Nikolaus- und Weihnachtsbräuche in Bremen und Norddeutschland

Wenn es um Weihnachtsbräuche geht, scheiden sich die Geister – vor allem geografisch bedingte Unterschiede sorgen oftmals für die ein oder andere Auseinandersetzung in Familien bei der Planung der Festivitäten; während bei Mama immer das Christkind kam, ist Papa mit dem Weihnachtsmann aufgewachsen. Und wer von beiden soll nun an Weihnachten den gemeinsamen Kindern die Geschenke bringen?

Auch Bremen hat nicht nur, ebenso wie andere nordische Länder, ganz andere Traditionen als der tiefe Süden Deutschlands, sondern sogar einen ganz eigenen Brauch, der in dieser Form tatsächlich exklusiv bremisch ist:

Falls es bei euch diese Woche am 06. Dezember abends an der Tür geklingelt hat, wurdet ihr möglicherweise Zeugen einer ganz speziell bremischen Tradition: dem Sunnerklaaslaufen, auch Nikolauslaufen genannt (Sunnerklaas = Plattdeutsch für Sankt Nikolaus). Hierbei ziehen Kinder, meist verkleidet und in kleinen Gruppen, ähnlich wie an Halloween durch die Nachbarschaft von Tür zu Tür. Statt jedoch „Süßes oder Saures“ zu rufen, sagen sie beim Nikolauslaufen ein Gedicht auf oder singen ein weihnachtliches Lied, was daraufhin mit Süßigkeiten, Nüssen oder Obst belohnt wird.

 

Die Figur des Sankt Nikolaus und der Brauch des Nikolauslaufens gehen auf den heiligen Nikolaus von Myra zurück, einen legendenumwobenen Bischof des 4. Jahrhunderts, der als Schutzpatron der Kinder gilt. Sankt Nikolaus soll in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember von Haus zu Haus reisen und Geschenke wie Schokolade, Nüsse oder Mandarinen in den am Vortag gründlich geputzten Stiefeln der Kinder hinterlassen, die am Abend vor die Tür gestellt werden. Begleitet wird er dabei meist von einem Esel als Packtier und früher auch von der Figur des Knecht Ruprecht, der eine Rute bei sich trägt, um Kinder zu bestrafen, die nicht brav waren oder deren Stiefel nicht sauber genug für die Gaben sind. In Süddeutschland wird Knecht Ruprecht meist durch den teufelsähnlichen Krampus ersetzt. Dass die Vorstellung von Knecht Ruprecht heutzutage nicht mehr ganz so verbreitet ist, ist daher wohl nicht verwunderlich und zumindest aus pädagogischer Sicht vermutlich durchaus sinnvoll.

In vielen Familien ist es zudem üblich, zusätzlich zu den Stiefeln auch Milch und ein paar Kekse für Sankt Nikolaus und Brot oder Hafer für seinen Esel zur Stärkung bereitzustellen.

Aus dieser Nikolausfigur ging schließlich auch der klassische Weihnachtsmann hervor, den wir heute als den Geschenkebringer an Heiligabend kennen. Während in den westlich-südlicheren, katholisch geprägten Bundesländern das Christkind die Geschenke bringt, übernimmt hier in Bremen, wie auch in den restlichen evangelisch geprägten Bundesländern, der Weihnachtsmann diese Aufgabe. Genau wie Sankt Nikolaus mit niederländischen Auswanderern als Sinterklaas nach Amerika gelangte und dort zu Santa Claus also dem amerikanischen Weihnachtsmann wurde, entwickelte sich auch in Deutschland eine sehr ähnliche Version des Weihnachtsmanns aus dem Nikolaus, die mit der Zeit durch Popkultur wie Kinofilme immer stärker mit dem amerikanischen Weihnachtsmann verschwamm.

Vor allem hierzulande vereinte der Weihnachtsmann durch das Tragen einer Rute sowohl den beschenkenden Sankt Nikolaus als auch Knecht Ruprecht, der unartige Kinder mit einer Rute bestraft, in einer Person. Die heutige, moderne Vorstellung vom immer freundlichen, am Nordpol wohnenden Weihnachtsmann, der an einem von Rentieren gezogenen Schlitten durch die Luft zu den Häusern fliegt, um den Kindern Geschenke zu bringen, hat demnach nur noch wenig mit der früheren Nikolausfigur gemein.

Wie schön ist es also, dass wir in Bremen von beiden Figuren etwas haben – denn welches Kind freut sich nicht über einen zusätzlichen Feiertag mit Süßigkeiten und Geschenken?

Feiert ihr Nikolaus? Und falls ja, wie habt ihr das Fest in eurer Kindheit erlebt? Habt ihr eigene Nikolaustraditionen? Wir freuen uns über eure Kommentare und Nachrichten!

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