Wie ich zu meinem Auslandsaufenthalt kam
Im Rahmen meines Bachelorstudiums auf Grundschullehramt mit Englisch als großem Fach, ist ein Auslandsaufenthalt obligatorisch. Ich persönlich empfand ein Praktikum an einer Schule als wertvoller als ein Auslandsstudium, um hilfreiche Praxiserfahrungen zu sammeln, welche mich besser auf meinen späteren Beruf vorbereiten.
Für die Stadt Dublin entschied ich mich, da ich dort bereits 2014 im Rahmen meines Abiturs auf Kursfahrt war und mich die Stadt auf Anhieb in ihren Bann gezogen hat.
Bewerbung an der Schule
Somit recherchierte ich im Internet Grundschulen in Irland. Gezielt suchte ich sogenannte „International Schools“, da ich bereits 2015 ein achtmonatiges Praktikum an der International School of Bremen absolviert hatte und das dort praktizierte IB (International Baccalaureate) Programm sehr interessant finde. Als ich auf die International School of Dublin stieß, sendete ich eine Initiativbewerbung, ohne vorher anderweitig Kontakt zu der Schule aufzunehmen. Wenige Wochen nach Einreichung meiner Bewerbungsunterlagen erhielt ich eine E-Mail der Schulleiterin, in der sie sagte, dass sie daran interessiert sei, mir einen Praktikumsplatz anzubieten. Somit vereinbarten wir ein Skypevorstellungsgespräch und einigten uns auf die Eckdaten des Praktikums.
Bevor ich dieses antreten konnte, gab es jedoch noch einiges zu tun: das Auslandspraktikum musste vom zuständigen Fachbereich an der Uni genehmigt werden. Ich musste eine Auslandskranken- und -haftpflichtversicherung abschließen, da ich nicht über den Arbeitgeber versichert war. Zudem musste ich mit Dozenten Sondervereinbarungen für Ersatzleistungen treffen, da ich eine Woche des Semesters versäumte und bei einigen Prüfungen nicht anwesend sein konnte.
Als alle Formalia erledigt waren, konnte ich meinem Auslandsaufenthalt extrem entgegenfiebern. Zeitnah buchte ich die Flüge und machte mich an die Wohnungssuche, welche sich schwieriger gestaltete, als ich es vermutet hätte.
Wohnungssuche
Mit der Wohnungssuche begann ich knapp ein halbes Jahr im Voraus, da in Dublin eine sehr schwierige Wohnsituation herrscht. Auch die Schulleiterin warnte mich vor, dass die Stadt überaus beliebt sei und nicht genug Wohnraum für die Menge der dort lebenden Menschen biete.
Zu Beginn googelte ich „Wohnungen in Dublin“ und stieß auf die Website easyroommate.ie. Diese Website empfand ich jedoch als sehr chaotisch, erhielt unseriös wirkende Angebote und kann sie deshalb nicht empfehlen. Nach weiterer Recherche fand ich die Website spot-a-home.ie, auf der ich mich auf Anhieb besser zurechtfand. Sie bietet nicht nur Wohngemeinschaften in Dublin, sondern in verschiedenen europäischen Städten an und ist sehr übersichtlich. Es sind neben zahlreichen Fotos der Wohnung, einer Video-Roomtour und einer klar strukturierten Kalenderansicht mit möglichen Einzugsdaten auch zahlreiche Informationen zur vermietenden Person gegeben, sodass man persönlich gut einschätzen kann, ob ein harmonisches Zusammenleben denkbar wäre. Zudem kann man leicht Kontakt zu Mitarbeitern aufnehmen, die einen gut beraten, weshalb ich die Website als sicher und einfach zu bedienen bezeichnen würde.
Durch diese fand ich eine Wohnung in Crumlin im Bezirk Dublin 12, welche sich etwa 3,5km vom Stadtkern entfernt befand. Da die Wohnsituation, wie oben bereits erwähnt, etwas schwierig ist, war ich froh, in Crumlin ein Haus gefunden zu haben, in dem ich auf 7m2 für 700 Euro leben konnte und ein Anrecht auf Benutzung der Küche, des Wohnzimmers und eines eigenen Badezimmers hatte. Zudem befanden sich eine Bushaltestelle mit Verbindungen ins Zentrum und ein Supermarkt vor der Tür.
Die Schule
Die International School of Dublin (ISD) befindet sich auf der Synge Street in Dublin 08. Sie ist etwa zehn Minuten mit dem Bus, mit anschließenden fünf Gehminuten von meinem Zuhause in Crumlin entfernt. Die englischsprachige Privatschule beherbergt vier Klassen, welche ko-edukativ und jahrgangsübergreifend ab Pre K (Kindergarten, ab 3 Jahren) bis Klasse 6 (12 Jahre) unterrichtet. Die Anzahl der Schüler*innen belief sich stets auf knapp 50 Kinder. Auch sind nur 12 Lehrer*innen an der Schule beschäftigt.
Sowohl das Personal, als auch die Familien, sind von internationaler Herkunft und nicht ausschließlich irisch. Die Schule arbeitet nach dem IBPYP-Programm (International Baccalaureate Primary Years Programme), durch das die Schüler*innen zu international denkenden und handelnden, wissbegierigen und sozialen Menschen heranwachsen sollen. Die Schule ist in einem geteilten Gebäude mit einer irischen Schule (Bunscoil Sancta Maria) untergebracht, in welcher ausschließlich Gälisch gesprochen wird.
Zeit in Dublin und Arbeit an der Schule
Zu Beginn meines Auslandsaufenthaltes war ich nervös. Ich war noch nie so lange von Zuhause weggewesen, vor allem nicht allein. Zu meiner Erleichterung wurde ich jedoch direkt herzlich von meiner Vermieterin und meiner Mitbewohnerin empfangen, welche mich am Wochenende vor Beginn meines Praktikums bereits in der Stadt herumführten und mir einiges zeigten. Das Zusammenleben harmonierte gut, was meine Zeit in Dublin sehr bereicherte.
Am ersten Tag meines Praktikums setzte ich mich mit der für mich zuständigen Koordinatorin der Schule zusammen. Wir besprachen die gegenseitigen Vorstellungen und Erwartungen, Formalia und erstellten gemeinsam einen vorläufigen Stundenplan, den ich nach meinen Interessen ändern durfte. Wir waren uns beide einig, dass es sinnvoll ist, zu Beginn einen Einblick in alle vier Klassen zu erhalten und in allen Fächern zu hospitieren, um sich ein Bild von der Schule, ihren Konzepten, den Kindern mit ihren Verhaltensweisen und Bedürfnissen und den Lehrer*innen mit ihren unterschiedlichen Methoden zu machen.
Schnell nahmen mich die Kolleg*innen respektvoll und offenherzig in ihr Team auf und auch die Schüler*innen und Eltern waren stets höflich, zuvorkommend und offen, sodass ich mich auf Anhieb wohlfühlte.
Ich war täglich von 8:00 Uhr bis 15:00 Uhr an der Schule. Zu meinen Aufgaben zählte die Betreuung der Kinder, beispielsweise in den täglichen 30-minütigen Snack Duties, die Hospitation in verschiedenen Klassen, sowie optional das selbstständige Unterrichten eigenständig geplanter Einheiten. Letzteres bereicherte meine Praxiserfahrung enorm, da es eine ideale Vorbereitung für meinen späteren Berufsalltag darstellte. Auch durfte ich die verschiedenen Klassen auf einige Field Trips begleiten, sodass ich auch außerhalb der Schule sehen konnte, wie die Kinder untereinander agierten und auch selbst einiges von der Stadt und der irischen Kultur sehen konnte.
Freizeit und Leben in Dublin
Das Leben in Dublin hat mir extrem gut gefallen. Nicht nur die wunderschöne Stadt, sondern auch die stets offenen, freundlichen und hilfsbereiten Einwohner, haben die Zeit zu einer unvergesslichen Erfahrung gemacht. Obwohl Dublin Irlands Hauptstadt ist, ist sie verhältnismäßig klein, sodass ich alles im Stadtzentrum zu Fuß erreichen konnte. Daher hatte ich auch schnell einen Überblick über die Stadt und fand mich leicht zurecht.
Abgesehen von wunderschönen Verkaufsstraßen, atemberaubenden Landschaften wie beispielsweise Howth und Bray, hat Dublin auch kulinarisch einiges zu bieten.
Selbst als Vegetarierin gab es eine ungemein große Auswahl an verschiedenen Speisen, welche stets köstlich waren.
Auch die Pubkultur in Dublin ist definitiv sehenswert, unter anderem das beliebte Viertel Temple Bar. Hier reihen sich zahlreiche Pubs aneinander, es gibt Livemusik und auch viele internationale Lokale und Shops, beispielsweise amerikanische Süßigkeitenläden und asiatische Boutiquen.
Ebenfalls spannend war der St. Patrick’s Day, welcher Dublins Nationalfeiertag ist. Die Einwohner und die tausenden von Touristen, die speziell für das Wochenende anreisen, tragen an dem Tag nur grüne Kleidung und ehren den ersten christlichen Missionar in Irland, den Bischof Patrick. Es gibt eine große Parade und alle Menschen zelebrieren gemeinsam. Das war eine unbeschreibliche Erfahrung
Abgesehen von Englisch wird in Irland Gälisch gesprochen. Dies verwirrte mich zu Beginn, da z.B. alle Straßenschilder, sowie die Ansagen im Bus, nicht nur auf Englisch, sondern stets auch auf Gälisch zu lesen und hören waren. Genauso irritierend war für mich der Linksverkehr, jedoch gewöhnte ich mich schnell ein und fühlte mich sehr wohl. Zudem muss ich sagen, dass Dublin im Vergleich zu Bremen eine sehr teure Stadt ist. Umso dankbarer war ich, die Förderung durch Erasmus zu erhalten, um meine Zeit dort in vollen Zügen genießen und viele Erfahrungen machen zu können.
Die drei Monate gingen rasend schnell vorbei und bei meiner Heimkehr war ich, trotz anfänglicher Bedenken, sehr traurig. Dennoch kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass dies nicht mein letzter Aufenthalt in dieser wunderschönen, lebenswerten und faszinierenden Stadt gewesen ist, welche das Beste aus wunderschönen Landschaften und einer Großstadt mit unzähligen Möglichkeiten vereint.
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