Ich entschied mich relativ spontan dazu, ein ERASMUS-Praktikum im Sommer 2017 zu absolvieren. Da ich bisher über kaum Spanischkenntnisse verfügte, war es ein persönlicher Wunsch, in einem spanischsprachigen Unternehmen Berufserfahrungen zu sammeln und eine neue Sprache zu erlernen. Zuvor war ich schon häufiger auf Gran Canaria gewesen, weil ich das Land und die Kultur einfach faszinierend finde und dort auch schon einige Freunde hatte die dort lebten. Im Dezember 2016 erhielt ich das Angebot im Rahmen meines Medien-/Kommunikationsstudiums einen Praktikumsplatz in der Direktion/Gästebetreuung im Seaside Sandy Beach Hotel auf Gran Canaria anzutreten. Meine persönlichen Beweggründe für den Auslandsaufenthalt in Spanien waren unter Anderem, neue Erfahrungen zu sammeln und das Leben in einem anderen Land kennenzulernen. Ich hatte schon immer großes Interesse an der spanischen Sprache, jedoch hat sich nie die passende Gelegenheit für einen Auslandsaufenthalt dieser Art angeboten. Da ich zurzeit im Medien-/ und Kommunikationsbereich studiere, war es für mich es außerdem wichtig Auslandserfahrungen und Kenntnisse einer weiteren Fremdsprache zu sammeln, da dies im späteren Arbeitsleben von Vorteil sein kann.

Informationen Seaside Sandy Beach Hotel
Die Seaside Hotelkette besitzt drei Hotels auf Gran Canaria (Grand Residencia 5*+, Palm Beach 5* in Faro de Maspalomas und Sandy Beach 4* in Playa del Inglés), sowie ein Hotel auf Lanzarote und sechs Hotels in Deutschland. Das Seaside Hotel Sandy Beach gehört zu den führenden der Insel und verfügt über ein internationales, sowie anspruchsvolles Publikum. Es befindet sich in der Urlauberregion Playa del Inglés im Süden von Gran Canaria und besitzt insgesamt 256 Hotelzimmer und 486 Gästebetten.

Formalitäten
Nach Zusage der Praktikumsstelle erkundigte ich mich beim Studienkoordinator für Praktika meines Studiengangs, Herrn Marco Höhn, über eine mögliche finanzielle Unterstützung, da dass Praktikum nicht vergütet wurde. Dabei bin ich im Laufe meiner Recherche nach Unterstützungsmöglichkeiten auf die ERASMUS+ Förderung der Universität Bremen gestoßen. Nachdem ich die nötigen Kontaktdaten für den zuständigen Praktikumsbeauftragten von ERASMUS+, Herrn Mathias Bücken erhalten habe, konnte ich bei einem persönlichen Gespräch mit ihm alle nötigen Anliegen klären, damit der Gewährung meines Stipendiums nichts mehr im Wege stand. Mein erster Eindruck war sehr positiv, da sich der Praktikumskoordinator sehr gut um mich gekümmert hatte. Nachdem ich ein Versicherungspaket für meine mehrmonatige Reise (Unfall-Haft- und Auslandskrankenversicherung) beim DAAD online abgeschlossen hatte, wurden alle benötigten Unterlagen, die ich erhalten und unterzeichnet habe, schnell bearbeitet und meine ERASMUS+-Förderung genehmigt. Die Auslandsversicherung hat 32,00€ pro Monat gekostet. Letztendlich ermöglichte mir die Förderung mit einem ERASMUS-Stipendium eine Teilfinanzierung des Praktikums und erleichterte mir damit die Finanzierung für den Auslandsaufenthalt.

Anreise
Ich bin für den Flug nach Gran Canaria in Vorkasse getreten und habe ihn selbst organisiert. Falls man jedoch Probleme bei der Suche hat, helfen einem die Direktionsassistenten des Sandy Beach Hotel gerne aus. Das Budget liegt hierbei bei 300 Euro, die Differenz muss man selbst begleichen. Das Geld erhält man dann vor Ort zurück erstattet. Ich bin am 25. Juni mit Germania Airlines von Bremen nach Las Palmas geflogen und am 04. November zurück nach Deutschland gekommen. Die Flugkosten lagen insgesamt bei 380 Euro. Die Flugzeit betrug jeweils 4,5 Stunden. Nach der Ankunft am Flughafen in Las Palmas, hatte man die Möglichkeit mit dem Taxi (ca. 45 Euro) oder mit dem Bus (ca. 4 Euro) nach Playa del Inglés zu fahren. Ich habe mich für die günstigere Alternative entschieden, da ich auf der Insel schon etwas ortskundig war. Die nächstgelegene Bushaltestelle zum Hotel ist das Yumbo Centro Comercial. Die Fahrt vom Flughafen dauert ca. 40-45 Minuten. Im Hotel wurde ich freundlich vom Direktionsassistenten Christian Körner Espino empfangen. Ein Zimmer wurde mir direkt zur Verfügung gestellt. Zur Abendzeit wurde ich von einer anderen Praktikantin durch das Hotel und die Arbeitsräume geführt, wobei sie mir die Regeln und die Arbeit im Hotel erklärt hat. Somit konnte ich mir schon einmal einen kleinen Eindruck machen, was mich erwarte würde.

Unterkunft und Verpflegung
Im Verlauf der Praktikumszeit wurde mir ein Zimmer im Hotel kostenlos zur Verfügung gestellt. Wenn andere Praktikantinnen da waren, musste ich mir die Unterkunft mit ihnen teilen. Die Zimmer sind sehr geräumig und bequem. In der Regel hatten wir immer ein Doppelzimmer und hatten eine gute Alltagsausstattung (z.B. Föhn, TV mit deutschen Sendern, Handtücher etc.). Ein Nachteil im Hotel war der ständige Umzug, da das Sandy Beach Hotel sehr oft ausgebucht war.
Auch das Essen im Hotel war immer kostenfrei. Während der Arbeitszeit und an freien Tagen konnte man zu bestimmten Zeiten im Comedor mit anderen Angestellten essen. Abends bekamen wir zudem die Möglichkeit einen Teller vom Gästebuffet zu erhalten.

Arbeitsablauf
Der Alltag der Direktionspraktikanten ist relativ gleich strukturiert. Meistens arbeitet man von 13:00 Uhr – 21:00 Uhr. Gegen Ende meiner Praktikumszeit hatte ich auch häufiger den Frühdienst von 8:00 Uhr -16:00 Uhr. Ich arbeitete 40 Stunden in der Woche und hatte dabei wöchentlich zwei Tage frei.
Von 13:00 Uhr – ca. 15:30 Uhr habe ich mit einer Kollegin der Direktion und/oder einer weiteren Praktikantin an der Bar im Restaurant zum Mittagsbuffet gearbeitet. Unsere Aufgabe war es die bestellten Getränke der Hotelgäste zuzubereiten, damit sie von den Kellnern zu den Plätzen gebracht wurden. Gegen Ende der Mittagszeit mussten wir den Arbeitsplatz säubern und aufgebrauchte Utensilien wieder auffüllen (Flaschen, Gläser/Tassen, Strohhalme, Servietten etc. auffüllen). Zudem haben wir die Gäste an der Bar bedient.
Ab ca. 15:30 Uhr folgten die Gästekorrespondenz per Email und allgemeine administrative Aufgaben im Büro der Direktion. Man war ständiger Ansprechpartner für Gäste des Hotels bei Fragen, Anregungen, Beschwerden und Wünschen. Dazu gehörten unter Anderem die Beantwortung von Fragen, Eintragung und Beantwortung von Zimmerwünschen, sowie Jacuzzi Reservierungen, Organisation und Durchführung spezieller Pakete, z.B. „Honeymoon“, „SweetDreams“ oder Ähnlichem, das Schreiben von Memos z.B. für Geburtstage/ Jahrestage und das Erledigen von Briefen von Kooperationspartnern des Hotels. Die Kommunikation mit den Gästen verlief in unterschiedlichen Sprachen (deutsch, englisch, spanisch, französisch, polnisch).
Nach der Pause um ca. 17:30 Uhr, fand ab 18:00 Uhr das Abenddinner statt. Die Hauptaufgabe bis 21:00 Uhr Uhr bestand darin zu helfen, wo Hilfe gebraucht wurde. Tätigkeiten waren hierbei z.B. Teller abräumen, Bestellungen aufnehmen, evtl. Getränke bringen, Tisch neu eindecken und sich nach dem Wohlbefinden der Gäste zu erkundigen. Weitere Aufgaben die manchmal aufkamen, waren Getränke oder Essen auf das Zimmer bzw. zum Jacuzzi bringen, Plakate schreiben und austauschen, Laminieren von Essenskarten etc.. Des Weiteren durfte ich als Teil der Direktion hin und wieder beim Sektempfang mithelfen. Hierbei war ich für das Begrüßen neuer Gäste, sowie die Verteilung von Blumen und Sekt zuständig.

Integration und Kontakt zu anderen Kollegen und Einheimischen
Zu Anfang meines Praktikums gab es drei Praktikantinnen im Hotel, mich eingeschlossen, zeitweise war ich auch die einzige Praktikantin. Während der Arbeit wird man jedoch sehr schnell in das Hotelteam integriert. Gerade im Büro hat mir das Arbeiten persönlich immer Spaß gemacht, da es hier sehr viel lustiger und lockerer zugeht als meine Berufserfahrungen in Deutschland bisher gezeigt haben. Die Hotelkette „Seaside“ hat mehrere Hotels und auch die Zentrale des Hotels auf Gran Canaria. Dadurch gab es viele andere Praktikanten dort und die Möglichkeit sich mit ihnen auszutauschen. Die Arbeitssprache waren Deutsch und Spanisch. Mit den Mitarbeitern im Restaurant oder an der Rezeption musste ich mich größtenteils in Spanisch verständigen. Anfangs hatte ich ein wenig Hemmungen, da ich über kaum Sprachkenntnisse verfügt habe. Im Laufe der Zeit konnte ich jedoch immer mehr verstehen und auch ich habe versucht Spanisch zu sprechen, was mir sehr zu Gute kam, weil es von Mal zu Mal immer besser lief.
Auf Gran Canaria ist es einfach Freunde zu finden. Alles ist sehr international und die Canarios sind sehr offen und lernen gerne Menschen aus anderen Ländern kennen. Überdies lebte ein Freund seit 3 Jahren auf Gran Canaria. Er kannte noch einige Leute, die ich wiederum über ihn kennenlernte. Somit konnte ich in dieser Zeit sehr viel Kontakt zu Einheimischen und vielen anderen zugezogenen Menschen aus anderen Ländern (z.B. England, Schweiz, Polen etc.) knüpfen. Wenn man offen ist, ist es auf den Kanaren nicht sehr schwierig Kontakte zu knüpfen.

Freizeitgestaltung
Durch den Umfang der Arbeit blieb auch Raum für Freizeitaktivitäten. Der Alltag ist mit unserer westlichen Lebensweise vergleichbar. Die Lebenserhaltungskosten sind günstig, wobei es darauf ankommt ob man in einem touristischen oder einheimischen Viertel einkauft. Man bekommt alles was es bei uns in Deutschland auch gibt. Das Leben auf der Insel war sehr entspannt und die Einheimischen sind unheimlich herzliche und hilfsbereite Menschen. Der Ort Playa del Inglés ist zwar leider vom Massentourismus geprägt, dennoch lässt es sich für ein paar Monate gut aushalten. Das Meer und der Strand waren in ein paar Minuten zu Fuß vom Hotel erreichbar und eine nette Abwechslung zur deutschen Freizeitgestaltung.

Fazit und Empfehlungen
Rückblickend auf die vergangenen vier Monate bin ich sehr glücklich über meine Entscheidung ein Auslandspraktikum auf Gran Canaria gemacht zu haben. Es war eine sehr bereichernde Erfahrung, sowohl beruflich als auch privat. In dieser Zeit habe ich vor allem viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und musste lernen mich schnell an neue Situationen anpassen zu können. Die Spanisch-, als auch andere Sprachkenntnisse verbesserten sich in dieser Zeit enorm. Dieses Praktikum bietet die Möglichkeit, verschiedene Bereiche der Direktion kennenzulernen und somit zahlreiche Erfahrungen zu sammeln.
Gran Canaria ist eine abwechslungsreiche, landschaftlich faszinierende Insel. Meer, Strände, Berge, nette, offene Menschen – die Insel bietet alles, um ein schönes Leben dort zu führen. Dennoch unterscheidet das Arbeitsleben vom Urlaubsleben enorm, da man die Insel, wenn man selbst dort lebt und arbeitet, aus einer anderen Perspektive betrachtet, wie wenn man dort nur seinen Urlaub verbringen würde.

Strand von Playa del Inglés – Maspalomas

Berglandschaft von Mogán