Hallo ihr Lieben,

hier mein zweiter Blogpost aus bella Italia! Mittlerweile habe ich gerade meine dritte Schulwoche angefangen und langsam fangen die Dinge an, sich normal anzufühlen. Ganz habe ich das Schulgebäude zwar immer noch nicht durchblickt, aber es wird von Tag zu Tag besser und höchstwahrscheinlich habe ich seit heute sogar meinen festen Stundenplan – italienische Planung par exellence!

Die ersten beiden Wochen an der Schule waren wirklich sehr interessant; der Deutschunterricht ist ein völlig anderer, als ich es aus Fremdsprachenunterricht in Deutschland gewöhnt bin. Es wird sehr viel Wert auf Vokabeln und Grammatik gelegt, bisher immer unabhängig von Inhalten, was die Motivation der Schüler*innen sicherlich nicht steigert. Aber dafür bin ich ja da! Die Schüler*innen sind echt alle sehr nett, mir gefallen die unteren Klassen jedoch noch besser, als die oberen (an meiner Schule gibt es 9.-13. Klasse), da die Kinder sehr an meiner Person und Deutschland interessiert sind. Ich habe bisher schon einige Stunden selbstständig unterrichtet, in dieser Woche werden noch mal so einige dazukommen. Im Gespräch mit den anderen deutsche Fremdsprachenassistent*innen, die überall in Italien verstreut sind, ist schnell klar geworden, dass jede Schule und auch jede*r Lehrer*in die Assistenten anders einsetzt, sodass meine Erfahrung auf jeden Fall nicht repräsentativ für alle ist – einige müssen nur Vorträge halten, andere helfen den Lehrer*innen in ihrem Unterricht und wiederum andere müssen selbstständig unterrichten. Letzteres erfordert natürlich einen anderen Planungsaufwand. Da die Fremdsprachenassistent*innen jedoch ausschließlich für Konversationsunterricht gebraucht werden sollen und explizit keine Grammatik unterrichten (puh!), hält sich auch für die selbstständigen Stunden mein Planungsaufwand (bisher) in Grenzen.

Zusätzlich zu 9 regulären Deutschstunden werde ich morgen damit anfangen, noch 3 Stunden Sportunterricht auf Deutsch zu unterstützen. Ich finde das ein sehr interessantes Konzept und bin mal gespannt, wie das wird! Dadurch kann ich einige der Klassen auch noch einmal auf einem etwas persönlicherem Level kennenlernen, als im Klassenzimmer, darauf freue ich mich. Bisher habe ich mir nämlich noch keine Namen merken können – bei 12 Klassen wird das sicherlich auch noch eine Weile dauern.

Turin ist eine wirklich schöne Stadt, erstaunlich untouristisch, was mir glaube ich sehr gut gefällt. Sie ist mir aber tatsächlich ein bisschen zu groß, sodass es mit dem Bus schon mal über eine Stunde dauern kann, um irgendwo hin zu fahren. Auch kleinere Städte eignen sich meiner Meinung nach gut für ein Auslandspraktikum oder -semester!
Mit meiner Wohnung bin ich nach wie vor zufrieden und auch sehr glücklich, dass sie so nah an der Schule ist, das spart mir wirklich Zeit. Der Weg ins Zentrum ist mit der Metro schnell gemacht und mittlerweile habe ich auch ein Fahrrad. Nachdem ich heute damit zum ersten Mal einkaufen gefahren bin, muss ich jedoch mal sehen, wie häufig ich das benutzen werde – ich fühle mich im Straßenverkehr doch deutlich unsicherer als in Deutschland, muss ich zugeben. Allgemein gilt hier, dass man – völlig entgegen dem eigenen Instinkt – einfach auf den Zebrastreifen gehen muss und die Autos dann anhalten (sollten). Wenn man nur am Straßenrand wartet, denkt keiner daran anzuhalten. Daran muss ich mich noch etwas gewöhnen… Dafür ist das Essen wirklich fantastisch, ich war am Donnerstag zum ersten Mal Pizza essen und ich muss schon sagen, dass die in Italien noch mal um einiges besser schmeckt als in Deutschland! Und auch die italienische ‘Aperitivo’-Kultur, bei der es ein Getränk (klassischerweise Aperol-Spritz) sowie entweder eine Kleinigkeit oder sogar Buffet zum Essen gibt, gefällt mir außerordentlich gut!

Mein soziales Leben fängt langsam aber sicher an, sich aufzubauen, es ist jedoch deutlich schwieriger, als während meines Erasmus-Auslandssemesters, da ich keine große Gruppe um mich habe und nichts zentral organisiert wird. Die Erasmus Facebook-Gruppen sind hier ein guter Anlaufpunkt, morgen gehe ich zu einem Sprachtandem-Abend und hoffe, da einige nette Menschen zu treffen! Nachdem mich Ende letzter Woche und fürs Wochenende zwei Freunde von mir besucht haben, war ich am Sonntag mit einigen anderen Assistent*innen aus Turin und Umgebung in Mailand. Bahntickets in Italien sind im Gegensatz zu Deutschland relativ erschwinglich, sodass so ein Tagesausflug mal drin ist 🙂 Besonders bei dem strahlenden Sonnenschein, den ich hier seit drei Wochen habe, war die Stadt durchaus sehenswert. Und Ryanair-Flüge von Bremen oder Hamburg sind auch durchaus bezahlbar!