Mein Name ist Manja, ich bin in meinem 5. Semester mit dem PAD als Fremdsprachenassistentin nach Frankreich gegangen. In der Akademie Lille war ich in drei Schulen. Zwei Collèges (Jules Ferry, Anzin und College Germinal, Raismes) und ein Lycée (Lycee l’Escaut, Valenciennes). Gewohnt habe ich in Valenciennes (2,5 Std mit dem Auto von Köln). Reisevorbereitung: Nachdem ich meine Schulzuteilung von dem PAD bekommen habe, konnte ich meine zuständigen Lehrkräfte per Mail kontaktieren. Dort habe ich mich einfach schonmal vorgestellt, damit der Kontakt besteht. Danach ging es auf Wohnungssuche. Ich habe in einer WG gewohnt. Diese habe ich auf “leboncoin.fr” gefunden. Das ist das Pendant zu EBAY. Ich würde dir auch raten, in einer französischen WG zu wohnen, sofern du eine findest. In der Schule sprichst du nicht unbedingt genug Französisch. Da wir 2020/21 eingeschränkt durch Corona waren, hatte ich auch nicht viel mehr Möglichkeiten außerhalb meiner WG französisch zu sprechen. Gerne kannst du auch deine Lehrkräfte fragen, ob sie jemanden kennen, der/die eine Wohnung an Sprachassistent*innen vermietet. Das kam bei mir sehr häufig vor. Als nächstes musst du sämtliche Unterlagen beisammenhaben. Das sind zum Beispiel die Geburtsurkunde und ein Führungszeugnis, welche du vorher bei deiner Gemeinde beantragen musst. Mache auch gleich ein paar Kopien u.a. von deinem Personalausweis und der Arrete de Nomination die du vom PAD bekommst. Jetzt bleibt nur noch die Frage, was du alles an Unterrichtsutensilien mitnehmen kannst… Das ist dir überlassen. Es gibt zum Beispiel zu Beginn des Schuljahres bei uns überall diese gratis Stundenpläne zum Ausfüllen. Das ist authentisches Unterrichtsmaterial aus Deutschland. Solche Kleinigkeiten kommen immer sehr gut an. Gerne auch deine alten Lehrbücher aus der Grundschule oder 5./6. Klasse. Da kannst du dir viele Ideen raussuchen. Du kannst auch gleich eine PowerPoint oder eine andere Präsentation vorbereiten, in der du dich vorstellst. Achte hierbei auf ganz viele Bilder, damit du die SuS nicht gleich überrennst. Schon hast du deine erste Unterrichtsstunde vorbereitet.Mit Süßigkeiten musst du vorsichtig sein. Frage vorher deine Lehrkräfte, ob das Austeilen von Essen generell erlaubt ist. Bei mir war es an zwei Schulen verboten. Ankunft: Als erstes sind mir die Straßen aufgefallen. Wenn du ein*e unsichere*r Autofahrer*in bist, dann wirst du das ganz schnell ablegen müssen. Es gibt nur sehr wenig Ampeln, hauptsächlich Kreisel. Hier heißt es: Wer in den Kreisel möchte, der muss sich durchsetzen. Da ich zu der einen Schule mit dem Bus musste, habe ich auch deren Mentalität kennengelernt. Ich sage nur: “Halt dich bloß fest!”. Es gibt keine gesonderten Schulbusse, deswegen waren diese nach Schulschluss immer sehr voll und man musste stehen. Persönliche Kontaktaufnahme mit der Stammschule vor dem ersten Unterrichtstag: Da meine Stammschule nur 2 Straßen weiter lag, bin ich dort nach Absprache mit meinem Mentor für die Mittagspause hingegangen, um erste Sachen mit ihm zu besprechen und um sich schonmal ein wenig kennenzulernen. Nachdem du bei deiner Stammschule warst, musst du ein Bankkonto eröffnen. Ich war bei der Bank „Crédit Agricole“. Das war ein ganz großer Fehler. Da mein Lehrer neu war, hatte er leider noch keine Erfahrung was das angeht. Aber er war mit mir vor Ort, um mich zu unterstützen. Das machen nicht alle, aber du kannst auf jeden Fall nachfragen. Es hat mir leider nicht geholfen, denn die Bank kannte sich nicht gut mit Ausländern aus, weshalb ich mehrere Monate auf meine Zugriffserlaubnis warten musste. Am besten informierst du dich selber über die verschiedenen Tarife bei den unterschiedlichen Banken. Vielleicht triffst du auch schon auf eine*n andere*n Assistent*in, mit der du das zusammen machen kannst. Die nächste komplizierte Angelegenheit ist CAF. Dort kannst du „aide de logement und prime d’activité beantragen. Es dauert ewig und ständig fehlt ein Dokument. Wir reden hier aber von 200 – 400 Euro die dir eigentlich zustehen. Nach etlichen Onlineversuchen war ich letztendlich vor Ort und habe es dort direkt mit einer Beschäftigten beantragt. Leider bekommt man es nicht rückwirkend, deswegen habe ich 3 Monate verloren. Man könnte vermuten, dass sie es einem extra schwer machen……Bis heute (4 Monate später) habe ich noch kein Geld gesehen, hoffen wir mal, dass es noch kommen wird…Immerhin kam das Gehalt aber immer regelmäßig am 27. eines Monats. Erschreck dich nicht, die Lebensmittel sind teurer als ich es aus Deutschland kannte. Das erklärt aber auch, wieso wir mehr Gehalt bekommen als eine andere Region in Frankreich. Dadurch, dass aufgrund von Corona aber sowieso alle Bars und Restaurants, Museen etc geschlossen hatten, hatte ich außer Wochenendtripps aber auch keine weiteren Ausgaben. Du kannst auch versuchen bei deiner Uni Erasmus plus zu beantragen. Ein/eine Verantwortliche*r muss dir unterschreiben, dass du hier in Frankreich vom Land direkt und nicht von der EU bezahlt wirst. Das macht dann nochmal 3.000 Euro am Ende. Erste Kontakte: Neben deinen Lehrkräften gibt es in der Regel auch immer ein Treffen mit allen Assistent*innen aus deiner Region. Dies ist die nächste Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Nun ja, dies ist bei uns aufgrund von Corona ausgefallen. Ein Monat nach dem Schulstart gab es dann aber in einem kleinen Kreis ein Treffen mit allen Deutschen. Hier haben wir Zuständige vom Goetheinstitut und den Leiter der Region kennengelernt. Er hat uns nochmal das Schulsystem erklärt und es gab Workshops wie man Sprache spielerisch im Unterricht einbinden kann. Das war ein sehr hilfreicher Tag. Schulleben: Alle drei Schulen, an denen ich war, waren alt und leider auch sehr trostlos (man sagte mir, aus Hygienegründen dürfen aktuell keine Bilder an den Wänden hängen…). Außerdem ist es sehr eng, die SuS haben keine Erlaubnis unbeaufsichtigt im Klassenraum zu sein, deshalb waren die Flure schrecklich voll (nicht gerade ideal in Coronazeiten…). Da es in keiner der Schulen so etwas wie eine Pausenhalle gibt, sich die SuS aber aus Hygienegründen nicht im Gebäude aufhalten dürfen während der Pause, müssen sie bei jedem Wetter draußen auf dem Schulhof stehen. Außerdem gibt es die berühmte Madame d‘accueil. Die Schulen sind umzäunt, deshalb musst du als Assistent*in immer am Tor klingeln, um das Gelände betreten, oder verlassen zu dürfen (selten bekommst du einen Schlüssel). Außerdem gibt es les Surveillant*es, die prüfen, ob die SuS das Gelände verlassen dürfen oder nicht. Ebenfalls führen sie die Hofaufsicht und kümmern sich um die Bedürfnisse der Kinder/Jugendlichen.Zusammengefasst kann man sagen, es ist alles deutlich bewachter und strenger als bei uns in Deutschland. Unterricht und SuS Verhalten: Meine Erfahrungen im Unterricht waren jedes Mal sehr unterschiedlich. Es gab Stunden die verdammt anstrengend waren, aber wiederum auch welche, die wie im Fluge vorbeigingen. Hier die Fakten: Das Deutschabitur ist hauptsächlich auf Französisch. Die SuS müssen keine Aufsätze schreiben, wie wir das aus unserem Abitur und unseren Prüfungen kennen. Da die SuS gerne mal von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr Unterricht haben, sind sie dementsprechend motiviert. Hinzu kommt, dass Deutsch leider nicht als besonders wichtig angesehen wird. Wenn sie abends nach Hause kommen und sich für ein Fach entscheiden müssen, in denen sie die Hausaufgaben machen, so ist es selten Deutsch. Demnach ist es umso wichtiger, den Unterricht selbst so lehrreich wie möglich zu gestalten. Es gibt keine mündlichen Noten wie wir das kennen. Es liegt am Lehrer, ob er eine Mitarbeitsnote verteilt oder nicht. Es gibt keine Lehrbücher die regelmäßig verwendet werden, deshalb liegt es hauptsächlich an dir, dir Arbeitsblätter auszudenken. Da ich keine Lehrer hatte, die Mitarbeitsnoten verteil haben, war die Motivation zur Beteiligung auch dementsprechend eingeschränkt. Irgendwann habe ich darauf bestanden, dass sie immer ihr Namensschild dabeihaben, damit ich eine bessere Verbindung zu ihnen habe, um wenigstens ein wenig Abwechslung zu haben. Das war für den Unterrichtsverlauf sehr gut. Die SuS fanden es zwar gar nicht gut drangenommen zu werden, aber das gehört nun mal beim Sprachenlernen dazu. Daraus resultiert auch das nächste Problem: Stell dich darauf ein, dass das Leistungsniveau nicht mit dem dir Bekannten vergleichbar ist. Irgendwann weißt du aber welche Klasse was kann und du kannst deinen Unterricht dementsprechend besser planen. Aufgrund des ausschließlichen Frontalunterrichts sind sie beispielsweise Gruppen- oder Partner*innenarbeit nicht gewohnt. Am besten teilst du sie immer ein (z.B. mit einem Spiel). Im Collège gibt es ein wenig mehr Begeisterung. Hier liegt es an dir, deinen Unterricht so kreativ wie möglich zu gestalten. Versuche beispielsweise viele Lernspiele einzubauen, denndie SuS müssen in den anderen Fächern schon lange genug stillsitzen. Je offener und sicherer du dich vor der Klasse fühlst, desto mehr arbeiten die Kinder auch mit dir mit. Da ich an drei Schulen war, hatte ich immer das Gefühl einfach nichts zu schaffen. Ich habe die Klasse immer nur eine Stunde in der Woche gesehen. Wichtig war dann immer, von meiner Anwesenheit zu profitieren. Du wirst wenig Grammatik machen (im Collège hatte ich nie Grammatik, sondern immer nur meine selbst gestalteten Dokumente). Der Schwerpunkt liegt auf der Sprachpraxis. Zum Beispiel habe ich Texte geschrieben und diese als Leseverstehen genutzt, oder sie als Hörverstehen vorgelesen. Die LuL werden dich auch fragen, ob du ihnen deine Transkripte und Audios zusenden kannst. Sie haben sich immer sehr gefreut, weil es somit authentische Dokumente waren. Außerdem kannst du so auch Wörter und grammatikalische Sätze einbauen, die wirklich zu den SuS passen. Sehr gut kamen auch Zungenbrecher an. Die Aussprach ist zum Teil wirklich schwer zu verstehen und Zungenbrecher fanden sie lustig und waren auch immer erstaunt wie schnell ich das aussprechen kann. Ihr Ehrgeiz war geweckt (Einziges Problem: durch die Maske konnten sie nicht sehen, wie ich die einzelnen Laute wirklich ausspreche.). Generell habe ich oft versucht, dass sie gegeneinander antreten. Das haben sie geliebt. Auch aktive Teilnahme zum Beispiel die Ergebnisse an der Tafel sammeln, indem sie selbst nach vorne kommen, um ihr eigenes Ergebnis schreiben zu können hat auch im Lycee für ein besseres Ambiente gesorgt. Besonders gut kam auch die ein oder andere Quiz Stunde an, bspw für Weihnachten oder als Abschlussstunde ein Quiz über Deutschland. Zusammengefasst kann man sagen, dass die Unterrichtsbeteiligung in Frankreich anders ist als in Deutschland. Man kann nur versuchen viele kreative Ideen mit einzubauen, die den SuS auch wirklich Spaß machen. Deswegen: du hast zwar nur 12 aktive Unterrichtsstunden, aber je nachdem wie viel Mühe du dir beim Vorbereiten gibst, dauert dies auch seine Zeit. Reisen: Wenn du mit dem Bus fahren musst und unter 25 Jahre bist, kannst du ein Ticket beantragen. Dies gilt für ein Jahr und kostet 20 Euro. Damit kommst du dann innerhalb deines „Landkreises“ überall hin. Für den Zug gibt es auch einiges wie die Carte jeunes. Leider hat sich das nicht für mich gelohnt, aber da bekommst du auf jeden Fall auch viele Rabatte von der Bahn. Lille ist nur 30 Min mit dem Zug entfernt und kostet 9,80 Euro. Von dort kommst du eigentlich überall hin. Brüssel ist nur weitere 30 Min entfernt. Auch Paris ist in 1,5 Std zu erreichen. Wegen Corona, Lockdown, Ausgangssperre etc. konnten wir leider nicht mehr nach Belgien einreisen, aber ich war einmal in Tournai, direkt am Grenzübergang und es war sehr schön. Deswegen empfehle ich auf jeden Fall Belgien mehr zu besichtigen. Es ist nicht nur sehr nahe, sondern auch der perfekte Mix zwischen der französischen Sprache und den verschiedenen kulturellen Einflüssen. Sofern es wieder erlaubt ist, werde ich Belgien auf jeden Fall noch mehr bereisen. Falls du noch mehr wissen möchtest, schreib mir gerne eine E-Mail.