1. Warum hatten Sie sich zum Roots-Praktikum angemeldet und was waren Ihre Erwartungen an das Programm? Welche Vorteile haben Sie für sich in diesem Programm gesehen?
Ich habe von dem Roots-Praktikum durch Frau Kurnaz erfahren, als sie in mein Seminar kam und es vorstellte. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, aber als ich mich für ein Auslandspraktikum in der Türkei entschieden habe, wurde das Programm für mich interessanter. Zunächst dachte ich mir, dass mir das Roots-Programm eine große Hilfe bei der Suche nach einem Praktikum sein wird und dass das Zertifikat einen guten Eindruck in meinem Lebenslauf macht. Die Voraussetzungen für das Programm haben mir gezeigt, dass es ein seriöses Programm ist und Studenten ernsthaft unterstützen möchte. Zudem war ich mir der Vorteile bewusst, welche mir die Teilnahme an dem Praktikum bringen wird. Meine Erwartungen an das Programm waren eine professionelle Hilfe oder Unterstützung bei der Suche nach einem Praktikum und während des Praktikums. Des weiteren erhoffte ich mir dadurch einen Vorteil auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu haben. Zudem strebte ich nach einer Verbesserung meiner türkischen und englischen Sprachkenntnisse, da ich als Voraussetzung auch einige Türkisch-Kurse belegen musste.

2. Beschreiben Sie kurz das Unternehmen/ die Organisation in dem Sie Ihr Praktikum absolviert haben. Benennen Sie grob Ihre Tätigkeiten.
Meine Praktikumsstelle „Türk Egitim Gönüllüler Vakfi“ (TEGV) ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO) oder wird auch eine nichtstaatliche Organisation genannt. Sie beschäftigt sich mit der nationalen Bildung. Die Organisation hat mehrere Standorte in der Türkei und will eine bessere und gleichberechtigte Bildung für Kinder im elementaren und sekundären Bereich erreichen.
Ich arbeitete in verschiedenen Bereichen der Organisation: Zuerst arbeitete ich im Bereich des Bildungsprogramms, war dort für statistische Aufgaben zuständig und musste mehrere Auswertungen für den mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich tätigen. Anschließend arbeitete ich in der Feldunterstützung und habe bei einer neuen Einrichtung im Westen der Türkei geholfen. Ich trug alle Schulen in der Nähe von der neuen Einrichtung bei „Google Earth“ ein, wertete diese aus und schaute nach, wie viele Schüler und Schulen in der Nähe waren. Der letzte Bereich, in dem ich arbeitete, war außerhalb der Organisation. Die Gründerin von meiner Praktikumsstelle hatte eine weitere Stiftung, für die ich die letzte Woche arbeitete. Ich habe mit einer Amerikanerin zusammen gearbeitet und ihr dabei geholfen, andere Stiftungen für Spendenaktionen für beide Organisationen rauszusuchen. Ich arbeitete mit ihr eine Woche zusammen und in dieser einen Woche sprach ich mit ihr nur auf Englisch, was ebenfalls sehr hilfreich für die Verbesserung meiner Englischkenntnisse war. Nebenbei bekam ich einen Einblick in der Verwaltung und im IT Bereich der Organisation. Der einzige Bereich, in dem ich nicht gearbeitet habe, war die Finanzabteilung. Es war schön, auch andere Bereiche kennen zu lernen und dadurch ein neues Interessengebiet, wie z.B. die Feldunterstützung, zu gewinnen.

3. Welche Erwartungen hatten Sie an Ihr Praktikum in der Türkei? Haben sich diese Erwartungen erfüllt?
Ich hatte sehr viele Erwartungen an mein Praktikum in der Türkei. Ich habe unter anderem gehofft, dass sich meine Sprachkenntnisse verbessern. Egal wie oft man zuhause die Sprache spricht oder Türkisch-Kurse belegt, ist es vor Ort im Land anders. Ich bin definitiv viel sicherer geworden im Türkischsprechen. Und mein Vokabular hat sich auch sehr erweitert, genau wie mein Englisch; durch die letzte Woche meines Praktikums, bin ich auch im Englischen viel selbstsicherer geworden. Ich habe sehr oft darüber nachgedacht, ob ich irgendwann in der Türkei arbeiten könnte. Dieses Praktikum sollte mir bei Vielem auch zur Orientierung dienen. Ich kann jetzt mit großer Sicherheit sagen, dass ich in der Türkei arbeiten könnte. Diese Erfahrung hat mir sehr viele positive Einblicke in den türkischen Arbeitsmarkt gewährt. Zudem hatte ich gehofft, dass ich endlich beobachten kann, ob mein Studium in Deutschland, dem internationalen Arbeitsmarkt entspricht. Diese Erwartung hat sich definitiv erfüllt: Das meiste, was ich in meinem Studium gelernt habe (selbst den Stoff aus dem ersten Semester) musste ich häufig anwenden; v.a. Allgemeinwissen zum Thema Bildung und sehr viel Statistik. Meine Praktikumsstelle arbeitete außerdem mit dem Statistik Programm SPSS. Eine weitere Erwartung an mein Praktikum war, einen ersten Eindruck von meinem potenziellen zukünftigen Berufsfeld zu bekommen und genauer zu wissen, in welche Richtung ich im Master gehe. Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass ich in die sozialpolitische Richtung, mit dem Schwerpunkt Bildung und Armut, gehen möchte. Das Praktikum hat mir sehr bei der Orientierung für meine zukünftige Berufskarriere geholfen. Ich bin sehr glücklich darüber, dieses Praktikum absolviert zu haben, vor allem in der Türkei. Denn ich hatte schon immer mit dem Gedanken gespielt, irgendwann dort hinzuziehen und wenigstens für eine kurze Zeit dort zu arbeiten. Jede Erwartung, die ich an das Auslandspraktikum hatte, wurde erfüllt.

4. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben Sie als Türkeistämmige/r aus Deutschland in ihrer Heimat-und Gastkultur entdecken können? Gab es Verhaltensweisen, die Ihnen fremd waren?
Egal, ob man ein in der Türkei oder ein in Deutschland lebender Türke ist, viele sind der Meinung, dass sie gleich sind und dieselbe Kultur ausleben. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Türkei-Stämmigen in Deutschland haben sich eine eigene Kultur aufgebaut. Natürlich gibt es Ähnlichkeiten zwischen den Türken in der Türkei und denen in Deutschland. Die Unterschiede, die ich beobachtet habe, sind, dass Türkeieinwohner ihr Leben gerne öffentlich ausleben und ihre Probleme sehr offen bereden, was Türken in Deutschland eher weniger tun. Die Gemeinsamkeiten, die beide Kulturen miteinander teilen, sind, dass beide sehr gastfreundlich sind. Im Arbeitsleben habe ich ebenfalls mehrere Unterschiede entdeckt. Zum Beispiel sind in Deutschland die Arbeitsverhältnisse viel diskreter und disziplinierter. Die Mittagspause in Deutschland wird auf die Minute genau notiert und dementsprechend entlohnt oder nicht. Die Verhältnisse zwischen Arbeitskollegen in Deutschland ist auch etwas diskreter und Private Themen werden vom Arbeitsplatz ferngehalten. In der Türkei ist dies etwas anders. Die Pausen oder Arbeitszeiten sind etwas entspannter und werden nicht so genau gemessen. Zudem wird in der Türkei das Mittagessen vom Arbeitgeber bezahlt und die Arbeitnehmer werden morgens von zuhause mit dem vom Arbeitgeber gestellten Service abgeholt und wieder nach Hause gefahren. In Deutschland ist dies anders: Jeder muss selbst die Fahrt zur Arbeit finanzieren. Die dortigen Bedingungen waren mir fremd, weil ich sie noch nie in Deutschland gesehen habe. Ich hatte zuvor in Istanbul noch nie einen Unterschied beobachtet. Ich dachte immer, dass Türken in Deutschland viel moderner seien, als die in der Türkei, weil sie in Europa leben und die deutsche Kultur miterleben können. Ganz im Gegenteil: (Die folgende Beobachtung beruht eher auf einer subjektiven Meinung.) Ich habe beobachten können, dass die Türkischstämmigen in Deutschland viel konservativer, strenger und disziplinierter sind, als die Türken in der Türkei.

5. Schildern Sie ein irritierendes Ereignis. Haben Sie dafür eine Erklärung? Denken Sie an das Interkulturelle Training für mögliche Erklärungsansätze.
Beim Interkulturellen Training habe ich gelernt, wie ich mit anderen Kulturen sensibler umgehen kann. Fremdheitserfahrungen müsste jeder Mensch mindestens einmal erlebt haben. Vor allem leben Menschen mit so vielen verschiedenen Kulturen an einem Ort zusammen, dass Erfahrungen mit Fremdheit zur Multidimensionalität der Kultur dazugehören. Das interkulturelle Training hat uns viele Einblicke verschafft, aus denen ich gelernt habe, viel toleranter und mit einem sensibleren Bewusstsein mit dem „Fremden“ umzugehen. Vor allem, wenn man in einer fremden Nation ist, dessen Kultur nicht mal ansatzweise der Eigenen ähnelt, muss man als Voraussetzung für ein harmonierendes Miteinander, die dortige Kultur immer vor Augen haben. Denn ein neues Land bedeutet eine neue Kultur, bedeutet neue Traditionen, Sitten und sogar manchmal eine ganz andere Sprache. Ein neues Land hat auch neue Regeln. Ist man sich dieser bewusst und offen für solche Begegnung, ist man eigentlich gut vorbereitet. Offenheit und Toleranz sind die wichtigsten Werte in solchen Situationen. Alle Kulturgruppen haben unterschiedliche Traditionen oder Elemente, die Menschen aus anderen Kulturen stören könnten. Man sollte früh genug damit anfangen, andere Kulturen zu verstehen. Genauer genommen sollte man lernen, dass es andere Kulturen gibt und diese sich von der eigenen unterscheiden können.

Für eine Kultur existiert kein „Richtig“ oder „Falsch“. Auch wenn meine Familie und ich aus der Türkei stammen, habe ich Momente während meines Praktikums erlebt, in denen ich mich fremd fühlte. Zum Beispiel wird am Arbeitsplatz sehr viel über Privates gesprochen und auch miteinander ausgegangen, was ich zum ersten Mal erlebte. In meinen vorherigen Jobs in Deutschland waren die Angestellten im Umgang miteinander professioneller und distanzierter.

6. Wie gestaltete sich Ihr Kontakt zu Ortsansässigen?
Mein Kontakt zu Ortsansässigen fiel mir eigentlich einfach. Denn die Ortsansässigen sind selbst sehr offene und neugierige Menschen, welche von alleine auf einen zu kommen. Aber da ich mehrmals im Jahr in die Heimat fliege, fällt es mir recht einfach, mit Ortsansässigen in Kontakt zu treten. Ich behielt dennoch etwas Abstand; denn der Sprache wegen, hatte ich Angst, mich falsch auszudrücken. Auch wenn ich zu Hause die Sprache immer spreche, hatte ich dennoch hin und wieder Schwierigkeiten dabei, mich klar auszudrücken. Zuhause in Deutschland konnte ich auch auf Deutsch reden, was ich in der Türkei nicht mehr konnte. Deshalb war ich vorsichtiger mit meiner Ausdrucksweise. Ansonsten fiel mir der Kontakt zu Ortsansässigen sehr leicht. Ich habe schließlich sehr viele neue Freunde dazu gewonnen.

7. Schildern Sie bitte ein spannendes oder schönes Ereignis, das sich durch den Kulturaustausch ergab.
Das schönste Ereignis, das sich durch den Kulturaustausch ergab, ist mein Entschluss, irgendwann in die Türkei zu ziehen. Ich war mir vorher immer sicher, dass ich in die Türkei ziehen möchte, wenigstens für eine kurze Zeit. Aber da ich in Deutschland geboren und groß geworden bin und eher die deutschen Arbeitsverhältnisse gewohnt bin, dachte ich, dass das Leben in der Türkei doch nichts für mich sei. Immerhin gehe ich nur zum Urlaub und Besuch von Verwandten in die Türkei. Dort zu leben und zu arbeiten, ist jedoch etwas ganz anderes. Denn in ein fremdes Land zu ziehen und dort zu leben ist nicht so einfach, wie es von außen wirkt. Ich bin so glücklich darüber, diese Erfahrung gemacht zu haben, denn dadurch ist das schönste Ereignis meines Lebens geschehen. Ich kann mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass ich für eine kurze Zeit dorthin ziehen will. Aber definitiv nicht nach Istanbul. Istanbul ist zu groß für mich. Die Stadt, die Metropole ist nicht für Menschen mit schwachen Nerven geeignet. Der Verkehr, die Menschen und die Lautstärke sind unerträglich. Wenn ich irgendwo in der Türkei wohnen würde, wäre es am Schwarzen Meer. In der Nähe des Geburtsorts meines Vaters. Denn dort ist es etwas ruhiger und die Menschen und ihr Temperament sind entspannter für mich. Das ist das Schönste, was mir während des Kulturaustausches passieren konnte. Denn ich fürchtete, dass genau das Gegenteil passieren könnte. Deshalb bin ich froh, das Auslandspraktikum absolviert zu haben. Dass ich zudem neue Freunde gefunden habe, ist auch eines der schönsten Ereignisse während des Kulturaustausches. Freunde kann man überall auf der Welt machen, aber am Besten ist es, wenn die Menschen einem in schweren Zeiten geholfen haben. Am Anfang und gegen Ende des Praktikums haben Sie mir sehr geholfen. Egal worum es ging, ob finanzielle Hilfe oder allgemeine Fragen, waren sie sehr hilfreich. Ich bin sehr glücklich, sie kennen gelernt zu haben und auch in so einer Organisation mein Praktikum gemacht zu haben.

8. Wie hat der Auslandsaufenthalt Ihren Blick auf Ihre persönliche Kultur verändert? Tragen Sie Ihre interkulturellen Erfahrungen nach Ihrer Rückkehr mit in Ihren Alltag? Inwiefern beeinflussen sie Ihr Verhalten, Ihre Einstellung und Werte?
Seitdem ich zurück aus dem Ausland gekommen bin, spreche ich viel selbstsicherer Türkisch. Es fällt mir nicht mehr so schwer, türkisch zu reden und ich werde auch nicht mehr so nervös. Dasselbe passierte auch mit meinen Englischkenntnissen. Ich spreche viel selbstsicherer Englisch. Davor schämte ich mich, wegen meines deutschen Akzentes, aber nun ist mir dies auch egal. Denn man lernt nur durch Praxis und nicht durch Theorie. Durch den Auslandsaufenthalt bin ich auch viel geduldiger geworden, da man in einer Metropole wie Istanbul nur durch den Tag kommt, wenn man geduldig ist. Vor allem mit den öffentlichen Verkehrsmittel muss man echt geduldig sein, weil sie, egal zur welcher Uhrzeit, immer voll sind. Ich war schon immer selbstständig, aber durch mein Auslandsaufenthalt bin ich noch selbstständiger geworden. Ich war für 2 Monate in Istanbul, welches nicht meine Heimatstadt ist oder ich auch zuvor nicht länger als eine Woche geblieben bin. Man muss einfach selbstständiger und mutiger werden. Meine Einstellungen haben sich eigentlich nicht verändert, ich habe immer noch dieselben Einstellungen. Die einzige Einstellung, die sich verändert hat, ist meine Einstellung gegenüber den Türken in Istanbul. Denn die Istanbuleinwohner sind sehr modern und gar nicht so konservativ, wie man es immer gedacht hat. Meine Werte haben sich gar nicht geändert. Ich habe immer noch dieselben Werte, wie zuvor. Das Einzige, dass sich an meiner persönlichen Kultur verändert hat, ist meine Geduld, dass ich selbstständiger geworden bin und dass ich viel sicherer geworden bin in der türkischen und englischen Sprache.

9. Inwiefern hat der Auslandsaufenthalt Ihre interkulturelle Kompetenz gefördert?
Interkulturelle Kompetenzen sind dazu da, um sich in andere Kulturen, Gruppen oder Individuen zu integrieren und mit ihnen zu kommunizieren. Der Auslandsaufenthalt hat meine interkulturellen Kompetenzen etwas gefördert. Dadurch bin ich etwas offener, was das Ansprechen von fremden Menschen angeht, geworden und reagiere viel aufgeschlossener, wenn ich angesprochen werde. Dies wird durch meine besseren Sprachkenntnisse gefördert.

10. Inwiefern hat das Praktikum Ihre (Fach-)sprachlichen Kenntnisse gefördert?
Mein Praktikum und mein Auslandsaufenthalt haben meine sprachlichen Kenntnisse extrem gefördert. Wie zuvor erwähnt, bin ich durch meinen Auslandsaufenthalt viel selbstsicherer im Türkischen und im Englischen geworden. Mein türkisches Vokabular vor allem hat sich sehr erweitert. Ich fühle mich auch ziemlich sicher in meinem Fachtürkisch. Anfangs hatte ich Probleme mit dem Türkisch und den Fachbegriffen meines Praktikums. Nach 8 Wochen war ich so selbstsicher und so entspannt beim Sprechen, dass ich auch nachdem ich zurück war, immer noch sicherer sprach, als zuvor. Ich kann zwar nicht objektiv darüber urteilen, aber viele bestätigten, dass mein deutscher Akzent im Türkischen nicht mehr so stark sei. Sie behaupteten sogar, dass mein Akzent sich anhöre, als wäre ich aus der Region des Schwarzen Meeres. Ich rede auch viel langsamer im Türkische, damit ich keine grammatikalischen Fehler mache und auch nicht mehr Türkisch und Deutsche miteinander vermische, welches ich zuvor sehr oft getan hatte. Meine sprachlichen Kenntnisse haben sich sehr verändert und ich habe mich an die türkische Sprache gewöhnt. Als ich zurück in Deutschland war, musste ich mich erst daran gewöhnen, wieder Deutsch zu sprechen. Meine Grammatik und Rechtschreibung haben sich ebenfalls verbessert, da ich sehr viel auf Türkisch lesen und schreiben musste. Außerden ist mein Selbstbewusstsein beim Sprechen gestärkt. Ich bin sehr glücklich, diese Erfahrung gemacht zu haben, denn mein Türksich zu verbessern, war eines meiner wichtigsten Motivationen für das Auslandspraktikum. Zudem hat sich mein Englisch verbessert, weil ich die letzte Woche nur mit einer Amerikanerin mit türkischem Migrationshintergrund zusammengearbeitet habe. Dadurch lernte ich, dass es egal ist, ob man einen deutschen Akzent beim Sprechen hat oder nicht – solange man viel kommuniziert und übt, entwickelt sich das gesamte Sprechen ins Positive.

11. Wenn Sie jetzt zurückblicken: Welche Vorteile hat Ihnen die Teilnahme am Roots- Programm für Ihren persönlichen und berufspraktischen Werdegang bieten können?
Wie ich auch am Anfang sagte, hatte ich sehr viele Erwartungen an das Roots-Programm und alle Erwartungen die ich hatte, wurden erfüllt. Die Teilnahme am Roots-Programm hat mir sehr viele Optionen und Vorteile im berufspraktischen Werdegang bieten können. Nun weiß ich, dass für uns Deutsch-Türkischen Studenten ein viel größerer Markt offen ist, denn ein internationaler Arbeitsmarkt wird uns geboten. Wir haben nicht nur sehr viele Berufschancen hier in Deutschland, sondern auch in der Türkei. Ich bin sehr glücklich, diese Erfahrung gemacht zu haben, denn davor war ich mir nicht sicher, ob wir so viele Berufschancen hätten. Ich dachte mir sogar, dass wir Nachteile auf dem Arbeitsmarkt hätten, weil wir mit Migrationshintergrund hier leben. Aber ganz im Gegenteil, haben wir viel mehr Optionen, als andere. Wir können international arbeiten und haben auch in jedem Arbeitsmarkt Vorteile, weil wir mehr als zwei Sprachen sprechen. Wir sprechen nicht nur Deutsch und Englisch oder Türkisch und Englisch. Ich selbst spreche sogar mehr als 3 Sprachen. Das alles sind Vorteile in unserem zukünftigen beruflichen Werdegang. Hinzu kommt, dass wir (wie zuvor, aber nun genauer) wissen, wie der Arbeitsmarkt vor Ort in der Türkei abläuft, wie das Land, die Kultur, die Menschen miteinander agieren und wie wichtig es ist, auf dem internationalen Arbeitsmarkt vertretbar zu sein. Dies sind Vorteile, die die Teilnahme am Roots-Programm mich gelehrt hat. Ohne das Roots-Programm wäre ich auch gar nicht darauf gekommen, diesen Auslandsaufenthalt zu machen, weil ich nicht wüsste, wie oder wo ich mich bewerben müsste. Ich bin so froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. In meinem persönlichen Werdegang hat mir das Roots-Programm dabei geholfen zu verstehen, dass wir nicht zwischen zwei Kulturen stehen, sondern dass wir mehr Vorteile haben, weil wir mit zwei Kulturen leben. Wir haben nicht nur sprachliche Vorteile, sondern auch das Glück, zwei Orte unser „Zuhause“ nennen zu können. Der eine Ort, an dem meine Verwandte leben und von wo meine Wurzeln stammen, ist meine Heimat. Der andere Ort ist der, an dem ich geboren und aufgewachsen bin. Ich bin nicht unentschlossen, ich stehe auch nicht zwischen zwei Kulturen. Ich besitze beide Kulturen und kann nur daraus lernen, reifer und erwachsener werden. Somit hat mir das Roots-Programm nicht nur berufspraktische Vorteile gebracht, sondern auch Persönliche. Hiermit möchte ich herzlich dafür bedanken, dass Sie das Roots-Programm eingeführt haben. Ich hoffe, dass es das Roots-Programm irgendwann nicht nur für Studentinnen mit türkischem Migrationshintergrund geben wird, sondern auch für alle anderen Kulturen hier in Deutschland.

12. Sonstige Bemerkungen, wie z.B. zur Betreuung durch das International Office, zum Sprachkurs oder Interkulturellen Training
Mit der Betreuung durch das International Office war ich sehr zufrieden. Als ich Fragen an Herrn Bücken hatte, half und antwortete er mir jedes Mal. Er war dabei sehr geduldig und hilfsbereit. Die Betreuung vom Roots-Programm fand ich auch sehr gut: Frau Kurnaz hat mich auch während meines Auslandsaufenthalt noch angeschrieben und gefragt, ob alles gut liefe und ob ich zufrieden wäre. Das Interkulturelle Training ist ein sehr spannendes Blockseminar, welches ich jedem empfehlen würde, auch Menschen, die keinen Migrationshintergrund haben. Die Sprachkurse von Durlanik sind sehr empfehlenswerte Seminare. Hier lernt man nicht nur, sein Türkisch zu verbessern, sondern erweitert auch sein Vokabular und lernt, wie sich die Sprache entwickelt hat. Das Programm ist ein Riesenpaket, welches die praktischen und theoretischen Aspekte der Sprache beinhaltet.