Moika! – Für mein freiwilliges Praktikum im Studiengang Biologie habe ich mir eine kleine Forschungsstation im Süden Finnlands direkt an der Ostsee ausgesucht. Deren Forschungsschwerpunkt ist die Ostsee und die Einflüsse des Klimawandels auf diese.

Die Forschungsstation liegt direkt am Meer und etwas außerhalb des Dorfes Tvärminne, die Station wird von der Universität Helsinki betrieben. Es ist ein sehr abgelegener Ort innerhalb eines kleinen Naturschutzgebietes und gut eine halbe Stunde Fahrt mit dem Auto dauert es zu den nächsten kleinen Städten Ekenäs (Tammisaari) und Hanko. Da Finnland in diesem Teil zweisprachig ist (Finnisch und Schwedisch) haben alle Städte zwei Namen, einen Finnischen und einen Schwedischen; was mich am Anfang etwas verwirrt hat, man aber mit der Zeit einfach hinnimmt. Die Kultur hier in der Gegend ist auch besonders von dieser Zweisprachigkeit geprägt, da die größere Region Hanko auch zu dem Teil gehört, wo viele Menschen muttersprachlich schwedisch sprechen; auch wenn viele Leute hier beide Sprachen können. An der Station als wissenschaftliche Einrichtung wird eigentlich viel Englisch gesprochen auf Grund der viele internationalen Mitarbeiter*innen, sodass sich meine Finnisch Kenntnisse durch vorheriges Üben mit Apps auf dem Handy auf einfache Phrasen und gebräuchliche Worte beschränkt. Nach dem Aufenthalt bin ich aber motiviert, daran weiter zu arbeiten.

Ich habe mein dreimonatiges Praktikum Mitte September angefangen und bin dafür mit der Fähre von Stockholm nach Turku gefahren und von dort aus weiter nach Tvärminne. An meinem ersten Arbeitstag bin ich gleich mit einer Tour durch das Gebäude und auf dem Gelände gestartet. Auch habe ich gleich am selben Tag mein erstes Bootstraining absolviert, um im Naturschutzgebiet, welches zur Forschungstation gehört, mit kleinen Motorbooten fahren zu können. An diesem sehr beeindruckenden ersten Tag habe ich mich schon gleich in die Natur in Finnland verliebt. Zu der Natur hier gehören Wald, Felsen und ganz viele kleine Inseln, die das Schärenmeer von Finnland prägen.

Innerhalb meiner Arbeit dort konnte ich viele Wissenschaftler*innen begleiten, so sind wir teilweise mit dem Auto zu den Schilfgebieten gefahren, um dort Untersuchungen zu machen oder aber auch mit dem großen Forschungsschiff ‚Augusta‘ zu Stellen, an denen die Ostsee 20 Meter tief ist und haben dort Sedimentproben mit dem Kran hochgeholt. Ich habe auch viel im Labor assistiert. Meine Aufgaben waren zum Beispiel das Einwiegen von Proben, Meerestiere bestimmen, Sieben, Mahlen, Einpacken von Pflanzenproben zum Weiterverschicken. Ich habe Titrationen zur pH-Wert Bestimmung gemacht und bei einer Stärkebestimmung von Seegras geholfen. Auch habe ich bei einem internationalen Projekt geholfen, wo künstliche Riffstrukturen im Meer ausgesetzt wurden und wir dann nach einem halben Jahr geguckt haben, welche Tiere sich dort angesiedelt haben.

Im Laufe meines Praktikums konnte ich noch mehr über diesen bestimmten Lebensraum und seine Probleme lernen. Aufgrund der breiten Fächerung der Forschung an der Station konnte ich in sehr vielen Bereichen der Meeresbiologie praktische Erfahrungen sammeln, da auf der Station an sehr vielen verschiedenen Themen gearbeitet wird. Aber auch andere Wissenschaften, die sich mit dem Meer beschäftigen, konnte ich kennen lernen, da auch ein großer Teil der Arbeit auf interdisziplinären Ansätzen beruht, um einen möglichst genauen Einblick in den Lebensraum der Küste hier an der Ostsee zu erhalten, wobei der Klimawandel natürlich auch hier ein sehr wichtiges Thema ist. Auch konnte ich eine andere der drei biologischen Forschungsstationen hier in Finnland von der Universität in Helsinki besuchen, welche in dem Ort Lammi gelegen ist.

Besonders beeindruckend war der Unterschied der Jahreszeiten vom Ende des Sommers bis zum Winter und auch das Kürzerwerden der Tage. Im September waren wir sogar noch einmal schnorcheln, gut ausgerüstet mit Neoprenanzügen und konnten dabei einiges der Algenwälder, Fische und Quallen sehen.

Alle Menschen waren sehr nett und ich habe mich sehr willkommen gefühlt, in den drei Monaten, die ich auf der Station gelebt habe. Dadurch, dass die Station doch etwas abgelegen ist, ist der Zusammenhalt der Mitarbeiter*innen, besonders der, die dauerhaft auf der Station wohnen, sehr gut. Gemeinsam mit den Doktoranden und Wissenschaftlern bin ich immer zum Einkaufen gefahren und am Wochenende gerne auch mal in das Stammcafé. Auch andere Ausflüge wie ein Handballturnier der Finnischen Frauennationalmannschaft habe ich gesehen, auch wenn Handball hier eine kleinere Bedeutung hat im Vergleich zu den verschiedenen Wintersportarten. Ein sehr beliebter Sport hier ist Floorball, das ist eine Art Indoorhockey, welche mit einem kleinen Plastikball gespielt wird. Es ist in Finnland üblich, dass Firmen eine eigene kleine Floorball Mannschaft haben. Wir haben in dem Nachbarort Lappohja in der Turnhalle der dortigen Schule immer montags nach der Arbeit Floorball gespielt, was mir sehr viel Spaß gemacht hat und ein guter Ausgleich war, wenn ich den Tag über drinnen im Labor gearbeitet habe.

Der Zusammenhalt der Mitarbeiter*innen die auf der Station arbeiten, wurde auch durch eine Weihnachtsfeier gestärkt, bei der ich auch dabei sein durfte, wir haben erst eine Teambildungsspiel gespielt und danach noch gemeinsam gegessen. Auch treffen sich alle freitags zu einer gemeinsamen Kaffeepause, in der wir in Teams ein Musikquiz gelöst haben, was immer sehr lustig war.

Ein weiterer wichtiger Teil der finnischen Kultur, den ich dort kennenlernen durfte, ist die Saunakultur und das Eisbaden (oder auch Winterschwimmen genannt), was wir auf der Station in einer eigenen Sauna die an zwei Abenden der Woche für uns zur Verfügung stand, und von der wir direkt in die Ostsee baden gegangen sind, auch im Winter bei -10°C und Schnee.

An einem weiteren Wochenende habe ich Helsinki besuchen können. Helsinki, als Hauptstadt des Landes, ist sehr interessant und ich konnte noch viele weitere Einblicke in finnische Architektur erhalten und die Sehenswürdigkeiten von Helsinki bewundern. Ein anderes Wochenende haben wir in der Stadt Fiskars ein ‚Slowfood‘-Festival besucht. An den Wochenenden habe ich die umgebene Natur beim Spazieren auf kleinen Wanderwegen durch die Naturschutzgebiete entdecken können. Wir waren im Kino, im ‚Second-Handshop‘ einkaufen, auf dem Weihnachtsmarkt und Schlittschuh laufen.

Fazit
Ich hatte eine tolle Zeit in Finnland, die Leute waren sehr hilfsbereit und freundlich und ich habe mich sehr gut dort eingelebt. Ich hatte ein gutes Gefühl mit allen Menschen und auch von denen die Rückmeldung bekommen, dass sie sehr zufrieden mit meiner Arbeit als Praktikantin und mit mir zwischenmenschlich waren. Ich hoffe, dass ich nochmal zu einen Besuch dorthin zurück kommen kann. Ich habe sehr viel gelernt und kann ein Erasmuspraktikum nur wärmstens weiter empfehlen und bin sehr dankbar das ich durch die Erasmus+ Förderung eine solch positive Erfahrung machen durfte, die mich persönlich und auch im Hinblick auf mein Studium sehr viel weiter gebracht hat.