Vorbereitung
Im Rahmen meines Bachelors im Fach „Geographie“ an der Universität Bremen war es Pflicht im Laufe des Studiums ein Praktikum zu absolvieren. Da ich mein viertes Semester mit dem ERASMUS+ Programm in Umeå in Nordschweden studiert habe, war es mein Wunsch, auch das Praktikum im Ausland durchzuführen. Während meines Studiums habe ich erkannt, dass ich mich in Richtung Physische Geographie spezialisieren möchte und somit suchte ich vor allem Praktikumsplätze in diesen Gebiet. Meine Suche nach einem Platz begann ich erst Vorort in Schweden, ich beriet mich mit meinen Professoren und bat das Institut für „Environmental Sciences“ meine Bewerbung für einen Praktikumsplatz weiterzuleiten. So hörte ich schließlich von der Forschungsstation in Abisko in Lappland, nah an der norwegischen Grenze, welches in Kooperation mit der Universität Umeå steht. Von einem Mitarbeiter des Climate Impacts Research Centre (CIRC) bekam ich die Ausschreibung für die Suche nach Praktikanten und da sich die Forschung dort vor allem auf Klimafragen spezialisiert, ein Gebiet welches ich besonders interessant für mein Studium finde, bewarb ich mich für diese Stelle.

Die Bewerbung und Organisation des Praktikums war sehr einfach. Für den Praktikumsplatz bewarb ich mich mit meinem Lebenslauf und der Kursliste meines Studiums. Mein Betreuer versicherte mir auf meine Nachfrage hin, dass ich, obwohl ich erst am Anfang meines Studiums stünde, dort einige spannende Aufgaben übernehmen und in aktuelle Forschungsprojekte reinschauen könnte. Da es in der Forschungsstation Wohnungen für die Mitarbeiter gibt, konnte ich mir dort ein Zimmer reservieren und musste mich nicht weiter um eine Unterkunft kümmern. Lediglich die Organisation einer Versicherung war notwendig, da dies nicht abdeckt wurde. Somit konnte ich direkt meine Anreise buchen, glücklicherweise war ich schon in Nordschweden und konnte bequem mit dem Zug nach Abisko fahren.

Für das ERASMUS+ Stipendium bewarb ich mich ebenfalls direkt aus Schweden. Auch hier war die Bewerbung einfach, die Unterlagen bekam ich direkt nach Umeå gesandt, da mein Praktikum direkt nach Ende meines Auslandssemesters begann. Somit konnte ich direkt in Schweden bleiben.

Climate Impacts Research Centre
Das Climate Impacts Research Centre ist ein Projekt der Universität Umeå im Bereich Forschung und Lehre und ist stationiert in der Naturwissenschaftlichen Forschungsstation in Abisko in schwedisch Lappland, etwas über dem nördlichen Polarkreis. CIRC spezialisiert sich in seiner Forschung auf die Auswirkungen von klimatischen und ökologischen Veränderungen auf aquatische und terrestrische Ökosysteme in arktischen Regionen. Es unterstützt Forschungsprojekte, beschäftigt Doktoranden und organisiert Kurse für die Universität Umeå welche in Abisko unterrichtet werden.

In der Forschungsstation gibt es verschiedene Projekte wie CIRC oder Sites Water und außerdem die Möglichkeit für Forscher anderer Universitäten dort Forschungsprojekte aufzubauen und die Labore zu benutzen. Somit beherbergt die Station viele Teams aus unterschiedlichen Ländern, welches einen internationalen Austausch und interessante Gespräche ermöglicht. Die Station an sich besteht aus einem Hauptgebäude mit mehreren Laboren zur Untersuchung der gesammelten Daten, verschiedenen Geräte zur Feldarbeit, einer Bibliothek und Büros für Festangestellte und Doktoranden. Außerdem gibt es dort einen Vorlesungssaal und verschiedene Gebäude mit Wohnungen oder WGs für Forscherteams oder Praktikanten. Der Campus der Station grenzt direkt an den See Torneträsk und liegt zwischen der kleinen Stadt Abisko und dem Nationalpark und ist allgemein umgeben von Bergen und Unmengen von Möglichkeiten zu Wandern und die Natur zu genießen.

Abisko selbst ist lediglich eine kleine Stadt mit nur einem Supermarkt. Man lebt dort relativ abgeschottet, aber dadurch dass in der Station immer Besucher sind, hat man viel zu tun. Es gibt viele tolle Wanderwege und die Mitarbeiter sind alle sehr hilfsbereit wenn es um neue Routen oder den Leih von Zelten und Ausrüstungen geht. Auch Norwegen ist weniger als zwei Stunden entfernt und auf jeden Fall eine Reise wert.

Meine Aufgaben
Meine Arbeit bei CIRC war sehr abwechslungsreich und vielfältig. Selten wusste ich was ich in der nächsten Woche machen würde, da dies meist projekt- und vor allem wetterabhängig war. Meine Aufgaben waren vor allem praktisch und ich war viel draußen in der Natur, ich habe vor allem bei der Feldarbeit von verschiedenen Forschungsprojekten von CIRC und Sites Water mitgeholfen. Ein Forschungsprojekt hat sich dabei durch meine gesamte Zeit in Abisko gezogen, es ging bei diesem Projekt um die Messung verschiedener Gase in einem der Seen nahe Abisko. Zur Vorbereitung dieser Messungen haben wir kleine Messboote aus Plastik gebaut, in welche wir Logger zur Messung der CO2 Konzentration installiert haben. Diese Geräte enthielten außerdem Schläuche zur Messung des Methangehalts in dem jeweiligen See. Durch den Bau dieser Messvorrichtungen habe ich zu Beginn meines Praktikums viel Zeit im Workshop verbracht, um dort mein handwerkliches Können unter Beweis zu stellen. Als Student an der Universität war mir diese praktische Seite von Forschung nie wirklich bewusst und ich bin froh, dass ich durch mein Praktikum einen besseren Einblick in die aktive Forschung bekommen habe. Bei der Konstruktion dieser Geräte standen wir öfters vor kleinen Problemen, welche wir oft auf kreative Weise lösen mussten. Kurz vor meiner Abreise waren die Messboote dann fertig und ich konnte noch mit auf den See um sie dort zu installieren.

Neben diesem Projekt habe ich immer wieder anderen Mitarbeitern bei ihrer Feldarbeit geholfen. Oft bestanden diese Tage aus größeren Wanderungen zu unterschiedlichen Forschungsstandorten. Teil mehrerer Projekte war die Simulation des Klimawandels bei unterschiedlichen Ökosystemen, dazu wurden kleine Gewächshäuser an verschiedenen Standorten aufgebaut um eine erhöhte Temperatur zu simulieren. Meist gab es mehrere Felder mit ähnlichen ökologischen Vorraussetzungen um den Einfluss einer höheren Temperatur auf diese diese Felder zu vergleichen, dazu gab es jeweils ein Kontroll- und ein Versuchsfeld. Dafür mussten wir diese Gewächshäuser auf den Versuchsfeldern aufbauen (siehe beigefügtes Bild). Meist waren die Projekte in mehreren Hundertmetern Höhe auf Bergen lokalisiert und somit gehörte auch Wandern zu meinem Alltag. Auch wenn dies meist anstrengend war, hatte ich so die Möglichkeit verschiedene Ökosysteme, hauptsächlich Permafrost, kennenzulernen und die einzigartige Landschaft der Subarktis zu genießen. An ruhigeren Feldarbeitstagen habe ich dann an einigen Versuchsfeldern die Pflanzen bestimmt, verschiedene Proben entnommen und im Labor analysiert. Somit habe ich auch einen Einblick in die landschaftsökologische Seite der Forschung erhalten.

Während der Durchführung dieser Projekte haben mir meine Kollegen immer den Hintergrund ihrer Forschung erklärt, einiges konnte ich auf mein Wissen aus klimageographischen und geomorphologischen Vorlesungen beziehen und ich bekam ein umfangreiches Bild von unterschiedlichen Forschungsmethoden.

Fazit
Meine Zeit in der Forschungsstation in Abisko hat mir einen breiten Einblick in die akademische Arbeit und Forschung ermöglicht. Ich bin sehr froh, dass ich die Chance hatte neun Wochen in dieser besonderen Natur zu arbeiten. Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und viele neue Eindrücke bereitet. Ich habe viel über die praktische Forschungsarbeit gelernt und kann mir gut vorstellen, später einmal in diesem Feld zu arbeiten. Außerdem konnte ich mich mit vielen interessanten Kollegen austauschen und habe so einige neue Sichtweisen zu aktuellen Themen kennengelernt. Ich würde die Forschungsstation jedem ans Herz legen der sich für Wandern, Berge und Pflanzen interessiert und sich darüber freuen würde, auch im Juni einen Schneemann zu bauen.