuierliche Auffüllen der Mangroven mit Sediment verringert die Wasserzirkulation. Inzwischen ist das Wasser dort stehend und hypersalin durch den fehlenden Austausch mit dem Meerwasser und der stetigen Evaporation. Letzten Endes ist es die Hypersalinität welche zum Absterben der Mangroven im hinteren Bereich des Waldes führt.
Eine selbst erstellte Karte (Abbildung 2) auf Basis eines Satellitenfoto vom Januar dieses Jahres zeigt die aktuelle Verteilung der gesunden und toten Mangroven in Lac Bay. Abbildung 3 zeigt zu welch unterschiedlichen Bildern innerhalb Lac Bay´s das Absterben der Bäume führt.
Diese wechselnden Umweltbedingungen machen Lac Bay zu einem einzigartigem Ort um die biogeochemischen Kreisläufe zu untersuchen und zu vergleichen welche Auswirkungen das Verschwinden der Mangroven hat. Im Rahmen des Praktikums wurde der Mangrovenwald auf organischen und inorganischen Kohlenstoff untersucht und die Messungen werden zwischen gesunden und lebenden Mangroven verglichen. 17 Messpunkte wurden entlang der Kanäle in den gesunden Mangroven entnommen und 15 innerhalb des absterbenden Bereiches (s. Abbildung 2). An allen Messpunkten wurden Sedimentbohrkerne gezogen, Porenwasser und Oberflächenwasserproben entnommen sowie CO2-Flüsse aus dem Sediment in die Atmosphäre gemessen. Darüber hinaus wurde an jedem Messpunkt innerhalb eines 10m x 10m Plots die Waldstruktur beschrieben (Anzahl der Bäume, Spezies, Baumumfang, Anzahl der Keimlinge) um die Biomasse des Waldes an den Messpunkten zu berechnen.
Teilweise konnte ich die Mangroven zu Fuß von der Straße aus erforschen und manchmal mit dem Kayak um tiefer in die Kanäle einzudringen. Hin und wieder hatte ich auch Unterstützung der lokalen Fischer welche für STINAPA (https://stinapabonaire.org/) an der Aufforstung der Mangroven mitarbeiten. Sie konnten mich mit ihren kleinen Booten in entferntere Messstellen bringen und mir bei der Probenentnahme helfen. Jeden Dienstag habe ich auch mitgeholfen mit STINAPA, den Fischern und einigen Freiwilligen an der Freihaltung der Kanäle mitzuarbeiten um die Wasserzirkulation in den gesunden Teilen des Waldes aufrecht zu erhalten. Mit Sägen, Schaufeln und viel schweißtreibender Arbeit im Schlamm gelingt es STINAPA langsam neue Kanäle freizulegen und alte Kanäle wieder zu öffnen.
Im Labor werden nun die mitgebrachten Sediment- und Wasserproben analyisiert. Die CO2-Messungen zeigen schon Unterschiede zwischen dem toten Bereich des Waldes und den gesunden Mangroven. Ich hoffe am Ende meiner Arbeit einen Beitrag zu liefern um zu zeigen wie nützlich und wichtig Mangroven für uns und unseren Planeten sein können. Vielen Dank an das International Office in Bremen für seine finanzielle Unterstützung in diesem Projekt!
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