Einleitung:

1. Warum hatten Sie sich zum Roots-Praktikum angemeldet und was waren Ihre Erwartungen an das Programm? Welche Vorteile haben Sie für sich in diesem Programm gesehen?
Das Programm hatte meine Neugier schon damit geweckt, dass es mich direkt als türkische Muttersprachlerin ansprach. Das Roots-Praktikum bot mir die Gelegenheit, im Rahmen eines universitären Programms, meine Muttersprache zu professionalisieren und Fuß in der Arbeitswelt der Türkei zu fassen.

Ich möchte im Laufe meiner zukünftigen Berufskarriere international tätig sein und plane deswegen schon seit dem Abitur, während meines Studiums ins Ausland zu gehen. In erster Linie möchte ich dadurch meine Fremdsprachenkenntnisse (auch die, außerhalb der Schule) verbessern. Zwar habe ich auch vor, in einem englisch- und/ oder spanischsprachigen Land ein Auslandspraktikum zu absolvieren, jedoch liegt mir ebenso viel daran, meine Muttersprache zu perfektionieren. Denn die eigene Muttersprache wird automatisch vernachlässigt, wenn man in einem anderssprachigen Land aufwächst. Während ich beispielsweise akzentfrei und fließend Deutsch spreche, bemerken Einwohner der Türkei beim Sprechen sofort meinen deutschen Akzent. Auch die Fähigkeit des Freisprechens und das Vokabular bei anspruchsvolleren Themen, wie bspw. Politik, fehlen mir.

Meine Erwartungen an das Roots-Programm waren, dass ich zunächst mithilfe des Türkisch Kurses und des Interkulturellen Trainings auf das Auslandspraktikum vorbereitet werde. Anschließend erhoffte ich mir im Laufe des Praktikums mein Türkisch zu verbessern und gleichzeitig ein Bild von der Arbeitswelt und dem alltäglichen Leben in der Türkei zu bekommen. Die Vorteile die ich somit haben sollte, waren eine realistische Vorstellung vom (Berufs)Leben in der Türkei, die man meiner Meinung nach, nur durch eigene Erfahrungen bekommen kann.

Anders als Nichtteilnehmer an dem Praktikum, sollte ich die Karrieremöglichkeiten und Unternehmenshierarchie der jeweiligen Branche in der Türkei hautnah erleben. Folglich wüsste ich genauer welche Qualitäten für den Einstieg in ein dortiges Unternehmen gefragt und welche Prioritäten und Arbeitsweisen in Deutschland bspw. anders sind. Zudem würde ich Unterschiede des Lebensstils in der Türkei, im Vergleich zum dem Deutschen, sehen.

2. Beschreiben Sie kurz das Unternehmen/ die Organisation in dem Sie Ihr Praktikum absolviert haben. Benennen Sie grob Ihre Tätigkeiten.
Ich habe mein Praktikum im Sales und Marketing Department des Hotels „Crowne Plaza Istanbul Florya“ in Istanbul absolviert. Das Fünfsternehotel gehört zu einem der zwölf Marken des internationalen Hotelunternehmens IHG („Inter Continental Hotels Group“).

Das Department, welches alle Sales und Marketing Prozesse des Hotels leitet, ist in verschiedene Bereiche eingeteilt: Corporate Sales, Banquet Sales, Agenturverkäufe, PR und Anatolia Sales. Dazu gehört auch der Reservierungsbereich, in dem ich gearbeitet habe. Wir hatten zwar unser eigenes Büro, jedoch war es direkt an das offene Büro der anderen Sales-Mitarbeiter angeknüpft. Dadurch konnten wir ständig in Verbindung bleiben und uns gegenseitig darüber informieren, was bei uns vor sich ging.

Im Reservierungsbereich gehöhrten zu meinen Tätigkeiten hauptsächlich die Durchführung der Reservierungen von Agenturen, Firmen, Gruppen und die normaler Kunden. Ebenso war ich mitverantwortlich für die Telefonanrufe, u.a. dem Kundenservice per Telefon. Neben der Haupttätigkeiten kümmerte ich mich um den Ausdruck der (bspw. Einnahmen-) Berichte, das Backup der Reservationen der darauf folgenden Tage und um die Kontrolle der monatlichen Rechnungen der Agenturen, um einen Zahlungsüberschuss der Kommissionen zu vermeiden. Außerdem arbeitete ich mit der Revenue Managerin zusammen, welche zugleich die Reservierungsabteilung leitet. Täglich und vorausschauend verglich ich die Preise unseres Hotels mit denen der Konkurrenzhotels. Zusammen mit der Revenue Managerin haben wir unsere Preise dementsprechend entweder angehoben oder gesenkt. Zwischendurch kontrollierten wir gemeinsam die täglichen Einnahmen des Hotels und ob diese zu dem Monatsziel führten.

3. Welche Erwartungen hatten Sie an Ihr Praktikum in der Türkei? Haben sich diese Erwartungen erfüllt?
Meine Erwartungen an das Praktikum bezüglich meiner sprachlichen Kompetenzen haben sich weitgehend erfüllt. Im Laufe des Praktikums konnte ich zunächst keine Verbesserung meiner Sprachfähigkeiten bewusst erkennen. Gegen Ende des Praktikums hingegen bekam ich häufig positive Rückmeldung und mir wurde zugeredet, dass ich deutlich freier und fließender Türkisch spräche, als am Anfang des Praktikums. Rückblickend fiel mir ebenso mein selbstbewusster gewordenes Auftreten auf (zu dem höchstwahrscheinlich das freiere Sprechen beigetragen hat).

Neben der Verbesserung meiner sprachlichen Fähigkeiten, konnte ich auch entsprechend meiner restlichen Erwartungen, einen guten Einblick in die Tourismusbranche in der Türkei bekommen. Anhand des Praktikums erlebte ich mit, unter welchen Konditionen und Bedingungen die Angestellten (überwiegend die Arbeitsverhältnisse des Sales und Marketing Teams) arbeiten. Ebenso konnte ich mir einen Eindruck von der Hierarchie im Sales-Bereich und der Atmosphäre unter den Mitarbeitern aus unterschiedlichen Bereichen verschaffen.

Schließlich erlebte ich durch den Auslandsaufenthalt das Alltags- und Arbeitsleben in der Türkei. Zuvor hatte ich mein Heimatland nur aus der Urlauberperspektive gekannt, aber keine Vorstellung davon gehabt, wie es sich dort über einen längeren Zeitraum leben lässt und was anders ist, als das alltägliche Leben in Deutschland. Gegen Ende meines Praktikums konnte ich abwägen, welche Vor- und Nachteile das Alltags- und Arbeitsleben in der Türkei und in Deutschland bieten.

Reflexion Interkultureller Situationen:

4. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben Sie als Türkeistämmige/r aus Deutschland in ihrer Heimat-und Gastkultur entdecken können? Gab es Verhaltensweisen, die Ihnen fremd waren?
Bevor ich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Türken in Deutschland und denen in der Türkei nenne, möchte ich folgendes erwähnen: Es fiel mir interessanterweise deutlich schwerer, die Gemeinsamkeiten zu finden, als die Unterschiede. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Unterschiede auffallen und Gemeinsamkeiten eher nicht (bis man aktiv nach ihnen sucht), da sie als selbstverständlich gesehen werden.

Nun zu den Gemeinsamkeiten: Mir ist im Nachhinein erst bewusst geworden, dass Bildung und v.a. die berufliche Karriere (bei den meisten) in der türkischen Gesellschaft einen gleich hohen Stellenwert haben und für das persönliche Profil von Bedeutung sind. Zudem wird neben der Arbeit, viel Wert auf das Privat- & Sozialleben gelegt und ein ähnliches Verständnis von Freizeitgestaltung gepflegt. Des Weiteren haben viele Einwohner der Türkei das starke Bedürfnis danach, nach Europa (z.B. nach Deutschland) auszuwandern und dort eine neue Existenz zu gründen, während ironischerweise türkischstämmige Deutsche sich nach dem Leben in der Türkei sehnen. Folglich ist ein Großteil beider Seiten nicht vollkommen zufrieden mit seinem Wohnort.

Die Liste der Unterschiede ist deutlich länger, als die der Gemeinsamkeiten, wobei es durchaus möglich ist, dass mir einige Gemeinsamkeiten noch gar nicht bewusst sind. Am überraschendsten fand ich den Unterschied, dass Türkeieinwohner eine lockerere Einstellung gegenüber typischen Diskussionsthemen zwischen Eltern und ihren jugendlichen Kindern, wie z.B. dem Alkoholkonsum, dem Ausgehen zu späten Zeiten, Partys, Beziehungen etc. haben. Türkischstämmige Eltern in Deutschland sind bei diesen Themen deutlich strenger, was nicht nur meine Familie betrifft, sondern auch die Familien meiner Freunde und meines Umfelds. Wir alle waren erstaunt, als wir in der Türkei miterlebten, welche Freiheiten unsere Cousins, Cousinen und deren Freunde diesbezüglich haben. Türken in Deutschland (und das betrifft v.a. Erwachsene mittleren Alters) versuchen, an den Traditionen, die sie bspw. als Kind oder Jugendliche damals in ihrem Elternhaus in der Türkei erlebt und gelernt haben, aufrecht zu erhalten. Grund dafür ist die Angst, ihre ursprüngliche Kultur zu verlieren und sie dadurch nicht mehr an unsere Generation weitergeben zu können. Den Gedanken weiterführend, befürchten sie, dass diese Kultur unter den in Deutschland lebenden Türken, in Vergessenheit gerät. Die in der Türkei lebenden Türken hingegen bemühen sich darum, sich der europäischen Lebensweise anzupassen und alte Traditionen der türkischen Kultur abzulegen. Dabei muss ich erwähnen, dass dies kaum auf die älteren Generationen (Rentner) zutrifft, bei denen die in Deutschland und die in der Türkei, noch an alten Traditionen festhalten. Ebenso wenig betrifft es die jüngere (meine) Generation, bei denen beide versuchen, alte Traditionen abzulegen.

Außerdem war ich überrascht, als mich am Praktikumsplatz viele, die ich nicht kannte, beim Namen kannten und von meinem Praktikum Bescheid wussten. Dadurch stellte ich fest, dass in der Türkei – ob am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft – dem Einzelnen bzw. anderen Personen, mehr Aufmerksamkeit geschenkt und ihnen gegenüber Interesse gezeigt wird. Es ist dort schwerer in der „Masse“ unterzutauchen, auch wenn es sich um eine Großstadt wie Istanbul handelt. Dass es in Deutschland anders ist, habe ich an mir selbst gemerkt, denn ich schenkte anderen Mitarbeitern, mit denen ich kaum etwas zu tun hatte, im Einzelnen kaum Beachtung. Stattdessen widmete ich meine volle Aufmerksamkeit nur den Mitarbeitern, mit denen ich häufig zusammen war.

Schließlich fand ich es zu Beginn des Praktikums sehr gewöhnungswürdig, dass Verkehrsregeln viel weniger umgesetzt werden und die Pünktlichkeit in der Türkei eine geringere Relevanz hat, als in Deutschland. In der Türkei gingen die Ortsansässigen nicht nur mit dem Straßenverkehr lockerer um, sondern auch mit ihrer eigenen Gesundheit. Ich habe letztlich auch gemerkt, dass wir deutschen Einwohner (vergleichsweise mit denen der Türkei) sehr penibel mit gesundheitlichen Beschwerden umgehen. Wir gehen bspw. viel öfter zum Arzt, ob wegen einer Krankheit oder nur zur Vorsorge oder Kontrolle, denn wir vertrauen am meisten den Ärzten. Häufig schockierte es mich, wie selten viele Ortsansässige zum Arzt gehen, obwohl sie ernsthafte gesundheitliche Probleme hatten. Mit der dortigen Kultur hat diese Verhaltensweise insofern zu tun, dass viele sich auf traditionelle Heilmethoden verlassen, die sie von ihren Eltern und Großeltern gelernt haben.

5. Schildern Sie ein irritierendes Ereignis. Haben Sie dafür eine Erklärung? Denken Sie an das Interkulturelle Training für mögliche Erklärungsansätze.
Ich bin bisher oft in der Türkei gewesen (jedes Jahr einmal), da ein Großteil meiner Familie dort lebt. Da ich immer nur innerhalb des Familienkreises blieb, schob ich zum einen einige Eigenschaften, die kulturell unterschiedlich sind, auf deren Charakter. Außerdem kannte ich bereits einige kulturelle Unterschiede und hatte somit die Möglichkeit, mich mental auf sie vorzubereiten. Beim Praktikumsplatz hat mich dann eine Eigenschaft doch überrascht und eine irritierte Reaktion bei mir ausgelöst. Die Mitarbeiter pflegen (innerhalb der Büros, in dem Falle innerhalb des Departments) ein sehr vertrautes und familiäres Verhältnis untereinander; sie wissen viel Privates übereinander und reden sehr offen darüber. Diese Offenheit und direkte Art, erstaunte mich zu Beginn. Denn diese Verhaltensweise kannte ich zwar von meiner Familie, aber nicht vom professionellen, beruflichen Umfeld. Besonders irritiert reagierte ich, als ich schließlich selbst über Privates „ausgefragt“ wurde, was mir vorerst unangenehm und zu direkt war. Im Interkulturellen Training hatten wir gelernt und darüber diskutiert, dass Menschen Sitten, Verhaltensweisen, Werte und Normen ihrer eigenen Kultur so sehr verinnerlichen, dass diese ihnen „normal“ und als selbstverständlich erscheinen. Wenn sie mit Verhaltensweisen anderer Personen konfrontiert werden, seien sie irritiert und das „Fremde“ wirke auf sie anormal und vielleicht sogar falsch. Wir nannten diese Einstellung, die sog. „rosa Brille der Kultur“. Folglich, um diesen Erklärungsansatz wieder auf mich zu beziehen, erschien mir die Direktheit zunächst aufdringlich und ich fühlte mich sozusagen in die Ecke gedrängt. Und ebenso wie ich verwirrt war, wirkte ich höchstwahrscheinlich sehr schüchtern oder verklemmt auf mein Gegenüber. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Offenheit bzw. Verhaltensweise und Umgangsweise. Ich bin sogar der Meinung, dass ich diese Offenheit teilweise übernommen habe.

6. Wie gestaltete sich Ihr Kontakt zu Ortsansässigen?
Den gesamten Auslandsaufenthalt über gestaltete sich der Kontakt zu Ortsansässigen sehr familiär. Der Großteil empfing mich mit weit aufgeschlossenen Armen. Die Leute, mit denen ich größtenteils zu tun hatte, setzen die Priorität auf die Gesicht-zu-Gesicht-Kommunikation. Daher habe ich kaum mit jemandem per WhatsApp, SMS oder Telefon kommuniziert. Stattdessen traf ich mich mit allen privat und wir unternahmen viel miteinander. Folglich konnte ich zu den Ortsansässigen innerhalb kürzester Zeit ein vertrautes und freundschaftliches Verhältnis aufbauen.

7. Schildern Sie bitte ein spannendes oder schönes Ereignis, das sich durch den Kulturaustausch ergab.
In den ersten Tagen meines Praktikums bin ich im Umgang mit den anderen Mitarbeitern vorsichtig gewesen und war etwas zurückhaltender. Dann beobachtete ich, dass z.B. der andere ortsansässige Praktikant, mit dem ich die Pausen verbrachte und der mir anfangs Vieles im Hotel zeigte, jeden einzelnen Mitarbeiter, dem wir begegneten, grüßte und einen guten Arbeitstag wünschte. Einige fragte er auch im Vorbeigehen, wie es ihnen ginge. Dies war ich nicht gewohnt, denn bisher grüßte ich und unterhielt mich nur mit den Mitarbeitern, die mir vorgestellt wurden. Anderen schenkte ich höchstens im Vorbeigehen ein freundliches Lächeln. In den folgenden Tagen überwand ich mich schließlich dazu, ebenfalls jeden einzelnen Mitarbeiter zu grüßen und ihnen einen schönen Arbeitstag zu wünschen. Plötzlich reagierten die Mitarbeiter ganz anders auf mich – es war wie eine Erleichterung. Sie lächelten mich bei den nächsten Begegnungen direkt an und unterhielten sich mehr mit mir: Viele fragten mich nach meinem Praktikum und versuchten, mich näher kennen zu lernen. Diesen „sozialen Erfolg“ hatte ich dem kulturellen Austausch zu verdanken, welcher eher einseitig war, da nur ich eine Verhaltensweise der anderen Kultur adaptierte. Wohlmöglich gab es auch bestimmte Verhaltensweisen meiner Kultur, die von meinem Umfeld dort angenommen und vielleicht umgesetzt wurden. Jedoch habe ich höchstwahrscheinlich nicht viel davon wahrgenommen, da ich diese Verhaltensweisen gewohnt bin und sie mir somit nicht besonders auffallen.

Gesamtreflexion:

8. Wie hat der Auslandsaufenthalt Ihren Blick auf Ihre persönliche Kultur verändert? Tragen Sie Ihre interkulturellen Erfahrungen nach Ihrer Rückkehr mit in Ihren Alltag? Inwiefern beeinflussen sie Ihr Verhalten, Ihre Einstellung und Werte?
Der Auslandsaufenthalt hat mir einige Eigenschaften und Bestandteile meiner persönlichen Kultur ins Bewusstsein gerufen. Ich habe wie bereits erwähnt festgestellt, dass die Leute meiner Kultur anderen gegenüber distanzierter und etwas verschlossener sind. Eine Eigenschaft, die ich nicht als schlecht verurteilen möchte, denn diese Umgangsweise dient v.a. dem Schutz der eigenen Privatsphäre und wirkt gleichzeitig höflich beim Gegenüber. Da ich mich jedoch an die offene Umgangsweise in der Türkei gewöhnt habe, fällt mir seit meiner Rückkehr nach Deutschland, diese Distanziertheit negativ auf. Um diesen Charakterzug zumindest für mich aufrechtzuerhalten, habe ich ihn in meiner eigenen Kultur übernommen und versuche ihn so gut es geht, in meinen Alltag einzubringen.

Auf der anderen Seite hat der Auslandsaufenthalt mir Werte und Einstellungen meiner persönlichen Kultur näher gebracht, wie z.B. Disziplin, Pünktlichkeit und den unermüdlichen Fokus auf ein hochgestecktes Ziel. Meine persönliche Kultur ist deutlich karriere-orientierter, während die dortige Kultur familienorientierter ist.

9. Inwiefern hat der Auslandsaufenthalt Ihre interkulturelle Kompetenz gefördert?
Meine interkulturelle Kompetenz hat der Auslandsaufenthalt insofern gefördert, dass er mir die Gelegenheit bot, die im Interkulturellen Training angeeigneten Skills, in der Praxis anzuwenden. Demnach konnte ich mich für die Unterschiede zwischen den Kulturen sensibilisieren und das Handeln der Ortsansässigen besser nachvollziehen. Ich ging während des Auslandsaufenthaltes mit Alltagssituationen, in denen beide Kulturen miteinander konfrontiert wurden und in ein Konflikt zu geraten drohten, immer geschickter um. Schließlich konnte ich gegen Ende des Auslandsaufenthaltes so gut mit solchen Situationen umgehen, dass weder mir noch meinem Gegenüber, die Kulturunterschiede kaum auffielen. Das lag zum Teil an meiner „partiellen“ Anpassung und an der Übertragung von einigen kulturellen Eigenschaften der Ortsansässigen, in meine eigene Kultur. Man könnte hier einwenden, dass nicht von interkultureller Kompetenz, sondern von (passiver) Anpassung die Rede ist; ich habe jedoch festgestellt, dass man zwischen passiver Anpassung (der „vollständigen“ Übernahme einer Kultur) und der Aneignung interkultureller Kompetenzen durch eine bewusste Kombination der eigenen mit der fremden Kultur, unterscheiden muss. Denn bei Zweiterem ist man sich der Kulturdifferenzen und Gemeinsamkeiten bewusst und sucht nach Lösungswegen, anhand derer man beide Kulturen gut miteinander vereinbaren kann.

10. Inwiefern hat das Praktikum Ihre (Fach-)sprachlichen Kenntnisse gefördert?
Das Praktikum hat dadurch, dass ich ihn im Ausland absolviert habe, meine fremdsprachlichen Kenntnisse in der Fach- und Umgangssprache gefördert. Anhand der Arbeit im Büro kommunizierte ich permanent auf Türkisch mit den Mitarbeitern und mit den Kunden am Telefon. Und da unser Reservierungsbüro direkt mit dem der Sales-Mitarbeiter verbunden war, bekam ich viel von ihnen mit und konnte durch bloßes Zuhören, sprachlich vieles mitnehmen und lernen. Im Laufe der Zeit erweiterte ich mein fachsprachliches Vokabular und sprach immer fließender und freier. Auch mit den Kunden am Telefon kommunizierte ich geschickter und redete durch meine größere Sprachsicherheit deutlich gewandter. Zusätzlich erweiterte ich dank Kommunikation mit internationalen Kunden, mein englisches fachsprachliches Vokabular und meine englischen Sprachfähigkeiten.

Neben der Fachsprache eignete ich mir die türkische Umgangssprache an. Oft unterhielten sich meine Familienmitglieder und mein dortiger Bekanntenkreis familiärer, als am Praktikumsplatz. So hatte ich die Gelegenheit, mir Redewendungen anzueignen, die Ortsansässige häufig in ihrer Freizeit verwenden, aber normalerweise nie am Arbeitsplatz. Zusammengefasst war das Praktikum eine große Bereicherung für meine fremd- und fachsprachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten.

11. Wenn Sie jetzt zurückblicken: Welche Vorteile hat Ihnen die Teilnahme am Roots-Programm für Ihren persönlichen und berufspraktischen Werdegang bieten können?
Für meinen persönlichen und berufspraktischen Werdegang hat die Teilnahme am Roots-Programm einen wertvollen Beitrag geleistet. Zum einen konnte ich erste Erfahrungen in dem Berufsbereich, in den ich zukünftig einsteigen könnte, sammeln. Diese Möglichkeit hatte ich beispielsweise nicht in den Aushilfsberufen in meiner Abitur- und bisherigen Studienzeit. Im Praktikum hingegen durfte ich am eigenen Leib erfahren, wie es ist, im Sales und Marketing Department eines qualitativen Unternehmens zu arbeiten und lernte zudem verschiedene Bereiche des Departments kennen. Ich hatte einen Einblick in die Hierarchie des Departments und des gesamten Hotels und wie genau die Umgangsweise und der Kontakt bei den Mitarbeitern (v.a. von Position zu Position) untereinander gestaltet ist. Durch den engen Kontakt zu verschiedensten Mitarbeitern (von den Housekeeping-Mitarbeitern bis hin zu den Managern) hatte ich ein realistisches Bild von ihrer Zufriedenheit in ihrer Berufsposition und deren Vor- und Nachteilen. Derartige Eindrücke sind für mich von besonderem Vorteil, um für mich selbst abzuwägen, wie zufrieden und glücklich ich in der einen oder anderen Berufsposition wäre und ob diese zu meinem Charakter und Interessen passten. Zum Beispiel habe ich festgestellt, dass ich ungerne in einer Position arbeiten würde, in der ich nur im Büro säße. Stattdessen gefiele mir eine Position, in der ich hin und wieder im Büro arbeitete, aber größtenteils unterwegs wäre, mich mit Kunden träfe und Veranstaltungen organisierte (wie z.B. der Beruf der Banquet Sales Managerin). Ein Job, in dem ich Aufgaben ausführte, bei denen ich verschiedenste Leute persönlich kennen lernte. Charakterlich müsste ich ebenfalls gewisse Eigenschaften aufweisen, um dieser Position oder auch der Position der Group Sales Managerin standzuhalten: Wer kein starkes Selbstbewusstsein, hohe Belastbarkeit, psychischen Druck und ein sehr hohes Verantwortungsbewusstsein aufweist, bräche schnell in diesem Beruf zusammen und wäre nicht in der Lage, das Unternehmen zu repräsentieren. Des Weiteren half mir das Praktikum bei der Orientierung in Hinblick auf die Branche, in der ich zukünftig tätig sein möchte. Gerade in meinem Studiengang stehen viele Studierende einer sehr umfangreichen Auswahl an Branchen gegenüber und können sich schwer für eine entscheiden. So ähnlich geht es mir. Die Tourismus- und Hotelbranche ist eine, von mehreren Branchen, die mich schon immer gereizt haben. Anhand des Roots-Programms lernte ich sie erstmals näher in einer Tourismus-Metropole, wie Istanbul, kennen. Ich habe nun ein ganz neues, vielseitigeres Bild von der Branche und mein Interesse wurde durch das Praktikum gestärkt.

Schließlich bereitete mich das Roots-Programm auf einen professionellen Aufenthalt in meinem ursprünglichen Heimatsland vor und bot mir die Gelegenheit, ein Teil der dortigen Arbeitswelt zu sein. Neben dem Berufsleben, weiß ich seit meinem Praktikum auch, wie das Alltagsleben dort abläuft und unter welchen Lebensstandards Ortsansässige leben. Während des interkulturellen Trainings und des Auslandsaufenthalts habe ich zudem gelernt, meine persönliche Kultur mit der Dortigen zu vereinbaren. Folglich kann ich für mich besser einschätzen, ob ich in der Lage wäre, in der Türkei zu arbeiten sowie zu leben und weiß, ob ich glücklicher in Deutschland wäre oder nicht.

Zu guter Letzt ist ein besonderer Vorteil des Roots-Programms, dass ich relevante Kontakte in der Hotel- und Tourismusbranche der Türkei knüpfen und mir somit ein erstes berufliches und soziales Netzwerk aufbauen konnte.

12. Sonstige Bemerkungen, wie z.B. zur Betreuung durch das International Office, zum Sprachkurs oder Interkulturellen Training
Abschließend möchte ich erwähnen, dass das International Office und das zuständige Büro für die Kooperation mit der Türkei, mich im Laufe des Roots-Programms gut betreut haben. Sie haben mir v.a. dabei geholfen, ein zu mir passendes Unternehmen zu finden, in dem ich mein Praktikum absolvieren konnte und unterstützen mich mit viel Engagement bei meinem Bewerbungsprozess für das Praktikum. Dadurch eignete ich mir eine Methode an, mit der ich zukünftig vorgehen kann, wenn ich nach Praktikums- und Arbeitsplätzen suche und mich für diese bewerbe.