Allgemeines
Ich studiere den Master Kunst und Kulturvermittlung an der Universität Bremen. Zwischen dem 2. und 3. Semester ist ein Praktikum vorgesehen. Die erlernten Kenntnisse sollen in Museen oder Kulturinstitutionen vertieft werden. Es gibt die Möglichkeit das Praktikum in den kooperierenden Kunst- und Filminstitutionen oder es im Rahmen einer anderen Institution im In- und Ausland zu absolvieren. Das Praktikum sollte laut Modulbeschreibung eine Mitarbeit in Forschungs- und Ausstellungsprojekten, sowie in museumspädagogischen und verwaltungstechnischen Praxisfeldern beinhalten. Es wird in den Seminaren vorbereitet, begleitet und ausgewertet.

Ich habe mich im Dezember 2016 für einen Praktikumsplatz in der Fotografieabteilung des National Museum of Iceland beworben. Bereits im Jahr 2015 und 2016 absolvierte ich in Reykjavík ein Auslandssemester an der Haskóli Íslands mit künstlerischem Schwerpunkt und verlängerte anschließend meinen Aufenthalt durch ein Praktikum in der National and University Library of Iceland. Im Rahmen des Pflichtpraktikums nutzte ich die Chance nach Island zurückzukehren. Mitte Januar 2017 erhielt ich eine positive Rückmeldung von Hildur Halldorsdottir (Human Resources) und Inga Lára Baldvinsdóttir (Head of Photographic Collection).

1. Bewerbungsunterlagen fuer die Praktikumsbewerbung:
– Curriculum Vitae mit Foto + Anhang (Transcript of Records, Zertifikate, Bescheinigungen)
– Motivationsschreiben (ca. 2 Seiten, kurze Vorstellung + Begruendung meiner Motivation, Unterschrift)

Kurz nach dem Erhalt der Zusage habe ich mich für die Praktikumsunterstützung im Rahmen des ERASMUS-Programms beworben. Das Praktikum im National Museum of Iceland ist unbezahlt und besteht aus einer 40h Woche. Das heißt, es bleibt wenig oder keine Zeit für einen Nebenjob. Auch von ERASMUS bekam ich eine Zusage. Durch meine vorherigen Erfahrungen in Island wusste ich, dass eine Wohnungssuche fuer einen kurzen Zeitraum von 2 bis 3 Monaten chancenlos oder unbezahlbar ist. Dennoch versuchte ich mein Glück. Die günstigste Unterkunft, die ich finden konnte, war ein kleines Zimmer bei einem alleinerziehenden Vater für 70.000 ISK (das sind ca. 605€ zzgl. Wechselkursgebühren). Also beschloss ich meine isländische Freundin zu kontaktieren und mit ihr in ihrem Zimmer bei ihrer Familie zu wohnen (in Reykjavík ist es aufgrund der sehr hohen Mietpreise unüblich sich als Student*in eine eigene Wohnung zu suchen).

2. Bewerbungsunterlagen fuer das ERASMUS-Stipendium:
– Curriculum Vitae mit Foto + Anhang (Transcript of Records, Zertifikate, Bescheinigungen)
– Motivationsschreiben (ca. 2 Seiten, kurze Vorstellung + Vorstellungs des Praktikumsplatzes + Begruendung meiner Motivation, Unterschrift)
– aktuelle Immatrikulationsbescheinigung
– Ausgefuellter und unterschriebener ERASMUS-Antrag (Antrag aus dem Internet)

Dokumente nach Erhalt der ERASMUS-Zusage:
– Traineeship
– Grant Agreement
– Auslands-Krankenversicherung
– Auslands-Haftpflichversicherung
– Auslands-Unfallversicherung

Außerdem ist die Teilnahme eines ONLINE-Sprachtests Pflicht. Das Ergebnis beeinflusst in keinem Fall das ERASMUS-Stipendium.
Dokumente nach dem ERASMUS-Aufenthalt
– Traneeship Certificate
– EU-Survey
– Abschlussbericht
– ONLINE-Sprachtest Nr. II

National Museum of Iceland
Das National Museum of Iceland, Þjóðminjasafn Íslands wurde am 24. Februar 1868 mit dem Kurator Jón Árnason gegruendet. Sigurður Guðmundsson, der zweite Kurator, etablierte die antiquarische Sammlung im Museum. Aus diesem Grund nannte man es bis 1911 Antiquarische Sammlung. Das Museum befindet sich seit 1950 in Suðurgata 41, 101 Reykjavík. Zuvor war es auf verschiedenen Dachböden in Reykjavík untergebracht. Zum Beispiel befand es sich 40 Jahre lang auf dem Dachboden des Nationalbibliothekgebäudes in Hverfisgata (Safnahúsið, heute das Kulturhaus Þjóðmenningarhúsið).

Meine Aufgaben im National Museum of Iceland
Zu Beginn bekam ich eine ausführliche Einführung über die Geschichte und den Zusammenhang der fotografischen Kollektion im Nationalmuseum. Mir wurde die genaue Aufteilung, Unterteilung und Organisation des fotografischen Materials erklärt und verschiedene Möglichkeiten der Konservierung und Bewahrung verständlich gemacht.

1. Die Negativsammmlung des islaendischen Fotografen Þórir Óskarsson musste innerhalb des Filmlagerungsraums in ein neues permanentes und angemessenes Lagersystem archiviert werden. Þorir machte seinen Abschluss in Fotografie im Jahr 1959 bei Þórarni Sigurðssyni. Er war bekannt fuer seine Schulklassenfotos und spendete dem Museum den Grossteil seiner Sammlung.

2. Guðni Þórðarson war lange Zeit ein Reporter der Zeitung Tíminn. Der professionelle Fotojournalismus war in Island zu dieser Zeit nicht existent. Guðni fotografierte dennoch im Rahmen seiner journalistischen Taetigkeit. Unter anderem wurden seine Fotos im Tíminn, Samvinnan, Freyr und Hlynur veröffentlicht. Neben seiner Taetigkeit als Familienfotograf, spielte er zusammen mit Hjálmar R. Bárðarson eine wichtige Rolle waehrend der Industriemesse im Jahr 1952. Guðni dokumentierte das gesamte Jahrzehnt von 1946 bis 1956 mit seinen Fotos. Mit diesen Fotos zeigt er Einblicke in das damalige traditionelle Familienleben, in Religion, Politik und Gemeinden, in Hotels, Restaurants und Bars und in das Stadtleben, Farmleben, Arbeiterleben sowie in die Natur Islands. Die digitalen files (ca. 3900) der Fotosammlung des islaendischen Fotografen Guðni Þórðarson mussten mit der Registrierung auf www.sarpur.is verknuepft und hochgeladen werden. Auf diese Weise wurde das gesamte, dem Nationalmuseum vorliegende, fotografische Werk Guðnis öffentlich zugaenglich gemacht.

3. Vigfús Sigurgeirsson war der erste islaendische Fotograf, der ein Fotobuch veröffentlichte und der erste professionelle islaendische Fotograf, der Farbfotos in einem Buch veröffentlichte. Vigfús Fotografien wurden 2008 in dem Þóðminjasafn Íslands ausgestellt. Ein Ausstellungskatalog mit seinen Fotos wurde mit erklaerenden Texten unter dem Namen Þjóðin, Landið og Lýðveldið von den Mitarbeiterinnen des Nationalmuseums veröffentlicht. Im Juli 2017 wurden dem Museum weitere tausende unbekannte Negative im neuen Format gespendet. Meine Aufgabe war es die Negative einzeln zu erfassen und anschliessend vorschriftsmaessig zu archivieren. Ausserdem ueberpruefte ich diese einzeln nach interessanten Ereignissen und fertigte eine Liste der wichtigsten Negative fuer meine Kollegin Kristín Halla an. Im weiteren Verlauf werden sich Kristín Halla und Inga Lará zusammensetzten und darueber entscheiden, welche der Negative an den Fotografen Ivar weitergeleitet und von ihm entwickelt werden sollen.

4. Am 10. Juli besuchte ich mit den Mitarbeitern der fotografischen Sammlung und den Mitarbeitern der archeologischen Sammlung das Folk-Museum in Eyrarbakki. Das Husið ist eines der aeltesten Gebaeude Islands. Es wurde im Jahr 1765 gebaut, zur selben Zeit, in der die daenischen Kaufleute zum ersten Mal die Erlaubnis bekamen in Island zu ueberwintern. Die Kaufmannsfamilien lebten fast zwei Jahrhunderte in dem Haus. Fuer den gesamten Zeitraum war das Husið fuer Island das Zentrum fuer Kunst und europaeische Kultur. Fashion, Musik und Literatur verbreitete sich so im ganzen Land. Im Dorf Eyrarbakki befand sich in dieser Zeit einer der grössten Haefen und Handelsplaetze des Landes, der vor allem von den Farmern des extremen Westens und extremen Ostens Islands genutzt wurde.

An diesem Tag wurde eine Ausstellung zum Thema Kleider eröffnet. Dafuer wurden seltene und sehr alte Kleidungsstuecke aus Island in Glasvitrinen ausgestellt. Um dem Thema einen Gegenwartsbezug zu geben, konnte fuer dieses Projekt jeder sein Kleid in den Ausstellungsraum haengen und die Geschichte des Kleides auf ein kleines Stueck Pappe schreiben.

5. Eine weitere Aufgabe war es, gerahmte originale Fotografien aus der Sammlung zu fotografieren. Die Fotos mussten in Uebereinstimmung mit der Registrierungsnummer nummeriert werden. Anschlissend mussten die Fotografien auf der Museumsdatenbank fuer Fotografie hochgeladen werden und mit der Registrierung auf www.sarpur.is verknuepft werden. Es war wichtig die Fotografien in ihrem urspruenglich Rahmen zu fotografieren, um die Kontextualitaet zu erhalten.

6. Petur F. Jensen
Ungefähr 150 Fotos aus der Sammlung des isländischen Fotografen Petur F. Jensen müssen mit der Registrierung auf www.sarpur.is verknüpft und hochgeladen werden. Auf diese Weise wird ein kleiner Teil des fotografischen Werks von Petur öffentlich zugänglich gemacht. Seine Fotografien zeigen vor allem das Leben auf Grönland im 20. Jahrhundert.

Das Leben in Island
Für Studenten und andere Low-Budget Reisende: In Island funktioniert das Hitch-Hiking ohne Probleme. Egal ob im Sommer, im Herbst oder im tiefsten Winter, länger als 10 Minuten musst du nicht warten. Die Isländer wirken vielleicht auf den ersten Blick zurückhaltend und distanziert, sind jedoch sehr kontaktfreudig und offen und auch die Touristen nehmen die Tramper meistens gerne ein Stück mit. Für den Fall, dass genug Budget für ein Mietauto zur Verfügung ist das „CityCarRental“ in der Snorrabraut, 101 Reykjavík zu empfehlen. Es ist darauf zu achten, dass es auch von September bis Mai zu plötzlichen Schneestürmen kommen kann. Ein 4×4 Wagen mit Spikes bietet Sicherheit. Wenn ein Trip in die Highlands geplant ist, ist das 4×4 die einzige Variante. Die Highlands werden je nach Wetterbedingungen im Laufe des Junis geöffnet und schließen in der zweiten Hälfte des Septembers wieder.

Neben dem bekannten Gullni hringurinn, auch Golden Circle genannt, gibt es noch Natur in Island, in der man nicht mit 200-500 anderen Menschen die Einsamkeit des Landes genießen kann. Zum Beispiel im Zentrum der Insel. Kerlingarfjöll liegt mitten in den Highlands, ist von Juli bis Mitte September aber gut zu erreichen. Der Gebirgszug aus vulkanischem Ursprung, übersetzt Trollweibs-Berge wirkt wie eine andere Welt. Neben Eis und Schnee bietet Kerlingarfjöll heiße Quellen, Fumarolen und Solfatare. Dieses Zusammenspiel erschafft eine Atmosphäre, die vor allem Wanderbegeisterte und Fotografen eine einmalige Chance darbietet. Zu erreichen ist das Gebiet über die Hochlandstraßen F 35 und F347.

Ein weiter Tipp für Reisende, die gern fern von den Hotspots das Land kennenlernen möchten, ist das Dorf Dalvík. Es liegt am Eyjafjörður. Das Fischerdorf ist für das Whale-Watching und das Horseback-Riding bekannt. Geht man die Hauptstraße Mimísvegur Richtung Wetsen, entdeckt man auf der rechten Seite einen privaten Hike. Er ist ungefähr 4 Stunden lang und bietet nach dem durchqueren einiger Pferdeweiden die Möglichkeit kleine Wasserfälle, Berge und Bergseen zu entdecken. Hier begegnet man selbst in der Hochsaison keinem Menschen.
Eine letzte Empfehlung liegt im Osten der Vulkaninsel. Abseits des bekannten Seyðisfjörður liegt der Mjólfjörður. Dieser ist über den Weg Mjóafjarðarvegur (Road 953) zu erreichen. Fährt man diesen Weg Richtung Osten, stößt man auf einen kleinen Pfad, der auf den Gebirgszug des Fjordes führt. Diesen kann man in wenigen Stunden erklimmen und hat die Chance auf einen Blick über Fjord, Meer, Täler und Berge.