Hintergrund und Motivation
Im November letzten Jahres bekamen wir von unserem Meeresbiologie Professor eine Tour durch die Labore und Aquarienanlagen seiner Arbeitsgruppe. Neben aktueller Forschung erzählte er uns auch über seinen eigenen Werdegang und über selbst absolvierte Praktika. Hier erfuhren wir erstmals vom Institut für Marine Biologie (IfMB) auf Giglio. Dort bekommen Schüler und Studenten meeresbiologischen Unterricht und bekommen einen Überblick über das marine Ökosystem. In den Alltag eines meeresbiologischen Instituts hineinschauen zu können und mit Schülern und Studenten zusammenzuarbeiten klang so interessant, dass ich mich direkt um ein Praktikum dort bewarb.
Die Insel Giglio und das IfMB
Die Insel Giglio liegt etwa 2,5 Stunden nordwestlich von Rom vor der Westküste Italiens. In unmittelbarer Nähe der Inseln Elba und Montechristo liegt sie im westlichen Becken des Mittelmeers. Mit den drei Orten Porto, Castello und Campese ist sie eine kleine Insel, die vor allem vom Tourismus lebt. Vom Festland fährt man mit der Fähre von Porto Santo Stefano rüber nach Porto. Das IfMB befindet sich auf der anderen Seite der Insel im Ort Campese. In der Vergangenheit wurde auf Giglio Pyrit abgebaut und auf Schiffe verladen. Aus dieser Zeit stammen auch die noch vorhandenen Sockel der Fördertürme, die man in der Bucht von Campese erblicken kann. Ein paar hundert Meter von der Bucht in Campese befindet sich das IfMB. Dort kommen sowohl Schulklassen als auch Universitäten hin, um an fünf Tagen mehr über die Ozeane zu lernen. Mit drei großen, mit Binokularen und Fachliteratur ausgestatteten Kursräumen bietet das IfMB genügend Räumlichkeiten, um mehrere Klassen gleichzeitig zu beherbergen.
Aufgaben einer klassischen Woche
Es gab einige Aufgaben, die jeden Tag gemacht werden mussten und im Team rotierten. So waren einige für die Tauchbasis zuständig und andere für das Schnorchellager, in dem die Schüler und Studenten ihre Ausrüstung verräumen konnten. Hier musste täglich gefegt werden und die Süßwassertonnen mit frischem Wasser gefüllt werden, um das Equipment zu spülen. Darüber hinaus gab es noch den Hälterungsdienst, bei dem stets die Tiere im Hälterungsraum auf Gesundheit überprüft wurden.
Die meisten Klassen kamen samstags an, wobei sich hier schon die ersten Aufgaben ergaben. Am Ankunftstag wurde das Gepäck der Schüler mit dem Institutsbus aus dem Hafen in Porto abgeholt und nach Campese zum Institut gebracht. Dort wurden die Schüler oder Studenten dann von einem Kursleiter in Empfang genommen und bekamen eine Inseleinführung. Ansonsten wurden vor dem ersten Kurstag alle Kursräume geputzt und desinfiziert, genauso wie die ganze ausgeliehene ABC-Ausrüstung (Neoprenanzug, Maske, Schnorchel und Flossen) der vorherigen Klassen.
Am ersten Kurstag bekamen die Klassen dann ihre ABC-Ausrüstung für die Woche sowie eine sicherheitsrelevante Einführung ins Schnorcheln von uns. Die meisten Klassen probierten im Anschluss daran ihre Ausrüstung direkt aus und gingen Schnorcheln. Anschließend mussten wir dann die Organismen für den jeweiligen Kurstag vorbereiten und in Schälchen setzen. Diese Schälchen bekamen dann die Schüler während des Kurses und mussten verschiedene Aufgaben erledigen. So sollten sie neben der Artbestimmung auch noch andere Informationen über die Organismen herausfinden wie z.B. Bewegung, Schutz oder Fortpflanzung. Bei der Bearbeitung dieser Aufgaben unterstützten wir die Schüler und gaben diesen Tipps, wenn sie mal Hilfe benötigen. Darüber hinaus mussten wir uns um die Organismen im Hälterungsraum kümmern und diese füttern und versorgen. Insgesamt gab es drei vier Kurstage, wobei an den ersten drei die oben genannten Aufgaben bearbeitet werden sollten. Am ersten Tag hatten die Schüler Echinodermata, also Stachelhäuter wie z.B. Seesterne in ihren Schalen. Der zweite Tag beschäftigte sich mit Organismen des Hartbodens wie Korallen, Moostierchen oder Schwämmen. Am dritten Kurstag wurden dann die Organismen des Sandbodens wie Muscheln oder Krebse untersucht.
An einem Tag der Woche, oft mittwochs, stand dann eine geführte Schnorcheltour an. Hierbei haben wir als Praktikanten diese Schnorcheltour geführt und den Teilnehmern die Organismen aus dem Kurs in freier Wildbahn sowie einige Besonderheiten in der Bucht gezeigt. Der letzte Kurstag der unter dem Titel ,,Vernetzte Welt’’ stattfand, diente dazu den Schülern beizubringen, auf welche Weisen wir als Menschen den Meeren schaden und was wir alle dagegen machen können. So wurde den Schülern ein Denkanstoß gegeben, an welchen Stellen im Alltag man etwas verändern kann. Zudem bekamen die Schüler die Chance, sich eine Plankton-Probe einmal genauer anzuschauen und waren oftmals sehr erstaunt darüber, wie divers und vielfältig diese sein kann.
Besondere Aufgaben und meine absoluten Highlights umfassten das Sammeln oder Aussetzen von Organismen beim Tauchen sowie das Planktonziehen für den letzten Kurstag. Dabei fuhr man morgens bei Sonnenaufgang mit dem Institutsboot raus und besorgte eine frische Plankton-Probe.
Zusammenfassung
Zusammenfassend war dieses Praktikum eine umfassende Bereicherung für meine persönliche Laufbahn. Ich konnte mein Wissen über die im Kurs behandelten Organismen auffrischen und erweitern. Zudem konnte ich dieses Wissen an jüngere Schüler und Studenten weitergeben und ihnen näher bringen, wie wichtig ein funktionierendes Ökosystem Ozean für uns alle ist. Darüber hinaus bekam ich die Chance in den Alltag eines Instituts einblicken zu können und war erstaunt, wie viel Arbeit wirklich dahinter steckt und wie viel eigentlich im Hintergrund passiert. Außerdem durften wir taucherisch sehr viel lernen und konnten uns auch hier enorm weiterbilden. Sicherheitsrelevante Themen haben wir angesprochen und diskutiert und konnten so vieles verbessern. Ich blicke sehr positiv auf meine Zeit auf Giglio zurück und hoffe, selbst wiederkommen zu können. Wer sich nicht vor ein bisschen Arbeit scheut, dem kann ich dieses Praktikum nur weiterempfehlen.
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