1. Einleitung
Im folgenden werde ich von meinem zweimonatigen Praktikum bei Krytyka Polityczna in Warschau berichten, einem Online-Magazin sowie einem Verlag. Zunächst werde ich auf meine Motivationen und Gründe für die Auswahl der Praktikumsstelle sowie die Bewerbung eingehen. Daraufhin werde ich die Institution genauer beschreien, gefolgt von meinem Tätigkeitsbereich und meinen Aufgaben. Schließlich werde ich beschrieben, inwiefern meine Erwartungen an das Praktikum erfüllt wurden, welche Kompetenzen ich erworben habe, und wie ich das Praktikum insgesamt bewerte.

1.1 Auswahl der Praktikumsinstitution
Nach fünf Semester meines Studium, hatte ich ein Interesse daran, den Berufsalltag von Politikwissenschaftler*innen kennenzulernen. Da ich außerdem ein Interesse an kritischem Journalismus habe, hielt ich Ausschau nach einem politischen Magazin, welches sich nicht hauptsächlich auf das Tagesgeschehen konzentriert, sondern auch tiefer gehend analysiert.

Da ich das Magazin Krytyka Politiczna bereits kannte, musste ich nicht nach eines Institutionen suchen, sondern habe einen Initiativbewerbung verschickt. Hierfür habe ich einen Lebenslauf verschickt, sowie meine Motivationen, bei dieser Institution ein Praktikum zu absolvieren dargelegt. Da sowohl meine Interessen zu denen des Magazins passte, wurde mir zugesagt. Zudem spreche ich Polnisch, die Sprache, die in der Institution hauptsächlich verwendet wird, was von Vorteil war, aber nicht zwingend notwendig ist.

1.2 Erwartungen an das Praktikum im Vorfeld
Ich habe vor Praktikumsbeginn mit meinem Ansprechpartner, Sławek Blichiewicz bereits einige Dinge abgesprochen. Zum Beispiel, dass ich hauptsächlich in der Redaktion des englischsprachigen Onlinemagazins Political Critique arbeiten werde, da ich im damit sprachlich sicherer fühle als mit dem polnischsprachigen Magazin. Außerdem war abgesprochen, dass ich 6 bis 8 Stunden täglich arbeiten werde, meine genauen Aufgaben allerdings davon abhängen, was genau ich machen möchte, und was in der Institution gebraucht wird.

Da dies nicht sonderlich genaue Absprachen sind, was ich sehr unsicher was genau ich erwarten sollte. Jedoch hatte ich die Hoffnung den Redaktionsalltag des Magazins genauer kennenzulernen, wozu die Ideenfindung für Artikel gehört, die Recherche für jene, aber auch Überarbeitung, und das Layout. Ich habe nicht damit gerechnet von Beginn an eigenen Artikel zu schreiben, jedoch ein Teil der Redaktion zu sein und dort verschiedenste Aufgaben zu übernehmen.

2. Beschreibung der Praktikumsinstitution
Bei der Praktikumsinstitution Krytyka Polityczna handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein, der verschiedene Aufgabengebiete hat. Er betreibt eine öffentliche Bibliothek, ein polnischsprachiges sowie ein englischsprachiges Onlinemagazin, gibt eine unregelmäßig erscheinendes Magazin heraus, verlegt Bücher verschiedenster Art und organisiert politische Veranstaltungen, wie zum Beispiel Lesungen und Diskussionsveranstaltungen. Außerdem gründete Krytyka Polityczna im Jahr 2012 das Instytut Studiów Zaawansowanych („Institut für höhere Studien“) für Zwecke der Forschung und politischen Bildungsarbeit, das sich am Vorbild des gleichnamigen Institute for Advanced Study in Princeton orientiert. Der Verein finanziert sich zum einen Teil durch öffentliche Spenden und zum anderen durch Fördergelder verschiedener Stiftungen, darunter zum Beispiel die Friedrich-Ebert Stiftung.

2.1 Aufgaben und Zielsetzung der Institution
Das Ziel von Krytyka Polityczna war bei der Gründung 2002 das wiederbeleben der Tradition einer politisch engagierten polnischen „Intelligentsia“. Damit ist eine linksliberales Milieu mit hoher Bildung gemeint, welches politisch sowie kulturell hohen Einfluss und Bedeutung hat. Die Zielsetzung hat sich jedoch geändert hin zu dem anstreben einer leichter zugänglichen politischen Bildung, Verbreitung der Idee von stärkerer europäischer Integration und die Schaffung einer links-liberalen Meinungsund Medienplattform. Meiner Meinung nach, wird diese Zielsetzung auch in weiten Teilen erfüllt, allerdings widersprechen die Ansichten und Ziele der Institution denen der polnischen Regierung, sowie denen der Momentan wichtigsten Medien Polens, was es schwierig macht die Ziele tatsächlich umzusetzen. Ich denke allerdings trotzdem, dass die Institution einen Positiven Beitrag zur Presselandschaft in Polen leistet, und die Ziele so gut umsetzt, wie es möglich ist.

2.2 Innere Struktur der Institution, Formen der internen Kommunikation
Da die Institution sehr verschiedene Aufgabenbereiche hat, wie beispielsweise die Organisation von Veranstaltungen, die Herausgabe von Büchern und Infomaterialien und eben die Redaktion der Online-Magazine habe ich nicht mit allen Teilen Kontakt gehabt. Ich hatte hauptsächlich mit Mitarbeiter*innen der Redaktion Kontakt da meine Aufgaben in diesem Bereich lagen und da mein Arbeitsplatz in dem Büro der Redaktion befand.

Die Redaktion trifft sich einmal wöchentlich zu einem Koordinationstreffen, in dem Besprochen wird worüber geschrieben werden soll und welche Aufgaben sonst noch erledigt werden müssen. Diese treffen fanden Montags statt, waren also ein guter Start in die Arbeitswoche. Auch außerhalb dieser Treffen wurde regelmäßig über die Inhalte der Artikel oder auch über das politische Tagesgeschehen diskutiert, was für eine sehr angenehme Atmosphäre im Büro führte. Zusätzlich gab eine ein Onlineplattform auf der alle zu erledigenden Aufgaben koordiniert wurden. Hierdurch war die Arbeit strukturiert und ich wusste das erledigt werden muss ohne an eine bestimmte Person gebunden zu sein.

3. Tätigkeitsbereich und Aufgaben während des Praktikums
Mein Aufgabenbereich war sehr weit, er reichte von der Vorbereitung von Texten für den Online-Auftritt, einfaches Korrekturlesen über das Übersetzen von Artikeln bis zu dem Schreiben eigener Artikel und dem durchführen von Interviews. Oft sollte ich auch verschiedenste Texte und sogar ganze Bücher lesen und meine Meinung oder Zusammenfassung dazu abgeben. Insgesamt also sehr vielfältig und flexible Tätigkeiten.

3.1 Zeitpunkt, Dauer und wöchentlicher zeitlicher Umfang des Praktikums
Zu Beginn des Praktikums sprachen wir ab, dass ich Montags bis Freitags ungefähr sechs Stunden im Büro anwesend sein sollte, meistens waren es allerdings sogar sieben Stunden von 11 Uhr bis 18 Uhr. Hinzu kamen noch einige Aufgaben die ich zu Hause erledigt habe, wie das lesen von Texten. Bei besonderen Veranstaltungen der Institution wurde ich gebeten auch Abends anwesend zu sein, jedoch war mir dies freigestellt. Insgesamt betrug der wöchentliche Zeitumfang ca. 35 Stunden. Das Praktikum war insgesamt 9 Wochen lang.

3.2 Wie ordnet sich die eigene Praktikumstätigkeit in die Struktur der Institution ein?
Während meiner Zweimonatigen Tätigkeit habe ich alle anderen für das Magazin tätigen Menschen kennengelernt, mit ihnen Zusammengearbeitet und mich ausgetauscht. Ich habe an den wöchentlichen Reaktionstreffen teilgenommen, und auch sonst den Eindruck gehabt ein Teil der Redaktion zu sein. Allerdings war ich mir beim schreiben von eigenen Texten sehr unsicher, weshalb ich mich dabei sehr zurückgehalten habe und eher andere Aufgaben übernommen habe, weshalb meine Tätigkeit nicht denen der anderen Mitarbeiter*innen entsprach, sondern eher einfachere Aufgaben waren. Nach ein paar Wochen hat sich meine Tätigkeit jedoch wesentlich besser in die Struktur der Institutionen eingefügt, da ich nun eigenständig arbeiten konnte.

4. Reflexion des Praktikums
Ich bin sehr zufrieden mit der Wahl und des Verlaufs meiner Praktikums. Zum einen weil mir die Institution sehr gefallen hat und zum anderen weil ich gerne die Arbeitsweisen einer Zeitung sowie eines Verlagswesens kennengelernt habe. Mit meiner eigenen Arbeit war ich nicht immer zufrieden, weil ich überzeugt bin mir zutrauen zu können und von Anfang an höhere Ziele und Aufgaben für mich zu setzten. Außerdem gab es Tätigkeiten, wie das häufige vorbereiten von Artikeln für die Veröffentlichung, die sehr eintönig waren und ich trotzdem täglich ausführen musste.

4.1 Betreuung, Zusammenarbeit, Atmosphäre während des Praktikums.
Ich habe im Vorhinein mit einer Person über Emails kommuniziert. Er hat mir auch am Anfang meines Praktikums die Arbeitsweisen erklärt, mir alle Mitarbeiter*innen vorgestellt und sonstiges. Mit dem gleichen Mitarbeiter habe ich auch häufig zusammengearbeitet, er hat mit mir Aufgaben besprochen, und Vorschläge für zukünftiges Schritte gemacht. Jedoch wurde auch viel Eigenständigkeit von mir erwartet. Da bei der Veröffentlichung von Artikeln viele Personen beteiligt sein können, wie Beispielsweise Photograph*innen, Übersetzer*innen usw. habe ich viele verschiedene Personen kennengelernt und mit ihnen kooperiert. Die Atmosphäre war dabei, wie in der ganzen Institution, sehr freundschaftlich und entspannt. Grade Diskussionen über politische Themen, fanden in den Büros der Redaktion häufig statt, wodurch man sich austauschen konnte.

4.2 Bezüge zum Studium und der Studiengestaltung bezogen auf Veranstaltungen aus dem Pflichtbereich, Wahlpflichtbereich und den General Studies.
Da ich mich im laufe der Praktikums mit vielen Politischen Themen auseinandergesetzt habe, gab es auch viele Bezüge zu Inhalten des Studiums, jedoch von einer anderen, sehr ungewohnten Perspektive. Während im Studium Tagesaktuelle Politik nur selten beleuchtet wird und der Fokus auf einer langfristig genauen Analyse liegt, ist bei journalistischen Tätigkeiten die Zeitnahe Berichterstattung durch ansprechend lesbaren Artikeln und trotzdem genauer Recherche sehr wichtig und auch sehr schwierig umsetzbar. Der Fokus von Krytyka Polityczna liegt zwar nicht in der zeitnahen Berichterstattung, sondern bei tiefgehenden Analysen und Recherchen, jedoch ist dies nur im Vergleich zu anderen Journalistischen Medien der Fall, nicht im Vergleich zu wissenschaftlichen Arbeiten.

4.3 Gab es Anregungen für die BA-Arbeit?
Ich fand insgesamt die Art wie die Öffentliche Debatte in Polen geführt wird, sowohl durch Medien und gesellschaftliche Gruppe als auch durch Staatliche Institutionen oder die Regierende Partei PiS – Recht und Gerechtigkeit, sehr interessant. Außerdem hat die Auseinandersetzung mit der Erinnerungspolitik des Polnischen Amtes für Nationale Erinnerung und dessen erfolgreiche Veränderung der öffentlichen Meinung mein Interesse für der Erforschen von Erinnerungspolitik geweckt. Ob eins dieser beiden auch zusammenhängenden Themen eine Rolle in meiner BA-Arbeit spielen wird ist noch nicht sicher, allerdings sind es sicherlich Themen mit denen ich mich sonst wesentlich weniger Auseinandergesetzt hätte.

4.4 Inwieweit ist das Praktikum besonders für Politikwissenschaftler interessant
Sicherlich ist es vor allem für studierende der Kommunikationswissenschaften oder des Bereichs Journalismus geeignet. Allerdings ist dieses Praktikum meiner Meinung nach sicherlich auch für Studierende der Politikwissenschaft besonders gut geeignet. Zu einen weil es hilft den Bezug zu aktuellen politischen Themen zu verstärken. Zum anderen kann man hierbei eine Perspektive auf diese kennenlernen, in der wesentlich wichtiger ist, wofür sich Leser*innen interessieren und was die Öffentliche Debatte bestimmt. Dies muss nicht immer eine Gute oder bessere Perspektive sein, als die wissenschaftliche, jedoch halte ich es für sehr bereichernd die Vorteile dieser kennengelernt zu haben. Zuletzt kann man durch eine journalistisches Praktikum die Wichtigkeit der Darstellung der Inhalte kennenlernen, und ich denke, dass es auch für Politikwissenschaftler*innen von Vorteil wäre zu lernen ihre Texte ansprechender und einfacher zu gestalten.

Dazu kommt, das ein Auslandspraktikum ganz allgemein besonders für Politikwissenschaftler*innen besonders interessant ist. Es bietet die Möglichkeit, die politische Landschaft eines anderen Landes genauer kennenzulernen, und die Gesellschaftlichen Debatten und Diskussionen dort besser zu verstehen.

4.5 Inwiefern können Kenntnisse und Fähigkeiten aus dem Studium im Berufsfeld eingebracht werden?
Ich denke grade die erworbenen Kenntnisse in den Sprachen Polnisch und Englisch kann ich zukünftig häufig verwendet. Hinzu kommen die Praktischen Kenntnisse im Bereich Journalistischer Arbeit, die ich Möglicherweise verwenden werde. Ich habe zudem entdeckt, dass mir diese Art des Schreibens sehr viel Freunde bereiten kann, weshalb ich auch darüber nachdenke nach meinem Studium auch in diesem Bereich aktiv zu werden.

4.6 Welcher Erkenntnisgewinn lässt sich aus den praktischen Erfahrungen für das Studium ziehen?
An dieser Stelle würde ich gerne noch einmal auf die Art des Schreibens und die Perspektive auf politische Geschehen zurückkommen. Ich denke, dass wissenschaftliche Arbeiten sehr wichtig sind, jedoch von noch höherem Wert sein könnten, wenn auch das Interesse von vielen für ein Thema geweckt werden kann. Hierbei lohnt es sich, auf eine Art zu schreiben, die für viele Menschen einfacher lesbar und auch interessanter gestaltet ist, wobei natürlich die wissenschaftliche Qualität nicht leiden darf.

Außerdem eignet sich der Journalismus gut als Vermittler, der er sowohl auf wissenschaftliche Forschung, als auch auf gesellschaftliche Trends eingehen kann. Ich habe also gelernt, wie eng diese beiden Bereiche miteinander Verknüpft sind, wie sie einander ergänzen.

5. Fazit: Schlussfolgerungen für die weitere Studien- und Berufsplanung
Die Schlussfolgerungen für meine Berufs- und Studienplanung sind nicht genau festzulegen. Zum einen bereitet mir die Arbeit in diesem Bereich sehr viel Freude, zum anderen habe ich auch gelernt dass sie mit viel Stress verbunden sein kann, und viele Dinge auf der Strecke bleiben können. So weiß ich jetzt, dass ich gerne zukünftig mehr, und bestimmt nicht nur wissenschaftlich schreiben möchte, jedoch weiß ich nicht wie genau sich dies ausdrücken wird.

Ähnliches gilt für die Themen, auf die ich mich in meinem Studium fokussiere. Sicherlich werde ich zukünftig eine polnische Perspektive mehr im Blick haben, allerdings meinen Schwerpunkt auch nicht vollständig auf das politische Geschehen dort legen.