1. Bewerbungsprozess und Ankunft
Zu meiner Entscheidung, mich als Fremdsprachenassistenzkraft für Deutsch in Frankreich zu bewerben trug zum einen meine Motivation bei, mich mündlich im Französischen zu verbessern, Land und Leute näher kennenzulernen und zum anderen der Wunsch als Lehramtsstudierende in einem fremden Schulsystem erste Unterrichtserfahrungen zu sammeln. Ich habe mich beim Pädagogischen Austauschdienst, der im Rahmen vom KMK gegründet wurde, beworben. Daher war ich umso erfreuter Ende Mai 2021, eine Zusage für Rouen erhalten zu haben, auch wenn es sich aufgrund der pandemischen Lage zunächst nur um eine vorläufige Zusage handelte.

Wenige Wochen später, ca. im Juli erhielt ich dann eine E-Mail von der Akademie Rouen, in der ich meine offizielle Zusage erhielt und ebenfalls erfuhr, dass ich an einem Lycée und zwei Colleges arbeiten würde. Von den zwei zuständigen Lehrerinnen, die sich um die Assistent*innen aus der Akademie Rouen kümmerten, erhielt ich ebenfalls eine sehr freundliche E-Mail mit näheren Informationen zu Rouen und der Normandie. Mir wurde auch von meiner späteren Kollegin netterweise angeboten vorab zu telefonieren, um gegebenenfalls Fragen zu klären. Dies empfand ich als sehr zuvorkommend und hilfreich, da ich spezifischere Fragen zu Wohnsituation, Schule und der Stadt stellen konnte und mich dadurch viel selbstsicherer auf meinen Frankreich Aufenthalt vorbereiten konnte. Im Hinblick auf die Unterkunft vor Ort wurde mir von einer meiner Schulen angeboten, in eine für Fremdsprachenassistent*innen vorgesehene Wohnung zu wohnen. Dies erwies sich für mich als sehr praktisch, da das Apartment möbliert war und preislich gesehen sehr angemessen war.

Bevor ich dann tatsächlich nach Frankreich gereist bin, hatte ich schon Kontakt mit meiner Mentorin und zwei anderen Kolleginnen. Am Tag meiner Ankunft wurde ich von einer Lehrerin abgeholt und zum Apartment im College Emile Zola, die in Sotteville-lès-Rouen liegt, gebracht. Dort wurde ich dann von der anderen Kollegin sehr lieb empfangen, durch die Schule geführt und der Schulleitung vorgestellt.

In den nächsten Tagen galt es dann zunächst, sich langsam an die neue Situation zu gewöhnen und auch einige Formalitäten zu klären.

In dem Apartment blieb ich nicht alleine, da an den darauffolgenden Tagen noch zwei Assistentinnen aus Spanien und aus Südafrika dazu gezogen sind.

Um vorab meine künftigen Deutschkolleginnen kennenzulernen, wurde ich von ihnen zum Mittagessen eingeladen und konnte sie dadurch schon ein wenig kennenlernen.

Bevor die Fremdsprachenassistenzkräfte tatsächlich anfingen in den Schulen zu arbeiten, hat die Akademie eine Einführungsveranstaltung organisiert, in der man allgemeine Informationen erhielt, dann im Anschluss noch mit den anderen Assistent*innen derselben Sprache austauschen konnte und mit der jeweils zuständigen Lehrkraft gegebenenfalls Fragen klären konnte.

Neben den Lehrkräften waren auch die Sekretärinnen in den Schulen sehr zuvorkommend und haben mir in einigen Gelegenheiten helfen können. Für die Vorbereitung der Unterrichtsstunden war es auch von Vorteil die Klassenlisten mit den Namen der Schüler zu haben, die ich von meinen jeweiligen Kolleginnen erhielt.

2. Pädagogische Erfahrungen während des Praktikums
In den ersten zwei Wochen habe ich zunächst an den drei verschiedenen Schulen hospitiert. In den meisten Klassen sollte ich mich selbst als Person vorstellen, erzählen woher ich herkomme, was ich in Rouen mache und anschließend konnten die Schüler*innen mir Fragen stellen.

Ich habe mich grundsätzlich sehr gut von den Lehrerinnen betreut gefühlt. Vor meinen ersten Unterrichtseinheiten haben sich fast alle Lehrerinnen mit mir besprochen, welche Themen man eventuell durchnehmen könnte und welche Übungen sich am besten eignen. Schnell habe ich festgestellt, dass jede individuelle Lehrkraft, mit der ich zusammen arbeite, eine andere Vorstellung von meiner Aufgabe und Rolle als Fremdsprachenassistentin haben. An den beiden Collèges habe ich insgesamt hinsichtlich meiner pädagogischen Erfahrungen mitgenommen. Zusammen mit einer Kollegin haben wir häufig die Klassen in zwei Gruppen geteilt, sodass die eine Hälfte zunächst von mir betreut wurde und danach die Gruppen gewechselt wurden.

Am anderen Collège konnte ich mir die Themen meist frei auswählen, habe aber versucht an die Themen anzuknüpfen oder zu schauen, welche Inhalte sie kennen und was demnach passen könnte. Hier habe ich die Stunden ganz übernommen und die Lehrkräfte waren im Raum dabei, was mich zu Beginn ein wenig nervös gemacht hat. Dennoch erwies es sich später als sehr hilfreich, weil sie ab und zu wichtige Hinweise gegeben haben oder mit mir zusammen unterrichtet haben. Manchmal haben die Lehrkräfte aber auch konkret geäußert, was ich für die kommende Unterrichtsstunde mit den Schülern vorbereiten könnte wie zum Beispiel ein Lied oder ein Spiel zu einem bestimmten Thema.

Ich fand es eigentlich sehr gut in die zwei unterschiedlichen Schulformen Einblick zu haben, dennoch war ich ein wenig enttäuscht, als ich nach einigen Wochen festgestellt habe, dass ich am Lycée nicht sehr stark eingebunden werde. Dort habe ich in den Klassen von zwei Lehrerinnen assistiert. Die eine Lehrerin, bei der ich nur eine Unterrichtsstunde pro Woche dabei war, war sehr agil und motiviert. Sie hatte auch kein Problem damit, Themen zu behandeln, die nichts mit den aktuellen Inhalten der Unterrichtsstunde zutun hatte. Bei der anderen Lehrerin hingegen bin ich meist nur während der Stillarbeitsphasen herum gegangen, um Fragen zu beantworten und zu helfen. Tatsächlich habe ich mich meistens sehr überflüssig gefühlt und habe vorne neben der Lehrerin gestanden. Dennoch sollte man bedenken, dass es vor allem am Lycée durch die von der Regierung angeordneten Maßnahmen nicht einfach war zu unterrichten, denn die Klassen wurden im Wechselunterricht unterrichtet.

Was ich als sehr wertvoll empfand im Hinblick auf meine pädagogischen Erfahrungen war, dass ich die Grundaspekte des Unterrichtens kennengelernt habe, wie zum Beispiel vor einer Klasse zu stehen und zu reden, wie man die Schüler zu einem bestimmten Thema lenkt und welche verschiedenen Unterrichtsmethoden sich wann eignen. Von großem Vorteil war es auch, dass ich nicht unter Druck stand, denn es gab keine Dozenten oder Fachleiter, die mich beobachtet und bewertet haben. Ich hatte also grundsätzlich die Möglichkeit, mich im Unterrichten auszuprobieren. Zudem habe ich mich gut in meine Rolle als „Lehrperson“ einfinden können und habe eine Idee bekommen, in welche Richtung ich mich als Lehrerpersönlichkeit entwickeln möchte.

3. Persönliche Eindrücke
Mein Aufenthalt in Frankreich 2020/2021 wurde von der Pandemie und den daraus resultierenden Maßnahmen sehr bestimmt. Zu Beginn meiner Zeit in Rouen war es noch möglich in Restaurants zu gehen, Kinos besuchen und auch sich in Bars aufzuhalten. Doch mit den immer höher werdenden Fallzahlen wurde dann im November von der französischen Regierung ein „reconfinement“ bestimmt, das bedeutet, dass man grundsätzlich nur noch für die Arbeit, für Einkaufen und anderen notwendigen Gründen das Haus verlassen durfte. Später wurden diese dann ein wenig gelockert. Daher wurde auch anfangs das Sozialleben sehr eingeschränkt, dennoch habe ich versucht, das Beste aus der Situation zu machen.

In den Herbstferien, die im Oktober stattfanden habe ich mit zwei anderen Assistentinnen eine Reise durch die Normandie unternommen, auf der wir auch einigen Menschen beginget sind und tolle Gespräche führen konnte. Was Freizeitaktivitäten anging, gab es einige Angebote von der Schule wie Lehreryoga oder auch Sportaktivitäten in öffentlichen Parks. Leider wurden diese Aktivitäten später nicht mehr angeboten und stattdessen habe ich versucht, viel individuellen Sport in Form von Joggen zu tätigen und einige Ausflüge mit meinen Mitbewohnerinnen in nahegelegene Orte zu machen. Ich fand es etwas schade, dass ich nicht viele neue Kontakte knüpfen konnte, mit denen ich Französisch gesprochen habe. Schön war es dennoch auch in der Freizeit, mich mit ein paar Kolleginnen zum Spazieren oder Sport machen zu treffen. Insgesamt gab es bedingt durch die Pandemie auch einige Momente, in denen ich mich mit mir selbst beschäftigen musste und etwas alleine gefühlt habe.

4. Persönliches Fazit
Alles in allem empfand ich meine Tätigkeit als Fremdsprachenassistentin in der Region Rouen als sehr schön, auch wenn die Pandemie die Situation teilweise sehr erschwert hat. Ich habe einige sehr freundliche Menschen kennenlernen dürfen, die mir das Gefühl gegeben haben, nicht ganz alleine zu sein und mich auch sehr unterstützt haben, wodurch ich mich meist recht wohlgefühlt habe.

Was den sozialen Aspekt angeht, war es wie erwähnt nicht so einfach, da ich nicht viele Kontakte knüpfen konnte. Trotzdem habe ich einen guten Einblick in Land und Leute bekommen und konnte mich sprachlich auch verbessern. Ich habe viele kulturelle Aspekte kennengelernt, was ich im Hinblick auf meine zukünftige Tätigkeit als Französischlehrerin sehr hilfreich erscheint. Die Arbeit mit den Schülern und Kollegen an den Schulen hat mir meistens Spaß gebracht. Es war allerdings ein wenig ernüchternd, dass ich im Lycée nicht viel eingesetzt wurde. Dafür habe ich aber viele pädagogische Erfahrungen an den anderen Colleges gemacht, wurde in meinem Vorhaben bestärkt, Lehrerin werden zu wollen und habe mich auch in meiner Lehrerpersönlichkeit weiterentwickelt.

Die einschränkenden Maßnahmen durch die Pandemie haben uns wahrscheinlich alle sehr eingeschränkt und waren teilweise sehr belastend, dennoch habe ich auch dadurch gelernt, viel mit mir selbst Zeit zu verbringen und mich auf eine Art und Weise besser kennenzulernen. Insgesamt finde ich, dass ein Praktikum als Fremdsprachenassistentin, das auch durch Erasmus + unterstützt wurde, eine tolle Möglichkeit ist, ein Land, die Menschen, die Kultur kennenzulernen und wertvolle pädagogische Erfahrungen zu sammeln. Ich würde jeder Zeit gerne wieder als Fremdsprachenassistentin arbeiten wollen.