Das Praktikum als Sprachassistentin im Centre culturel franco-allemand (CCFA) in Nantes habe ich im Anschluss an den Master of Education mit den Fächern Französisch und Geographie durchgeführt. Mein Ziel lag dabei darin erneut einen Einblick in die französische Kultur zu bekommen und weiter an meinen sprachlichen Kenntnissen zu arbeiten, bevor die zweite Phase der Lehrer*innenbildung beginnt. Die Zeit zwischen dem Masterabschluss und dem Beginn des Referendariats erschien mir für diesen Zweck geeignet. Das Praktikum in Nantes war nach meinem Auslandssemester mein zweiter längerer Aufenthalt in Frankreich.
2. Recherche und Planung
Die Suche nach einem Praktikumsplatz gestaltete sich aufgrund der guten Vernetzung deutscher und französischer Strukturen als unproblematisch. Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) bietet z.B. verschiedene Möglichkeiten nach Frankreich zu gehen und half auch mir dabei eine geeignete Stelle zu finden. Darüber hinaus habe ich das PRAXES-Programm des DFJW in Anspruch genommen, welches es jungen Menschen ermöglicht ein freiwilliges Praktikum in Frankreich zu absolvieren. Das französische System ist aus versicherungstechnischen Gründen nicht für Praktika unabhängig von Studium oder Schule ausgelegt, das DFJW schließt die Lücke an dieser Stelle jedoch. Neben der Bereitstellung und Unterzeichnung des in Frankreich obligatorischen Praktikumsvertrags (convention de stage) schließt das DFJW für die Praktikant*innen zudem eine Auslandskranken-, Auslandsunfall- und Auslandshaftpflichtversicherung ab.
3. Unterkunft
Ich hatte vor meiner Anreise nach Nantes einige Besichtigungstermine für WG-Zimmer über Portale wie le bon coin ausgemacht, bekam aber auch aus dem Team des CCFA Unterstützung bei der Suche nach einer Unterkunft. Da Nantes eine Universitätsstadt ist, gibt es viele möblierte Wohnungen deren Zimmer von den Vermieter*innen einzeln an junge Leute vermietet werden. Dies bedeutet allerdings auch, dass sich die Suche zur rentrée im September schwierig gestalten kann. Da mein Praktikum aber im Februar begann, hatte ich keine Komplikationen. Die Mietpreise in Nantes sind ein wenig höher als jene, die man in Bremen typischerweise für ein WG-Zimmer zahlt, man sollte allerdings bedenken, dass in den ausgewiesenen Kosten neben Strom, Wasser, etc. auch oftmals schon der Internettarif enthalten ist.
4. Das CCFA
Das CCFA ist ein deutsch-französisches Kulturzentrum, das neben Deutschkursen auch diverse Veranstaltungen im Zusammenhang mit der deutschsprachigen Kultur anbietet. Ich war für die Durchführung verschiedener Sprachkurse verantwortlich und sollte zusätzlich noch andere Aktivitäten wie ein monatliches Speakdating oder einen Kindernachmittag durchführen.
Leider fiel ein Großteil meines Aufenthaltes in die Zeit der Corona-Pandemie, sodass alle Präsenzveranstaltungen abgesagt werden mussten und die Kurse so weit wie möglich online durchgeführt wurden. Ich konnte dementsprechend nur wenige der typischen Aufgaben einer Sprachassistentin übernehmen und war gefordert den Unterricht aus der Ferne durchzuführen.
Das Team des CCFA besteht größtenteils aus deutschsprachigen Mitarbeiter*innen, daher wird während der Arbeit fast ausschließlich deutsch gesprochen. Die Zusammenarbeit hat gut funktioniert, vor allem im pädagogisch-didaktischen Bereich gab es stets einen regen Austausch.
5. Mobilität in der Stadt
Der öffentliche Personennahverkehr in Nantes ist gut ausgebaut und günstiger als in Bremen. Es gibt drei Tramlinien sowie mehrere Busways und Buslinien, in der Stadt kommt man also gut von A nach B. Außerdem gibt es ein Netzwerk von Leihfahrrädern (bicloo) mit einer Vielzahl an Stationen, die über die Stadt verteilt sind. Nantes ist sehr fahrradfreundlich, daher kann sich auch die Anschaffung eines eigenen Fahrrads lohnen. Das CCFA besitzt zudem ein Fahrrad und ein bicloo-Abonnement, beides kann man sich als Mitarbeiter*in ausleihen.
6. Freizeit und Kultur
Aufgrund der Ausgangssperre und den pandemiebedingten Einschränkungen hatte ich leider nicht viele Gelegenheiten Nantes zu entdecken. Das kulturelle Angebot der Stadt, von dem ich gerne mehr profitiert hätte, ist breitgefächert und die zahlreichen Bars laden zu abendlichen Apéros ein. Nantes ist von sehr der Bretagne geprägt, ein Ausflug in die umliegenden Küstenregionen ist unbedingt zu empfehlen. Außerdem sollte man sich die kulinarischen Spezialitäten der Bretagne wie galettes und cidre nicht entgehen lassen
7. Fazit
Die Arbeit als Sprachassistentin empfand ich als bereichernd, da ich durch den Deutschunterricht einiges über meine Muttersprache gelernt habe, das mir für die Tätigkeit als Fremdsprachenlehrerin äußerst nützlich erscheint. Ich konnte meine Kenntnisse über sprachliche Strukturen erweitern und habe somit auch ein besseres Verständnis für die Phänomene der französischen Sprache entwickelt.
Abseits von der Ausgangssperre habe ich meine Zeit in Nantes sehr genossen. Die Stadt und die Region haben mir gut gefallen und ich werde sicherlich nicht das letzte Mal im nordwestlichen Teil Frankreichs gewesen sein. Das französische Umfeld, in dem ich mich bewegt habe, hat es mir trotz der Einschränkungen ermöglicht, meine sprachlichen Fähigkeiten weiterhin zu verbessern und die Kultur dieser Region zu entdecken. Nach meinem Auslandssemester in Südfrankreich war ich froh auch den Norden des Landes zu erleben und somit einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Nation zu haben.
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