Allgemeines und Vorbereitungen in Deutschland
Als Studentin der Rechtswissenschaft sind zwei Praktika gemäß Prüfungsordnung vorgesehen. Das Grundpraktikum muss bei einem deutschen Rechtsanwalt / deutscher Rechtsanwältin absolviert werden. Im Gegensatz dazu sind wir bei unserem Schwerpunktpraktikum frei in der Wahl unserer Praktikumsstelle. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich mein Praktikum gerne im Ausland absolvieren möchte. Daher hatte ich bereits im Frühjahr angefangen nach geeigneten Stellen zu suchen. Durch Zufall bin ich auf das Inserat des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie gestoßen. Dieser bietet für Studenten der Rechtswissenschaften Praktika an, sofern diese laut Studienverordnung verpflichtend sind. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich eine positive Rückmeldung bekommen, sodass ich mich sofort für den Mobilitätszuschuss bewarb.
Problematischer hat sich meine Wohnungssuche gestaltet. Bezahlbarer Wohnraum lässt sich in Brüssel schwer finden. Die meisten Zimmer fangen ab 400 € und diese liegen entweder weit vom Zentrum entfernt oder die Vermieter möchten keine Wohnung für 2 Monate vermieten. Daher bietet es sich an über soziale Netzwerke in diversen Gruppen nach freien Zimmern zu suchen. Auch kann ich empfehlen auf Wohnungsportalen nach einem Zimmer/ einer Wohnung zu suchen. Über ein deutsches Portal bin ich auf eine günstige Wohnung in der Nähe des EU-Viertels gestoßen. Insgesamt musste ich nur 380 € für mein Zimmer im Stadtteil Sint-Joost-ten-Node bezahlen. Der Stadtteil wird zunehmend immer beliebter bei Praktikanten und Studenten, da es sich in Zentrums- und EU-Viertel-Nähe befindet. Ein wenig Vorsicht ist jedoch geboten, da es nicht unbedingt zum sichersten Stadtteil gehört. Ich wohnte in einer 4er WG, wobei jeder seine eigene Küchenzeile im Zimmer hatte und lediglich das Bad wurde mit einer weiteren Person geteilt. Leider hatten wir Probleme mit unserer Dusche und der Heizung, weshalb wir 3 Wochen lang kein warmes Wasser hatten. Da unser Vermieter zu der Zeit im Urlaub war, konnte unser Duschproblem nicht geregelt werden. Ausnahmsweise hat uns unser Vermieter jedoch eine Mietminderung gewährt. Dies ist nach belgischem Recht jedoch keine Pflicht. Trotz dieser bedauerlichen Umstände könnte ich mir gut vorstellen, auch in Zukunft erneut ein Zimmer im gleichen Haus zu mieten. Einfach, weil man in 10 Minuten beim Europäischen Parlament und in 20 Minuten in der Innenstadt sein konnte. Auch befanden sich diverse Supermärkte in der Nähe der Wohnung, sodass man zu günstigeren Preisen einkaufen konnte.
Meine Aufgaben während des Praktikums
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ist ein Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband und vertritt als solcher die Interessen der deutschen Bauindustrie gegenüber Gesetzgebern, Regierung und Verwaltung. Daneben nimmt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sozial- und tarifpolitische Interessen gegenüber Sozialpartnern und Staat wahr. Seit den 90er Jahren hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie auch ein Büro in Brüssel und vertritt dort die Interessen der Bauindustrie vor den europäischen Institutionen.
Generell konnte ich während meines Praktikums erste Einblicke in die Verbandsarbeit im europäischen Kontext erhalten. Insbesondere musste ich baurelevante Gesetzgebungsverfahren zu den Themen Europäische Dienstleistungskarte, Entsenderichtlinie und das Maßnahmenpaket zur Binnenmarktstrategie mitverfolgen. Zu den Monitoringaufgaben gehörten insbesondere das Erstellen von Themenblätter für die interne Arbeit und auch Artikel für die Internetseite des Verbandes. Neben den allgemeinen Monitoringaufgaben gehörte auch die Teilnahme an Sitzungen nationaler Dachverbände (BDA, BDI) und die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Bauverbandes FIEC zu meinen Aufgaben beim Verband. Auch konnte ich durch die Teilnahme an diversen Veranstaltungen von Stiftungen und Landesvertretungen Einblicke in den Arbeitsalltag von Verbänden in Brüssel erhalten.
Leben in Brüssel
Brüssel mit seinen ca. 1.2 Millionen Einwohnern ist nicht nur die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Belgien, sondern unter anderem auch Hauptsitz der Europäischen Union und Sitz der NATO. Als Sitz der Europäischen Union beherbergt die Stadt die drei europäischen Institutionen: die Europäische Kommission, den Europäischen Rat und das Europäische Parlament. Die Stadt ist voller kultureller Vielfalt. Jede Woche gibt es verschiedene Festivals, Ausstellungen o.ä. Außerdem beheimatet sie viele Praktikanten. Daher ist es ziemlich einfach Anschluss zu finden. So gibt es beispielsweise einen Stammtisch für deutsche Praktikanten am Place Jourdan und jeden Donnerstagabend treffen sich Praktikanten, Studenten und Brüsselerbürokraten am Plux (Place Luembourg). Bei einem Bierchen kann man entweder Freunde treffen oder die Zeit zum Networking nutzen. Außerdem bietet es sich an, an den Wochenende mit den Zügen in benachbarte Städte zu fahren, da das Wochenendticket je nach Stadt zwischen 8-15 Euro kostet. Auch kann man zu günstigen Preisen mit Reisebüssen nach Holland fahren.
Fazit
Ich kann guten Gewissens jedem ein Praktikum in Brüssel und insbesondere beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie empfehlen. Das Praktikum ist sehr abwechslungsreich, man kriegt Einblicke in den Alltag der Verbandsarbeit und man kann gute Kontakte für den späteren Berufswerk knüpfen.
Außerdem ist Brüssel eine multikulturelle und lebhafte Stadt, wo es nie langweilig wird. Meine zwei Monate in Brüssel sind viel zu schnell vergangen und gerne wäre ich noch länger geblieben.
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