1.Über das Stadtmuseum Rijeka
Das Stadtmuseums Rijeka geht auf zwei verschiedene Entwicklungen zurück. Einerseits ist es die Nachfolgeinstitution der beiden Stadtmuseen der Städte Fiume und Sušak, aus denen sich das heutige Rijeka zusammensetzt. Die Einrichtungen wurden 1893 bzw. 1933 gegründet. Andererseits ging es 1994 durch eine Umbenennung aus dem Museum der Volksrevolution Rijeka hervor. Diese Ursprünge sind auch heute in den Sammlungsbeständen im Museum präsent. Das Museum versteht sich als lebendiger Erinnerungsort der Stadt Rijeka. Seine Aufgaben sind Sammeln, Bewahren, Forschen und Dokumentieren, Ausstellen und Vermitteln der Stadtgeschichte. Mit diesem Selbstverständnis richtet sich das das Museum auf die Bedürfnisse der Stadtbevölkerung aus. Es betrachtet sich als Institution, die die Bedeutung des kulturgeschichtlichen Erbes Rijekas für die Bevölkerung sichtbar macht. In diesem Sinne möchte das Museum ein Ort für alle Mitglieder der Gesellschaft sein und das Bewusstsein für den Wert der Stadt Rijeka, der durch seine Bewohner_innen geformt wird, heben. Das Museum ist eine kulturelle Einrichtung, die die Aufgabe hat, die Öffentlichkeit mit dem Wert der Geschichte Rijekas bekannt zu machen; sie aus lokaler, nationaler und internationaler Persektive zu betrachten. Dabei ist sie sich der Bedürfnisse verschiedener gesellschaftlicher Gruppen bewusste, auch derer die erst durch die Anstrengungen des Museums zu seinem Publikum werden werden.  Die Themen, die das Museum abdeckt, spiegeln sich in seinen Sammlungen: Kunsthandwerk, Philatelie, Kunstsammlung, Musiksammlung, die Sammlung Numismatik, Wertpapiere, Medaillen und Auszeichnungen, Urkundensammlung, Drucksammlung, Fotografiesammlung, Sammlung der Alltagsgegenstände, Sammlung Theater- und Filmobjekte, Postkartensammlung, technische Sammlung, Waffensammlung und Gegenstände aus dem Zweiten Weltkrieg und des Nationalkrieges, Sammlung des Schiffes Galeb und Fond sekundärer Dokumentation. Zudem hat das Museum eine Museumsbibliothek.

Stadtmuseum Rijeka

2.Meine Entscheidung für die Einrichtung
Für ein Praktikum in Kroatien habe ich mich mit dem Ziel entschieden, meine Sprachkenntnisse zu intensivieren. Die Mitarbeit in einem Museum habe ich ausgewählt vor dem Hintergrund meiner Profilierung. Beruflich habe ich mich auf die Museumsarbeit fokussiert. Mit Museen habe ich mich bisher intensiv aus theoretischer Perspektive beschäftigt. So habe ich meine Abschlussarbeit zum diesem Thema verfasst. Neben meinem Studium habe ich Seminare zum Thema Museum besucht, da das Studium der Transkulturellen Studien in dieser Hinsicht kaum Inhalte anbietet. Im Rahmen des Mentoring-Programms der Universität Bremen während dessen der Geschäftsführer der Kunsthalle Bremen mein Mentor war, hatte ich durch Gespräche mit Angestellten des Museums aus verschiedenen Bereichen die Möglichkeit, Einblicke in die Museumsarbeit zu erhalten. Praktische Erfahrungen konnte ich bis dahin noch nicht sammeln.

Für die Mitarbeit in einem Stadtmuseum habe ich mich entschieden, da der Stadtraum ein Raum der gesellschaftlichen Aushandlung von Identitäten ist. Er ist geprägt und konstruiert durch seine Bewohner_innen. Hier treffen vielschichtige und auch sich widersprechende Narrative aufeinander. Diesen steht die offizielle Repräsentation einer Stadt gegenüber, die nach ökonomischem Wachstum durch Tourismus, Industrie und den Immobilienmarkt strebt. Mein Interesse liegt darin zu fragen, inwieweit diese Narrationen übereinstimmen bzw. die Bevölkerung/Bevölkerungsgruppen sich die offizielle Erzählung nachträglich aneignen oder sie verändern. Ein Aushandlungsraum dafür ist ein Stadtmuseum. Zusätzlich stellt sich hier die Frage, welche Position das Museum dabei bezieht. In einem Stadtmuseum suche ich nach Antworten danach, warum eine Stadt ein Stadtmuseum braucht und warum ich als Bewohnerin einer Stadt das Stadtmuseum benötige.

Zuletzt lag die Entscheidung für das Museum der Stadt Rijeka in der Möglichkeit bei der Einrichtung einer Dauerausstellung auf dem Schiff „Galeb“ eingebunden sein zu können. Diese Schiff ist kroatisches Kulturerbe, da es als schwimmende Residenz Titos zum Symbol für die blockfreien Staaten geworden ist. Mein Interesse lag dabei auf der Einrichtung eines musealen Projekts im Stadtraum. Derartige Projekte werden in der Theorie als neue Vermittlungsmethode behandelt. Mich interessierte daher die praktische Umsetzung dieses Ansatzes, der die Interaktion mit der Bevölkerung und weiteren Kultureinrichtungen der Stadt in neuer Form ermöglicht.

3.Meine Arbeitsbereiche
In das Projekt „Touristische Aufwertung von Denkmälern der industriellen Vergangenheit Rijekas“ in das auch die Einrichtung der Dauerausstellung auf dem Schiff „Galeb“ fällt, war ich durch einige Arbeitsaufträge eingebunden. Meine erste Aufgabe war die Übersetzung eines Kriegstagebuchs aus dem Deutschen ins Kroatische. Es beschreibt den Einsatz des Schiffes während des Zweiten Weltkrieges während seiner verschiedenen Einsätzen als deutscher Minenleger. Weiterhin war ich zuständig dafür, Kontakt zu Archiven in Deutschland aufzunehmen um weitere Informationen zum Schiff aus dieser Zeit einzuholen. Auch innerhalb Koratiens konnte ich einen Archivbesuch begleiten. Ich war auch damit betraut, in der hiesigen Universitätsbibliothek Artikel über das Schiff in Yugoslawien herauszusuchen. Schiff “Galeb” im Hafen von Rijeka
Eingebunden war ich auch in die Pflege der Musiksammlung und der Sammlung der Alltagsgegenstände. Dabei ging es zunächst darum mit Hilfe des Inventarisierungsgrogramms M++ abzugleichen welche Objekte laut Schenkungs- und Ankaufsverträgen inventarisiert sind. Im zweiten Schritt mussten festgestellt werden, ob die Objekte, die nicht inventarisiert sind, jedoch laut Verträge vorhanden, tatsächlich zu finden sind. Dazu musste ich im Depot ihre Präsenz bestätigen. Daraus entstand eine Liste von nicht inventarisierten Objekten. Im Weiteren müssen diese also in das Inventarisierungsprogramm aufgenommen werden und mir einer Inventarisierungnummer versehen werden.

Als mein Hauptprojekt während des Praktikums entwickelte sich die Vorbereitung und Realisierung einer Führung im Torpedomuseum. Das Torpedomuseum ist eine Dauerausstellung des Stadtmuseums. Sie stellt die Bedeutung der Torpedofabrik für die Stadtgeschichte dar und benennt die technischen Entwicklungen des Torpedos, die bis heute genutzt werden. Eine österreichische Reisegruppe stellte die Anfrage nach einer Führung auf deutsch. Da keine andere Person im Museum deutsch spricht wurde ich mit dieser Aufgabe betraut. Ich las mir also Wissen über die Entwicklung des Torpedos, seine technischen Bestandteile und Funktionen an und alle ausgestellten Objekte. Außerdem beschäftigte ich mich mit der Geschichte der Torpedofabrik in Rijeka. Daraus entwickelte ich eine Führung und realisierte diese schließlich auch.

Torpedoteststation als Teil der Torpedofabrik Rijeka

Schließlich hatte ich auch die Möglichkeit die Museumspädagogin während einiger Workshops, die sie für Kinder veranstaltete und während Schülerführungen zu begleiten. Weiterhin war ich einige male bei Konferenzen anwesend, bei denen das Kuratorenteam über den Ankauf von Objekten entschied. Für mich war interessant, wie welches Objekt für welchen Preis ausgewählt wurden. Im Gespräch mit der Museumsdokumentaristin konnte ich Einblicke in ihre Aufgabenbereiche erhalten.

4.Evaluation
Da ich vor dem Praktikum keine praktischen Erfahrungen im Museum gemacht habe, waren alle Aufgabenbereiche, mit denen ich in Kontakt kam, neu und interessant für mich. Ich konnte Einblicke in die verschiedenen Bereiche der Museumsarbeit erhalten. Das Praktikum hat mich in meiner Entscheidung bestätigt, mich beruflich auf die Arbeit im Museum zu fokussieren. Ich hatte die Möglichkeit, in einigen Bereichen mitzuarbeiten und habe so erlebt, dass mit die Arbeit Spaß macht.

Anders als im Vorhinein schriftlich festgehalten, wurde leider kein Plan aufgestellt, der mir die kontinuierliche Mitarbeit im Projekt „Touristische Aufwertung von Denkmälern der industriellen Vergangenheit Rijekas“ ermöglicht hätte. Viel mehr war ich eine Person im Museum, der bei Bedarf Aufgaben aus den verschiedenen Projekten und Arbeitsbereichen erteilt wurden. So geschah es mehr oder weniger zufällig, dass ich Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche erhalten habe. Leider hat die Mentorin das Potenzial einer Praktikantin, die für sie arbeiten kann, nicht erkannt und sich keine Zeit genommen, mich in ihre Projekte und Aufgaben einzuführen. So konnte ich kein Verständnis für Zusammenhänge entwickeln, sondern nur einzelne Aufgaben abarbeiten. Das hat auch zur Folge, dass sie sich nicht darum bemüht hat, mir einen Arbeitsplatz mit Internetzugang zur Verfügung zu stellen und ich so, je nach Verfügbarkeit, den Arbeitsort wechseln musste. Während der Zeit des Praktikums hatte ich häufig keine Aufgaben und übernahm so auch Kopier- und Scanaufträge und das Sitzen an der Museumskasse. Keine der Personen hat sich für mich verantwortlich gefühlt, so dass mir das Museum mit seinen Ausstellungen, Sammlungen und zukünftigen Projekten nicht vorgestellt wurde. Ich habe mich nicht als Teil des Teams gefühlt, da ich über Meetings, Konferenzen und externe Termine nicht informiert wurde. Ich konnte an diesen nur Teilnehmen, wenn ich zufällig davon mitbekam und mich dann selber einlud. Auch wenn viele Elemente des Praktikums nicht zu meiner Zufriedenheit ausgefallen sind, war es eine tolle Chance und ich habe viel erfahren und mitbekommen.