1. Einleitung
Als Studierende des Vollfaches Politikwissenschaft B.A. müssen wir ein zweimonatiges Pflichtpraktikum absolvieren. Um meine Praxisphase so effektiv wie möglich zu gestalten, war es mir wichtig, meine spezifischen Interessen im Studiengang mit gleichzeitiger Auslandserfahrung zu verbinden. Nach langem Suchen entschied ich mich schließlich für die Europavertretung der Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Brüssel. Nicht umsonst lag es in meinem Interesse, ein Praktikum in dem „Herzen der EU“ mitten in dem Europaviertel von Brüssel zu absolvieren. Warum ich genau diese Institution für meine Praxisphase gewählt habe und welche Arbeitserfahrungen ich gesammelt und welche neuen Interessen sich für mich persönlich herausgebildet haben, werde ich in diesem Praktikumsbericht darstellen.

2. Allgemeines über die Europavertretung
Das Büro der Europavertretung der Bundesagentur für Arbeit befindet sich im Europaviertel, direkt gegenüber des Europäischen Parlaments. Sie wurde im Jahr 2003 gegründet und hat sich seitdem stetig erweitert. Es sind neue Mitarbeiter*innen hinzugekommen und auch der Praktikantenstamm wurde nach und nach ausgebaut. Die Europavertretung fungiert als eine Art „Frühwarnsystem“ in Hinblick auf neueste politische Entscheidungen, die die europäischen Arbeitsmärkte sowie die Beschäftigungs- und Migrationspolitik betreffen. Die Institution kooperiert viel mit anderen Bildungsträgern, NGO’s, Stiftungen und Behörden. Es geht darum, ein möglichst großes Netzwerk aufzubauen, um so viele Informationen wie möglich sammeln zu können. Dabei spielen Veranstaltungen und politische Events eine große Rolle, um stets auf dem aktuellsten Stand in der Brüsseler Politik und den Entscheidungsträgern und Initiativen der politischen Willensbildung zu sein.

2.1 Aufgaben und Ziele der Europavertretung
Die Europavertretung befindet sich im Europaviertel, direkt gegenüber des Europäischen Parlaments. Schon allein die Lage mitten neben den repräsentativen Institutionen und Behörden der Europäischen Union lässt darauf schließen, was die Aufgaben und Ziele der Europavertretung sind:
Das politische Geschehen in Brüssel, neue Entwicklungen, Entscheidungen und wichtige Veranstaltungen unmittelbar aufzunehmen, zu analysieren und anschließend für den Bereich Arbeitsmarktpolitik zu filtern. Mit anderen Worten lässt sich sagen, dass die Europavertretung als eine Art „Frühwarnsystem“ bezeichnet werden kann, welches die wichtigen politischen Entscheidungen, die das Arbeitsmarktsystem betreffen, frühzeitig kommuniziert und an die entsprechenden Stellen weiterleitet. Dies kann der deutsche Arbeitsmarkt sein, aber auch ein anderer europäischer Arbeitsmarkt oder eine Behörde, die mit dem „EURES“-Netzwerk eng verknüpft ist. Dazu jedoch später mehr.

Die drei großen Themen, mit denen sich die Europavertretung beschäftigt und mit denen natürlich auch ich zu tun hatte, lauten „Bildung, Beschäftigung und Migration.“ Mit Veranstaltungen, Studien, Berichten und Übersetzungen rund um diese Themen, die natürlich sehr allgemein gehalten sind, habe ich mich in diesen zwei Monaten auf die verschiedenste Art und Weise beschäftigen dürfen. Dabei wurde ich in sowohl administrativen als auch inhaltlichen Aufgaben angelernt, die normalerweise die Mitarbeiter*innen der Europavertretung übernehmen. Praktikant*innen werden also vollkommen in den typischen Arbeitsalltag integriert und erhalten somit einen erfahrungsreichen und abwechslungsreichen Einblick in die europapolitische Arbeitswelt.

2.2 Meine Praktikumstätigkeiten
Die Atmosphäre in unserem Büro war sehr arbeitsfreundlich und angenehm. Es gab ein Praktikantenbüro mit einem weiteren Mitarbeiter, der uns betreute und bei inhaltlichen Fragen zur Seite stand. Insgesamt waren wir drei Praktikant*innen in dem Zeitraum, indem ich vor Ort war.

Zu Beginn meines Praktikums bekam ich eine 70-seitige Studie auf Englisch, die ich bis zum Ende meines Praktikumszeitraumes übersetzt und auf fünf Seiten zusammengefasst haben sollte. Schließlich sollten die arbeitsmarktrelevanten Informationen nochmals gefiltert und ausgearbeitet werden, sodass ich sie weiterleiten konnte. Es ging um Arbeitsmarktservices von ausgewählten europäischen Staaten, die in Hinblick auf die Effizienz ihrer jeweiligen staatlichen Frühinterventionsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose verglichen wurden.

Zum täglichen Geschäft gehörten die News- und Veranstaltungsrecherche. Wie oben aufgeführt, ist die Aktualisierung der europäischen Themen, Veranstaltungen und Events mit Bildungs-, Beschäftigungs-, und Migrationsbezug, eine der zentralen Tätigkeiten. Dazu gab es eigene Vorlagen und Protokollarten, wie diese Informationen aufgearbeitet werden sollten.

Meine Hauptaufgabe war es, persönlich an Veranstaltungen und Konferenzen teilzunehmen und die relevanten Informationen für die Europavertretung und die europäischen Arbeitsmarktverwaltungen und -services zu filtern und auszuarbeiten. Aus dieser Aufgabe habe ich persönlich am meisten für mich gewinnen können, da ich extrem viel inhaltlichen Input, der nicht zuletzt für mein Studium relevant ist, bekommen habe. Die Veranstaltungen und Konferenzen waren natürlich auf Englisch und wurden von den verschiedensten NGO’s, öffentlichen Verwaltungen, Landesvertretungen, Think Tanks, Stiftungen, vom Europäischen Parlament oder sogar der Kommission ausgetragen.

Die Themen waren genauso vielfältig wie die Veranstalter selbst – was mir einen bedeutsamen Mehrwert an Wissen eingebracht hat. Durch meine konstanten Mitschriften und die Diskussionen am Ende der Veranstaltungen konnte ich selbst sehr viel lernen und mich sogar manchmal selbst mit einbringen. Die Konferenzen, die für mich am spannendsten waren, lauteten:

  • „Consultation on ErasmusPlus“ (eine Konferenz des Ausschusses der Regionen, indem InteressenvertreterInnen eingeladen wurden, um über die Finanzierung und Ausgestaltung des EU- Programmes für die nächste Periode bis 2025 zu diskutieren und ihren Erfahrungen und Vorschlägen Gehör zu verschaffen)
  • „Sweden votes: an aftermath of the 2018 election“ (die diesjährigen schwedischen Parlamentswahlen, in denen eine rechtspopulistische Partei drittstärkste Kraft geworden ist, wurden ausführlich analysiert und kritisch beurteilt)
  • „Migration in the Mediterranean“ (hier wurden Expert*innen und Vertreter*innen aus den verschiedensten Institutionen und Ministerien eingeladen, um nach einer Lösung für die lebensgefährlichen Überfahrten auf der Mittelmeerroute von Nordafrika nach Europa zu suchen, die schon viele Tote forderte)
  • „DualS“ (hier wurde ein Pilotprogramm von EU-Funktionären und Projektmanagern vorgestellt, die es sich in den letzten zwei Jahren zur Aufgabe gemacht haben, Teile der deutschen dualen Berufsausbildung in Spanien und Italien zu etablieren)

Diese und viele weitere Veranstaltungen durfte ich besuchen und im Anschluss Protokolle dazu schreiben. Dabei musste jedoch auch darauf geachtet werden, die für unsere Geschäftsstelle interessanten Informationen zu filtern und gesondert herauszuarbeiten. Falls diese nur oberflächlich in der Konferenz benannt wurden, musste im Nachgang nochmals recherchiert werden, um bestmöglich informiert zu sein. Hierbei habe ich lernen können, in der Informationsflut einen Blick für das Wesentliche zu entwickeln.

Zu diesen Veranstaltungen mit persönlicher Anwesenheit gehörte natürlich auch die entsprechende Vorbereitung. Ohne ein angemessenes Vorwissen ist es schwierig, den Sprecher*innen mit dem Expertenwissen folgen zu können. Also musste bereits mindestens eine Woche vor der Veranstaltung mit der Recherche zu dem Thema begonnen werden und eine 2-3 seitige Ausarbeitung erstellt werden, die je nach Themengebiet einem Kollegen/ einer Kollegin aus unserem Büro zur Korrektur vorgelegt wurde. Die Mitarbeiter*innen im Büro waren auf einzelne Themengebiete spezialisiert und haben sich dann, je nach Fachgebiet, um meine Vor- und Nachbereitung gekümmert und diese korrigiert.

Eine weitere wichtige Aufgabebestand darin, Ausschuss- und Plenarsitzungen des Europäischen Parlaments zu protokollieren. Da Praktikant*innen immer einen speziellen Ausweis benötigen, um persönlich daran teilzunehmen, habe ich diese Sitzungen per Webstream aus unserem Büroprotokolliert. Eine Sitzung dauerte ca. anderthalb Stunden und wurde je nach Fachgebiet abgehalten. Recherche zu dem/der Abgeordneten, die sinngemäße Übersetzung in die deutsche Sprache sowie der Bezug zur Europavertretung und ggf. weitere Recherchen im Nachhinein gehörten dabei zu den Aufgaben.

Zwischendurch wurden von verschiedenen Kolleg*innen immer mal wieder Aufträge an mich herangetragen, die ich innerhalb einer bestimmten Frist bearbeiten musste. Dazu gehörten Übersetzungen von Berichten und Newsartikeln, Erstellung von Lebensläufen von Personen, mit denen sich unser Geschäftsführer traf, Recherche zu Hintergrundinformationen über eine bestimmte Einrichtung, dessen Vertreter*innen bei uns zu Besuch waren usw. Als Beispiel nehme ich hier gern den Besuch von Herrn Hermann Gröhe bei uns im Büro, zu deren Vorbereitung ich ein Lebenslauf, seine politischen Stationen sowie eine inhaltliche Vorbereitung auf das Gespräch für unseren Geschäftsführer vorbereitet werden musste. Auch für Herrn Michael Kegels, den Chef von „FEDASIL“ (belgische Institution für Migration und Geflüchtete) durfte ich einen Lebenslauf erstellen sowie die Aufgaben und Ziele von „FEDASIL“ recherchieren, damit unser Geschäftsführer thematisch auf das Gespräch vorbereitet war.

So ähnlich verhielt es sich bei dem Besuch der „TOP“-Gruppe bei uns in der Europavertretung Anfang September. Diese Gruppe setzte sich aus Führungskräften der Bundesagentur für Arbeit zusammen und war für vier Tage im September in Brüssel zu Besuch. Der Besuch diente einem Einblick in die Arbeit der Europavertretung und sollte den Stellenwert europäischer Arbeitsmarktservices und deren zunehmende Vernetzung über verschiedenste Kooperationsprojekte verdeutlichen. Bei diesem viertägigen Besuch durften wir Praktikant*innen bei Gesprächen mit unserem Geschäftsführer dabei sein und sogar den Europäischen Rat und das Europäische Parlament mit besuchen. Im Parlament erhielten wir zunächst eine Führung durch die Räumlichkeiten, bevor wir dann die Chance bekamen, mit einem CDU-Abgeordneten des Europäischen Parlaments persönlich zu sprechen und Fragen zu stellen. Im Europäischen Rat bekamen wir ebenfalls eine detaillierte Einführung in die Arbeitsweise von einem Verwaltungsjuristen. Diese Erfahrung war besonders bereichernd, da wir mit diesen Führungskräften, die auf den unterschiedlichsten Wegen zu ihrer jetzigen Arbeit gefunden haben, ausführlich reden konnten und so weitere Ideen und Erfahrungswerte auf dem Weg in den Beruf und die weitere Entwicklung vermittelt bekamen. Für Networking und einen regen Austausch über die Arbeitswelt war dieser Besuch in jeder Hinsicht ein Gewinn.

Schließlich musste ich am Ende meines Praktikums eine Abschlusspräsentation halten. Das Thema war innerhalb der drei großen Themenblöcke „Bildung, Beschäftigung und Migration“ frei wählbar, musste aber selbstverständlich Europa- und Arbeitsmarktbezug aufweisen. Der Sinn dahinter war es, den Arbeitsalltags unseres Geschäftsführers so gut wie möglich nachzugestalten und so „seine“ Aufgaben auszuführen. Da er, wie oben beschrieben, fast täglich aktiv an Sitzungen oder politischen Events teilnimmt, gehören Präsentationen unweigerlich dazu.

Für die Aufarbeitung standen mir zwei Wochen zur Verfügung, in denen ich zwischen den regulären Arbeitsaufgaben Zeit finden musste, um mich vorzubereiten. Ich wählte das Thema „Transfer der dualen Berufsausbildung nach deutschem Vorbild – eine Analyse am Beispiel Spanien“. Dieses Thema interessierte mich besonders, da ich bereits zu Beginn meines Praktikums eine Veranstaltung zu dem Thema besuchen durfte. Es ging um ein Pilotprojekt, das mit europäischen Finanzmitteln und der Kooperation mit „Erasmus“ versucht hat, mit ausgewählten italienischen Berufsschulen und Betrieben das duale System einzuführen. Dazu wurden Jugendliche rekrutiert und nach einem Jahr in der Berufsschule für ein halbes Jahr nach Deutschland geschickt, wo sie in einem Partner-Betrieb ein Praktikum absolvierten. Da das italienische System sehr schulbasiert ist, stand der Praxisanteil nach deutschem Vorbild im Vordergrund. In dieser Veranstaltung wurden Erfahrungsberichte, Ergebnisse und Verbesserungsmöglichkeiten dargestellt und Expert*innen befragt.

Da ich dieses Thema als äußerst interessant und innovativ erachte, wollte ich auch darüber referieren. Ich habe mir das Beispiel Spanien ausgesucht, da auch dieses Land ein schulbasiertes System aufweist, jedoch schon einige Projekte mit großen Firmen im Bereich duale Berufsausbildung gestartet hat. Dabei bin ich auch auf eine Studie eingegangen, die sich allgemein mit den Transfermöglichkeiten eines Ausbildungssystems beschäftigt und die Grenzen einer Übertragung ausgewiesen hat. Diese Studie habe ich dank meiner Statistik-Module, die ich im zweiten und dritten Semester meines Bachelorstudiengangs absolviert habe, kritisch auswerten können.

Hier habe ich gemerkt, wie wichtig es für Sozialwissenschaftler*innen ist, Kenntnisse in der Statistik und Methoden zu haben, um überhaupt Forschungsmethoden nachvollziehen zu können. Somit konnte ich mein Erlerntes praktisch anwenden und mir sogar nochmals besser vor Augen führen, wie eine solche Studie in der Praxis durchgeführt wird und welche Kritik an der Methode berechtigt ist. Dies hat mir sehr geholfen, die Studie richtig auszuwerten und sie im Anschluss präsentieren zu können. Ich habe gelernt, dass ich auch in meinem weiteren Berufsweg immer Statistik-Kenntnisse parat haben sollte, da diese für die Arbeit mit Studien, Auswertungen und der Analyse von Berichten unabdingbar sind. Für diese Erfahrung, eine praktische Anwendung der manchmal recht trockenen Statistik-Module durchgeführt zu haben, bin ich dankbar.

Ich bin des Weiteren überzeugt, dass mich diese Aufgabe der Recherche und Studienauswertung über die Ausbildungssysteme in verschiedenen europäischen Ländern auch in politischer Hinsicht bereichert hat, da vieles auf politischen Entscheidungsträgern beruht und auf die historische Entwicklung des jeweiligen Landes sowie die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse angewiesen ist. Den Vortrag hielt ich vor dem gesamten Büro in einem Konferenzraum und durfte anschließend eine Diskussion leiten. Ich bekam ausreichend Feedback von insgesamt 13 Leuten und durfte mich dahingehend auch in meiner Art der Präsentation und Selbstdarstellung weiterentwickeln. Einen Vortrag vor Leuten zu halten, die bereits im Arbeitsleben stehen und auch thematisch sehr gut informiert sind, ist, so habe ich erfahren dürfen, etwas völlig anders als einen solchen vor einer Studiengruppe zu halten. Aus dieser Erfahrung habe ich mitgenommen, dass eine gute inhaltliche Vorbereitung, Selbstdisziplin und eine ruhige, aber bestimmte Vortragsweise zum Erfolg führt und das Präsentieren mir dann sogar sehr viel Spaß bereitet. Für meinen Studienalltag heißt das, dass ich mich öfter für Referate anmelden und diese in Seminaren halten werde. Denn nur durch stetige Übung kann ich davon profitieren und mir immer wieder Feedback von verschiedenen Leuten aus den unterschiedlichsten Bereichen einholen.

Schließlich habe ich gelernt, dass Präsentationen zum Arbeitsleben dazugehören – gerade in dem Bereich, in dem ich meinen weiteren beruflichen Weg sehe.

2.3 Bezüge zum Studium Politikwissenschaften
Ich habe dieses Praktikum ausgewählt, da es selbstverständlich auf der einen Seite einen starken europapolitischen Bezug aufweist, auf der anderen Seite aber auch viele Verwaltungstätigkeiten umfasst, in denen mein Wissen noch nicht ausgereift ist und ich noch nicht genügend Praxiserfahrung mitbringe. Somit lässt sich sagen, dass ich sowohl auf der arbeitstechnischen Ebene, als auch auf inhaltlicher Ebene sehr viel dazugelernt habe.

Ich habe mich in meinen Wahlmodulen auf die Bereiche „Internationale Politik, „Staatsaufgaben“ und „Vergleichende Systemanalyse und europäische Politik“ spezialisiert. Daraus lässt sich bereits erkennen, dass ich eine starke Neigung zu internationalen Themen, aber auch zur Rolle des Staates und verwaltungstechnischen Aufgaben habe. Durch meine Kenntnisse in der englischen, französischen und niederländischen Sprache wird diese Neigung noch unterstützt.

Ich durfte mich mit internationalen Migrationsfragen, u.a. der Lösung des „Mittelmeerproblems“ mit Italien und der libyschen Küstenwache widmen, durfte Sitzungen des Europäischen Parlaments zum Thema der Errichtung einer europäischen Arbeitsbehörde protokollieren und einen Bericht für unsere bürointerne Zeitschrift über den Austausch von Jugendlichen ohne Ausbildung in den südeuropäischen Ländern in deutsche Betriebe schreiben. In diesem habe ich mich mit den Vor- und Nachteilen sowie Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung in den ausgewählten südeuropäischen Ländern auseinandergesetzt. In dieser Hinsicht kann ich sagen, dass ich eine Reihe von Themen, die wir auch in den Seminaren oder Vorlesungen behandelt haben (z.B. „Migrationspolitik in Deutschland“ oder „Europäische Integration“).

Da ich auch nebenbei in den General Studies Sprachkurse belege, hat mir das Praktikum dahingehend auch eine ganze Menge an zusätzlicher Übung geboten.

Gerade auch die Vorlesung „Politik und Recht“ hat mir geholfen, mich in manche Entscheidungen der Europäischen Kommission oder des Europäischen Parlaments einzufinden. Der Entscheidungsprozess in den Institutionen ist sehr komplex und manchmal nur mit zusätzlicher Recherchearbeit zu verstehen. Jedoch haben mir die Inhalte dieser Vorlesung, die unmittelbar vor meinem Praktikum belegt habe, sehr geholfen, rechtliche Entscheidungen nachzuvollziehen und auch schon einige wichtige Urteile bereits gehört zu haben. Dies hat den Einstieg sehr erleichtert und mir auch eine gewisse Sicherheit bei der Auseinandersetzung mit diesen Themen gegeben.

3. Anregungen für den weiteren Studienverlauf
Die insgesamt positive Bilanz meiner zweimonatigen Praxisphase motiviert mich natürlich zusätzlich, auch später in der internationalen politischen Arbeitswelt Fuß zu fassen. Ich habe einen ersten Einblick in die methodische Arbeitsweise erhalten, mit der ich mich sehr kompatibel gezeigt habe. Durch Erfahrungen innerhalb und außerhalb des Studiums kann ich sagen, dass ich mich in einem Arbeitsfeld mit viel Interaktion, Kommunikation und Vorträgen sehr gut vorstellen kann. Diese Form der Arbeit, wie ich sie in meinem Praktikum erfahren habe, entspricht meinen Neigungen und Fähigkeiten. Diese möchte ich natürlich stets weiter ausbauen und bin daher bereit für weitere Praktika im Ausland.

Thematisch möchte ich mich jetzt wieder im Studium weiterentwickeln, indem ich die Seminarthemen belege, mit denen ich mich intensiv in Brüssel auseinandergesetzt habe. Ich schätzte diesen Wechsel von Theorie und Praxis sehr, da er eine unglaublich bereichernde und ergänzende Erfahrung ist. Der eine Teil kann meiner Meinung nach ohne den anderen nur schwer nachvollziehbar sein, gerade in der Arbeitswelt. Daher ziehe ich es in diesem, aber auch im weiteren Semester in Betracht, mir immer wieder HiWi-Tätigkeiten oder weitere Praxisstellen zu suchen, die mich thematisch und arbeitstechnisch voranbringen. Zusätzlich habe ich für mich entschieden, dass ich, sobald es die Zeit zulässt, Vorlesungen im Bereich Rechtswissenschaft belegen werden, um mich dahingehend weiterzubilden. Denn wie oben beschrieben, wird dieses Fachgebiet auch einen Teil meiner späteren Arbeit ausmachen, weshalb ich mir Grundkenntnisse aneignen will. Die Vorlesung „Politik und Recht“ hat mir vor Augen geführt, wie eng politische und rechtliche Themen miteinander verknüpft sind und die jetzige Praxisphase hat dies bestätigt.

Da mir das Themengebiet Migrationspolitik in Brüssel am meisten Freude bereitet hat, möchte ich in diesem, aber auch im folgenden Semester vermehrt Seminare besuchen, die dieses Thema behandeln. Denn ich habe gelernt, dass es nicht nur eine Lösung für die Problematik gibt, die wir jeden Tag in den Medien aufgezeigt bekommen: ich möchte mich dafür einsetzen, dass in den Seminaren verstärkt diskutiert und kritisch hinterfragt wird, denn meiner Ansicht nach passiert dies noch nicht ausreichend genug.

Nur durch eine stetige Kontroverse und ein großes Engagement lässt sich dieses Thema begreifen und können sich Lösungsansätze etablieren. Ich möchte mich für dieses Thema stark machen und auch andere Leute und Kommiliton*innen dazu motivieren, sich mehr mit diesem politisch und rechtlich hochbrisanten Thema auseinanderzusetzen.

4. Persönliches Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mich das Praktikum bei der Europavertretung in Brüssel sowohl in fachlicher, sprachlicher als auch in persönlicher Hinsicht inspiriert hat. Ich durfte spannende Aufgaben rund um das Thema Politik übernehmen, habe ein hervorragendes Networking betreiben können und einige neue Freundschaften schließen dürfen.

Dieses einmalige Erlebnis von so vielen neuen Erfahrungen sollte jedem einmal möglich sein und ich hoffe, in Zukunft in weiteren so spannenden Praktika Arbeitserfahrung sammeln zu dürfen.

Die Erfahrung, für eine Zeit in einem anderen Land zu leben, ist immer etwas Besonderes. Jedoch ist meiner Meinung nach praktische Arbeitserfahrung auf unterschiedlichen Sprachen und mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen eine äußerst bereichernde Zeit. Schließlich hört das Lernen am Ende des Arbeitstages nicht auf: Es müssen alltägliche Dinge erledigt werden, was meine Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch durchaus verbessert hat, aber auch das Gespür für Organisationsmanagement, Kommunikationsgeschick und Empathie wurden in meinem Fall sehr gestärkt.

In Bezug auf mein Studium habe ich alle Bereiche abgedeckt, die ich mir von diesem Praktikum erhofft habe: Internationalen Bezug, das Nachvollziehen politischer Entscheidungen, Gespräche mit politischen Akteuren und die Vertiefung in meinem Spezialisierungsbereich an der Universität Bremen: Migrationspolitik. Ich blicke entspannt in die Zukunft, denn nun habe ich ein besseres Verständnis erstens davon, wie der Arbeitsalltag in einer Institution mitten im politischen Geschehen aussieht und zweitens habe ich mich praktisch mit meinen Studieninhalten beschäftigen können. Dieser Mehrwert wäre durch ein reines „Studieren“ nicht zustande gekommen und deshalb begrüße ich die Form des Auslandspraktikums in jeder Hinsicht. Nicht zuletzt machen die Studieninhalte mehr Spaß, wenn man bereits einen praktischen Bezug dazu hatte. Sie sind greifbarer und unterschiedliche Positionen und Meinungen von Professor*innen oder von Kommiliton*innen lassen sich meiner Meinung nach viel besser nachvollziehen, wenn man schon mit Leuten aus der Arbeitswelt in Kontakt getreten ist, die diese in die Praxis umsetzen.

Alles in allem bin ich sehr froh, dieses Praktikum in Brüssel angetreten zu haben und werde diese Bereicherung auch an meine Mitstudierenden weitertragen.