Ich habe mich entschieden für das obligatorische Auslandssemester in meinem Profilfach English-Speaking Cultures, ein Praktikum zu absolvieren, anstatt an einer ausländischen Hochschule zu studieren, da ich mir davon mehr praktische Arbeitserfahrung und eine Orientierungsmöglichkeit für zukünftige Karriereentscheidungen erhofft habe. Dieses Praktikum habe ich dann im Sommersemester 2018 an einer englischen Sekundarschule in den East Midlands als Fremdsprachenassistentin für Deutsch und Französisch absolviert.
Ich habe die Vorbereitungsphase für dieses Vorhaben schon ziemlich früh, knapp ein Jahr vor Antritt des Praktikums begonnen und hauptsächlich im Internet recherchiert, um einen Praktikumsplatz zu finden. Ich habe mich sowohl direkt bei Schulen beworben, als auch bei der Vermittlungsorganisation ISPO (International Student Placement Office) registriert, um mich dort für einen Praktikumsplatz zu bewerben. Leider habe ich von den Schulen bei denen ich mich direkt beworben hatte, keine Rückmeldungen erhalten und daher beschlossen, mich auf den Bewerbungsprozess durch ISPO zu konzentrieren. Der Bewerbungsprozess war so strukturiert, dass ich zu einem Skype-Gespräch zur Registrierung eingeladen wurde, um meine Sprachkenntnisse und Wünsche für einen Praktikumsplatz festzustellen. Mein vorab eingereichtes Bewerbungsformular wurde dann an die passende(n) Firmen weitergeleitet und einige Wochen später hatte ich dann mein telefonisches Vorstellungsgespräch mit Friesland School in Sandiacre (Nottingham). Hier wurden mir einige Fragen zu meiner Motivation, meinem Studienverlauf und meiner Erfahrungen im pädagogischen Arbeitsfeld gestellt. Ungefähr zwei Wochen nach dem Vorstellungsgespräch wurde mir dann ein Praktikumsplatz für die Zeitspanne vom 01.03.18 bis zum 31.07.18 angeboten. Diese nahm ich dann an und begann, mich um den Bewerbungsprozess für das Erasmus-Stipendium zu kümmern.
Ich schloss eine Auslandskranken- und Haftpflichtversicherung ab und reichte die Bewerbungsunterlagen beim International Office frühzeitig ein. ISPO erwies sich als sehr hilfreich und übernahm ab diesem Punkt die Vermittlung zwischen der Schule und mir und half dabei alle Dokumente an die zuständigen Personen weiterzuleiten und sie mir schnellstmöglich wieder zuzuführen. Unter anderem organisiert ISPO auch die Unterkunft der Student*innen im Zielland, wobei die Miete von der aufnehmenden Organisation/Firma übernommen wird. So habe ich lediglich meine restliche finanzielle Situation, meine Vorbereitung auf das Praktikum und Organisatorisches planen müssen.
Nach meiner Ankunft stellte ich leider fest, dass ich nicht darüber informiert wurde, dass ich ein polizeiliches Führungszeugnis benötige, um mit Minderjährigen eigenständig arbeiten zu können und musste deswegen einige Behördengänge und Anträge in den ersten paar Tagen bewältigen, habe aber erreichen können, dass mir das Führungszeugnis nach zwei Wochen vorlag und ich dementsprechend anfangen konnte eigenständig mit den Schüler*innen zu arbeiten. Die ersten zwei Wochen bestanden hauptsächlich aus Beobachtung und dem Kennenlernen der Schule und auch generell dem Schulsystem in England.
Meine Aufgaben während des Praktikums im Sprachenbereich der Schule bestanden hauptsächlich darin, die Lehrer*innen beim Deutsch- und Französischunterricht zu unterstützen, indem ich entweder im Unterricht mitgeholfen habe, oder mit Kleingruppen oder einzelnen Schüler*innen außerhalb des Klassenzimmers Übungen zur Förderung ihrer Sprachkenntnisse (Sprechen, Schreiben, Hörverständnis und Lesen) durchgeführt habe. Außerdem habe ich auch eigenständig Einzelstunden zur Vorbereitung auf ihren A-Level Abschluss mit 6 verschieden Schüler*innen geplant und durchgeführt. Zusätzlich zu diesen Aufgaben habe ich auch den After-School Club für Deutsch übernommen und dort eine Stunde pro Woche mit hauptsächlich einem interessierten Schüler Deutschübungen gemacht und Tipps für Prüfungen angeboten.
Die Kolleg*innen haben mich sehr enthusiastisch aufgenommen und ein angenehmes Arbeitsklima zugelassen. Meine Mentorin Sarah war sehr aufgeschlossen und motiviert mit mir zu arbeiten und hat mir stets interessante Aufgaben gegeben und mir viel zugetraut. Wenn ich Hilfe bei der Arbeit benötigt habe, war das Team immer bereit sich Zeit zu nehmen und mich zu unterstützen. Leider gab es auch einige Vorfälle in denen ich Anliegen zu kritischen Beobachtungen hatte, mit denen meine Kolleg*innen meiner Meinung nach nicht ernsthaft genug umgegangen sind, was ich aber auch im Verlauf meines Praktikums äußern und weitestgehend klären konnte.
Ich habe im Laufe meines Praktikums eine gute Beziehung mit einigen der Schüler*innen aufbauen können und habe einen bleibenden Einfluss auf die Motivation einiger dieser Kinder hinterlassen können, was mir als sehr positives Erlebnis im Praktikum geblieben ist.
Meine Unterbringung erfolgte in einem kleinen Reihenhaus in Derby mit einem anderen ausländischen Studenten und einem berufstätigen Engländer. In meiner Nachbarschaft waren noch viele andere internationale Student*innen von ISPO untergebracht, was sehr praktisch zum Vernetzen war. Unter anderem wurde eine E-Mail Liste an alle Student*innen von ISPO verschickt, durch die wir in Kontakt treten konnten. Durch diese Kontakte hatte ich die Möglichkeit mir einen sozialen Kreis aufzubauen und eine Gruppe von Menschen zu haben, mit denen ich etwas unternehmen konnte. Wir haben einige Ausflüge in andere englische Städte zusammen unternommen und uns auch mit Student*innen aus anderen Städten vernetzt.
Die Lage der East Midlands im Zentrum Englands macht eine gute Vernetzung zwischen Städten und Regionen möglich. Dies habe ich als sehr praktisch empfunden und während meines Aufenthalts ausgenutzt, indem ich einige Städtetrips gemacht habe bzw. auch die Natur in der Umgebung erkundet habe. Ich kann beispielsweise den Peak District National Park sehr für Wanderungen oder eine Auszeit in der Natur empfehlen. Die öffentlichen Verkehrsmittel in der East Midlands Region waren zahlreich und gut erreichbar. Auf der anderen Seite waren leider die Preise sehr hoch und ich war froh, dass meine Praktikumsstelle mein Busticket für die Fahrt zur und von der Arbeit bereitgestellt hat. Generell war Derby auch zu Fuß gut zu bewältigen, da ich nicht weit vom Stadtzentrum entfernt gewohnt habe und dadurch zusätzlich auch ohne Ticket in meiner unmittelbaren Nähe gut vernetzt war.
Insgesamt würde ich mein Auslandspraktikum als eine sehr erlebnisreiche und prägende Lernerfahrung beschreiben, die mehr Einblick in die Arbeitswelt und für meinen professionellen Werdegang geboten hat. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung ein Praktikum statt eines Semesters Studium im Ausland gewählt zu haben und war sehr zufrieden mit der abwechslungsreichen Aufgabenstellung und der Eigenständigkeit und Freiheiten, die mir bei der Arbeit zugetraut wurden. Ich habe viele Kompetenzen aufbauen können, die zum Vermitteln einer Sprache nötig sind und habe meine Kenntnisse von didaktischen Methoden erweitern können aber gleichzeitig auch Wissen aus meinen beiden Studienfächern anwenden können.
Ich wollte unter anderem nach England gehen, um das Land besser kennenzulernen, da ich plante und auch immer noch plane einen Masterabschluss in England zu absolvieren und habe die Möglichkeit mir durch das Praktikum einen Einblick in das Schul-/Hochschulsystem zu gewinnen genutzt.
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